Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Bayern München II 1:0

Versöhnliches zum Saisonabschluss

Versöhnliches zum Saisonabschluss

Foto: Eibner-Pressefoto/Alexander Neis

Mit einem Heimsieg im Saisonfinale bestätigen die Roten Teufel ihre gute Bilanz der Corona-Wochen. In Zeiten, in denen es vereinspolitisch einmal mehr hoch her geht, kann der 1. FC Kaiserslautern die Signale der Mannschaft gut gebrauchen.

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Es ist geschafft. Mit dem 1:0-Erfolg gegen Bayern München II ist die Saison 2019/20 des FCK Geschichte. Nach elf Geisterspielen binnen 36 Tagen hat sich die Mannschaft die Sommerpause nicht nur körperlich verdient. Auch sportlich haben die Jungs von Trainer Boris Schommers im Saisonfinale fast durchweg besser ausgesehen als über weite Strecken in den Monaten davor: Sechs Siege, drei Unentschieden und zwei Niederlagen - das wäre auf die ganze kommende Saison hochgerechnet genau die Ergebnisbilanz, mit der es für einen Aufstiegsplatz reichen könnte.

Gute Serie zum Schluss: Trotzdem ist Vorsicht geboten

Dennoch ist Vorsicht geboten, ehe man aus Rang vier in der inoffiziellen "Corona-Tabelle" hinter den drei Topteams Bayern II, Würzburg und Braunschweig sowie zuletzt vier Heimsiegen am Stück ohne ein einziges Gegentor womöglich zu viel Positives ableitet. Denn vermeintlich mutmachende Erfolge in bedeutungslosen letzten Saisonspielen hatte der FCK schon in den vergangenen Jahren genug. Auch Platz 10 in der Abschlusstabelle sowie gefühlt ewig lange Serien ohne Heimsieg lassen sich unter dem Strich kaum als zufriedenstellendes Ergebnis verkaufen.

Und trotzdem: Alleine die Energie der Profis, in den vergangenen fünf Wochen alle drei bis vier Tage an die Grenze zu gehen, spricht durchaus für einen Charakter, der dem Team ja nicht selten abgesprochen wird. Gleichzeitig zeigt der Sieg gegen den neuen Drittliga-Meister aus München, den der FCK in dieser Saison somit in beiden Spielen besiegt hat, dass die Lautrer nicht einfach aufgrund fehlender Qualität lediglich im Mittelfeld gelandet sind. Woran hat es also gelegen? Klasse oder Einstellung? Diese Frage ist wohl nur mit einem differenzierteren "Sowohl als auch" zu beantworten. Die Verantwortlichen werden bei ihrer Saison-Analyse hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen.

Schweigeminute und Trauerflor für Udo Scholz

Zurück zum letzten Saisonspiel. Dieses beginnt am ersten Juli-Samstag im erneut menschenleeren Fritz-Walter-Stadion mit einer Schweigeminute für den am vergangenen Mittwoch verstorbenen Udo Scholz. Ein Dreier gegen die Bayern, wie ihn die zu Ehren von Scholz mit Trauerflor aufgelaufenen Lautrer in den folgenden 90 Minuten dann einfahren, hätte dem früheren Kult-Stadionsprecher auf dem Betze sicher gefallen. Auch wenn es an diesem Tag nur gegen die zweite Mannschaft der Münchner geht.

Trainer Boris Schommers stellt dabei die Startformation auch im finalen Saison-Akt auf mehreren Positionen um und stattet André Hainault überraschend mit der Kapitänsbinde aus, obwohl mit Carlo Sickinger der etatmäßige Spielführer nach seiner Verschnaufpause unter der Woche in Halle wieder von Beginn an mit dabei ist. Gut möglich, dass es sich dabei um eine kleine Abschiedsgeste an den Franko-Kanadier handelt, der nach zwei Spielzeiten in Kaiserslautern seinen Vertrag vorerst nur für die beiden letzten Partien verlängert hat.

Bakhat wieder von Beginn an, aber vor dem Tor noch zu grün

So oder so. Deutlich bessere Aussichten auf eine längere Perspektive beim FCK als der 34-jährige Hainault haben Anas Bakhat und Mohamed Morabet, die ebenso wie Jonas Scholz wieder von Beginn an ran dürfen und zu den kleinen Gewinnern der Corona-Spiele zählen. Jungprofi Bakhat ist es auch, der in der 3. Minute zur ersten guten Möglichkeit der Partie kommt. Anstatt selbst abzuschließen, legt er den Ball jedoch noch einmal ab und ermöglicht es den Gästen, die Situation zu bereinigen. Ein Fehler, den Bakhat nach einer guten Stunde noch einmal macht. Auch hier wäre der eigene Versuch wohl die bessere Wahl gewesen als die Ablage auf Christian Kühlwetter.

Letzterer ist trotzdem der Spieler, der die Begegnung zugunsten der Gastgeber entscheidet, als er wenige Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit in einen zu kurz geratenen Rückpass der Bayern spritzt und mit seinem 14. Saisontreffer zum 1:0 einschießt. Ein Patzer von Avdo Spahic, der designierten neuen Nummer eins im Lautrer Kasten, hätte den Gästen um ein Haar den Ausgleich ermöglicht. Stattdessen trudelt die Kugel an den Pfosten und auch den am Ende zunehmenden Druck des Meisters übersteht die Schommers-Elf unbeschadet.

In den Schlussminuten der Partie kommt der aufgrund ständiger Verletzungen weit hinter den Erwartungen gebliebene Andri Bjarnason ebenso noch einmal zu ein paar Einsatzminuten wie Debütant Luca Jensen aus der Oberliga-Mannschaft. Dauerspieler Florian Pick, der nach der Partie seinen Wechselwunsch öffentlich macht, darf zum Spielende derweil durchschnaufen, ehe es für den Flügelmann nach dem Schlusspfiff zusammen mit den anderen FCK-Spielern zum Spalierstehen für den neuen Meister geht.

Botschaft an die Fans: "Ohne Euch ist Fußball nichts!"

Den Titel haben sich die kleinen Bayern sportlich natürlich auch verdient. Überflüssig sind zweite Mannschaften in der 3. Liga trotzdem. Sie braucht in einer Profiliga mit zahlreichen Traditionsklubs kein Mensch. Ebensowenig wie die Geisterspiele, wegen der die Betze-Profis zum Saisonschluss auch noch eine Botschaft an die vor dem Fernseher zuschauenden FCK-Fans richten. "Ohne Euch ist Fußball nichts! Wir vermissen Euch!", heißt es auf einem großen Transparent. Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass der FCK solche Zeichen des Zusammenhalts in den kommenden Monaten wohl wieder gut gebrauchen kann.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Schommers: "Schöner Abschluss, gute Rückrunde" (Der Betze brennt)

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