Im Blickpunkt

Wieso hat das FCK-Team seinen Schwung verloren?

Wieso hat das FCK-Team seinen Schwung verloren?


Nach der umjubelten Serie von fünf Siegen in Folge hat der 1. FC Kaiserslautern nun seit fünf Pflichtspielen (inklusive Pokal) nicht mehr gewonnen. Was sind die Gründe dafür? DBB-Gastautor Schello stellt zu dieser Frage einige Thesen zur Diskussion.

Nicht einmal zwei Monate ist es her, dass die FCK-Mannschaft mit den rund 2.500 mitgereisten Fans in München ausgelassen den fünften Sieg in Folge feierte. Vier Spieltage später wurde sie nach dem Heim-Unentschieden gegen Preußen Münster von Teilen der Westkurve ausgepfiffen. Aber was ist dazwischen passiert?

Nach dem 1:1 bei der SpVgg Unterhaching gingen viele FCK-Fans positiv gestimmt in die Winterpause. Schließlich holte die Mannschaft 16 von 18 möglichen Punkten aus den letzten sechs Spielen. Und auch am letzten Spieltag des Jahres hätte der FCK das Auswärtsspiel gewinnen und dadurch ganz nahe an den Relegationsplatz heranrücken können. Doch auch das Remis tat der Euphorie rund um den Betzenberg keinen Abbruch.

Im Trainingslager in der Türkei wollte Trainer Boris Schommers vor allem die Schwachstellen der Mannschaft verbessern. Gerade bei Standardsituationen war der FCK in der Hinrunde ziemlich ungefährlich gewesen. Eckball- und Freistoßvariationen wurden einstudiert. Auch auf den Spielaufbau und den Torabschluss legte der Trainer bei den Einheiten viel Wert. Die zwei Testspiele gegen den FC Aarau und MTK Budapest konnte der FCK deutlich für sich entscheiden (4:1, 5:0). Neben guten spielerischen Ansätzen bestaunten die mitgereisten Anhänger aber vor allem viele Tore. Neben dem Platz zeigten sich die Spieler gelassen. Es wurde viel gelacht und die eine oder andere Wette (Bauchplatscher in den kalten Hotelpool) eingelöst. Auch die Generalprobe gegen den Regionalligist FK Pirmasens wurde klar und deutlich mit 3:0 gewonnen.

Euphorie auf dem Betze und Schommers' Systemänderung

Am ersten Spieltag nach der Winterpause waren die Vorzeichen klar. Gegen Großaspach, einen klaren Abstiegskandidaten, wollten Spieler, Trainer aber auch die rund 17.000 FCK-Fans den Schwung der vorangegangenen Wochen mitnehmen und weiter Boden im Kampf um die Aufstiegsplätze gutmachen. Zwar hielten sich die Verantwortlichen mit dem Thema Aufstieg zumindest öffentlich noch zurück, doch bei den Fans war die Rechnung schnell aufgestellt. Gegen Großaspach muss ein Sieg her und wenn man dann in Ingolstadt gewinnt, ist der FCK wieder oben dabei. Um variabler zu sein, hatte Schommers in den Wochen zuvor auch ein neues 4-3-3-Spielsystem einstudieren lassen. Das vor der Winterpause so erfolgreiche 4-4-2 musste dafür weichen. Überraschend für viele war in diesem Zusammenhang wohl die Reservistenrolle für Timmy Thiele. Im Vergleich zur Siegesserie vor der Winterpause stand Simon Skarlatidis gegen Großaspach in der Startformation. Weil er in der Vorbereitung der Topscorer seines Teams war, lautete die Begründung von Coach Schommers. Gegen tief stehende Aspacher war der FCK über weite Strecken der Partie die deutlich bessere und aktivere Mannschaft. Die einstudierten Ecken wurden zweimal brandgefährlich, lediglich die Latte rettete in beiden Versuchen für die Gäste. Probleme gab es vor allem im Spielaufbau und beim Torabschluss, so reichte eine Großzahl von Torchancen nicht, um das Spiel zu entscheiden. Ein erster Rückschlag für den FCK im neuen Spieljahr. Auch Trainer Schommers sprach nach dem Spiel von einer guten Leistung, aber zwei verlorenen Punkten.

Sechs-Punkte-Spiel in Ingolstadt: Erneute Überraschung in der Aufstellung

Auch wenn die Verantwortlichen des FCK die Wichtigkeit des Spiels in Ingolstadt nicht dramatisieren wollten, war doch jedem klar: Gewinnt der FCK beim FCI schrumpft der Vorsprung auf den Tabellenzweiten auf fünf Punkte zusammen. Wird das Spiel verloren sind es direkt elf Punkte Rückstand. Rund 1.800 Fans begleiteten ihre Mannschaft nach Bayern immer noch euphorisiert. Schließlich hatte die eigene Mannschaft seit sieben Spielen nicht mehr verloren. Und auch in Ingolstadt legte der FCK gut los, hatte die besseren Chancen und größeren Spielanteile. Schommers tauschte im Vergleich zum Aspach-Spiel Skarlatidis mit Lucas Röser. Letzterer war bislang in dieser Saison wenig bis gar nicht in Erscheinung getreten(14 Einsätze, null Tore, eine Vorlage), tauchte aber überraschend nicht auf seiner gewohnten Position im Sturmzentrum auf, sondern sollte das Flügelspiel der Roten Teufel beleben. Erneut wählte Schommers das 4-3-3-System mit Pick im Sturmzentrum und Jannik Bachmann als Abräumer vor der Abwehr. Nach dem 1:1-Ausgleich durch den eingewechselten Thiele war sich ein Großteil der FCK-Anhänger sicher, dass die Mannschaft das Spiel noch dreht. Hatte man doch zuvor fast nur auf ein Tor gespielt und zum Teil wieder leichtfertig Großchancen vergeben.

Angetrieben vom lauten Gästeanhang spielte der FCK weiter nach vorne, doch in der 93. Minute bestrafte der Tabellenzweite eine Unachtsamkeit in der Lauterer Defensive zum 1:2. Fassungslosigkeit im Gästeblock, aber auch bei Trainer und Mannschaft, machte sich nach Abpfiff breit. "Eine bittere Niederlage, aber wir können aus dem Spiel sehr viel mitnehmen’", resümierte Schommers.

Keine Pokalüberraschung und der erneute Rückschlag

In der Hinrunde konnte der FCK nach Niederlagen in der Liga im DFB-Pokal dicke Ausrufezeichen mit Siegen gegen Mainz und Nürnberg setzen. Danach sah es zumindest nach 45 Minuten auch im Achtelfinale aus, denn das Team von Boris Schommers konnte den frühen Rückstand in eine 2:1-Pausenführung drehen. Am Ende jubelten aber die Düsseldorfer. Der FCK hatte in der zweiten Halbzeit nur noch wenig entgegen zu setzen und verlor am Ende gegen den überlegenen Bundesligisten doch recht deutlich mit 2:5.

Nur vier Tage später wollten die rund 18.000 Zuschauer endlich den ersten Heimsieg im neuen Jahr sehen. Ohne die verletzten Thiele und Röser hatte der FCK wie in den Partien zuvor deutlich mehr Spielanteile, tat sich aber enorm schwer, gegen ganz tief stehenden Gäste die passenden Lösungen zu finden. Den Rückstand durch Luca Schnellbacher konnte Christian Kühlwetter zwar ausgleichen, mehr Tore sollten an diesem Samstag aber nicht fallen. Hendrick Zuck vergab in der zweiten Halbzeit noch die große Chance zum Sieg. Nach 90 Minuten gab es zum ersten Mal seit längerer Zeit auch wieder unüberhörbare Pfiffe von der Westkurve. Einige Spieler und auch der Trainer zeigten dafür Verständnis.

Warum schafft es der FCK vor allem zu Hause nicht, zu gewinnen?

Bleibt der Erfolg aus, wird extern und auch intern immer die Frage gestellt: Was läuft eigentlich falsch?

Betrachtet man die drei Ligaspiele nach der Winterpause, hat der FCK viel Aufwand betrieben, aber viel zu wenige Punkte gesammelt. Ein Grund dafür könnte das neue 4-3-3-System sein. Es erfordert gerade nach Ballverlusten ein schnelles Defensiv-Umschaltspiel. Dies wäre dem FCK gegen Großaspach schon fast zum Verhängnis geworden, als nach Abspielfehlern nahezu die komplette Offensive aufgerückt war und der Gast einige gefährliche Konter fahren konnte. Auch in Ingolstadt wählte Trainer Schommers diese offensive Spielweise. Nach dem Spiel musste er sich eingestehen, dass die Restabsicherung mit einem "Sechser" vor dem 0:1 zu wenig war. Das gleiche Bild zeigte sich auch gegen Münster. Ein offensiv aufgestellter FCK, der anrannte und sich ein Konter-Tor einfing.

Die Frage, die sich nach den drei Auftritten in der Liga stellt, ist: Begreift die Mannschaft das neue System und ist sie mit ihren Spielertypen überhaupt dafür ausgelegt?

Fraglich ist, ob Hendrick Zuck, der vor der Winterpause meistens über links kam, überhaupt in dieses System als einer von drei "Sechsern" reinpasst. Oder interpretieren er und Carlo Sickinger ihre Positionen gar als typische "Achter" oder sogar als weitere Außenspieler? Florian Pick, der wohl die beste Hinrunde seines Lebens spielte, sollte zuletzt meistens als Mittelstürmer fungieren oder wie zuletzt gegen Münster als "Zehner" oder hängende Spitze. Ist es für ihn nicht besser, wenn er sein Tempo über außen ausspielt und dann mit ein zwei schnellen Bewegungen in Richtung Tor ziehen kann, so wie in der Hinrunde, als er elfmal traf? Stattdessen fällt auf, dass es einem Simon Skarlatidis über außen schwer fällt in Eins-gegen-Eins-Duelle zu gehen. Ist er nicht ein gelernter Spielmacher und prädestiniert für einen Platz im Zentrum des Spiels? Ähnliches gilt für Lucas Röser, der Schwächen im Defensiv-Umschaltspiel aufweist, trotzdem gegen Ingolstadt und auch gegen Düsseldorf auf dem Flügel eingesetzt wurde.

Große Probleme hat der FCK weiterhin in der Chancenverwertung und bei Standardsituationen. Zählt man den Elfmeter gegen Düsseldorf nicht dazu, hat der FCK 2020 noch kein Tor nach einer Standardsituation erzielt, obwohl zahlreiche Ecken und Freistöße erarbeitet wurden. Auch der Spielaufbau erwies sich gegen die tief stehenden Mannschaften als zu behäbig. Gerade gegen Münster versuchte sich Jannik Bachmann oft zwischen die Innenverteidiger Kevin Krauß und Lukas Gottwalt fallen zu lassen. Jedoch war dann fraglich, wer als Anspielstation im Zentrum dienen sollte. So bekam der FCK wenig Tiefe ins Spiel, versuchte viel über außen zu spielen. Dafür braucht es allerdings im Zentrum einen Spieler, der sich auch in der Luft durchsetzen kann. Oder als zweite Option Spieler, die mit Schnelligkeit auf die Grundlinie vordringen und den Ball in den Rücken der Abwehr spielen.

Was kann der FCK noch erreichen?

Im Vergleich zu den ersten 14 Spieltagen hat der FCK sich als Mannschaft deutlich weiterentwickelt. Es sind kleine Stellschrauben, an denen Trainer Schommers drehen muss. Schafft es der FCK auch mal wieder, in den entscheidenden Momenten in Führung zu gehen, werden ihm auch wieder Siege gelingen. Verbessert sich die Chancenverwertung und das Umschaltspiel, schafft man es das eine oder andere Standard-Tor zu erzielen, ist auch eine Serie wie vor der Winterpause nicht unrealistisch. Woche für Woche zeigen auch die weiter oben stehenden Aufstiegskandidaten, dass sie nicht konstant punkten können. Jedoch beträgt der Rückstand des FCK auf den Relegationsplatz 3 schon neun Punkte, während der Abstand nach unten wieder geschrumpft ist. Um nicht weiter in der Tabelle abzurutschen, sollte die Mannschaft am Samstag die drei Punkte in Braunschweig einfahren.

(Gastautor Johannes alias "Schello" ist 22 Jahre alt und seit neun Jahren Dauerkartenbesitzer beim FCK. Er besucht fast alle Heim- und Auswärtsspiele der Roten Teufel, außerdem trainiert er eine A-Klasse-Mannschaft und besitzt die dafür nötige Trainerlizenz.)

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Quelle: Der Betze brennt | Autor: Schello (Gastautor)

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