Interview des Monats: FCK-Legende Ronnie Hellström, Teil 2/2

"Die Situation des FCK geht mir nahe"

"Die Situation des FCK geht mir nahe"


Heute feiert Torwart-Legende Ronnie Hellström seinen 70. Geburtstag. Im großen DBB-Interview spricht der Blondschopf mit dem Schnäuzer über das Torwartspiel damals und heute, Gerry Ehrmann und Lennart Grill sowie die aktuelle Situation des 1. FC Kaiserslautern.

Der Betze brennt: Ronnie Hellström, das Leben als Profifußballer war in den 1970er und 1980er Jahren noch ein anderes als in der heutigen Zeit. Das eine oder andere Bier konntet ihr damals sicherlich noch trinken, oder?

Ronnie Hellström (70): Ja, das ging schon (schmunzelt). Es gab am Rosenmontag mal einen Ball, bei dem die ganze Mannschaft da war und auch die Fans kommen konnten. Da wurde dann doch einiges getrunken. Kalli (FCK-Trainer Karl-Heinz Feldkamp; Anm. d. Red.) wollte am nächsten Tag aber immer richtig trainieren. Nach dem Motto: Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Als er merkte, dass die meisten noch Kopfweh vom Vorabend hatten, setzte er absichtlich ein Kopfballtraining an. Ein wirkliches Straftraining war das zwar nicht. Danach waren aber alle ziemlich fertig. Trotzdem wurde am Faschingsdienstag noch weiter gefeiert. Danach galt die Konzentration aber wieder dem Spiel am Wochenende - und wenn ich mich recht erinnere, haben wir das dann auch gewonnen.

Der Betze brennt: Stimmt es, dass du in den ersten Jahren deiner Karriere noch ohne Torwarthandschuhe gespielt hast?

Hellström: Ja, das stimmt. In Schweden und in den ersten beiden Jahren in Kaiserslautern war das so. Wenn es trocken war, ging das problemlos. Doch wenn es geregnet hat, habe ich Handschuhe angezogen. Weil es im Winter oft kalt war und das Spielen ohne Handschuhe so nicht möglich war, habe ich mich dann aber generell umgestellt und ab 1976 immer Torwarthandschuhe getragen.

Der Betze brennt: Später hast du sogar deine eigene Kollektion an Torwarthandschuhen entworfen. In Kaiserslautern und später in Idar-Oberstein hattest Du eigene Modegeschäfte.

Hellström: Der Fußball stand zwar immer im Fokus, ich hatte aber Spaß daran, mich noch anderweitig abseits des Platzes zu beschäftigen. Aber nur weil es sportlich so gut gelaufen ist, konnte ich nebenbei noch andere Sachen machen. Wir haben zusammen mit der Firma Reusch gearbeitet, in Deutschland Handschuhe hergestellt und diese unter anderem nach Schweden exportiert.

"Als Torwart kannst du heute viel mehr mitspielen"

Der Betze brennt: Wenn du das Torhüterspiel von damals mit der heutigen Zeit vergleichst. Wo liegen die größten Veränderungen?

Hellström: Es hat sich viel verändert durch die Regel, dass der Ball bei einem Rückpass nicht mehr mit der Hand aufgenommen werden darf. Die heutigen Torhüter müssen viel mehr mit den Füßen machen und fußballerisch besser sein. Das macht das Spiel wesentlich attraktiver.

Der Betze brennt: Man hört heraus, diese Regel hättest du zu deiner Zeit auch gerne bereits gesehen?

Hellström: Auf jeden Fall. Diese Veränderung des Spiels ist durchweg positiv. Als Torwart kannst du heute viel mehr mitspielen, das macht deutlich mehr Spaß. Es ist schade, dass es damals noch nicht so war. Aber auch wir haben früher viel mit dem Ball am Fuß trainiert. Brenzlige Situationen im Spiel waren aber vermeintlich leicht geklärt, in dem der Ball einfach in die Hand genommen worden ist.

Der Betze brennt: Heutzutage werden die Keeper individuell betreut, haben zum Teil einen ganzen Stab an eigenen Trainern und Betreuern. Wie war das bei euch?

Hellström: Leider hatten wir das noch nicht. Ob es mein Kollege Sepp Stabel oder Armin Reichel war, wir haben uns quasi selbst trainiert. Einen eigenen Torwarttrainer hatten wir nicht. Wir haben so enorm viel voneinander gelernt. Ich muss auch gestehen, wenn ich zur Nationalmannschaft gefahren bin, hatte ich immer auch etwas Angst um meinen Stammplatz. Sepp und Armin haben gut gespielt, wenn ich nicht da war. Aber Konkurrenz ist immer gut und spornt einander an. Wir haben uns trotzdem sehr gut verstanden.

Der Betze brennt: Dein Nachfolger in Kaiserslautern war Gerry Ehrmann, später Deutscher Meister mit dem FCK und heute einer der bekanntesten Torwarttrainer Deutschlands. Habt ihr euch damals schon kennen gelernt?

Hellström: Wir haben uns erst einige Jahre später persönlich kennengelernt. Der Kontakt wurde dann mehr, als er Torwarttrainer wurde. Wenn ich zu den FCK-Spielen komme, unterhalten wir uns oft. Das ist für den Verein ein riesiger Trumpf, einen solchen Trainer zu haben. Es ist fantastisch, wie viele gute Torhüter er ausgebildet hat. Mein Sohn, der 1980 in Kaiserslautern geboren wurde, spielte später auch als Torhüter und absolvierte auch mal ein Probetraining in Kaiserslautern unter Gerry. Das war damals in der A-Jugend gemeinsam mit Roman Weidenfeller. Wegen einer schweren Knieverletzung musste er seine Karriere aber früh beenden.

Der Betze brennt: Auch du hast eine Zeit lang als Torwarttrainer bei Malmö FF und Hammarby IF gearbeitet.

Hellström: Gerade die Zeit in Malmö war sehr interessant. Der junge Zlatan Ibrahimovic hat damals für uns gespielt und er meinte zu dieser Zeit schon, viel zu sagen zu haben. Er hat mich mal gefragt, in welchem Land er am besten spielen sollte. Ich empfahl im Italien, wo er unter anderem in seiner großen Karriere später ja auch spielte. Ich hätte ihm den FCK empfehlen sollen, aktuell könnten sie ihn gut gebrauchen (lacht).

"Ich bin mir sicher, Lennart Grill wird seinen Weg gehen"

Der Betze brennt: Das stimmt. Zur Zeit läuft es beim FCK nicht rund. Vor allem in der Offensive hakt es enorm. Wie intensiv verfolgst du das Geschehen auf dem Betzenberg noch?

Hellström: Jede Woche natürlich. Die Situation geht mir auch nahe. Mit Sebastian Andersson (2017/18 bester FCK-Stürmer; Anm. d. Red.) stehe ich regelmäßig in Kontakt und hatte auch versucht, ihn im Sommer zum Bleiben zu bewegen. Er wollte nach längerem Überlegen aber weg. So ein Spieler würde dem Verein in diesem Jahr gut zu Gesicht stehen. Die Erfahrung und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor hätte sehr gut getan.

Der Betze brennt: Dafür steht mit dem erst 20-jährigen Lennart Grill seit der Winterpause ein großes Talent im Tor. Was würdest du ihm in der jetzigen Lage des Vereins mit auf den Weg geben?

Hellström: Bei meinem letzten Besuch in Kaiserslautern hat noch Wolfgang Hesl gespielt. Ich freue mich schon drauf, ihn live zu erleben. Für seine ersten Spiele hat er ja sehr gute Kritiken bekommen. Das ist natürlich für einen jungen Torhüter eine schwierige Situation. Ich habe in meiner Anfangszeit in Kaiserslautern zwar auch eine schwierige Situation erlebt und gegen den Abstieg spielen müssen, war da aber schon Mitte 20. Er muss einfach so weiter machen, ruhig bleiben, keine übertriebenen Sachen machen, dann bin ich mir sicher, dass er seinen Weg gehen wird.

Der Betze brennt: Zum Abschluss gehen wir noch mal weg vom FCK und kommen zu dir: Am heutigen Donnerstag darfst du deinen 70. Geburtstag feiern. Wird es ein großes Fest geben?

Hellström: Ja, da freue ich mich schon sehr darauf. Mein Haus steht offen und es kommen viele Leute, die ich schon eine Zeit lang nicht mehr gesehen habe. An die Zahl 70 denke ich aber gar nicht, ich fühle mich noch nicht so alt. Am Samstag feiern wir dann noch mal mit dem engeren Familienkreis.

"Vor dem Heimspiel gegen Osnabrück bin ich wieder in Kaiserslautern"

Der Betze brennt: Auch in diesem Alter bist du noch viel beschäftigt. Wie verbringst du deine Zeit aktuell?

Hellström: Wenn das Wetter gut ist, spiele ich gerne Golf und besuche natürlich immer noch viele Fußballspiele. Zuletzt war ich etwa beim Europa-League-Spiel von Malmö FF gegen den FC Chelsea. Momentan habe ich außerdem viel zu tun mit dem Buch, das ich über meine Karriere geschrieben habe...

Der Betze brennt: ... welches bald auch in Deutschland erscheint. Wann dürfen deine Fans in Kaiserslautern in den Genuss kommen?

Hellström: Das Buch wird im März in Deutschland erscheinen. In der Woche vor dem FCK-Heimspiel gegen Osnabrück am 24. März werde ich dafür auch in Kaiserslautern sein. Ich versuche, jedes Jahr mindestens zweimal zurück in die Pfalz zu kommen. Dabei fühle ich mich immer noch so, als wäre ich nie wirklich weg gewesen. Es ist auch fantastisch, wie gut mich die jüngere Generation kennt, die mich nie hat Fußball spielen sehen. Daran haben die Eltern und Großeltern einen immensen Anteil, weil sie viel über unsere damalige Zeit erzählt haben.

Der Betze brennt: Vielen Dank für das Gespräch und alles erdenklich Gute zum 70. Geburtstag, Ronnie Hellström!

(Das Interview führten Moritz Kreilinger und Thomas Hilmes.)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1 des Interviews: "Der FCK war ein absoluter Glücksfall für mich"

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