Vereinshistorie: Letztes fehlendes FCK-Wappen entdeckt

Historisches Wappen des FC Bavaria 1902 Kaiserslautern

Historisches Wappen des FC Bavaria 1902 Kaiserslautern


Die Chronik des 1. FC Kaiserslautern wurde weiter vervollständigt: Memorabiliensammler Hagen Leopold hat das letzte noch fehlende Wappen der FCK-Vorgängervereine entdeckt und erzählt auf Der Betze brennt die Geschichte dazu.

Das letzte bislang unbekannte Wappen eines der Vorgängervereine des 1. FC Kaiserslautern wurde vom Fußballhistoriker Hagen Leopold bereits vor einigen Jahren entdeckt. Dissonanzen mit dem ehemaligen Vorständen des FCK (Kuntz/Grünewalt) und deren unprofessionellem Umgang mit der Vereinsgeschichte in Sachen FCK-Museum veranlassten den eigentlichen Museums-Initiatior Leopold, diese Information erst jetzt, rund 116 Jahre nach Gründung des FC Bavaria zu veröffentlichen.

14 abtrünnige FCK-Mitglieder gründeten den FC Bavaria 1902

Am 17. Juli 1902 gründeten 14 abtrünnige Mitglieder des FC 1900 Kaiserslautern nach ihrem dortigen Austritt einen eigenen Verein, den FC Bavaria 1902 Kaiserslautern. Der ehemalige Vorsitzende des FCK, Karl Nagel, und sein Schriftführer Karl Lotz waren die Initiatoren und übernahmen diese Positionen auch beim FC Bavaria 1902.

Karl Lotz war jahrelang aktiver Spieler in beiden Vereinen und dürfte als Sohn des erfolgreichen Fabrikaten Christian Lotz & Söhne, Mechanische Fabrikationen von Lederschuhen mit Holzsohlen, auch treibende Kraft in Sachen Namensgebung gewesen sein. Die Pfalz war ja bereits seit 1835 unter bayrischer Verwaltung, aber das erfolgreiche Unternehmen Lotz, in zweiter Generation in Kaiserslautern angesiedelt, war auch auf internationalen Ausstellungen ein Begriff und gerade in München von König Ludwig II im Rahmen der Bayerischen Landes-Industrie-Gewerbe und Kunst-Ausstellungen bereits 1878 hoch dekoriert.

Dementsprechend dürfe Karl Lotz auch dafür verantwortlich gewesen sein, mit frühem Mäzenatentum den Verein voranzubringen. Er sah sich aber primär als aktiver Fußballer und nicht als der große Macher. Die bescheidene Position des Schriftführers gibt dies wieder, trotzdem hatte er sicher großen Einfluss. So erfreute sich Bavaria 1902 eines regen Zulaufs, so dass man 1905 bereits 80 Mitglieder zählte und damit der größte Kaiserslauterer Fußballverein war. Lotz nutzte sicher auch seinen Einfluss auf die Honoratioren der Stadt, wie ein Bittbrief vom 10. Mai 1906 an den Bürgermeister belegt, der von ihm und dem 2.Vorsitzenden August Lösch unterzeichnet wurde. In einem zweiseitigen Brief wird bezüglich Anlegung eines neuen Spielfeldes bei der Stadt angefragt. Dies war notwendig geworden, weil die bisherige Spielstätte am alten Kirchhof nicht mehr dem Anspruch von Meisterschaftsspielen entsprach. Der FC Bavaria war nach vier Jahren im "Verband Pfälzer Vereine für Bewegungsspiele" in den "Verband süddeutscher Fußballvereine" eingetreten und damit den Spielregeln und Platzregularien des DFB unterworfen.

Schon 1905 war der FC Bavaria der größte Kaiserslauterer Fußballverein

Lotz war ein Visionär, der bereits über den provinziellen Tellerrand hinaus schaute und danach strebte, auch mit außerpfälzischen Vereinen in Wettbewerb zu treten. Er ermutige die Stadtväter zur Bereitstellung eines neuen Sportplatzes und wollte die damit einhergehenden höheren Kosten für die Stadt gegenfinanzieren. Er verwies bereits geschickt darauf, dass bei größeren Wettspielen vom Publikum entsprechende Eintrittsgelder erhoben werden können, wodurch der Verein "in die Lage versetzt würde, einen angemessenen jährlichen Beitrag zu den entstehenden Unkosten zu leisten."

Erinnert fast an die in den letzten Jahren immer wieder notwendigen zähen Verhandlung zwischen Stadt und FCK in der Stadionfrage: Allerdings offerierte der FC Bavaria 1902 den Stadtvätern damals eine Win-Win-Situation, was man seitens der Stadt leider nicht erkannte.

Ferner argumentierte Lotz, "dass die Abhaltung von Wettspielen, Sportfesten und die Austragung von Meisterschaftsspielen einen günstigen Einfluß auf die Hebung des Fremdenverkehrs habe."

Er untermauerte diese Thesen pro Schaffung eines geschlossenen Sportplatzes mit Hinweisen auf die "Deutsche Sportbehörde für Athletik" und die aktuelle Statistik des "Deutschen Fußball-Bundes" über die im Jahr 1905 von den Vereinen ausgegebenen Reisegelder zwecks Ausführung von Wettspielen. Ferner die Zahl der Vereine, sowie deren Mitglieder, um hieraus zu ersehen, in wie hohem Maße der Fußballsport von der deutschen Jugend ausgeübt wird." Lotz war damit einer der Türöffner in einer Zeit, in der der Fußball noch in den Kinderschuhen steckte.

Nach sieben Jahren: Fusion zum FV Kaiserslautern

Obwohl der FC Bavaria 1902 bereits am 01. März 1909 im Rahmen der Fusionen mit dem FC Palatia e.V. Kaiserslautern und dem Fußball Club Kaiserslautern 1900 im FV Kaiserslautern aufging, waren diese sieben Jahre seiner Existenz durchaus richtungweisend für den Lautrer Fußballsport.

Bavaria absolvierte in diesen sieben Jahren neben den üblichen regionalen Wettspielen (Gesellschaftsspielen) auch insgesamt 42 offizielle Liga-Spiele. 17 Siege, drei Unentschieden und 22 Niederlagen stehen zu Buche. Ein Torverhältnis von 135:147, sowie ein Punktspielkonto von 37:45 sind dokumentiert.

Trotz umfangreicher Recherchen war es weder Hagen Leopold noch diversen anderen Chronisten zuvor gelungen, eine Wappenabbildung des FC Bavaria 1902 ausfindig zumachen.

Vielleicht liegt in der rückblickend doch eher sportlichen "Bedeutungslosigkeit" einer der Gründe, warum über den FC Bavaria 1902 über Vereinsregister, lokale Presseveröffentlichungen oder Zeitungsarchive nicht sehr viel zu erfahren ist. Auch konnte Leopold weder im Stadtarchiv Kaiserslautern noch im Landesarchiv Speyer oder im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München etwas zur Gestalt eines Wappens in Erfahrung bringen. Interessanterweise ist selbst auf den wenigen erhaltenen Dokumenten, Briefen kein Wappen des FC Bavaria 1902 aufgedruckt.

Historischer Wappenfund mit Hilfe von "Kommissar Zufall"

Leopold besitzt auch zwei Motiv-Postkarten des FC Bavaria 1902 aus den Jahren 1903 und 1906 , die ebenfalls keine Wappendarstellung enthalten. Möglicherweise hat man erst zum Beispiel nach dem fünfjährigen Gründungsjubiläum ein Wappen kreiert, das aufgrund der schon bald vollzogenen Fusion bzw. Auflösung des Vereins im Frühjahr 1909 nirgendwo publiziert wurde und auch keine Vereinsnadeln in nennenswerter Anzahl angefertigt wurden und so in Umlauf kamen.

Grußkarte des FC Bavaria 1902 Kaiserslautern mit Unterschriften

Erst durch "Kommissar Zufall" stieß Leopold im Frühjahr 2011 in einem kleinen Antiquariat, fast 50 Kilometer von Kaiserslautern entfernt, auf das gesuchte Wappen. Auf der Suche nach "Fußballhistorischem" wurde er vom Inhaber auf ein paar Fußballnadeln hingewiesen , die in einem gläsernen Ringsteck-Kästchen lagen. Bei den Nadeln handelte es sich um uninteressante "Massenware", aber zwischen den Silberringen steckte ein verborgenes "Schätzchen". Leopold entdeckte einen kleinen Silberring auf dessen Tafel-Fassung, statt eines eingeriebenen Steins eine umgearbeitete emaillierte Vereinsnadel plan aufgelötet ist.

Zwei Fotos: Silberring mit dem Wappen des FC Bavaria 1902 Kaiserslautern

Möglicherweise war die Nadel zuvor auch abgebrochen. Dem einstigen Besitzer erschien diese aber offensichtlich so erhaltenswert, dass er diese fachmännisch von einem Juwelier auf einen kleinen Silberring mit Hartlot auflöten lies. Der Ring wechselte für "kleines Geld" den Besitzer. Der Händler konnte auf Nachfrage lediglich bestätigen, dass dieser aus einer Haushaltsauflösung aus Kaiserslautern stammte und er den Ring lediglich als Kuriosität angesehen habe, aber keinerlei Idee habe, worum es sich dabei handle.

Chronistenglück in Reinform! Bis heute ist nirgendwo eine vergleichbare Nadel aufgetaucht. Auch die leichte Beschädigung des Emailles (wohl Bestoßung durch Tragen als Ring) tut dem Wert dieser "Nadel" keinen Abbruch.

Dank der der professionellen Erfassung und Zeichnung durch Leopolds langjährigen Freund und Historikerkollegen, den Wappenzeichner Marcus M. Keune aus Peine, kann jetzt die fehlende Lücke in der Liste historischer Wappen des 1. FC Kaiserslautern geschlossen werden.

Aktualisierte Wappenleiste des 1. FC Kaiserslautern und seiner Vorgängervereine

Das Vereinswappen des FC Bavaria 1902 Kaiserslautern:

Vereinswappen des FC Bavaria 1902 Kaiserslautern, von Wappenzeichner Marcus M. Keune

Die Erstveröffentlichung dieser Entdeckung wurde diese Woche in der Ausgabe #12 von "Zeitspiel - Magazin für Fußball-Zeitgeschichte" von Hagen Leopold exklusiv publiziert. Wir bedanken uns für die Gelegenheit zur Zweitveröffentlichung auf Der Betze brennt!

» Weitere Informationen: Zeitspiel - Magazin für Fußball-Zeitgeschichte

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Hagen Leopold

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