Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Heidenheim

Wieder ein Last-Minute-Ärgernis

Wieder ein Last-Minute-Ärgernis


Der 1. FC Kaiserslautern verschenkt erneut zwei Punkte vor heimischem Publikum. Dabei wäre ein Sieg hochverdient gewesen.

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Wenn jemand die Laune beim 1. FC Kaiserslautern am Samstagnachmittag verkörperte, dann war es Mateusz Klich. Während seine Mitspieler gegenüber den wartenden Journalisten das ärgerliche Last-Minute-2:2 gegen den 1. FC Heidenheim zu erklären versuchten, marschierte der Pole mit Rucksack auf dem Rücken und einem Gesichtsausdruck wie bei einer Beerdigung demonstrativ wort- und grußlos Richtung Ausgang. Keine Frage, da war einer restlos bedient. Wieder zwei Punkte und womöglich (das wievielte Mal?) endgültig die Mini-Chance auf den Relegationsplatz verschenkt.

Klichs Laune kaum zuträglich war wohl auch, dass er nach 45 Minuten und beim Stand von 0:1 Kacper Przybylko weichen musste. Konrad Fünfstück schenkte zwar zunächst der siegreichen Elf von Paderborn eine zweite Chance, allerdings fehlte es der Truppe gegen giftig verteidigende Heidenheimer an Durchschlagskraft. „Es hat sich mit der zweiten Sturmspitze vorne drin bezahlt gemacht“, analysierte der Coach nach dem Spiel seine taktischen Maßnahme auf ein 4-4-2 umzustellen.

In der Tat rieb sich der wiedergenese Przybylko auf. Der Stürmer brachte gemeinsam mit Jon Dadi Bödvarsson (Przybylko: „Ich hoffe, dass ich das nächste Spiel zusammen mit ihm auflaufen werde“) die schwäbische Defensive in der zweiten Halbzeit einige Male in Verlegenheit. „Er hat sich heute meinen Respekt verdient“, lobte auch Fünfstück. „Pritsche“ war sich sogar nicht zu schade, den Gegner bis an die eigene linke Eckfahne zu verfolgen oder vor dem eigenen Strafraum eine Vollspeed-Grätsche anzusetzen. Eine Szene, die ihm lauten Applaus von den Tribünen einbrachte.

Dort boten die großen Lücken auf den Tribünen das fast schon gewohntermaßen ernüchternde Bild. Diejenigen offiziell 21.646, die bei nasskaltem Wetter trotzdem ins Fritz-Walter-Stadion kamen, verbreiten allerdings eine gute Stimmung, passend zum kampfbetonten Spiel auf dem nassen Rasen. Nach vielversprechendem Beginn (Doppelchance Bödvarsson und Vucur) rückte vor allem Schiedsrichter Sven Jablonski in den Fokus des FCK-Anhangs. Dessen seltsame Linie in der Bewertung von Foulspielen und Kartenvergabe verursachte immer wieder ein gellendes Pfeifkonzert, das sich auch in Richtung des Gespanns, bedingt durch den ärgerlichen Rückstand kurz vor dem Pausenpfiff, zur Halbzeit noch einmal ordentlich entlud.

Die 180-Grad-Wende folgte mit dem verdienten Ausgleichstreffers durch Markus Karl. Nun brannte die Westkurve richtig und wer weiß, in welche ekstatische Höhe sie gefallen wäre, hätten die Roten Teufel - nun wie entfesselt, angetrieben von Fünfstück - nur einige Sekunden später wirklich das 2:1 nachgelegt. „Nach dem 1:1 war es ein anderes Spiel“, sagte Heidenheims Coach Frank Schmidt, der sein Team von da an eingeschnürt in der eigenen Hälfte sah, dem folgerichtig der verdiente zweite Treffer für die Hausherren folgte. In der 74. Minute schlug der neue Goalgetter Stipe Vucur wieder zu. Auf Flanke von Jean Zimmer nagelte der Innenverteidiger den Ball unhaltbar in die Maschen und drehte zum Jubeln Richtung Westkurve ab.

Spätestens als Przybylko zehn Minuten vor Schluss, begleitet vom rhythmischen Klatschen in der Westkurve, nur an die Unterkante der Latte köpfte, glaubte jeder an die hochverdienten drei Punkte. Ausgenommen die Heidenheimer. Bei einem Eckball kurz vor Schluss witterten die Schwaben ihre Chance – und kamen tatsächlich zum späten 2:2.

„Es ist scheiße. Das darf uns nicht passieren“, schimpfte Jean Zimmer. „Am Ende war es dann wieder eine Standardsituation, die mit zwei, drei Abprallern zum Tor führt.“ Trotz allem Ärger: Der Blick beim FCK richtete sich schon kurz nach dem Heidenheim-Spiel nach vorne. Schließlich agieren die Lautrer auswärts deutlich sicherer (und erfolgreicher).

Dabei wird den Roten Teufeln allerdings neben den gelbgesperrten Ruben Jenssen und Stipe Vucur auch Daniel Halfar fehlen, der nach einem etwas zu engagierten Foulspiel in der Nachspielzeit vom Platz flog. „Das gibt Arbeit für das Trainerteam“, sagte Fünfstück mit Blick auf die Aufstellung im Breisgau. Finden muss er ein Team, das seine Chancen effektiver nutzt und hinten stabiler steht. Schafft er das, fährt dann vielleicht auch Mateusz Klich stellvertretend für den ganzen FCK wieder mit einem Grinsen nach Hause.

Mein Spieler des Spiels: Stipe Vucur leistete solide Arbeit mit den bekannten kleineren Wacklern. Vorne erzielte der Innenverteidiger wieder einen Kopfballtreffer, während er hinten einige Mal rechtzeitig zur Stelle war.

Was sonst noch auffiel: Noch ohne Treffer, aber für die Mannschaft schon wichtig: Jon Dadi Bödvarsson ist ein echter Teamplayer. Der Isländer zeigt immer wieder, dass er einen Blick für seine Mitspieler hat. Ausgestattet mit der entsprechenden Technik kann sich Bödvarsson zu einem echten Volltreffer entwickeln – wenn er nun hoffentlich bald auch mal seine erste Bude macht.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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