Immerhin: Der 1. FC Kaiserslautern kann zu Hause doch noch gewinnen. Mit 2:0 besiegen die Roten Teufel das Tabellenschlusslicht MSV Duisburg, können aber spielerisch nicht überzeugen. DBB-Autor paulgeht mit einer Rückschau auf das gestrige Spiel.
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„Glauben Sie an einen Sieg des FCK beim morgigen Heimspiel?“ Mit dieser Frage bat der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach am Samstagnachmittag die versammelten Mitglieder zum Test der elektronischen Stimmgeräte. Das Ergebnis: Gerade einmal 59% der anwesenden Mitglieder stimmten mit Ja. Ein ernüchterndes Votum, ruft man sich in Erinnerung, dass die Roten Teufel den Tabellenletzten der zweiten Liga erwarteten: Den MSV Duisburg.
Duisburg und Kaiserslautern, beide Gründungsmitglieder der Bundesliga und seit Jahren im deutschen Fußball etabliert. Ein Traditionsduell wie es im Buche steht. Stattliche 1.800 Fans brachte der MSV auf den Betzenberg mit. Von der Tabellensituation ließ sich die blau-weiße Horde nicht beeindruckend, sorgte stattdessen vor dem Anpfiff für ein minutenlanges Kräftemessen um die Stimmungshoheit mit der Westkurve. Satte Anfeuerungsrufe auf der einen, laute Gesänge auf der anderen Seite. Von Kater- oder Krisenstimmung keine Spur. Dass hier der Letzte der Heim- auf den Letzten der Auswärtstabelle traf, konnte man am Stimmungsbild im Gegensatz zum Testvotum am Vortag nicht ablesen.
Dafür allerdings auf dem Spielfeld. Denn beide Mannschaften machten ihrer jeweiligen Platzierung alle Ehre. Der FCK, zwar mutig und engagiert, dafür aber fahrig, glück- und in letzter Konsequenz ideenlos, versuchte es immer wieder mit Diagonalbällen, um die Räume der Duisburger Hintermannschaft auszunutzen. „Die Außenverteidiger stehen sehr hoch, da wollten wir mit solchen Pässen hinter die Abwehr kommen“, erklärte Konrad Fünfstück. Allerdings: Nicht selten scheiterte dieses Vorhaben durch die missglückten Abspiele oder Zögerlichkeiten. „Solche Bälle kannst du nur schlagen, wenn auch Platz da ist“, meinte der im zentralen Mittelfeld aufgebotene Markus Karl, der allerdings trotzdem ein paar Mal die gut postierten Außenstürmer übersah oder schlicht zu spät oder ungenau bediente – dafür allerdings in den Defensivarbeit seinen Job solide verrichtete.
So entstand eine Partie, die zwar in den ersten zwei, drei Minuten vielversprechend begann, dann aber schnell an Tempo und Niveau verlor. Auch weil die Gäste aus Duisburg herzlich wenig zum Spielgeschehen beitragen wollten. Zwangsläufig ging es also für beide Mannschaften ohne Tor in die Kabinen, wenngleich es einzelne Chancen zur Führung sowohl auf Seiten des FCK (Przybylko blockt Pass von MSV-Keeper Michael Ratajczak und verfehlt das Tor knapp) als auch beim MSV (Steffen Bohls Kopfball verfehlt nach einer Ecke das lange Eck) gab.
Angesichts der schwachen Darbietung kein Wunder, dass die Stimmung in der Westkurve, abgesehen von einigen Aufregern, mit der Zeit immer mehr verflachte. Mit deutlich hörbaren Pfiffen aus allen Richtungen des lückenhaft besetzten Fritz-Walter-Stadions ging es in die Pause. Die Atmosphäre steigerte sich auch nicht in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit, was mit Blick auf die Heimbilanz auch nicht wirklich verwunderlich ist. Wirklich Besserung brachte erst der Führungstreffer durch Maurice Deville in der 60. Minute, der damit nun endlich auch vor heimischer Kulisse sein erstes Tor erzielte. Sehenswert auch die Vorbereitung: Flanke von Chris Löwe, nachdem ihn Mateusz Klich per Hackenpass angespielt hatte. Merklich befreiter präsentierten sich nun die Betze-Fans, die von da an endgültig den erstarrten Gästeblock übertrumpften.
Dabei hatten die Zebra-Fans im Laufe des ersten Durchgangs ihr Team wirklich erstklassig angefeuert und einige Male richtig laut auf sich aufmerksam gemacht. Nach dem Rückstand kühlte sich die Stimmung natürlich merklich ab, weil der MSV auch wenig bis gar nichts in der Vorwärtsbewegung zu Stande brachte. Wie schon im Hinspiel drückten die Duisburger erst in den letzten Minuten des Spiels noch einmal nach vorne und wären in der 89. Minute beinahe zum Ausgleich gekommen. Den Kopfball von Nico Klotz aus einem halben Meter wehrte Marius Müller aber gekonnt ab. „Wenn ich da stehe, muss ich ihn auch haben“, sagte der FCK-Keeper lapidar, der später von Konrad Fünfstück Sonderlob bekam: „Über Marius‘ Leistung in dieser Saison müssen wir nicht diskutieren.“
Diskussionsbedarf besteht dagegen über die Schlussszenen, als der FCK mehrfach den Deckel drauf hätte machen können. Doch sowohl Mateusz Klich („Ich war etwas müde“), als auch Chris Löwe („Wir hätten da einen Elfmeter kriegen müssen“) vergaben zunächst die Möglichkeit zum 2:0, bis Klich schließlich mit dem Schlusspfiff nach energischer Vorarbeit von Jean Zimmer das zweite Tor erzielte.
Und nun? Die Partie bewies mal wieder, dass der FCK die Winterpause dringend benötigt, um die Automatismen unter Konrad Fünfstück weiter einzustudieren und zu optimieren, um dann auch mit mehr Selbstbewusstsein in das Jahr 2016 zu starten. „Mir hatte heute manchmal ein bisschen der Mut gefehlt“, sagte Fünfstück über die Leistung in der ersten Halbzeit. Und kehrt der irgendwann mit einer besseren Spielanlage zurück, würden in Zukunft sicher auch wieder mehr als 59% der FCK-Fans an einen Heimsieg glauben. Wie sehr man sich nämlich danach sehnt, sah man nach dem Spiel. Die Spieler wurden von der rot-weißen Anhängerschaft mit lautem Applaus und Laola verabschiedet. Szenen, die es diese Saison zu Hause nicht allzu oft gab.
Mein Spieler des Spiels: Mit seinem Tor im Fritz-Walter-Stadion erfüllte sich Maurice Deville einen Traum. Schon zum vierten Mal traf der Luxemburger in dieser Saison als Joker. Da sein Treffer die müde Partie ein wenig anschob, verdient er sich zweifelsohne den Titel: „Spieler des Spiels.“
Was sonst noch auffiel: Bis in die Nacht dauerte die Jahreshauptversammlung am Vorabend an und nur wenige Stunden später strömten schon die ersten Besucher unter anderem in die Fanhalle Nord, in der die Stuhlreihen vom Vortag gegen die üblichen Biertisch-Garnituren ausgetauscht wurden. Großes Lob also für die Helfer und Ordnungskräfte, für die die kurzzeitige Abfolge von Jahreshauptversammlung und Spieltag eine ziemliche Herausforderung gewesen sein muss.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht