0:2 verloren und auf den vierten Tabellenplatz abgerutscht. Die rund 7.000 mitgereisten Anhänger des 1. FC Kaiserslautern hatten beim FSV Frankfurt etwas anderes von ihrer Mannschaft erwartet. DBB-Autor paulgeht versucht, das Spiel einzuordnen.
- Fotogalerie | Spielfotos FSV - FCK
- Fotogalerie | Fanfotosfotos FSV - FCK
Er hatte sich gerade aufgerichtet, der Riese FCK. Müde und sommerschlaftrunken dauerte es ein wenig, bis er sich zur vollen Gänze erhoben und sich mit großen Schritten auf die Verfolgungsjagd der fast enteilten Scheinriesen aus Ingolstadt machte. Doch so meisterlich er dabei die letzten Hürden und Hindernisse überwand, so überraschend stolperte der Riese am Sonntag über einen kleinen, grauen, unscheinbaren Stein im Frankfurter Nordosten - und legte sich mit einem gewaltigen Rumms der Länge nach auf die Nase. Bauchlandung.
So enttäuschend der Nachmittag für den 1. FC Kaiserslautern endete, so überragend begann er: An die 7.000 Betze-Anhänger hatten sich aus allen Himmelsrichtungen aufgemacht, um im kleinen Stadion am Bornheimer Hang ein zusätzliches Heimspiel zu feiern. Zur entspannten Atmosphäre trug die unkomplizierte Organisation vor Ort bei: wenig Polizei (abgesehen vom fast obligatorischen Hubschraubereinsatz bei der Ankunft des Entlastungszuges), einigermaßen schnelle Einlasskontrollen und überwiegend freundliche Ordner. Selbst an der Wurstbude hinter den Gästeblöcken wurde zum Brötchen und Bier ein „Gutes Spiel“ gewünscht.
Dieses gute Spiel allerdings bekamen die Lautrer zumindest von ihrer Mannschaft nicht geboten. Kosta Runjaic setzte auf die zuletzt erfolgreiche Auswärtstaktik von Braunschweig und bot mit Philipp Hofmann nur eine Sturmspitze auf. Außerdem bekam Kevin Stöger auf der rechten Außenbahn überraschend den Vorzug vor Jean Zimmer, und der wieder genesene Alexander Ring bildete mit Markus Karl die Doppelsechs. Anfangs bestimmte der FCK das Spiel und kam zu ersten Möglichkeiten. Allerdings fielen schon früh in dieser Phase einige Unachtsamkeiten auf: immer wieder versprang der Ball, fand nicht sein richtiges Ziel oder landete im Seitenaus. War es Nervosität? Oder – was deutlich ärgerlicher wäre – eine allzu lasche Einstellung?
Nicht ganz unschuldig daran waren auch die Frankfurter, die ab der Mittellinie konsequent ihre Gegenspieler angingen, die Räume eng machten, das Pfälzer Kombinationsspiel somit sehr gut unterbanden und bei eigenen Kontern blitzschnell nach vorne stürmten. Letzteres führte dazu, dass Tobias Sippel gleich mehrfach aus dem eigenen Strafraum preschte, um gefährliche Situationen zu entschärfen. Mit der Zeit und dieser Taktik hatte der FSV mehr vom Spiel und kam zu einer Reihe guter Torchancen, die – wenn auch nicht in Form eines Gegentores – kurz vor der Halbzeit schmerzhafte Folgen für den FCK hatten: Bei einer körperintensiven Abwehraktion verletzte sich Dominique Heintz im eigenen Strafraum und musste durch den Ex-Frankfurter Tim Heubach, der von den FSV'lern kontinuierlich ausgepfiffen wurde, ersetzt werden.
Allmählich wurde auch den mitgereisten FCK-Fans der Schwierigkeitsgrad der heute zu bewältigenden Aufgabe bewusst. Und sie taten ihr Bestes: einige Mal schallten lautstarke Anfeuerungsrufe und Wechselgesänge zwischen Haupt-, Gäste- und Gegentribüne hin- und her. Dazu bekam der FSV-Innenverteidiger Joan Oumari über mehrere Minuten hinweg bei jedem Ballkontakt sein ganz persönliches Pfeifkonzert, nachdem er sich schauspielerisch gekonnt am Boden wälzte und anschließend auf den Boden Richtung FCK-Block spuckte.
Nach dem Seitenwechsel setzten die Hausherren ihre Taktik fort und der FCK verlor immer mehr die Bindung zum Spiel. Vielleicht nicht absolut verdient, aber doch irgendwie logisch war es ein Freistoßtor, welches die Hausherren in der 71. Minute in Führung brachte. Gemessen am bisherigen Spielverlauf war schnell klar, dass sich der FCK davon nicht mehr erholen würde. Zwar brachte Kosta Runjaic mit Simon Zoller die langersehnte offensive Einwechslung, doch konnte der dem Spiel ebenso wenig Schwung geben, wie die gelb-rote Karte für den Frankfurter Mohammed Aoudia kurz darauf. Da „Coach Kosta“ zuvor schon Amin Younes für den enttäuschenden Kevin Stöger auf das Feld schickte, blieb den Roten Teufeln keine weitere offensive Maßnahme übrig. Schade, denn vielleicht hätte die Spritzigkeit eines Jean Zimmer gerade im Zusammenspiel mit Michael Schulze für mehr Betrieb gesorgt. Die verbleibenden 15 Minuten rannten die Männer in Rot zwar an, versuchten irgendwie den Ausgleich zu erzielen und damit den zweiten Tabellenrang zu festigen, doch was stattdessen folgte, war der bittere Schlusspunkt eines verkorksten Tages: einen Konter vollendete der eingewechselte Zlatko Dedic zum 0:2-Endstand. Kurz darauf war Schluss und die enttäuschten Lautrer Fans verabschiedeten ihre enttäuschte Mannschaft mit vereinzelten Pfiffen, vor allem aber mit aufmunterndem Applaus.
Doch das Gute am Fußball ist, dass es fast immer eine Chance zur Wiedergutmachung gibt. Für den FCK bedeutet das am kommenden Freitag mit einer deutlich anderen Einstellung in das Heimspiel gegen die Spielvereinigung Fürth zu gehen, um damit die eigenen Fans ein bisschen zu entschädigen. Außerdem gilt es, im Aufstiegsrennen mit drei Punkten vorzulegen, was auch dringend nötig sein wird. Zwar ist der FCK durch die 0:2-Pleite vom Sonntag auf den vierten Rang abgerutscht, die punktgleichen Konkurrenten aus Karlsruhe und Darmstadt bleiben trotzdem in Schlagdistanz. Es ist weiterhin alles möglich, auch wenn das die einzig positive Nachricht von diesem Wochenende ist.
Wenn sich das nun der Riese aus der Pfalz klar macht, nach seiner Bauchlandung aufsteht, den Schmutz abklopft, alle Kräfte mobilisiert und wieder Angst und Schrecken verbreitet, dann wird das Spiel in Frankfurt schon bald nur noch eine kleine Randnotiz sein. Mehr hat es auch nicht verdient.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht