Im Blickpunkt: Der FCK und die Medien

Festgefahrene Fronten

Festgefahrene Fronten


Der FCK und die Medien, das scheint aktuell keine einfache Beziehung zu sein. Vor allem die Vorwürfe im Zuge des neuen Stadion-Pachtmodells sorgten zuletzt für viel Gesprächsstoff. Wer trägt Schuld an der negativen Berichterstattung über den Verein? Ist der FCK selbst machtlos? DBB-Autor paulgeht hat sich die gegenwärtige Situation näher angeschaut.

Es war die Jahreshauptversammlung am 23. November, die das ambivalente Verhältnis des FCK zur Medienwelt am besten veranschaulichte: Zunächst die Rede des Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Rombach, der für seinen Bericht nach eigener Aussage Teile seines eigenen Textes verwarf und stattdessen einen Kommentar von Rheinpfalz-Redakteur Oliver Sperk vorlas. Ein Kommentar, der die Arbeit der Vereinsführung lobend zusammenfasste. Und da war der Moment, als der Vorsitzende des Ehrenrates, Burkhard Schappert, an das Mikrofon trat und unbedingt in Richtung des FAZ-Journalisten Michael Ashelm nachlegen wollte: „Ich möchte auch noch mal draufhauen: Ihr Chefredakteur sollte Sie feuern, aber dann können Sie ja Pressesprecher beim Bund der Steuerzahler werden“.

Zwei kurze Sequenzen, die verdeutlichen, wie der FCK sich aktuell in den Medien repräsentiert sieht und sich selbst präsentiert. Woher kommt es, dass sich der Verein in den letzten Wochen und Monaten immer wieder einer eher kritischeren Berichterstattung ausgesetzt sah? Gibt es eine übergreifende Kampagne gegen den FCK? Wird der Verein als politischer Spielball missbraucht? Arbeiten manche Zeitungshäuser und Rundfunkanstalten nicht gründlich genug? Und hat der FCK tatsächlich keine Chance, sich dagegen zu wehren?

Juristische Schritte als Ausweg?

Wie jeder andere Bundesligaverein hat der 1. FC Kaiserslautern eine PR- und Presseabteilung, die für Auskünfte an die Presse verantwortlich ist, aber auch durch eigene Mitteilungen das Image des FCK lenken und repräsentieren soll. Bestenfalls kann der Verein damit die Berichterstattung in seinem Sinne beeinflussen. Unabhängig davon, wie gut dieser Austausch zwischen Verein und Medien funktioniert: wenn sich die Vereinsverantwortlichen einer Kampagne ausgesetzt sehen und in der Presse aus ihrer Sicht wiederholt falsche Tatsachen behauptet werden, müssen sie sich im Interesse des eigenen Vereins irgendwann mit juristischen Schritten wehren.

Zu diesem Schluss kam der FCK am am 2. Dezember (Link). Als Reaktion auf die vom Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz (BdSt) in seinem „Schwarzbuch 2014“ aufgeführten Anschuldigungen teilte der Klub mit: „Tatsächlich sind die Vorwürfe haltlos. Da sich der Bund der Steuerzahler gleichwohl weigerte, seinen Bericht zu korrigieren, ist der FCK nun mehr gerichtlich gegen die Veröffentlichung vorgegangen.“ Konkret wurde eine Unterlassungsklage gegen zwei Passagen erwirkt, wie der BdSt seinerseits mitteilt (Link). Es scheint, als hätten die FCK-Verantwortlichen am Ende tatsächlich juristische Mittel als letzten Ausweg im Umgang mit dem Steuerzahler-Bund gesehen.

Dabei hatten es die Verantwortlichen im Frühjahr 2014 noch anders versucht - man wolle mit Argumenten überzeugen, wurde damals verlautbart. Einem kämpferischen Auftritt von Stefan Kuntz in der SWR-Sendung „Zur Sache Rheinland-Pfalz“ Ende März (Link) folgte wenige Tage später die Bereitschaft, einen umfassenden Fragenkatalog des Bundes der Steuerzahler zum neuen Pachtmodell zu beantworten, (Link). So wollte man die erhobenen Vorwürfe entkräften, obwohl der Verein grundsätzlich keiner Auskunft verpflichtet ist. „Gegenüber einem privaten Verein haben wir keine Auskunftsansprüche. Deshalb haben wir den FCK-Vorstand anfangs auch nicht gefragt“, sagt René Quante, BdSt-Vorsitzender, „Nachdem Herr Kuntz sich Anfang des Jahres öffentlich darüber beklagt hatte, habe ich mit ihm telefonisch vereinbart, dass der FCK unsere Fragen erhält und diese so gut es geht beantwortet werden.“ Doch seitdem herrsche in dieser Sache Funkstille. Auch auf Nachfrage war laut René Quante „in dieser Sache von der FCK-Pressestelle leider nichts Definitives mehr zu erfahren.“ Mit einer Ausnahme: Ursprünglich sollten die Fragen bis zum 10. Oktober beantwortet werden. Doch sowohl der Verein als auch die Stadiongesellschaft, die ebenfalls einen Fragenkatalog erhielt und anders als der Verein zur Auskunft verpflichtet ist, baten um eine Fristverlängerung bis Ende des Monats, wie der Steuerzahler-Bund am 13. Oktober mitteilte (Link). Doch bis heute wartet man beim BdSt auf die Antworten.

Auf Nachfrage beim FCK sagt Pressesprecher Stefan Roßkopf dazu: „Für die Beantwortung dieser Fragen ist die Stadiongesellschaft zuständig, nicht der 1. FC Kaiserslautern.“ Man hat es sich also im Laufe der letzten sechs Monate auf der Geschäftsstelle anders überlegt. „Weitere Anfragen von uns, zum Beispiel zum Zinssatz der verlängerten Pachtstundung wurden entweder ignoriert oder die Beantwortung unter Verweis unserer fehlenden Auskunftsansprüche verweigert“, berichtet René Quante weiter und fügt an: „Wie seriös es in der Öffentlichkeit wirkt, erst fehlende Fragen des BdSt zu beklagen und diese dann nicht zu beantworten, muss der FCK für sich entscheiden.“

Tatsächlich ist das ein wichtiger Punkt, wenn es um die Außendarstellung des FCK geht. Wie nötig und wie erfolgversprechend der juristische Weg ist, werden die Vereinsverantwortlichen selbst am besten zu beurteilen wissen. Eher unglücklich wirken in diesem Fall allerdings das Beklagen mangelnder Nachfrage, dann die Gesprächsbereitschaft, anschließend der Rückzieher und nun die Unterlassungserklärung. Die Phase des Dialogs ist längst vorbei, zu einem Gespräch „auf Basis von Fakten“, wie Fritz Grünewalt im SWR sagte, wird es trotz gegenseitiger Angebote voraussichtlich nicht kommen.

Selbst da scheint allerdings eine gewisse Unklarheit zu herrschen. Während der FCK in seiner Pressemitteilung vom 2. Dezember erklärt, dass sich der Steuerzahler-Bund „nach Erlass der einstweiligen Verfügung“ beim FCK gemeldet „und um einen Dialog gebeten“ habe, berichtet die SWR-Landesschau am 3. Dezember (Link) dagegen, dass der Steuerzahler-Bund das Gesprächsangebot des FCK abgelehnt habe, da es zeitgleich mit der Unterlassungerklärung eingegangen sei. So oder so - die Fronten sind festgefahren, Näheres wird spätestens der anberaumte Gerichtstermin im Februar zeigen.

Update: Der FCK und der BdSt wollten sich zu einem informellen Gespräch treffen, um die Möglichkeit einer außergerichtlichen Einigung zu erörtern. Da allerdings zeitgleich mit der Einladung zu diesem Gespräch die Pressemitteilung des FCK herausgegeben wurde, in der unter anderem über die Prüfung von Schadensersatzansprüche seitens des Vereins informiert wird, sagte René Quante das Gespräch ab. Beide Parteien treffen sich nun erst im Februar 2015 zur Güteverhandlung.

Vorerst keine juristischen Schritte gegen die FAZ

Dass der Verein auch anders vorgehen kann und will, zeigt der Umgang mit Michael Ashelm. Der FAZ-Journalist, der auf der Jahreshauptversammlung heftig kritisiert wurde, hatte spätestens mit seinem Artikel „Pfälzer Wahrheiten“ Mitte November (Link) den ganzen Zorn der Vereinsführung auf sich gezogen. Ein Dringlichkeitsantrag forderte den Vorstand sogar auf, auf der JHV zu den darin enthaltenen Aussagen Stellung zu beziehen. Die folgende, emotionale Auseinandersetzung verschob sich zwar mit zunehmender Dauer von einer sachlichen zu einer persönlichen Abrechnung, Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt bezogen aber letztlich klar Stellung: Die Vorwürfe seien komplett haltlos.

Trotzdem wird der FCK die Aussagen Ashelms juristisch nicht anfechten, auch wenn man sich darüber intensiv beraten habe, wie Stefan Roßkopf erklärt,: „Wir erachten es zum jetzigen Zeitpunkt als nicht sinnvoll, kostspielige juristische Schritte gegen einen großen Medienkonzern wie die FAZ einzuleiten.“ Der Verein werde stattdessen, so Stefan Roßkopf weiter, in Zukunft die Mitglieder und Fans weiter über falsche Behauptungen aufklären. Womit er indirekt auf den Umgang des FCK mit kritischen Schlagzeilen zurückkommt.

Ein Boykott als Lösung

Wie schon der gescheiterte Dialog mit dem BdSt zeigt, muss sich der FCK den Vorwurf gefallen lassen, in Phasen kritischer Berichterstattung nicht immer souverän agiert zu haben. Beispielhaft ist in diesem Zusammenhang der Boykott der SWR-Sendung „Flutlicht“, der über einen längeren Zeitraum aus Protest gegen die Berichterstattung des SWR aufrechterhalten wurde. Ein Schritt, zu dem sich der FCK auch auf Wunsch der eigenen Anhängerschaft entschlossen habe, betont Stefan Roßkopf: „Viele Fans hatten den Verein nach der Berichterstattung des SWR zu nicht-sportlichen Themen aufgefordert, er solle sich klar und deutlich positionieren.“ Als Konsequenz schickte der FCK über mehrere Monate keine Spieler oder Funktionäre in die Sendung nach Mainz.

Die Frage ist, ob solche „PR-Mittel“ einen nachhaltigen Wert für den FCK haben? Ganz abgesehen davon, ob es sich der Verein überhaupt erlauben kann, die schmalen Lücken auszulassen, die ihm im vollgepackten Fußball-Fernsehprogramm bleiben: darf sich der FCK einer öffentlichen Debatte verschließen und aus Protest sogar Sendungen boykottieren? Als Verein darf er es natürlich, niemand zwingt ihn, sich in den Medien zu äußern. Doch es geht um das eigene Image, um die äußere Attraktivität für Fans und Sponsoren. Es geht dabei um eine gewisse Souveränität im Umgang mit Negativschlagzeilen. Natürlich ist es hart und unangenehm, wenn in der breiten, öffentlichen Diskussion nicht durchgehend mit fairen Argumenten „gekämpft“ wird. Es mag lästig sein, jeden kleinsten Vorwurf zu kommentieren oder korrigieren, wenn er sich als falsch herausstellt. Aber gerade dann wäre es umso wichtiger, die eigene Sichtweise nach außen zu tragen, sich Gehör zu verschaffen, ein klares Statement abzugeben und Zusammenhänge zu erklären. Auch wenn man als Verein damit manchmal in eine mühevolle Vorleistung treten muss - wer die Chance zum Dialog nicht nutzt, der kann sich auch nicht in seinem Interesse wehren.

Der Boykott wurde inzwischen aufgehoben. Diese Entscheidung fiel nach einem „rund dreistündigen intensiven Gespräch zwischen der Vereinsführung des 1. FC Kaiserslautern und den zuständigen Verantwortlichen des SWR“, berichtet Stefan Roßkopf, worauf Ende Oktober erstmals Markus Schupp und zwei Wochen später Stefan Kuntz bei „Flutlicht“ zu Gast waren.

Eiertanz mit der AZ

Ohnehin müssten doch jetzt in Bezug auf das Pachtmodell nach dem „Grünen Licht aus Brüssel“ sämtliche Fakten und Argumente für den FCK sprechen. Da das Zukunftsmodell von großer Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des FCK ist, wäre allmählich die Zeit gekommen, dass letzte Unklarheiten ausgeräumt werden.

Gerade in diesem Zusammenhang irritiert es dann, dass die Allgemeine Zeitung unter der Fragestellung „Was wurde in Brüssel geprüft?“ am 17. November (Link) berichtete, dass der FCK „trotz mehrfacher Anfrage“ nicht bereit war, seine Aussagen über das positive Signal aus Brüssel zu belegen.

Der Autor Markus Lachmann kontaktierte den Verein mit der Frage, ob es möglich sei eine Kopie der schriftlichen EU-Bestätigung zu bekommen. Nachdem er später selbst bei der EU-Kommission Erkundigungen einholte, präzisierte Lachmann seine Anfrage, nämlich ob das Zukunftsmodell nach Kenntnis des Vereins unter die Allgemeine Freistellungsverordnung falle. Daraufhin wurde der AZ-Journalist vom Verein aufgefordert, seine eingeholte Stellungnahme von der EU an den FCK weiterzuleiten, wozu der Journalist nicht bereit war. Nach mehreren Tagen ließ ihn der FCK wissen, dass man auf seine Anfrage nicht reagieren werde, solange er kein offizielles Dokument mit einer Stellungnahme der EU-Kommission vorlegen könne. Warum der Verein zu keiner eigenen Stellungnahme bereit war oder weshalb er diese nicht abgeben konnte, erklärte er nicht.

Auf die Frage, warum der FCK seine Aussagen gegenüber Markus Lachmann und der AZ nicht belegen wollte, antwortet Stefan Roßkopf: „Wir haben Herrn Lachmann, wie auch anderen Medienvertretern, zu diesem Zeitpunkt mitgeteilt, dass wir in dieser Sache zunächst unsere Mitglieder im Rahmen der Jahreshauptversammlung informieren und keine Stellungnahmen mehr an Medien hierzu abgeben.“ Allerdings sei das erst nach der Veröffentlichung des Artikels und über eine Woche nach seiner ersten Anfrage der Fall gewesen, berichtet Markus Lachmann.

Es mag Gründe gegeben haben, weshalb der FCK das EU-Schriftstück nicht einfach weiterreichen durfte. Stefan Roßkopf erklärt zum Beispiel, dass es sich „um ein internes Papier der Bundesregierung“ handeln würde, das nicht an den 1. FC Kaiserslautern adressiert sei. Dann verwundert es allerdings, warum man diesen Sachverhalt von Vereinsseite nicht einfach klipp und klar darlegen kann, stattdessen von einem Journalisten die Vorlage einer Stellungnahme aus Brüssel fordert. „Wenn es eine Art Letter of Comfort gibt“, meint Markus Lachmann dazu, „hätte man es mir ja sagen können.“ Die Information über die Existenz eines solchen Briefes bekam er stattdessen aus Mainzer Regierungskreisen, wie er in seinem Artikel schreibt. Und er fügt darin an: „Wenn dies der Fall ist, wäre der Club tatsächlich auf der sicheren Seite.“

Stefan Kuntz findet die richtigen Worte für die Zukunft

Hat der FCK also die Chance verpasst, sich in dieser Angelegenheit gut zu repräsentieren? „Der FCK“, so sagt Lachmann „hätte sicherlich den Artikel noch in seinem Sinne beeinflussen können.“ Ähnlich äußert sich auch René Quante in Bezug auf das EU-Schreiben: „Der FCK-Vorstand hätte mit der Veröffentlichung dieses Papiers jeden Zweifel und Misstrauen zerstreuen können.“ So bleiben Missverständnisse, wilde Spekulationen und viele, viele Diskussionen rund um den Verein.

Es wäre wünschenswert, wenn der FCK künftig in diesen Dingen aktiver und transparenter agiert. Stefan Kuntz fand da auf der Jahreshauptversammlung die richtigen Worte: Der Verein habe seine Mitglieder und Fans in letzter Zeit mit den Vorwürfen in der Öffentlichkeit zu lange alleine gelassen. Der FCK habe kaum Argumente geboten, mit denen sich die Anhängerschaft in der öffentlichen Debatte zur Wehr setzen konnte. Das solle sich in Zukunft ändern.

Wenn die Verantwortlichen ihren Worten Taten folgen lassen, sich in den Medien deutlicher und im Sinne des FCK zu bestehenden Unklarheiten äußern, wäre wohl wirklich allen geholfen. Den Fans. Den Mitgliedern. Den Journalisten. Und nicht zuletzt auch dem FCK selbst.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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