Interview mit Aufsichtsratskandidat Peter Schmid

„Krisen und Schaden vermeiden statt beseitigen“

„Krisen und Schaden vermeiden statt beseitigen“


Als zweiter Interviewpartner vor der Aufsichtsratswahl steht uns heute Peter Schmid zur Verfügung. Der 51-jährige Vertriebsingenieur erläutert, warum in den letzten drei Jahren mehr möglich gewesen wäre und wo die FCK-Verantwortlichen in Glaubwürdigkeitsfallen getreten sind.

Der Betze brennt: Im Sommer gab es einige grundlegende Veränderungen beim FCK: Neuer Sportdirektor, neue Spieler, neues Konzept. Wieso sollte aus Ihrer Sicht auch im Aufsichtsrat der Reset-Knopf gedrückt werden, Peter Schmid?

Peter Schmid (51): Aus vielen guten Gründen. Schauen Sie mal: Dieses neue Konzept, diesen viel propagierten „Philosophiewechsel“, den hätte man doch nun wirklich schon viel früher haben können – und zwar eben aus kluger Vorausschau sowie aufgrund vernünftiger Überlegungen, nicht wie jetzt erst aus später Einsicht und durch wirtschaftliche Zwänge bedingt. Nach dem peinlichsten Abstieg der Vereinsgeschichte ist der Vorstand zwei Jahre lang immer wieder All-in gegangen, sprich: ohne nachhaltiges Konzept das verdammt hohe wirtschaftliche Risiko eingegangen, mit teuren Erstligaspielern, die ihren Zenit längst überschritten hatten, den Aufstieg mit aller Macht erzwingen zu wollen. Mindestens drei Aufsichtsräte müssen da ja zugestimmt haben, oder?!?
Außerdem kann ich mich – leider, leider – nicht des subjektiven Eindrucks erwehren, dass die Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder inzwischen gar zu eng mit dem eigentlich zu beaufsichtigenden Vorstand „verbandelt“ ist, sodass die notwendige persönliche Distanz nicht unbedingt mehr gewährleistet zu sein scheint. Was es naturgemäß erschwert, wirklich kritisch Beschlüsse des Vorstands zu hinterfragen und/oder gegensätzliche Auffassungen zu Entwicklungen des Vereins auch entsprechend nachdrücklich zu vertreten. Eine dieser unschönen Entwicklungen ist beispielsweise die, dass die Kluft zwischen den Mitgliedern sowie Anhängern des Vereins und „denen da oben“ größer denn je ist. Was unter anderem auch einigen unglaubwürdigen Äußerungen seitens Teilen des jetzigen Aufsichtsrats geschuldet sein dürfte.


Anmerkung: Eine Frage samt Antwort an dieser Stelle wurde nachträglich am 22.07.2015 entfernt.

Der Betze brennt: Seit wann fühlen Sie sich mit den Roten Teufeln verbunden und wie haben Sie sich in der großen FCK-Familie bisher eingebracht?

Schmid: Schon seit frühester Kindheit und Jugend schlägt mein Herz für die Roten Teufel vom Betzenberg. Schließlich bin ich selbst ein Kind des Betzenbergs. Ich wuchs dort auf – und kickte dort auch (damals noch auf dem Hartplatz hinter der Südtribüne). Bei Wind und Wetter stand ich bereits als kleiner Bub unten am Zaun der damals noch nicht überdachten Westkurve und „krisch“, was die Stimmbänder hergaben. Letzteres tue ich heute noch. Wie bringe ich mich ein? Beispielsweise, indem meine Frau und ich zu den Heimspielen oft noch jemanden mit ins Stadion nehmen. Gerne auch Leute, die dem FCK bisher noch nicht so sonderlich nahestehen, um sie oder ihn mit dem Betzevirus zu infizieren. Die Neffen und Nichten kriegen zu Weihnachten und zum Geburtstag FCK-Fanartikel, Betze-Eintrittskarten oder sogar eine FCK-Mitgliedschaft. Und bei Auswärtsspielen geben wir immer eine gute Visitenkarte für unseren Verein ab. Darüber hinaus bin ich Mitglied bei der Initiative Leidenschaft FCK Fußball-Museum Kaiserslautern e.V.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie die aktuelle Amtsperiode des Aufsichtsrates, also die letzten drei Jahre - welche Erfolge kann die Vereinsführung in dieser Zeit vorweisen?

Schmid: Tja, da muss man bedauerlicherweise bilanzieren, dass es zu wenige Erfolge waren in Anbetracht dessen, was möglich gewesen wäre. Erfreulich ist, dass allem Anschein nach sportlich jetzt endlich die Weichen in die richtige Richtung gestellt worden sind – nicht zuletzt durch die Verpflichtung von Markus Schupp als Sportdirektor. Es macht endlich wieder Spaß, unserer jungen, kämpferischen Truppe bei den Spielen zuzusehen. Hoffentlich belohnen sie sich bald mal selbst für den hohen Aufwand, den sie treiben. Und so hoffe ich schwer, dass die Jungs in der anstehenden schwierigen Partie gegen den starken Aufsteiger Darmstadt 98 einen wichtigen Sieg einfahren – auch wenn das der jetzigen Vereinsführung zwei Tage später auf der JHV zusätzlichen Rückenwind beschert. Aber hier geht’s ja nicht um irgendwelche Wahlchancen, sondern einzig und allein um unseren FCK!
Was auch positiv bewertet werden muss, ist, wie toll es bei unserem Drei-Sterne-Nachwuchsleistungszentrum voran geht, seit Konny Fünfstück dort phantastische Arbeit leistet. Das war jetzt mal ein echter Toptransfer von Stefan Kuntz. Inwieweit da der Aufsichtsrat bei der Entscheidungsfindung mit eingebunden war, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Der Betze brennt: Und was lief aus Ihrer Sicht weniger gut? Wo sehen sie Verbesserungspotential?

Schmid: Es wurden ganz eindeutig viel zu viele Spieler verpflichtet – ohne erkennbares vernünftiges Konzept – und oft genug nach kürzester Zeit wieder abgegeben. Hier sind leider Unsummen abgefackelt worden; Geld, das jetzt an allen Ecken fehlt, um den Verein weiter nach vorne zu bringen. Darüber hinaus sind Entscheidungs- und Verantwortungsträger des Vereins immer wieder – gelinde formuliert – in Glaubwürdigkeitsfallen getappt. Sei es bei ominösen Testspielvereinbarungen gegen RB Salzburg, sei es, dass es immer hieß, wir bräuchten unbedingt zwei Team-Manager – und plötzlich geht’s dann doch mit nur einem – sei es, dass die Verpflichtung von Markus Schupp erst möglich geworden wäre, weil Frank Lelles Gehalt frei wurde, und und und.
Dass wir zunächst mit blanker Trikotbrust in die neue Saison gingen, war ebenfalls nicht gerade ein Ruhmesblatt. Außerdem: Fehler (die wir alle mal machen!) müssen auch ganz klar als Fehler eingestanden werden – und nicht als „Fehleinschätzungen“ und dergleichen mehr abgetan werden. Pfälzer Ehrlichkeit ist Trumpf! Ganz besonders unschön: Die nur durch Dr. Martin Sester verhinderte „Selbstentmachtung" des Aufsichtsrats auf der JHV 2012. Unfassbar!

Der Betze brennt: Sie sind bereits 2011 zur Wahl angetreten und bekleiden aktuell noch den Posten des ersten Nachrückers in den Aufsichtsrat. Wer oder was hat Sie zu Ihrer erneuten Bewerbung motiviert?

Schmid: Das war insbesondere meine wunderbare Frau! Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich mir das ohne ihr gutes Zureden angetan hätte. Denn wenn ich mehrheitlich gewählt werden sollte, dann will ich dieses Amt auch mit größtmöglicher Sorgfalt ausüben, die Aufsichts- und Beratungsfunktion richtig ernst nehmen. Was natürlich mit einem enormen zeitlichen Aufwand verbunden wäre, unter dem das Privatleben zwangsläufig leiden müsste. Dessen unbenommen möchte ich beratend mit dazu beitragen, von der bisherigen Krisen- beziehungsweise Schadensbeseitigung weg- und zu einer Krisen- beziehungsweise Schadensvermeidung hinzukommen.

Der Betze brennt: Damals war eine Ihrer Kernaussagen: „Lasst uns unsere eigene Identität bewahren!“ Wie bewerten Sie diesbezüglich die Entwicklung der letzten Jahre und was könnte man in Hinblick auf die Identität des FCK verbessern?

Schmid: Zu dieser meiner Aussage stehe ich unverändert. Und das wird in zehn oder 20 Jahren noch so sein. Denn unsere ganz besondere, einzigartige Identität ist das, was uns ausmacht, was uns als FCK-Familie zusammenhalten lässt, was uns zum Herzen der Pfalz macht. Leider war die Entwicklung der letzten Jahre in dieser Hinsicht alles andere als gut. Denn so manches Identitätsstiftende blieb auf der Strecke. Wenn ich da bloß an den unwürdigen Abgang einer Identifikationsfigur wie des alten Recken und untadeligen Sportsmanns Florian Dick denke...
Außerdem waren wir ja teilweise schon in der ganzen Republik als „Resterampe der Eintracht“ verschrien. Das kann und darf nicht sein! Oder dass selbst jahrzehntelang treue FCK-Fans, die heute noch praktisch alle Spielernamen aus den Siebzigern kennen, zu Saisonbeginn oder in der Winterpause sagen: „Was soll ich mir die Namen der neuen Spieler merken? Die sind doch eh in ‘nem halben Jahr wieder weg!“ Da braucht man sich doch auch nicht über den (hausgemachten) Zuschauerschwund zu wundern.

Der Betze brennt: Vielen Mitgliedern fällt es schwer, die Arbeit der einzelnen Aufsichtsräte zu bewerten, weil über die Diskussionen und über unterschiedliche Sichtweisen in dem Gremium wenig veröffentlicht wird. Nicht zuletzt daraus resultiert auch der immer wieder zu hörende Vorwurf, dass der Aufsichtsrat nur die Wünsche des Vorstands „abnicke“ anstatt zu „kontrollieren“. Wie könnte man über die Tätigkeit des Aufsichtrates mehr Transparenz schaffen und was spricht möglicherweise dagegen?

Schmid: Hmm, schwierige Frage. Einerseits steht in unserer Satzung, dass die Aufsichtsratssitzungen vertraulich sind. Andererseits hat der Aufsichtsrat in der Vereinszeitschrift quartalsweise einen Zwischenbericht über die wirtschaftliche Situation des Vereins zu veröffentlichen. Dazwischen ist meines Erachtens schon noch einiges möglich, was zum einen unserer Satzung gerecht wird, zum anderen dem verständlichen Wunsch der Mitglieder nach mehr Transparenz Rechnung trägt.
Natürlich dürfen keine Geschäftsgeheimnisse preisgegeben werden, aber ich erachte es schon als sinnvoll, sich im Aufsichtsrat über die Sachverhalte abzustimmen, die geheimzuhalten sind oder die den Mitgliedern genannt werden dürfen. Wenn ich jetzt mal laut denke, dann kann ich mir sogar vorstellen, ein Regelwerk für unterschiedliche Szenarien zu entwickeln. Selbstverständlich ist dabei zu beachten, dass es unbedingt einzuhaltende gesetzliche Spielregeln gibt – und dass der Aufsichtsrat ein Kollegialorgan ist, also als Gremium handelt. Zudem ist der Aufsichtsrat eben nicht das Sprachrohr des Vereins.

Der Betze brennt: Vor einem halben Jahr hat der amtierende Aufsichtsrat den Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz sehr frühzeitig verlängert. Wie bewerten Sie diesen Schritt aus ihrer Sicht als Neubewerber, hätte man dafür nicht besser die nun anstehende Neuwahl des Aufsichtsrates abwarten sollen?

Schmid: Man hätte dafür auf alle Fälle die anstehende Jahreshauptversammlung abwarten sollen! Und das sage ich nicht aus Kandidatensicht, sondern das ist meine feste Überzeugung als langjährig treues Vereinsmitglied. Allein wenn wir mal in die Satzung schauen, was steht denn da in Bezug auf die JHV in Artikel 10?
„Sie muss folgende Tagesordnungspunkte behandeln:
(...)
d) Entlastung des Vorstandes;
e) Entlastung des Aufsichtsrates;
(...)“

Wäre das nicht zumindest abzuwarten gewesen? Ich meine schon.

Der Betze brennt: Alle paar Jahre wieder im Gespräch ist auch eine Ausgliederung und es ist davon auszugehen, dass dieses Thema die nächste Amtsperiode des Aufsichtsrates entscheidend mitprägen wird. Auch bei vielen anderen Vereinen wird emotional darüber debattiert: Der Hamburger SV wurde ausgegliedert, beim SC Freiburg wurde dieser Schritt fast einstimmig abgelehnt, der VfB Stuttgart plant eine Entscheidung im nächsten Jahr. Bezogen auf den FCK gefragt: Sind Sie für oder gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung?

Schmid: Da ich kein Fähnlein im Winde bin, bin ich nach wie vor gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung. Bis jetzt hat mir auch noch niemand stringent darlegen können, weshalb eine Ausgliederung per se besser sein soll als die jetzige Form des eingetragenen Vereins. Im Gegenteil, es gibt jede Menge guter Gründe, die für eine Beibehaltung unserer Vereinsform sprechen. Da sind wir unter anderem wieder bei unserer Identität. Wollen Sie denn nicht auch in Zukunft lieber Fan vom Verein Fritz Walters sein als Fan von der Kommanditgesellschaft auf Aktien Fritz Walters? Künftig besser durchdachte Entscheidungen, die die drastischen Ressourcenfehlallokationen der Vergangenheit vermeiden helfen, bringen auf alle Fälle mehr als irgendwelche Steuerspargeschichten, die aktuell vom Vorstand in den Raum gestellt werden! Zumal eine Ausgliederung auch nicht kostenlos zu haben ist. Was meinen Sie, was da alleine für die Beraterhonorare draufgeht? Schwups, ist sie wieder dahin, die ganze schöne Steuerersparnis - die zudem dann wieder die Quantes dieser Welt auf den Plan locken würde.

Der Betze brennt: Die Abteilung Fußball, welcher der allergrößte Teil der Vereinsmitglieder angehört, liegt seit einigen Jahren brach und existiert rein formal betrachtet gar nicht mehr. Wie beurteilen Sie persönlich die vorgeschlagene Lösung für diese Problemstellung, eine Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ nach dem Vorbild von Klubs wie Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt zu gründen, um den betroffenen FCK-Mitgliedern wieder eine echte Heimat innerhalb ihres Vereins zu geben und um auch die Abteilungen neben dem Fußball besser zu unterstützen?

Schmid: Den gut und schlüssig begründeten Vorschlag einer Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ begrüße ich sehr. Hand aufs Herz: Wer von uns in der Abteilung Fußball geführten Vereinsmitglieder spielt schon aktiv Fußball in einer der FCK-Mannschaften? Sicherlich doch nur die allerwenigsten von uns, oder?! Wir alle, die wir nicht als aktive Mitglieder in einer der in der Satzung verankerten Amateurabteilungen tätig sind, könnten mit einer Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ juristisch sauber in den Verein eingebunden werden. Denn unsere Satzung kennt weder das vielzitierte „passive Mitglied“ noch gibt es die ebenso oft zitierte Abteilung „Gesamtfußball“. Die meisten der nicht im Verein aktiv Sport treibenden Mitglieder dürften im Geiste ihren Mitgliedsbeitrag ohnehin als „Förderung“ des Vereins ansehen. So gesehen passt auch die Bezeichnung „Fans und fördernde Mitglieder“ sehr gut.

Der Betze brennt: Abschließend und mit Ihren eigenen Worten zusammengefasst: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?

Schmid: Die Mitglieder, die wie ich der Meinung sind, dass wir ein Recht darauf haben, sowohl vom Vorstand als auch vom Aufsichtsrat ehrlich und aufrichtig informiert zu werden, sollten mir bitte ihre Stimme geben. Damit ein kerzengerader, bodenständiger Mensch mit gesundem Menschenverstand und festen Prinzipien in den Aufsichtsrat einrückt. Einer, der weiß, wo das Geburtshaus der Walter-Brüder steht, ohne das googlen zu müssen. Einer, der weiß, dass der FCK immer gut damit gefahren ist, hübsch bescheiden provinziell zu bleiben und nur ab und zu mal auf'm Platz den Großen ans Bein zu pinkeln. Einer, der ein schlechtes Gewissen bekommen würde, wenn der von ihm zu kontrollierende Vorstand eine Wahlempfehlung für ihn ausspräche. Und warum? Weil ich dann das ungute Gefühl hätte, nicht intensiv genug Aufsicht geführt zu haben, zu wenige unbequeme Fragen – wie beispielsweise jetzt mit meinen Anträgen zur JHV – gestellt zu haben. Zum Wohle unseres Vereins!
Zum Beweis, dass es mir weder um einen VIP-Parkausweis noch um VIP-Tickets, weder um Schnittchen noch um Freigetränke oder sonstige Vergünstigungen geht, verspreche ich, meine Dauerkarte in der Westtribüne zu behalten und weiterhin von dort aus – zusammen mit meiner Frau, für die der FCK genauso eine Herzensangelegenheit ist – unsere Mannschaft anzufeuern. Die freiwerdende VIP-Karte möge bitte in den freien Verkauf gehen und der Erlös entweder der Fritz-Walter-Stiftung zugutekommen oder dazu verwendet werden, das Gedenken an unseren „Kohli“ hochzuhalten.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Übersicht: Alle Infos und Artikel zur Jahreshauptversammlung 2014
- Schmid: „Frage, was Du für Deinen Verein tun kannst“ (vom 07.11.2011)

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