Interview mit Aufsichtsratskandidat Peter Schmid

„Frage, was Du für Deinen Verein tun kannst“

„Frage, was Du für Deinen Verein tun kannst“


Peter Schmid ist einer von nur zwei komplett neuen Kandidaten für einen Sitz im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern. Im Interview mit „Der Betze brennt“ stellt der 48-jährige Vertriebsingenieur sich fachlich, menschlich und als FCK-Fan vor. Zu seiner kurzfristigen Kandidatur ließ er sich von befreundeten Mitgliedern überzeugen und möchte damit frisches Denken in das Gremium einbringen.

Der Betze brennt: Hallo Peter, was bedeutet für Dich „Aufsicht führen“?

Peter Schmid (48): Das bedeutet für mich, Vorstandsbeschlüsse nach allerbestem Wissen und Gewissen konstruktiv kritisch, intensiv und kontinuierlich zu hinterfragen und dem Vorstand bei seinen Entscheidungsfindungen mit all meinem Wissen, mit Rat und Tat bestmöglich beiseite zu stehen. Also keine engstirnige Kontrolle auszuüben wie die böse Stiefmutter in Grimms Märchen, sondern methodisch modernes Controlling im Sinne von Steuerung, von (gemeinsamer) Zielvereinbarung und Zielverfolgung anzuwenden! Und zwar immer im Sinne der Geber und Väter unserer Satzung. Das kann natürlich auch mal bedeuten, ganz verschärft nachzufassen - dies jedoch stets konsensorientiert und kollegial, nie konfrontativ.

Der Betze brennt: Stell Dich doch bitte kurz vor, zunächst beruflich und privat.

Schmid: Nach meiner Schul- und Studienzeit (Wirtschaftsingenieurwesen an der TU) in Kaiserslautern durchlief ich verschiedene berufliche Stationen im In- und Ausland, als Fach- und Führungskraft, in unterschiedlichen Branchen. Daraus resultiert natürlich ein sehr breiter und wertvoller Schatz an Erfahrungen. Seit 2007 bin ich wieder zurück, bin ich als IT-Vertriebsexperte wieder in Kaiserslautern. Privat bin ich ein geselliger Mensch, der sich abends gerne mit Freunden trifft und austauscht. Vorzugsweise beim Italiener. Am Wochenende gehe ich logischerweise am liebsten uff de Betze oder fahre zu unseren Auswärtsspielen. Zum Glück habe ich seit über fünf Jahren eine feste Partnerin, die dafür volles Verständnis hat. Gelegentlich kicke ich auch noch selber - das allerdings mehr schlecht als recht...

Der Betze brennt: Seit wann bist Du dem FCK verfallen und wie äußert sich Deine Verbundenheit mit dem Verein?

Schmid: Schon als kleiner Bub bin ich bei Wind und Wetter in der damals noch nicht überdachten Westkurve gestanden, von wo ich regelmäßig heiser geschrien nachhause kam. Nicht unbedingt zur allergrößten Freude meiner Mutter. Und ich war jahrelang aktives Mitglied der Leichtathletikabteilung. Möglicherweise besteht von mir immer noch ein Vereinsrekord über 60m Hürden... Meine besondere Verbundenheit äußert sich unter anderem darin, dass ich seit Jahren vier Mitgliedschaften zahle - beispielsweise für meine Schwester in Ecuador, den größten FCK-Fan ganz Südamerikas - und zwei Dauerkarten. Und als Geschenke für meine neun Neffen und Nichten gibt’s selbstverständlich regelmäßig FCK-Fanartikel!

Der Betze brennt: Im Fritz-Walter-Stadion stehst Du im so genannten „Old School Block“ (Block 6.1; Anm. d. Red.), im Diskussionsforum von „Der Betze brennt“ kennt man Dich unter dem Usernamen „Hans-Peter Brehme“. Wie definierst Du Dich als Fan des 1. FC Kaiserslautern?

Schmid: Nun bringt Ihr mich aber zum Schmunzeln. Bin noch nie gefragt worden, wie ich mich „als FCK-Fan definiere“. Hmmm, ich glaube, ich war schon lange Herzblutfan, noch bevor dieser Begriff überhaupt erst „erfunden“ wurde. Und werde das auch immer bleiben. Deswegen besuchte ich auch schon zu Zweitligazweiten fast alle Heim- und die meisten Auswärtsspiele. Und es bedeutet auch, mich bereits in der Vergangenheit mehrfach mit konstruktiven Verbesserungsvorschlägen an den Verein gewandt zu haben. Zum Beispiel tauschte ich mich schon früher mit Geschäftsführer Jens König aus, wie man die FCK-Mitgliedschaft attraktiver machen könne.

Der Betze brennt: Du hast Deine Kandidatur sehr kurzfristig, am letzten Tag vor Bewerbungsschluss, eingereicht. Was reizt Dich daran, Aufsichtsratsmitglied beim FCK zu werden?

Schmid: Erst wenige Tage vor Fristende wurde ich von drei Vereinsmitgliedern, die mich fachlich und persönlich sehr gut kennen, gebeten, doch bitte, bitte zu kandidieren. Das wollte natürlich erst gut überlegt sein! Entscheidend für meine Kandidatur war das überaus positive Feedback all derer, die ich diesbezüglich um Rat bat. Jetzt sage ich aus voller Überzeugung: „Frage nicht, was Dein Verein für Dich tun kann, sondern frage, was Du für Deinen Verein tun kannst!“ Apropos: Wäre ich vor drei Jahren gefragt worden, ob ich nicht kandidieren wolle, so hätte ich damals „Nein“ gesagt. Denn zu diesem Zeitpunkt war ich noch bei der Firma Netbiscuits, und wir bemühten uns darum, die mobile Webseite des FCK umsetzen zu dürfen. Das hätte für mich ein „Geschmäckle“ gehabt. Vor einem halben Jahr habe ich das Unternehmen verlassen - und darf mich nun vollkommen unbefangen darüber freuen, dass der Mobilauftritt des FCK so gut auf der Netbiscuits-Plattform läuft.

Der Betze brennt: Welche spezielle Qualifikation bringst Du ein, um das Amt eines Aufsichtsratsmitglieds beim FCK auszuüben - neben der obligatorischen Kenntnis von wirtschaftlichen Sachverhalten?

Schmid: Als Vertriebsexperte bringe ich absolute Kundenorientierung ein. Als leidenschaftlicher „Allesfahrer“ aus Kaiserslautern habe ich das Ohr an den Vereinsmitgliedern, -anhängern und Bürgern meiner Heimatstadt. Daraus ergibt sich ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse der gesamten FCK-Familie. Darüber hinaus bin ich in der lokalen, regionalen und überregionalen Geschäftswelt bestens verdrahtet. Hervorragende Voraussetzungen also, um zu wissen, was wirtschaftlich möglich ist, und was sowohl von Sponsorenseite als auch von Anhängerseite gewünscht wird. Außerdem bin ich es gewohnt, im Dialog optimale Lösungen und Entscheidungen zu entwickeln. Mich zeichnen ein gutes Bauchgefühl für die Richtigkeit von Entscheidungen sowie die Umsetzbarkeit von Projekten und ein gesunder Menschenverstand aus.

Der Betze brennt: Blicken wir in die Zukunft. Welche Projekte siehst Du in den kommenden drei Jahren als die wichtigsten für den FCK an?

Schmid: Sportlich: Klassenerhalt bzw. Etablierung in der Ersten Liga. Wirtschaftlich: Konsolidierung unter Beibehaltung unserer sympathisch bodenständigen Identität - und eben weiterhin als 1. FC Kaiserslautern e.V. Ganzheitlich: Die einmalige Betze-Atmosphäre erhalten bei kontinuierlich weiterer Verbreiterung von Mitgliederbasis (Benchmark: Borussia Mönchengladbach mit über 46.000 Mitgliedern) und Sponsorenbasis. Schließlich wollen wir ja irgendwann mal wieder im vereinseigenen Stadion spielen...

Der Betze brennt: Zwei allgemeine Fragen, die wir schon vor der letzten Wahl gestellt haben, dürfen natürlich nicht fehlen. Zum einen, wie stehst Du zu einem möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion?

Schmid: Klipp und klar: Da bin ich absolut dagegen! Es gibt meines Erachtens intelligentere Wege, zusätzliche Mittel zu generieren, als einfach den Stadionnamen zu verkaufen. Zumal sich damit eh keine gigantischen Millionensummen mehr erlösen lassen. Fritz Walter ist und bleibt unser Idol, das wir nicht verramschen dürfen! Eine kleine Anmerkung dazu: Im Januar 2011 schrieb ich zwar mal spaßeshalber in einem Post hier auf „Der Betze brennt“: „Mit dem Düsseldorfer Unternehmen E.ON könnte ich mich ja so gerade eben noch als Sponsor des Stadionnamens anfreunden: "Fritz-Walter-Stadeon auf dem Betzenberg" - aber aus dem Kontext ergibt sich ja eindeutig, wie diese Aussage zu bewerten ist.

Der Betze brennt: Und zum anderen, wie bewertest Du die Möglichkeit einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung, auch in Hinblick auf die aktuelle Aufweichung der 50+1-Regel und den Einstieg von Investoren im Profifußball?

Schmid: Zunächst einmal fällt das initial in den operativen Bereich - und damit ins Ressort des Vorstands. Käme der mit einem entsprechenden Papier auf den Aufsichtsrat zu, so würden wir das selbstverständlich intelligent diskutieren. Um gemeinsam die optimale Strategie zu entwickeln. Entscheiden jedoch werden das einzig und allein die Mitglieder! Persönlich bin ich absolut dagegen, denn ich fürchte, das macht unseren Fußball, so wie wir ihn in der Pfalz kennen und lieben, kaputt. Wohin das führt, konnte man als leidenschaftlicher FCKler gerade erst am Samstagnachmittag in der Rhein-Neckar-Arena sehen und erleben. Leider. Bitte, bitte lasst uns unsere eigene Identität bewahren!

Der Betze brennt: Zum Abschluss: Was sollten die FCK-Fans und -Mitglieder bezüglich Deiner Kandidatur noch wissen und warum sollten sie Dir ihre Stimme geben?

Schmid: Die oben erwähnten Vereinsmitglieder sind mit ihrer Bitte an mich herangetreten, weil sie möchten, dass mit einem neuen Aufsichtsratsmitglied frisches Denken in dieses Gremium einzieht. Eben mit mir als echtem Lautrer und echtem FCKler, der finanziell vollkommen unabhängig vom FCK ist. Inzwischen weiß ich, dass sich noch weitere Mitglieder einen neuen Sparringspartner für unseren Vorstand wünschen. Freunde und Geschäftspartner kennen mich als sympathischen, integeren, verlässlichen Teamplayer, der sich selbst sehr gut zurücknehmen kann. Sollten sich am kommenden Freitag die Mitglieder mehrheitlich für mich entscheiden, so würde mal wieder ein echtes Kind des Betzenbergs in den Aufsichtsrat einziehen. Und zwar eines, das bei aller Fußballaffinität auch die Belange der Nichtfußballabteilungen kennt.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Dir viel Erfolg bei der Aufsichtsratswahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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