Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern – Karlsruher SC 2:0

„Was steht an jedem Puff?!“

„Was steht an jedem Puff?!“


Vom gestrigen Heimspiel des FCK gegen den KSC sind in vielen Köpfen vor allem die Bilder nach dem Abpfiff hängen geblieben. Wir möchten die Vorfälle von der Südtribüne an dieser Stelle (noch) nicht aufarbeiten, sondern uns auf das konzentrieren, was leider unterzugehen droht: Wir sind Derbysieger!

- Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC
- Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC

Von den Ereignissen weit nach Abpfiff abgesehen, kann man in dem Duell des 1. Fußball-Club Kaiserslautern gegen den Karlsruher Sport-Club nur von einem Totalausfall sprechen: Die Werbebande. Das soll was heißen. Auch wenn etwa 15 Minuten lang der Bereich zwischen Westkurve und Trainerbank chaotisch vor sich hin blinkte, dürften die wenigsten der 39.079 Fans davon etwas mitbekommen haben. Denn auf dem Platz fesselte der FCK die Aufmerksamkeit und diktierte das Spiel. 29-mal ging den Statistiken zufolge der Ball gezielt Richtung Tor der Badener. Die Lautrer Abwehr ließ dagegen nur vier Torschüsse zu. Ganz egal, ob nun wiedergefundene Heimstärke oder schwacher Gegner. Elf „Männer in Rot“ ritten eine ansehnliche Attacke nach der nächsten. Was bleibt einem da anderes übrig, als diese Roten Teufel immer weiter ins Herz zu schließen?

Ebenso fesselte das Derby schon von Beginn an. Auf das erste gelbreife Foul der Karlsruher nach nur drei Sekunden folgten zahlreiche Nickligkeiten und brenzlige Situationen, die für das sinnbildliche Feuer auf den Rängen sorgten. Im Großen und Ganzen hatte Schiedsrichter Kempter aber das Spiel im Griff und ließ eine abwechslungsreiche und temporeiche Partie zu. Torres gelang in der 74. Minute das Kunststück, als Gefoulter wegen der anschließenden Tumulte mit Roter Karte vom Platz geschickt zu werden.

FCK-Coach Kosta Runjaic brachte mit Jenssen, Schulze und Gaus drei Neue in die Startelf. Der Auftritt der Mannschaft blieb aber unverändert. Mit ordentlich Zug zum Tor erarbeitete sich die Elf Chance um Chance. Anders als gegen Nürnberg ließ man keine Kontergelegenheiten der Karlsruher zu. Ebenso blieben ernstzunehmende Bewährungschancen für die Abwehr Mangelware. Der Gegner in Weiß war auch nicht in der Lage, echte Gelegenheiten aus dem Spiel heraus zu kreieren. In beinahe gewohnter Manier fehlte dem FCK beim Abschluss das Fortune. Das 2:0 fiel um mindestens ein Tor zu niedrig aus. Vor dem Spiel versprach Kapitän Lakic den Fans einen Treffer. In der 20. Minute löste er nach Vorlage von Gaus sein Versprechen ein.

Die Standardsituationen des FCK werden stetig variantenreicher, teilweise auch raffinierter. Doch wenn beim Freistoß vor dem Strafraum der Ball profan an der Mauer abprallt und schier endlos in die Höhe schnellt, dann setzt unsere Mannschaft nach, zieht unbeirrt Richtung Tor und netzt dann eben ein. Gaus erzielte so nach Stöger-Freistoß und Lakic-Balleroberung das 2:0 und grüßte anschließend den Gästeblock. Drumherum suchten bemühte und verdutzte Badener Statisten nach Orientierung im eigenen Strafraum.

Doch nicht nur die Fußballspieler hinterlassen einen vielversprechenden Eindruck. Die Südtribüne im Fritz-Walter-Stadion entwickelt immer mehr eine eigene Dynamik. Weiter so. Immer häufiger reagiert sie nicht mehr auf die Nachbarn im Westen, sondern agiert mit ihnen. Ein paar mal, verwaisten die Sitzgelegenheiten, weil es die Fans von oben bis unten, von links nach rechts von den Stühlen riss. Statt des üblichen „Steht auf, wenn ihr Lautrer seid“, waren allesamt aber damit beschäftigt, die Mannschaft weiter anzutreiben, dass 3:0 mit zu erzwingen. Das sollte in diesem Spiel nicht gelingen. Aber auch dieser Tag wird kommen.

Von mir aus dürfen die Karlsruher gerne wiederkommen, zumindest diejenigen, die das Spiel über die Spielzeit hinaus kreativ und gewaltfrei mitgestalten. Auf dem Platz kamen die guten Seiten der Roten Teufel zur Geltung und auf den Rängen kitzelte ihre Präsenz noch das eine oder andere Dezibel aus den Stimmbändern und die Abneigung aus tiefstem Herzen hervor. Capo Kempf und seine Fixpunkte in der Westkurve schaukelten sich gegenseitig in die Derby-Euphorie. Die Vorherrschaft im Süden ging vom 6. bis 8. Spieltag in die Binsen. Doch der zumindest bis Sonntag eroberte Platz 1 unterstreicht: Wir sind die besten im Südwesten.

Schade, dass von diesem Spiel bei vielen Fans und medial sowieso so wenig hängen bleibt, weil über (begründete?) Terminverlegung, (durchdachte?) Sicherheitskonzepte und lästige Gewalt rund um den Fußball diskutiert werden muss. „Was steht an jedem Puff?“ Diese Frage vom Vorsänger soll an dieser Stelle offen bleiben. Aufstiegsambitionen wurden bislang schließlich nicht offiziell kommuniziert.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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