Die Präzision fehlt noch beim FCK. Aber die Ergebnisse stimmen. Im dritten Heimspiel der Saison 2014/15 feierten die Roten Teufel den dritten Sieg und gehören damit weiterhin zur Spitzengruppe der zweiten Liga.
- Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - FSV Frankfurt
- Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - FSV Frankfurt
Markus Karl hätte es machen können. Srdjan Lakic hätte es machen können. Marcel Gaus hätte es machen können. Karim Matmour hätte es machen können und auch Kerem Demirbay hätte es machen können. Das zweite Tor, den Deckel drauf, den Sack zu, das Licht aus. Es wäre am Freitagabend zweifellos die Entscheidung im Spiel gegen den FSV Frankfurt gewesen und hätte somit die Nerven der gesamten Betze-Anhängerschaft wohl um einiges weniger strapaziert. So mussten die Fans bis zur letzten Sekunde bangen, konnten sich am Ende aber doch über einen hochverdienten 1:0-Sieg des 1. FC Kaiserslautern freuen.
Zum 5. Spieltag empfingen die Roten Teufel den FSV, der mit vier Punkten aus vier Partien eher mäßig in die neue Spielzeit gestartet ist, dafür aber vor wenigen Wochen den einzigen Saisonsieg in Nürnberg holte. Auch gegen die auftrumpfenden Leipziger erarbeitete sich der Klub vom Bornheimer Hang vor der Länderspielpause einen Punkt, weshalb der FCK mit einem gewissen Respekt in die Partie ging. Tatsächlich zeigten die Frankfurter in 90 Spielminuten nicht einmal im Ansatz, wie sie sich die vier Punkte erarbeiten konnten: Fehlpässe, große Lücken, ideenlos und dazu extrem harmlos im Abschluss. Große Gefahr drohte dem FCK während des gesamten Spiels eigentlich nie. Entsprechend übernahm das Team um Kapitän Lakic von Anfang an das Heft des Handels.
Wie schon gegen Aalen und Braunschweig zeigte der FCK eine bärenstarke erste Hälfte, dominierte Spielgeschehen und Gegner. Schnell boten sich einige gute Möglichkeiten in Führung zu gehen. Der sich inzwischen von Spiel zu Spiel steigernde Markus Karl (11.) oder Marcel Gaus (30.) - gegen seine ehemaligen Kollegen erneut in der Startelf - hatten beste Gelegenheiten. Immer wieder gelang es den Lautrern durch schnelles Passspiel und vor allem viel Bewegung und Tempo dem mauernden und destruktiven FSV gefährlich zu werden. Maßgeblichen Anteil hatte daran Neuzugang Kerem Demirbay, den Kosta Runjaic in seinem ersten Einsatz für den FCK gleich von Anfang an für Kevin Stöger ins Rennen schickte. Demirbays Übersicht und Kreativität belebten merklich das Spiel der Roten Teufel und fast hätte er selbst in der 17. Minute auch gleich sein erstes Tor erzielen können, scheiterte aber an drei Frankfurter Verteidigern. Der FCK ließ weitere beste Chancen aus, war zu zögerlich im Abschluss oder vor dem gegnerischen Strafraum zu umständlich. Folglich brachte eine Standardsituation den Treffer des Tages: einen Freistoß aus gut 30 Metern knallte Demirbay in der 36. Minute gegen den rechten Pfosten. Der abprallende Ball fiel Willi Orban genau vor die Füße, der ihn - durchaus gekonnt, aber doch mit Glück - über die Linie drückte. Was für eine Freude für den Lautrer Jungen, der schon seit seinem fünften Lebensjahr beim FCK spielt!
Die anschließende Bilanz zur Halbzeit fiel klar aus: hochverdient in Führung, aber eine ziemlich schwache Chancenauswertung. Nach dem Seitenwechsel brauchte der FCK, nun auf die in weiten Teilen unbesetzte Osttribüne spielend, Zeit, um wieder in das Spiel zu finden. Begleitet von starkem Fritz-Walter-Wetter plätscherte das Spiel vor sich hin. Die Roten Teufel standen hinten solide, kamen aber vorne erst ab der 60. Minute wieder zu gefährlicheren Torchancen - wobei auch diese teilweise fahrlässig ungenutzt blieben. Alleine Kerem Demirbay hätte per Volleyschuss (64.) und fantastischem Sololauf (71.) für das zweite und dritte Tor sorgen können. Doch er scheiterte, ebenso wie der glücklose Lakic an diesem Abend immer wieder an der fehlenden Präzision und Durchschlagskraft. Es war zum Haareraufen. Und so begann, je näher der Abpfiff rückte, das nervöse Bangen auf den Rängen. Würde der FCK, trotz drückender Dominanz wieder, wie schon in Sandhausen und Aalen kurz vor Schluss zwei wichtige Punkte herschenken? Diesmal rächten sich die vergebenen Chancen nicht, der FSV konnte die Lautrer trotz kleiner Schlussoffensive nicht in Bedrängnis bringen. So pfiff Schiedsrichter Marco Fritz die Partie zur lautstarken Freude der Heimfans wenig später ab.
Welches Fazit zieht man nach solch einem Spiel? Jubel über drei Punkte und den dritten Sieg im dritten Heimspiel? Oder eher Zerknirschtheit ob der mangelhaften Chancenverwertung? Die Westkurve entschied sich mehrheitlich für die erste Option und feierte lange und lautstark zunächst das Team und dann den Torschützen des Tages Willi(iiii) Orban. Zudem bleibt neben der Freude über drei Punkte auch die Erkenntnis, dass der FCK im Vergleich zur letzten Saison spielerisch enorm dazugelernt hat. Aber: genau so gilt es - wie schon nach den letzten beiden Spielen - festzuhalten, dass Kosta Runjaic und sein Team dringend an der Präzision vor dem Tor arbeiten und die Chancenverwertung optimieren müssen.
Denn wenn dann Markus Karl, Srdjan Lakic, Marcel Gaus, Karim Matmour und Kerem Demirbay in Zukunft ihre Chancen besser nutzen, würden sie wohl nicht nur den Betze-Anhängern das Bangen bis kurz vor Schluss ersparen, auch in der Tabelle könnte sich eine bessere Tordifferenz langfristig bemerkbar machen. Die nächste Chance, um es besser zu machen, bietet sich am kommenden Samstag in Fürth.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht