Mit der Neckarsulmer Sport-Union trifft der 1. FC Kaiserslautern am Samstag (15:30 Uhr, Frankenstadion Heilbronn) auf den niederklassigsten Gegner im diesjährigen DFB-Pokalwettbewerb. Da sollte sportlich gesehen nichts anbrennen - oder?
Endlich mal ein vernünftiges Los zum Pokalauftakt! Für die Fans mal keine Reise quer durch Deutschland, für die Spieler mal kein potentieller Favoritenschreck aus dem Grenzgebiet zwischen zweiter und dritter Liga. So wird manch einer im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern gedacht haben, als die Glücksfee die Neckarsulmer Sport-Union als Gegner im DFB-Pokal aus dem Topf zog. Ein Verbandsligist in bequem erreichbarer Entfernung, dazu das Frankenstadion in Heilbronn als neuer „Ground“ und Deutschlands traditionellste Anstoßzeit am Samstag um 15:30 Uhr. Was will man mehr?
Die Neckarsulmer entpuppten sich im Vorfeld als äußerst sympathischer Gegner, für den das „Spiel des Jahrzehnts“ gegen die Roten Teufel etwas ganz besonderes darstellt. Und der sich auf die FCK-Fans freut, anstatt wie andere kleine Vereine in Panik zu verfallen und den Ausnahmezustand auszurufen. „Es ist ja landesweit bekannt, dass der FCK eine wahnsinnig gute Fankultur hat und auf dem Betzenberg immer eine richtig gute Stimmung herrscht. Mein Wunsch an Euch wäre es, dass so viele FCK-Fans wie möglich dem Spiel live beiwohnen, Ihr Euer Team lautstark unterstützt und meinem Team allein dadurch schon ein Stückchen 'Betzenberg-Feeling' vermitteln würdet“, lässt NSU-Trainer Timo Böttjer den Schlachtenbummlern aus der Pfalz ausrichten.
Und die FCK-Fans werden kommen! Mindestens 3.000, vielleicht auch 4.000 Lautrer werden unter den rund 10.000 Zuschauern im Heilbronner Frankenstadion erwartet. Dass Neckarsulm im DFB-Pokal nicht auf seinem eigenen Sportplatz spielen kann, war schnell klar, und auch die Stadt Heilbronn zeigte sich kooperativ: Umbauarbeiten am Stadion konnten verschoben werden, so dass weder ein Ausweichen nach Sinsheim noch nach Aspach nötig wurde.
Trotz aller sympathischer Vorberichterstattung über Wochen hinweg, in der hier und da natürlich auch vom großen Pokalcoup geträumt wurde, traten die Neckarsulmer dann in dieser Woche aber doch noch gehörig ins Fettnäpfchen. Den frisch veröffentlichten Song zum Spiel von Rapper Brockmaster B. hätte man eigentlich auch noch in der Rubrik „Vorfreude“ einordnen können - die Textzeile „Wir schicken sie nach Hause, wie unsere Jungs aus Hoffenheim“ verstieß dann aber doch gegen jeglichen Geschmack und vielen FCK-Fans bitter auf. Trotzdem: Nur wegen einem unlustigen Satz eines Hiphoppers sollte man nicht den ganzen Verein über einen Kamm scheren, der sich am Samstag voraussichtlich als guter Gastgeber präsentieren wird.
Sportlich dürfte der Gegner aus der sechsten Liga die Elf von Franco Foda kaum vor Probleme stellen, alles andere als ein deutlicher Auswärtssieg wäre eine Überraschung. Aber Obacht: Schon einmal, vor zwölf Jahren, spielte der FCK mit Blau-Weiß Brühl gegen den niederklassigsten Gegner der ersten Pokalrunde. Die Landesliga-Aufsteiger aus dem Rheinland gingen damals sogar mit 1:0 in Führung, am Ende stand bei tropischen Temperaturen dann aber doch ein 4:1-Sieg für Roman Weidenfeller, Mario Basler, Ratinho, Miroslav Klose und Co.
In der Elf von heute wird neben den Langzeitverletzten vermutlich auch Simon Zoller fehlen. Der aktuelle Goalgetter des FCK konnte nach seiner Zehenprellung zwar bereits wieder mit der Mannschaft trainieren, dürfte gegen Neckarsulm aber wohl geschont und von Olivier Occean ersetzt werden. Ansonsten ist im Großen und Ganzen mit der siegreichen Elf der ersten beiden Spieltage zu rechnen, allenfalls eine kleine Rotation ist im Rahmen des Möglichen.
Für die FCK-Fans sind in Heilbronn die Blöcke B und C vorgesehen, an den Stadionkassen gibt es noch genügend Tickets. Verboten sind leider große Schwenkfahnen und Doppelhalter, so dass nur bedingt mit kleineren Fahnen (bis 2,50 Meter) für ein optisch gutes Bild gesorgt werden kann.
Was die FCK-Fans leisten können, hat NSU-Sportdirektor Marco Merz persönlich miterlebt: „Erst vor kurzem war ich mit unserem heutigen Stadionsprecher Jens Ademmer beim Relegations-Rückspiel auf dem 'Betze' - aber wirklich nicht als Hoffenheim-Fan. Dieses rot-weiße Fahnenmeer, dieses Bild von den tausenden von Fahnen in der Westkurve, das hat mich wirklich tief beeindruckt und ich habe es in meinem Kopf abgespeichert. Diesen Anblick vergisst Du als Fußball-Fan niemals.“ Mit Blick auf das Pokalspiel gibt sich Merz realistisch: „Von der sportlichen Mega-Sensation wage ich nicht zu träumen.“ Nicht viel zu philosophieren gibt es dementsprechend auch für FCK-Trainer Franco Foda: „Ohne Wenn und Aber zählt für uns nur das Weiterkommen!“
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Rohde (Rostock)
Voraussichtliche Aufstellungen
Neckarsulmer Sport-Union: Susser - Schaaf, Gerlach, Neupert, Oechsner - Romano, Köhler, Mucan, Grunwald - Elseg, Olgun
Es fehlen: Pribyl (Bänderdehnung), Andic (Muskelfaserriss)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek (Heintz), Orban, Löwe - Matmour, Ring, Karl, Gaus - Occean, Idrissou
Ersatz: Hohs, Riedel, Heintz, Borysiuk, Jenssen, Fortounis, Wooten
Es fehlen: Bunjaku (Knie-OP), Torrejon, Alushi (beide Aufbautraining), Drazan (Zerrung), Azaouagh, evtl. Zoller (Zehenprellung)
- Ca. 30-45 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas