Es klingt nach einem echten Spitzenspiel, wenn der Tabellenzweite den direkten Verfolger zum Tanz bittet. Doch wenn beide Teams zehn Punkte trennt, also im Grunde Welten, bleibt nicht mehr viel Brisanz übrig. Hertha BSC gegen den 1. FC Kaiserslautern, eine Spitzenspiel-Mogelpackung? Nicht ganz, denn hinten lauern die eigenen Verfolger, die auf Distanz gehalten werden müssen.
Die Ausgangslage
Zum Beispiel der 1. FC Köln. Wo kommen die denn plötzlich her? Vor zwei Wochen lagen die Domstädter noch mit acht Punkten Rückstand auf den FCK auf einem durchschnittlichen neunten Rang und nun sind sitzen sie unserer „Elf“ mit nur noch drei Punkten Rückstand derbe im Nacken. Die Spieler und Anhänger des FC werden daher am Montag um 20:15 Uhr vorm TV sitzen und der Hertha alle vorhandenen Daumen drücken, um wieder dick ins Geschäft um den Relegationsrang eingreifen zu können. Im Grunde haben wir also ein „Sechs-Punkte-Spiel“ vor Augen: Operation „Sechs Punkte vorm FC bleiben“... und natürlich gleichzeitig den Abstand auf Berlin auf sieben Punkte zu verkürzen.
Das Personal
Da hat Mo Idrissou seiner Mannschaft einen Bärendienst erwiesen. Agiert der Lautrer Topstürmer sowieso meistens in der Platzverweisregion, hat es ihn nun in Duisburg erwischt. So nötig wie ein Kropf... Dies bedeutet womöglich eine Veränderung der Taktik hin zu dem in der Hinrunde gewohnten 4-2-3-1 mit Albert Bunjaku als Stoßstürmer und einem zweiten Mann neben Markus Karl im defensiven Mittelfeld, um die Kreise des in dieser Saison erstligareif aufspielenden Ronny einzuschränken. Dieser zweite Sechser könnte der im neuen Jahr bisher in Ungnade gefallene Ariel Borysiuk sein. Sollte Franco Foda weiter auf die Zwei-Stürmer-Taktik setzen, wäre Erwin Hoffer die erste Option auf den Platz neben Kapitän Bunjaku,
Der Gegner
Der Start war etwas verkorkst, aber nun ist Hertha BSC auf dem direkten Weg zurück in die Bundesliga. Es scheint nur noch darum zu gehen, ob die Hauptstädter als Zweitligameister oder -vizemeister den Weg zurück in die Beletage antreten werden. Vielleicht erklärt dies die geringe Nachfrage nach Karten für das Spiel gegen die Roten Teufel - deutlich weniger Tickets als erwartet wurden bislang abgesetzt, so dass Hertha seine Anhänger mit Spottpreisen lockt.
Sportlich sieht es also rosig für die „Alte Dame“ aus. Trainer Jos Luhukay steht der gesamte Kader zur Verfügung, nur Roman Hubnik musste diese Woche etwas kürzer treten. Nicht in der Startelf wird Sandro Wagner erwartet, bislang netzte der Ex-Lautrer Versager vier Mal ein. Schon im Hinspiel kam Wagner nur von der Bank, konnte aber keine Akzente mehr setzen.
Das letzte Spiel
Das Hinspiel werden vor allem Mo Idrissou und Maik Franz noch gut im Gedächtnis haben. Beide lieferten sich ein dermaßen galliges Duell, dass die Quoten für einen Platzverweis der beiden wohl gegen Null tendierten. Als Ergebnis stand dann nach 90 Minuten ein 1:1 nach Toren von Idrissou und Ronny. Es war im dritten Zweitligaspiel der beiden Clubs das zweite Unentschieden, die andere Partie gewann Hertha 1997 zuhause mit 2:0. Das letzte Aufeinandertreffen in Berlin konnte allerdings der FCK für sich entscheiden, das 2:1 in der ersten Liga war der einzige Sieg in der Rückrunde 2011/12.
Fan-Infos
Wie erwähnt scheint die Partie niemanden in der Hauptstadt wirklich vom Hocker zu reißen. Bis Samstag wurden knapp 16.000 Tageskarten abgesetzt (plus 16.500 Dauerkarten), ohne die „Billigangebote“ der Hertha wären es wahrscheinlich nicht einmal annähernd so viele Karten verkauft worden. Bei Minusgraden werden wohl 1.000 bis 1.200 Schlachtenbummler mit dem Teufel im Herzen im Olympiastadion vertreten sein, auf eiskaltem Beton auf einen Auswärtsdreier hoffen und nach der Partie mit der 15 Jahre alt gewordenen „Berliner Bagaasch“ die Korken knallen lassen. Gratulation an die Gang!
O-Töne
Man merkt, dass Franco Foda viele Jahre lang nicht mehr zu Spielen bei der Hertha in Berlin gewesen sein muss: „Wir freuen uns auf diese Partie vor einem tollen Publikum in einem tollen Stadion“. Naja... Etwas realistischer klingen die Aussagen Jimmy Hoffers zum morgigen Kick: „Es wird sicherlich kein leichtes Spiel und wir müssen 90 Minuten Vollgas geben“. 90 Minuten Vollgas ist auch das mindeste was wir erwarten - und worauf wir schon seit langer Zeit warten!
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
Voraussichtliche Aufstellungen
Hertha BSC: Kraft - Pekarik, Lustenberger, Brooks, Holland - Niemeyer, Kluge - Ndjeng, Ronny, Ben-Hatira - Ramos
Ersatz: Burchert, Hubnik, Morales, Knoll, Kobiashvili, Lasogga, Wagner
Es fehlt: evtl. Hubnik
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejon, Heintz, Löwe - Karl - Weiser, Köhler, Baumjohann - Hoffer (Borysiuk), Bunjaku
Ersatz: Hohs, Bugera, Orban, Riedel, Borysiuk, Drazan, Fortounis
Es fehlen: Alushi (Reha nach Kreuzbandriss), Amri (Reha), De Wit (Knieprobleme), Zellner (Syndesmoseriss), Idrissou (Gelb-Rot-Sperre)
- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian