Die Sätze vor einem Erstrundenspiel im DFB-Pokal klingen immer ähnlich. „Wir müssen hochkonzentriert sein“, „Im Fußball gibt es keine Kleinen mehr“ oder „Wir sind Favorit, dürfen den Gegner aber nicht auf die leichte Schulter nehmen“ hört man stets von den „Großen“. So natürlich auch von den Spielern und Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern, die zur wenig fanfreundlichen Termin am Sonntagabend um 18:30 Uhr bei Hansa Rostock antreten müssen.
Die Ausgangslage
Und das ist natürlich auch jedes Jahr richtig - die unterklassigen Clubs können sich präsentieren und teilweise sanieren, die höherklassigen Teams haben immer die Blamage im Kopf. Ist es daher ein Glücksfall, dass die Roten Teufel mit Hansa Rostock wieder einmal eines der sportlich schwersten Lose aus dem Topf erhalten haben? Immerhin hegt die „Kogge“ Aufstiegsambitionen und kickte letzte Saison noch in der zweiten Liga. So oder so, wenn der FCK die Leistungen aus den guten Phasen der ersten beiden Punktspiele an der Ostsee bestätigen kann und sofort selbst Dampf im Kessel macht, müsste der Einzug in die nächste Runde klappen. Weniger darf auch gar nicht das Ziel sein, ein Aus in Runde 1 wäre nun mal - blamabel!
Das Personal
Mindestens einen Wechsel innerhalb der ersten Elf wird Coach Franco Foda vornehmen müssen, da Alexander Bugera nach seiner in Aalen zugezogenen Sprunggelenksverletzung ausfällt. Als Ersatz stehen der beim Auswärtssieg auf der schwäbischen Alb nicht berücksichtige Leon Jessen sowie Dominique Heintz, der in Aalen für Bugera eingewechselt wurde, bereit. Foda hält sich beide Optionen offen, aber für den weiterhin auf der Verkaufsliste stehenden Jessen wird wohl nur der Platz auf der Bank bleiben.
Weitere Änderungen in der Startelf sind unwahrscheinlich, aber wie immer möglich. Spannend ist vor allem, ob Gil Vermouth weiter im „Schaufenster“ unterwegs sein wird oder ob der noch nicht topfitte Kostas Fortounis seinen ersten Starteinsatz an erhalten wird. Im Sturm hingegen ist alles klar, die beiden „Doppelpacker“ Albert Bunjaku und Mo Idrissou haben sich nach ihren engagierten und gefährlichen Einsätzen nach ganz vorne katapultiert und werden auch in Rostock von Anfang an Betrieb machen.
Der Gegner
Ein bisschen FCK scheint überall zu sein. In Rostock sind die Lautrer Gene bei drei Verantwortlichen vorhanden: Bei Trainer Wolfgang Wolf, der vor fünfeinhalb Jahren beim FCK geschasst wurde, sowie seinem Sohn Patrick (gebürtiger Lautrer) und bei Kapitän Sebastian Pelzer, der mehrere Jahre als Nachwuchsteufel aktiv war. Beide werden auch in der ersten Elf erwartet, während Trainer Wolf auf mehrere Stammspieler verzichten muss. Schwer wiegen vor allem die Ausfälle von Stammtorwart Jörg Hahnel, Abwehrchef Matthias Holst und Mohammed Lartey.
Der Saisonstart der Ostseestädter war eher durchwachsen. Nach zwei Siegen, zwei Niederlagen und einem Unentschieden steht Hansa im Mittelfeld der Tabelle und hat mit zehn Gegentreffern durchaus Lücken in der Defensive. Chancen also für Zuck, Idrissou und Co.
Das letzte Spiel
Das letzte Spiel zwischen den Roten Teufel und dem FC Hansa werden alle noch in Erinnerung haben: Es war am 23. April 2010, der FCK benötigte einen Heimsieg, um endgültig aufgestiegen zu sein, das Fritz-Walter-Stadion war mit 50.000 Zuschauern brechend voll (trotz Pufferblock im Hansa-Bereich) und alle diskutierten nur über die Höhe des Sieges. Am Ende holte Hansa mit einem 1:0-Auswärtssieg überraschend drei Punkte vom Betze mit und die Aufstiegsfeier musste verschoben werden. Das sollte auch für das Pokalmatch eine Lehre sein - das Fell des Bären wird erst verteilt, nachdem er erlegt wurde! Im damaligen Hinspiel gab es übrigens einen 1:0-Auswärtssieg nach einem späten Treffer von Adam Nemec.
Fan-Infos
Die grandios gelegte Anstoßzeit bewirkt, das nur 400-500 FCK-Anhänger in Rostock antischen werden. Immerhin mehr als die Rostocker Hooltras von „Suptras“ und Co., die das Spiel boykottieren: Anstatt hinter dem Tor zu stehen, sollen die Supporter nach dem Willen der Hansa-Verantwortlichen in einen „Käfig“ im Tribüneneck eingepfercht werden, was die Fans berechtigterweise nicht einsehen und nicht mitziehen. Bei ihrem Protest werden sie auch von vielen Nicht-Ultras unterstützt, weshalb im Ostseestadion mit einer eher mäßigen Zuschauerzahl und Stimmung zu rechnen ist.
Da die „Suptras“ den Nachmittag gemeinsam in ihren Räumlichkeiten verbringen und somit auch vor oder nach dem Spiel trotz Boykott mal am Stadion vorbeischauen könnten, gelten für die Gästefans dennoch die für Rostock üblichen Sicherheitshinweise: Die Augen offen halten, auch am Ostseestrand, und möglichst nicht alleine oder in Kleingruppen den FCK-Schal spazieren tragen. Wobei bei über 30 Grad wohl ohnehin nicht die dicken Wollschals ausgepackt werden, doch auch so kann der Gästeblock bunt gestaltet werden: Für die FCK-Fans sind große und kleine Schwenkfahnen sowie Doppelhalter erlaubt, Zaunfahnen hingegen nur im Block und nicht am Plexiglaszaun.
Übrigens: Gleichzeitig um 18:30 Uhr findet auch die Partie Wacker Burghausen gegen Fortuna Düsseldorf statt, die Fortunen haben damit am Sonntagabend wie die FCK-Schlachtenbummler über 700 km zurückzulegen. Und am Montag um 18:30 Uhr (!) spielen dann noch völlig ohne Terminnot Union Berlin bei Rot-Weiß Essen und Energie Cottbus beim SV Sandhausen. Ein dicker Mittelfinger für die Funktionäre!
O-Töne
Alles scheint also bereitet zu sein für den Einzug in die zweite Runde: Ein geschwächter Gegner, eine gut gestartete eigene Mannschaft mit gewachsenem Selbstvertrauen und Trainer Foda, der die Marschroute für Sonntag klar vorgibt: „Wir müssen aggressiv auftreten und selbst nach vorne die Initiative ergreifen.“ In die gleiche Kerbe schlägt Mittelfeldakteur Enis Alushi: „Wir möchten von Anfang an unsere Qualität zeigen, dominant auftreten und wenn möglich früh in Führung gehen. Wenn uns das gelingt, wird das Spiel positiv für uns ausgehen.“ So möge es sein, auch wenn Rostocks Trainer Wolfgang Wolf das Feld natürlich nicht kampflos räumen will: „Im Pokal hast Du immer eine Chance!“ Das stimmt, aber die werden wir Euch nicht geben. Auf in Runde 2!
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Florian Steuer (Menden)
Voraussichtliche Aufstellungen
Hansa Rostock:Müller - Geenen, Wolf, Gusche, Pelzer - Leemans, Berger, Jordanov, Blum - Plat, Quascher
Ersatz: Brinkies, Mendy, Smetana, Humbert, Albrecht, Starke, Marcos
Es fehlen: Pfingstner, Lartey, Hahnel, Holst
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Abel, Heintz - Vermouth (Fortounis), Borysiuk, Alushi, Zuck - Bunjaku, Idrissou
Ersatz: Hohs, Jessen, Orban, Linsmayer, Fortounis, Derstroff, Micanski
Es fehlen: Bugera (Sprunggelenksverletzung), Rodnei (Adduktorenverletzung), Amri (Wadenbeinbruch), De Wit (Meniskusverletzung), Azaouagh, Nsor (beide Trainingsrückstand)
- Ca. 30-45 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian