Im Blickpunkt: Beleidigungen gegen Fritz Walter

Die hässliche Fratze von Mainz 05

Die hässliche Fratze von Mainz 05


Sportliche Situation hin, Vorfälle beim Training her - alles wichtige Themen, aber wir möchten auch eine andere Sache nicht völlig unerwähnt lassen, die uns unter den Nägeln brennt: Die niederträchtigen Mainzer Beleidigungen gegen Fritz Walter und die daraus (nicht) resultierenden Konsequenzen.

Manche sagen „Lasst gut sein, genau das wollen die doch damit nur erreichen“, aber vielen FCK-Fans liegt dieses Thema wirklich am Herzen. Es geht um die unschönen Vorfälle während des Spiels des 1. FC Kaiserslautern gegen Mainz 05, die in den letzten Tagen aufgrund anderer hässlicher Szenen zu sehr untergegangen sind.

Nein, wir möchten nicht vom provozierenden Torjubel der Mainzer Spieler direkt vor dem Gästeblock sprechen oder vom „Scheiß Kaiserslautern“, das Mohamed Zidan auf dem Zaun sitzend in Richtung Fans brüllte. Dass der Stadionsprecher ständig gegen die Richtlinien der Spielordnung durch mehrfache Anfeuerung der eigenen Fans und Einspielen von Musik während des laufenden Spiels verstößt ist ärgerlich, aber hier nicht das Thema. Wir wurden als Hurensöhne, Bauern und Inzuchtler betitelt? Haben wir gar nicht gehört. Es ist uns auch vollkommen egal, dass unserem Ersatztorwart eine Drogensucht unterstellt wurde oder Trainer und Ex-Kapitänsfrau ein Verhältnis. Das alles ist irgendwie ein Teil solcher Fußballspiele und wir können schließlich selbst auch ganz gut austeilen. Und folglich auch einstecken.

Bei einer Sache hört für uns der Spaß aber auf: Wenn das Andenken an unser vor zehn Jahren verstorbenes Fußball-Idol Fritz Walter, dem „Kapitän für Deutschland“, mit Füßen getreten wird.

Was ist vorgefallen?

Vor knapp zwei Jahren fing es an mit einem Fangesang, den die Mainzer im Internet verbreiteten: „Im Berner Stadion spielte einst Fritz Walter, das ist jetzt über 50 Jahre her, jetzt liegt er in der Kiste und verwest so vor sich hin, was für ein Glück das ich kein Lautrer bin - die Drecksau!“ Im Oktober 2010 betitelten die Ultras via Spruchband dann eine Gedenkfeier für Fritz Walter höhnisch als „Party“ und „Leichenschmaus“, ehe im September 2011 beim direkten Duell wieder das Bern-Lied und vielfach „Fritz Walter ist tot“ bejubelt wurden. Beim jüngsten Aufeinandertreffen prangte letztgenannter Spruch zwei Minuten lang vor der Mainzer Fankurve, bevor komplett ausgerollt „total traditionell“ daraus wurde. Später gab es noch ein zweites Spruchband mit dem einzigen Ziel der Provokation der FCK-Fans auf dem Rücken eines Verstorbenen.

Wie verhält sich der Verein Mainz 05?

Nach dem Hinspiel im September bedauerten Manager Christian Heidel und Co. die Herabwürdigungen öffentlich, entschuldigten sich beim FCK und redeten ihren Ultras auf der Mitgliederversammlung ins Gewissen. Eine Woche später wurde von den gemäßigteren FSV-Fans ein Transparent mit der Aufschrift „Fritz Walter lebt ewig in unseren 05er Fan-Herzen“ gezeigt, quasi eine weitere Bitte um Verzeihung. Man werde alles dafür tun, dass sich solche Vorfälle nicht mehr wiederholen.

Diese Aussagen, die damals auch von medialem Druck begleitet waren und ebenso den Gesamtauftritt der ehemaligen Fair-Play-Meister kritisierten, wurden nun innerhalb von nicht einmal sechs Monaten konterkariert. Zu einer Anfrage von uns wollten die Mainzer Verantwortlichen nicht Stellung nehmen mit der Begründung, dass im Forum von „Der Betze brennt“ Beleidigungen und Schlimmeres gegen Manager Heidel getätigt worden seien. Nur das die Spruchbänder vom Verein nicht genehmigt wurden und das man das intern verurteilend ansprechen werde, ließ 05-Pressesprecher Tobias Sparwasser uns wissen. „Die Provokationen gehen von einer kleinen Gruppe unserer Fanszene aus und repräsentieren keinesfalls die Meinung des Vereins oder der Mainzer Fans an sich“, antwortete eine Mitarbeiterin der Geschäftsstelle darüber hinaus auf die Anfrage eines FCK-Anhängers. Und das man mit Nachdruck darauf hinwirken werde, dass derartige Dinge künftig nicht mehr vorkommen. Aber kann man sich darauf verlassen, nachdem diese Ankündigungen schon in der Vergangenheit verpufften?

Und was sagt der FCK?

Doch auch der FCK hat sich in dieser Angelegenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Während der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz trotz mehrfacher Nachfrage eines Journalisten ausdrücklich nur das Plakat gegen Marco Kurz und Martin Amedick anprangerte („Das asozialste, was ich bisher im deutschen Fußball erlebt habe“), wurden die Angriffe auf FCK-Idol Fritz Walter mit keiner Silbe erwähnt. Auch hierzu stellten wir eine Presseanfrage und erhielten von Seiten des Vereins die Antwort, dass eine entsprechende Äußerung sehr wohl getätigt, aber nicht gesendet worden sei und dass man den Verfassern nicht die erwünschte Aufmerksamkeit zukommen lassen wolle. Auch zu den anderen Spruchbändern werde es erst einmal keine öffentliche Äußerung mehr geben. Zumindest bleibt also festzuhalten, dass hier die Prioritäten falsch gesetzt wurden und dummer Tratsch, über den selbst Marco Kurz nur lachen kann, um ein vielfaches höher bewertet wurde als das Herabwürdigen eines Toten.

Hinter den Kulissen ist der FCK aber aktiv geworden und hat neben Mainz 05 auch mit dem DFB Kontakt aufgenommen. Die Spruchbänder wurden ebenso wie die relevanten Bild- und Tonaufnahmen gesammelt und an die beteiligten Institutionen weitergeleitet. Pressesprecher Christian Gruber dazu: „Der FCK kann und wird diese Vorfälle definitiv nicht unkommentiert hinnehmen.“

Wir werden an dieser Sache dran bleiben und in einigen Wochen nachhaken, ob hierzu Ergebnisse vorliegen. Jedem, dem ebenfalls etwas an dieser Sache liegt, steht es frei, sich mit sachlicher Kritik und einer Schilderung der Situation an den FCK, Mainz 05 oder den DFB zu wenden.

Und die Medien?

Sämtlichen Medien scheinen mit aller Gewalt die heile Welt bei Mainz 05 schützen zu wollen. Nicht anders lässt sich erklären, dass Ausfälle der FCK-Fans in voller Breite gezeigt werden, aber beispielsweise die Banner gegen Fritz Walter nicht einmal Erwähnung finden. Ähnlich war es auch in der Vergangenheit.

Auf einen Kommentar über die Berichterstattung des SWR, die sich auf jede Verfehlung der FCK-Fans stürzt und sie genüsslich ausbreitet, die Mainzer aber als Friede-Freude-Eierkuchen-Verein darstellt, soll an dieser Stelle verzichtet werden.

Wie sieht es mit dem DFB aus?

Der DFB hat Ermittlungen gegen Zidan aufgenommen, weil er gemeinsam mit den Mainzer Fans "Scheiß Kaiserslautern" gebrüllt hatte. Die Strafe dürfte ähnlich ausfallen wie die der anderen Spieler, die für Beschimpfungen anderer Vereine eine Geldstrafe in der Größenordnung von um die 10.000 Euro zahlen mussten.

Die Frage muss gestattet sein, warum wegen Beschimpfungen anderer Vereine durch Spieler Ermittlungen eingeleitet werden, der mehrfachen Verhöhnung eines in ganz Deutschland geschätzten Sportidols aber tatenlos zugesehen wird? Hier sollte sich der DFB einmal die Relation der Sachverhalte vor Augen führen. Fritz Walter wird nicht nur als erster Ehrenspielführer der Nationalmannschaft vom DFB gerne als Aushängeschild benutzt, die Fritz Walter Gala und die Fritz Walter Stiftung werden immer wieder dankend für positive PR eingesetzt. Warum wird also nichts getan, wenn er mehrfach aus der Richtung eines einzigen Vereines (keine andere Fanszene hat bisher etwas ähnlich Pietätloses gewagt) verunglimpft wird?

Was bedeutet das für die Zukunft?

Ob man es gut findet oder schlecht: Diese Vorfälle werden für ein weiteres Ansteigen der Gewalt rund um künftige Rheinland-Pfalz-Duelle führen. Einige Hardcore-Fans des FCK haben die 05er schon für „vogelfrei“ erklärt und können von den gemäßigten Kräften der Fanszene nur noch schwer zurückgehalten werden - selbst viele sonst vollkommen friedliche Anhänger befürworten mittlerweile einfach mal ein „ordentliches Backenfutter für die unbelehrbaren Deppen“. Dies ist ausdrücklich keine Forderung der Autoren, sondern nur eine nüchterne Bestandsaufnahme der aktuellen Situation!

Vor Jahren noch wurde Mainz 05 von den FCK-Fans pauschal nicht besonders ernst genommen. Vor nicht allzu langer Zeit wurden im Fritz-Walter-Stadion sogar Siege des kleinen Nachbarn mit Applaus honoriert, wenn sie auf der Anzeigetafel durchgegeben wurden. Selbst als sich der Mainzer Anhang ungefähr ab 2001 immer mehr über seinen Hass auf die Roten Teufel definierte, reagierten die Lautrer gelassen und es blieb höchstens mal bei Scharmützeln und Nickligkeiten. Mit ihrem Aufmerksamkeitsdrang überschritten die 05er - am Spieltag immer nur im Schutz der Polizeiketten pöbelnd - dann aber irgendwann eine Grenze, die in Fußball-Deutschland bisher unantastbar war und für die sie Fans der Traditionsvereine nur verachten können.

Die körperlichen Auseinandersetzungen rund um das Rheinland-Pfalz-Duell haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen und die Fritz-Walter-Sprüche spielen bei der Ursachenforschung eine große Rolle. Irgendwann wird das nächste Spiel kommen, das nächste Aufeinandertreffen an einem Bahnhof, die nächsten Ausschreitungen. Polizei und Vereine werden sich wundern, Bild-Leser die Nase rümpfen und die Entstehungsgeschichte der blutigen Nasen aus einem ehemals ganz harmlosen Nachbarschaftsduell werden dann nicht mehr hinterfragt. Dabei läge es an allen Beteiligten, in vorderster Front sind hier die beiden Vereinsführungen zu nennen, mit Wort und aktiver Tat etwas Brisanz herauszunehmen. Und ein Mindestmaß an Respekt wiederherzustellen. Nicht das hinterher jemand sagt, man habe ja von nichts gewusst!

(Der Text wurde gemeinsam verfasst von der Fanvertretung des 1. FC Kaiserslautern e.V. und dem Online-Magazin „Der Betze brennt“)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Fanvertretung FCK, Der Betze brennt

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