Das erste Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern in der neuen Saison brachte fast alles zutage: Heftigen Regen und strahlenden Sonnenschein, super Stimmung auf den Rängen im Wechsel mit gellenden Pfiffen, stümperhaftes Mittelfeldgestochere und große Torchancen hier wie dort, technische Mängel und tolle Einzelleistungen. Und am Ende ein leistungsgerechtes Unentschieden.
Doch der Reihe nach: Die Gäste, immerhin mit ihrem ersten Auswärtsspiel überhaupt in der Bundesliga, brachten kaum 1.000 Anhänger mit ins Fritz-Walter-Stadion. Diese schwenkten zu Beginn einige Fahnen und waren auch akustisch hier und da mal zu hören, hinterließen aber unter dem Strich keinen nachhaltigen Eindruck in der Pfalz. Die Westkurve, erstmals neben Sascha Kempf daheim mit GL-Mann Ferino auf dem Vorsängerpodest, begann die Partie stimmgewaltig, ließ später stark nach, um nach dem Wechsel wieder mächtig aufzudrehen und seine Farben nach Spielende zu feiern. 40.248 Besucher verfolgten die Partie.
Die Roten Teufel begannen erstmals mit Itay Shechter in der Startformation, neben ihm Richard Sukuta-Pasu zunächst eher nach außen versetzt. Und der FCK begann schwungvoll und hatte durch eben jenen Shechter die erste Chance, jedoch hatte FCA-Keeper Simon Jentzsch noch keine Mühe, den Drehschuss zu parieren. Die Fans applaudierten fröhlich über den munteren Beginn, als Rodnei nur wenig später im Mittelfeld völlig unbedrängt ausrutschte und den Ball verlor, der über Daniel Baier schnell zu Stürmer Sascha Mölders kam. Dieser drang in den Strafraum ein, umspielte Mathias Abel und versenkte die Kugel im Winkel (9.). Die erste tolle Einzelleistung an diesem Nachmittag, der FCK war geschockt.
In den folgenden Minuten verloren die Gastgeber zusehends den Mut und die Präzision im Spiel litt. Augsburg sehr bissig in den Zweikämpfen und immer wieder gefährlich nach vorne. Nach 20 Minuten tauchte Marcel Ndjeng vor Lauterns Schlussmann Kevin Trapp auf, umspielte diesen, konnte jedoch Florian Dick, der die Torlinie absicherte, nicht bezwingen. Zehn Minuten später die nächste gute Chance für Augsburg, doch wiederum Ndjeng verzog nur knapp.
Der FCK war in dieser Phase zwar nicht chancenlos, wurde zweimal durch Christian Tiffert und Shechter gefährlich, agierte dabei zu fehlerhaft, wenig kreativ und auch zu laufschwach. So kamen erste einzelnen Pfiffe bereits nach 20 Minuten auf, das erste Pfeifkonzert folgte nach einer halben Stunde, als Ex-Teufel Axel Bellinghausen einen Fernschuss nur um Zentimeter am Tor von Trapp vorbeizog. Die Abwehr um Rodnei und Abel wirkte sehr anfällig, nach vorne fehlte der Spielwitz, obwohl sich Ivo Ilicevic sehr mühte, Tiffert solide spielte und Shechter in einigen Szenen echte Klasse andeutete. Nach mäßigen 45 Minuten erneut einige Pfiffe, der Gast führte verdient.
Personeller Wechsel nach dem Wiederanpfiff? Nein, Marco Kurz ließ so weiterspielen wie zuvor. Bald folgte eine große Kopfballchance durch Olcay Sahan nach Shechter-Flanke, der jedoch knapp scheiterte. Sofort war die Stimmung wieder da und die Westkurve trieb den FCK nach vorne. Die Lautrer bissen sich nun mehr und mehr in die Partie, das Spiel lief jetzt etwas flüssiger als zuvor, ein Übergewicht konnte erzielt werden. Augsburg zog sich weiter zurück, deutete aber immer wieder gefährliche Konter an. Der FCK musste auf der Hut bleiben. Ohne spielerisch zu glänzen, beherrschte man nun dennoch mehr und mehr die Szenerie. Nach knapp einer Stunde musste eigentlich der Ausgleich fallen, doch Sukuta-Pasus Schuss konnte Paul Verhaegh noch von der Linie kratzen. Jetzt standen die Fans voll hinter der Truppe, spürten, dass man nun das Tor erzwingen wollte.
Quasi als Auftakt der Schlussphase kam Dorge Kouemaha ins Spiel, der einige gute Szenen präsentieren sollte und Rodnei markierte per Kopf nach Tiffert-Ecke fast das 1:1. Drei Minuten später zog Kouemaha selbst von der Strafraumgrenze ab, scheiterte aber an Jentzsch. Eine Viertelstunde dann ein toller Fernschuss des sich nun sehr steigernden Sukuta-Pasu, doch wieder war Jentzsch mit blitzschnellem Reflex zur Stelle. Langsam war es zum Haare raufen!
Engagement und Einsatz stimmten nun auf Lautrer Seite, das Publikum war zur Stelle, nur das Tor wollte einfach nicht fallen. Bis zur 80. Minute. Dann nahm Shechter 20 Meter vor dem Tor einen Kouemaha-Pass auf, tankte sich an der Augsburger Abwehr vorbei in den Strafraum, zog mit links unhaltbar auch für Jentzsch ab und verwandelte das Fritz-Walter-Stadion in ein Tollhaus. Endlich der Ausgleich! Und was für ein klasse Tor von Shechter, der ein insgesamt sehr beeindruckendes Betze-Debüt feierte. Ein toller Spieler, an dem die FCK-Fans noch viel Freude haben werden!
Nun forderte das Publikum noch mehr, seine Spieler wollten und versuchten auch mehr, hatten aber am Ende Glück, dass ein Freistoß des eingewechselten Jungspunds Akaki Gogia nur an den Pfosten klatschte und in der Nachspielzeit Trapp mit einer Harakiriabwehr in bester Ehrmann-Manier 30 Meter vor dem Tor Mölders so eben mal noch stoppen konnte. So blieb es beim letztlich leistungsgerechten Remis, das sich die Gastgeber dank einer Leistungssteigerung nach dem Wechsel redlich verdient hatten. Ein letztes gellendes Pfeifkonzert erarbeitete sich Schiedsrichter Tobias Welz, als er das Spiel abpfiff anstatt den Roten Teufeln noch den letzten herausgeholten Eckball zuzugestehen.
Nun geht es zum Lieblingsgegner nach Köln, dem Tabellennachbarn und Schlusslicht der Liga. Bleibt zu hoffen, dass die Roten Teufel dort von Beginn an so auftreten wie gegen den FCA erst in der zweiten Halbzeit. Dann ist auch dort allemal was zu holen!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister