Erste Liga: Bereit machen zum Entern!
Der Aufstieg des 1. FC Kaiserslautern ist zwar nur noch Formsache und kann am Freitag vorzeitig eingetütet werden, endgültig sicher ist er jedoch noch nicht. Dennoch wird nach langen vier Jahren Leidenszeit in der zweiten Liga schon mehr über die mögliche Feier als über das eigentliche Spiel diskutiert. Aber vergesst nicht: Mit Hansa Rostock kommt ein Gegner auf den Betzenberg, der erstmal besiegt werden will. Klappt dies nicht, ist zwar noch nichts passiert, die Enttäuschung wird aber aufgrund des dann wohl noch nicht perfekten Aufstiegs groß sein. Doch gewinnen die Roten Teufel, dann gibt es kein Halten mehr!
Die Ausgangslage
“Wir wollen eine hohe Konzentration über 90 Minuten hinbekommen. Da können zu viele andere Gedanken störend sein, und davor warne ich“, sagt FCK-Trainer Marco Kurz zum Spiel gegen Hansa Rostock. Denn auch er und die Mannschaft wissen um die Bedeutung der Partie und bekommen mit, welche Euphorie herrscht. Diese Euphorie darf sich ruhig auf die Spieler übertragen, solange Konzentration und Geduld herrschen, denn so ausgelutscht es auch langsam klingt: Damit sind die Roten Teufel über die gesamte Saison hinweg prima gefahren und stehen auch deshalb auf dem ersten Tabellenplatz.
Ein Heimsieg gegen die abstiegsbedrohten Rostocker, und der „Betze“ kickt nächste Saison wieder erstklassig - da, wo wir hingehören! Ein Heimsieg gegen Rostock, und die Roten Teufel sind Zweitligameister, ein Heimsieg, und alle Dämme brechen. Bei einem Unentschieden oder gar einer Niederlage wäre auch ein vorzeitiger Aufstieg möglich, wenn der Sieben-Punkte-Vorsprung auf den FC St. Pauli (spielt zeitgleich gegen Koblenz) gewahrt wird. Sollte auch das nicht eintreffen, würde auch ein Punktverlust jedweder Art vom FC Augsburg am Sonntag in Frankfurt genügen, um das Ticket in die Erstklassigkeit zu buchen. Doch es wäre zumindest schade, den Aufstieg vor dem Fernseher feiern zu müssen. Also Jungs, schaut nur auf euch selbst und: Entert die Kogge, entert die erste Liga!
Hansa Rostock hingegen zittert. Drei Punkte Abstand sind es zum rettenden Ufer, wo der FSV Frankfurt nach einer sehr guten Rückrunde steht. Hansa hingegen schlittert dem Abgrund entgegen, die letzte Hoffnung scheint die Relegation zu sein. 19 Jahre lang spielt Rostock nun bereits im Profifußball, als einziger ostdeutscher Verein überhaupt. Eventuell ist es damit nach dieser Saison vorbei. Die Mannschaft braucht also einen Befreiungsschlag und könnte im Gegensatz zu den meisten anderen Teams gar einen Sieg im Fritz-Walter-Stadion im Auge haben.
Die Personalsituation
Auch nach dem Sieg in Bielefeld gibt es keine Verletzten zu beklagen, was bedeutet, dass mit Pierre de Wit weiterhin nur ein Spieler nicht einsatzfähig ist. Erstaunlich auch, wie es Jiri Bilek schafft, trotz seiner robusten und körperbetonten Spielweise seit dem 22. Spieltag keine gelbe Karte mehr zu kassieren. Somit wird der Tscheche zusammen mit Georges Mandjeck das zentrale Mittelfeld bilden und versuchen, die Angriffe von Hansa im Keim zu ersticken.
Fraglich ist einmal mehr, ob Markus Steinhöfer, der mit einem prächtigen Flankenwechsel den Ausgleich in Bielefeld einleitete, oder Ivo Ilicevic das Pendant zu Sidney Sam bilden wird. Beide spielen eher eine durchwachsene Rückrunde und vor jedem Spiel stellt sich die Frage, wer die nächste Chance erhält. Die stellte sich für Trainer Kurz bislang im Sturm nicht, „Kampfmaschine“ Adam Nemec war in der gesamten Saison gesetzt, fehlte nur einmal gesperrt. Doch Srdjan Lakic brennt, man merkte es in Bielefeld, wo er sein unglückliches Eigentor gegen Union mit dem Siegtreffer wieder ausbügelte und auch sonst der gefährlichste Lautrer Stürmer war. Der stets rackernde Nemc hingegen wirkt ein wenig müde nach der langen Saison. Möglich, dass Lakic eine Chance von Beginn an bekommt. Immerhin traf er beim gloriosen 6:0-Erfolg gegen die Hanseaten in der vergangenen Saison doppelt - wie auch Sturmpartner Erik Jendrisek. Machts noch einmal, Jungs!
800 Kilometer mit dem Bus haben die Spieler von Hansa hinter sich gebracht, wenn sie um 18:00 Uhr auf dem Betze auflaufen - jeder FCK-Fan, der schon mal beim Auswärtsspiel in Rostock war, weiß, was das bedeutet. Noch schlimmer wirkt jedoch der Ausfall des rotgesperrten Kapitäns Martin Retov, der sich gegen St. Paulis Timo Boll zu einem „Zidane-Gedächtnis-Kopfstoß“ hinreißen ließ und seiner Mannschaft bereits seit einigen Wochen fehlt. Ansonsten kann Trainer Marco Kostmann auf jene Elf zurückgreifen, die bereits an den letzten Spieltagen sein Vertrauen bekam.
Die Statistik
Der FCK steht mit zehn Siegen und 34 Punkten auf dem dritten Platz der Heimtabelle, während Hansa mit mageren zwei Siegen und zehn Niederlagen das Schlusslicht der Auswärtstabelle darstellt. Auch in der Rückrundenbilanz trennen beide Clubs Welten, Platz zwei für den FCK und der letzte Rang für Rostock mit zehn Punkten.
Das Hinspiel endete 1:0 für den FCK, in der Schlussphase war Adam Nemec per Kopf erfolgreich. Letzte Saison gewann der FCK das Heimspiel 6:0, in der Rostocker Aufstiegssaison 2006/07 gab es ein 1:1. In der ersten Liga konnten die Hanseaten nur einmal drei Punkte vom Betzenberg entführen, ansonsten stehen acht Heimsiege und zwei Unentschieden zu Buche.
Fan-Infos
„Es gibt noch ausreichend Karten in allen Kategorien an der Tageskasse“ - in den letzten Jahren ein Standardsatz, wird diese Aussage ab sofort zur Seltenheit werden. 50.000 Zuschauer werden das Fritz-Walter-Stadion am Freitagabend randvoll machen, ein frühes Betreten der Blöcke ist insbesondere den Besuchern der Westkurve aufgrund des zu erwartenden Andrangs anzuraten. Eine Sondergenehmigung erlaubt die Aufstockung der Kapazität, die auch im letzten Heimspiel gegen Augsburg ausgenutzt werden wird und dem FCK damit erstmals seit vielen Jahren über 600.000 Zuschauer in einer Saison beschert.
Jeder Fan wird topmotiviert sein, seine Stimmbänder nochmals bis aufs letzte ausreizen und ein ohrenbetäubendes „Nie mehr zweite Liga“ wird im Fall eines Sieges mindestens bis nach Mannheim zu hören sein! In den Internetforen wird zum Mitbringen von rot-weißen Luftballons aufgerufen - seid dabei und macht diesen vielleicht historischen Tag zu etwas ganz besonderem!
Aus Rostock werden etwa 800 Fans erwartet. Rostock - wer bei den letzten beiden Auswärtsspielen in der Hansestadt dabei war, weiß, dass in den Reihen des FCH viele Krawallmacher sind. Ernsthafte Angst um die eigene Gesundheit muss man sich bei einem Heimspiel zwar nicht machen, dennoch wird erwartet, dass die Rostocker in vielen Einzelgruppen anreisen und vor dem Spiel in der Stadt auf „Beutezug“ gehen könnten - also Augen auf! Umso schöner wird es dafür sein, dem Gästeblock ein lautstarkes „Wir steigen auf und ihr steigt ab“ entgegen zu schmettern, als Antwort auf die fliegenden Steine und Flaschen bei den letzten Aufeinandertreffen.
Nicht zuletzt aufgrund der gegnerischen Fans sorgt der FCK sich um einen Platzsturm im Fall des vorzeitigen Aufstiegs. Pressesprecher Christian Gruber gab an, dass bei einem Platzsturm mit anschließender Randale eine saftige Strafe durch den DFB drohen könnte. Gleichzeitig sagte er aber, dass die Tore alleine schon aus Sicherheitsgründen geöffnet werden müssen, wenn der Druck auf den Tribünen zu groß werde. So oder so: Eine friedliche Aufstiegsfeier sollte eigentlich selbstverständlich sein!
Ebenfalls ratsam ist trotz der ungünstigen Anstoßzeit die möglichst frühe Anreise, denn über 50.000 Fußballfans in einer Stadt mit gerade einmal 100.000 Einwohnern werden zweifellos ein gewisses Chaos verursachen. Im Falle des Aufstiegs hat die Polizei bereits angekündigt, dass die Shuttlebusse zu den Park&Ride-Parkplätzen länger fahren als gewohnt.
O-Töne
FCK-Coach Marco Kurz: „Es ist wichtig, dass wir uns auf diese Partie mit höchster Konzentration vorbereiten und keine anderen Dinge im Kopf haben. Wir werden gefordert sein, von Beginn an ein hohes Tempo zu gehen und mit viel Leidenschaft zu agieren, denn nur so können wir die drei Punkte hier behalten.“
Vizekapitän Srdjan Lakic: „Die Vorfreude ist riesengroß, vor allem weil das Stadion ausverkauft ist. Es ist eine einzigartige Atmosphäre hier auf dem Betzenberg, darauf sind wir sehr stolz. Die Fans werden uns nach vorne peitschen. Allerdings müssen wir uns auf das Spiel konzentrieren, denn entscheidend ist, was auf dem Platz passiert. Da müssen wir hellwach sein.“
FCK-Torhüter Tobias Sippel: „50.000 Zuschauer an einem Freitagabend, das ist der Wahnsinn!“
Hansa-Trainer Marco Kostmann: „Wir müssen auf eine Überraschung hinarbeiten. Schließlich machen wir die lange Reise nicht, um dem FCK zum Aufstieg zu gratulieren.“
Die Partie wird Günther Perl aus München leiten, um 18:00 Uhr ist Anpfiff - wohl das letzte Mal zu einer so fanfeindlichen Anstoßzeit! Und was ist um 19:50 Uhr? Tränen werden fließen, lasst es Freudetränen sein! Macht euch bereit zum entern, die erste Liga wartet auf die „Unzerstörbar“, das Flaggschiff der Fußballpfalz!
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Perl (München)
Voraussichtliche Aufstellungen
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Ilicevic (Steinhöfer), Bilek, Mandjeck, Sam - Jendrisek, Nemec (Lakic)
Ersatz: Robles, Hornig, Schulz, Pavlovic, Steinhöfer, Paljic, Fuchs, Lakic
Es fehlen: de Wit (Kreuzbandriss)
Hansa Rostock: Walke - Schöneberg, Sebastian, Orestes, Carnell - Langen, Schröder, Danielsson, Dahlen - Johannson, Bartels
Ersatz: Kerner, Bülow, Filinger, Jänicke, Pannewitz, Schlitte, Kern, Kroos, Schied
Es fehlen: Hahnel, Retov, Neitzel
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian