Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Borussia Dortmund 1:1

Fußball pur am Betzenberg

Fußball pur am Betzenberg


Das war knapp! Mit der letzten Chance des Spieles sicherte sich der 1. FC Kaiserslautern gegen den starken Spitzenreiter Borussia Dortmund wenigstens noch einen Punkt. Den 49.780 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion wurde ein packendes Spiel mit Tempo und Leidenschaft geboten. Dazu zwei Fankurven, die ihre Mannschaften ununterbrochen nach vorne peitschten, Flutlicht und eine Dramaturgie, wie sie vielleicht nur auf dem Betzenberg ausgelebt wird. Fußball pur, Betze pur!

Ein schöner Preis wurde im Vorfeld vom Fanklub „Eiserner V.I.R.U.S.“ aus Berlin vergeben, der JWD-Pokal. Unter dem Motto „Jut war't, danke!“ zeichneten die Supporter von Union Berlin den Verein aus, bei dem sich sie sich in der vergangenen Saison als Gästefans am wohlsten fühlten. Eine kleine Delegation war hierfür extra aus Berlin angereist. Weit weniger schön war die Gedenkminute mit anschießendem Betzelied für Josef Pirrung. Das Lauterer Fußballidol verstarb am Freitag nach langem Krebsleiden. Machs gut, Seppl!

Auf den Rängen hatten die Lautrer Ultragruppen rund 10.000 Wunderkerzen verteilt und alle Fans dazu aufgerufen, auch noch eigene mitzubringen. Gezaubert wurde damit in der Westkurve ein schönes Bild zum Einlaufen der Mannschaften, auch die eingeforderte Disziplin beim Abbrennen wurde eingehalten. Weiter so! Höllisch heiß sollte es dem Tabellenführer also ergehen und die Stimmung über 90 Minuten war gut, teilweise sehr laut und durchgängig.

Auf der anderen Seite des Stadions waren schwarz und gelb die dominierenden Farben, die Osttribüne war zu dreiviertel mit BVB-Fans besetzt. Gut 8.000 Dortmunder gastierten auf dem Betzenberg und zeigten den gemeinsam mit Frankfurt besten Auswärtssupport der Saison. Auf einem Spruchband plädierten sie außerdem für den Namenserhalt des Fritz-Walter-Stadions, worauf die FCK-Fans später mit einem anerkennenden "Für immer Westfalenstadion" antworteten.

Die Trainer beider Mannschaften schickten im Vergleich zum letzten Spieltag einige neue Spieler in die Anfangsformationen. Auf Lautrer Seite konnte zum Glück Ivo Ilicevic spielen, der leicht angeschlagen vom Länderspiel zurück kam. Zusammen mit Adam Hlousek bildete er die Flügelzange, und Hlousek rechtfertigte seine Aufstellung mit guter Leistung. Außerdem zurück war Jiri Biek, der mit resoluter Härte ein wichtiger Abräumer auf der „Sechs“ war und phasenweise das Angriffspiel der Borussia zu unterbinden wusste. Thanos Petsos rückte hinten rechts auf die Position des gesperrten Florian Dick. Und last but not least kehrte Martin Amedick nach seiner Verletzung zurück in Startelf, auch ihm gelang ein sehr gutes Comeback.

Was den FCK an diesem Abend an Angriffswirbel erwartete, wurde gleich zu Beginn deutlich. Nach mehreren Doppelpässen zog Lucas Barrios ab und nur der Pfosten rettete die Lautrer vor dem frühen Rückstand. Der erste Schock war überwunden und die Roten Teufel waren nun auch im Spiel. Mit viel Leidenschaft und Wille konnten sie einen Gegner auf Augenhöhe darstellen, der der Borussia alles abverlangte! Den Ausgleich nach Aluminiumtreffern gab es wenige Minuten später. Der wieder erstarkte Christian Tiffert startete ein Solo, sah BVB-Keeper Roman Weidenfeller zu weit vor seinem Tor stehen und hielt mit einem sehenswerten Heber einfach mal drauf - doch der Ball flog von der Latte zurück ins Spielfeld. Das wäre ein klasse Tor gewesen!

Nach 20 Minuten hatte sich der FCK gar eine kleine Überlegenheit gegen den souveränen Tabellenführer erarbeitet, doch auch die Borussia blieb durch Nationalspieler wie Mario Götze und Kevin Großkreuz stets gefährlich. Viel Arbeit von Lauterns Außenverteidigern Petsos und Leon Jessen war hier von Nöten, offensive Aktionen der beiden waren angesichts des ständigen Pressings der Dortmunder eher Mangelware. Die erste Hälfte ging mit rasendem Tempo weiter, Tobias Sippel und Rodnei klärten bei Chancen von Großkreutz. Leidenschaft pur, beide Mannschaften spielten auf Sieg! Nur der hügelige Rasen auf dem Betzenberg ließ so manches Kombinationsspiel verpuffen. Halbzeit - gerechtes Unentschieden bis dahin.

Nach der Pause machte die Borussia wieder den Anfang, doch Götze fand seinen Meister in Sippel. Diese Chance verdeutlichte erneut, was in diesem Match wichtig war, nämlich höchste Konzentration! Und die behielten die Roten Teufel weitestgehend. In zwei strittigen Strafraumszenen beließ es Schiedsrichter Florian Meyer ebenfalls beim Unentschieden: Ein Foul an Ilicevic sowie ein Handspiel von Petsos wurden nicht geahndet. Die zweite Hälfte verlor etwas an Tempo, trotzdem wurde sich gegenseitig nichts geschenkt. Nach einer Stunde des Spiels kam Stiven Rivic für den insgesamt überzeugenden Hlousek.

Bis zehn Minuten vor Schluss blieb es ausgeglichen, dann wurde es dramatisch. Unkonzentriert und fahrlässig ließ Rivic Lukasz Piszczek auf links Flanken, Rodnei klärte zunächst gegen Götze, doch Sven Bender markierte gegen den geschlagenen Sippel das 0:1 (81.). Riesiger Jubel natürlich im Gästeblock, große Ernüchterung bei den FCK-Fans. Marco Kurz warf jetzt mit den Einwechslungen von Adam Nemec und Jimmy Hoffer alles nach vorne, dabei setzte es für Rivic mit der Auswechslung die Höchststrafe. Die Roten Teufel gaben jetzt nochmal Gas, begünstigt auch von der fragwürdigen gelb-roten Karte für BVB-Verteidiger Neven Subotic. Und sie wurden für ein tolles Spiel belohnt! Mit der letzten Chance des Abends, nach einem Eckball von Tiffert, hämmerte Jan Moravek den Ball unter die Latte. Erlösung bei den FCK-Fans und der Mannschaft, der Betze bebte! Die Stimmung schwappte geradezu über und der späte Punktgewinn wurde fast wie ein Sieg gefeiert.

Was für eine Dramatik zum Schuss! Verdientes Unentschieden einer engagierten Lautrer Mannschaft gegen eine bärenstarke Borussia. Der FCK hielt klasse dagegen, konnte teilweise sogar spielerisch mithalten und begegnete dem Tabellenführer in diesem Spiel nahezu auf Augenhöhe. Für die Moral ist dieser Punkt Gold wert, eine weitere Niederlage wäre fatal gewesen.

Jetzt können Mannschaft und Fans mit stolzer Brust nach Hannover fahren. Der Abstiegskampf bleibt hart, doch mit dieser Leistung haben die Roten Teufel alles selbst in der Hand. Für die Fans heißt das: Weiterhin die Mannschaft leidenschaftlich unterstützen, so wie gestern auf dem Betzenberg!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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