Spielbericht: FC Augsburg - 1. FC Kaiserslautern 1:0

Schwarze Auswärtsserie setzt sich fort

Schwarze Auswärtsserie setzt sich fort


Die beste Nachricht vorweg: Es gab diesmal keine ernsteren Auseinandersetzungen mit den bayerischen USK-Polizisten. Seit den Zwischenfällen im April 2007 eben nach dem Spiel beim FC Augsburg reisen nicht wenige Betzeanhänger mit einem unguten Gefühl in den Freistaat. Auch heuer blieben freilich kleinere Ärgernisse nicht aus: So wurden einige jugendliche FCK-Fans gleich beim Ausstieg aus dem Reisebus von den schwarz gewandeten Beamten in Empfang genommen und - nachdem man ihre Personalien festgestellt hatte - gründlich durchsucht. Drei Personen wurden darüber hinaus weggeführt und mussten sich einer genauen Visitation hinter einem Dienstfahrzeug unterziehen. Andere berichteten von willkürlichen Durchsuchungen am Bahnhof.

Ansonsten bot sich der Lautrer Anhängerschaft in der Augsburger Rosenau ein ungewöhnliches Bild: Vom mit rot-weißem Absperrband dekorierten Stadionhügel beobachteten, unterstützt von einem halben Dutzend Videokameras, einträchtig grün und schwarz gekleidete Beamte die Ankunft der Pfälzer Busse. Auf schwere Kampfmontur hatte man verzichtet, dafür zierten den Fußweg zum Stadion hunderte Strohballen. Trotz dieser nahezu ländlichen Idylle kam es nach dem Spiel zu einem kurzen Verbal-Techtelmechtel vor einem abfahrbereiten Bus: Für einen kurzen Moment lag eine Eskalation in der Luft, als einige USK-Beamte vom Hügel gestürmt kamen, weil ihnen die Rufe der einsteigenden Fans zu ungebührlich erschienen. Als einer der USK-Beamter schnaubte: „Seht zu, dass ihr wegkommt - wir können auch anders!“, beruhigte sich die Lage jedoch wieder - sicherlich auch, weil viele Anwesende die Behauptungen des aufgebrachten Polizeibeamten nach den Erfahrungen unterschiedlicher Gastspiele im Freistaat nicht ein weiteres Mal auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen wollten. Damit aber auch genug von diesem leidigen Thema.

Zum Sportlichen: Sechs Tage nach dem fulminanten 6:0 gegen Rostock wollten die Roten Teufel ihre wiedergefundene Treffsicherheit auch in Bayerisch-Schwaben unter Beweis stellen und endlich die schwarze Auswärtsserie gegen Teams aus der zweiten Tabellenhälfte mit zuletzt drei Niederlagen in Serie beenden. Unterstützt wurde der Betze von gut 2.000 Schlachtenbummlern - davon zahlreiche Löwenfans aus München, die sich bei winterlichen Temperaturen im weiten Rund des Rosenaustadions einfanden. Für den FCK ist es der letzte Auftritt in der Augsburger Kampfbahn, bei ihrer Einweihung 1951 immerhin eines der größten Stadien der jungen Bundesrepublik und zugleich der erste Neubau einer großen Sportarena nach dem Zweiten Weltkrieg. Zur kommenden Saison wird das auf einem Trümmerberg errichtete Mehrzweckstadion mit seiner charakteristischen elliptischen Form von einer funktionalen neuen Fußballarena vor den Toren der Stadt ersetzt - mit Schnellstraßenanbindung, Business Seats, Logen und einem Finanzdienstleister als Namenssponsor.

Um 14:00 Uhr scheint an diesem Sonntag vor gut 15.000 Zuschauern in der guten alten Rosenau Vieles in Ordnung: Die Lautrer Anhänger werden auch diesmal wieder mit dem Betzelied willkommen geheißen - eine wirklich nette Geste. Auch das Wetter spielt mit: Nachdem es den Morgen über kräftig geschneit hat, strahlt nun die Sonne nach Kräften auf einen sattgrünen Rasen. Einziger Wermutstropfen: Glühwein haben die Verpflegungsstände nicht zu bieten. Wer sich angesichts der Minusgrade aufwärmen will, muss mit Kaffee vorlieb nehmen.

Wirklich warm ums Herz will es dem geneigten Zuschauer auch beim Einlaufen der Mannschaften nicht werden: Der Augsburger Block feiert per Transparent seinen Derbyerfolg („Derbysieger. Zweimal 1:0 - Anti MUC“), hat außer einiger Schwenkfahnen und einer guten Handvoll Doppelhalter aber wenig Ansprechendes zu bieten. Wenig später sollen ein Transparent zur 50+1-Regelung sowie ein Solidaritätstransparent für den seit Anfang Oktober in Spanien inhaftierten Olympique Marseille-Vorsänger Santos Mirasierra folgen. Im FCK-Block sind zu Spielbeginn neben zahlreichen Schwenkfahnen erneut einige schmale Anti-DFL-Transparente zu sehen.

Das Spiel beginnen die Roten Teufel mit nur einer personellen Änderung. Noch am Freitag, als sich Milan Sasic in Kaiserslautern der Presse gestellt hat, musste der FCK-Trainer einen ganzen Haufen „nicht willkommene Botschaften“ verkünden: Kai Hesse grippekrank, Fabi Schönheim am Donnerstag ebenfalls nicht im Training, dazu Aimen Demai, Anel Dzaka und Martin Amedick angeschlagen. Zumindest die beiden letztgenannten können dann aber doch auflaufen. Jendrisek rückt zurück in die Spitze, seine Position im linken Mittelfeld übernimmt Josh Simpson. Die Augsburger, nach zuletzt sechs Spielen ohne Niederlage mit neuem Selbstbewusstsein, verzichten nach dem Erfolg im Derby bei den Sechzgern auf Änderungen in der Startformation.

Den besseren Start erwischen zunächst die Lautrer. Erst drischt Lakic in der siebten Minute nach Sidney Sams Vorarbeit aus zentraler Position den Ball über den Kasten, dann verzieht Dzaka nach feinem Tempodribbling von Sam. Im Anschluss kommen die Augsburger besser ins Spiel und stellen die Roten Teufel vor allem über ihre agilen Außen immer wieder vor größere Probleme. Nach einer knappen Viertelstunde kann Robles einen Schuss des starken Tobias Werner nur nach vorne abprallen lassen, macht dann aber seinen Fehler mit zwei klasse Paraden gegen Thurk und Torghelle wieder wett. In der 13. Minute hätte es klingeln müssen, als Werner freistehend per Kopf vergibt. Das holen die Fuggerstädter dann in der 18. Minute nach: In Folge eines Werner-Freistoßes dürfen Hdiouad und Torghelle im Fünfmeterraum relativ ungehindert zum Ball. Nachdem Robles die Flanke nicht erreichen kann, leistet sich die Lautrer Defensive ein kollektives Blackout. So heißt der Nutznießer Ingo Hertzsch. Ausgerechnet der Ex-Lautrer, zu Beginn der Saison noch ausgemustert, drückt den Ball zu seinem allerersten Tor im FCA-Dress über die Linie. Den Freistoß indes hätte es nicht geben dürfen: Er resultierte aus einer der zahlreichen Situationen, in denen bei Zweikämpfen mit Beteiligung Michael Thurks auf Foul zugunsten des Ex-Mainzers entschieden wurde - nicht immer liegt Schiedsrichter Wagner bei der Beurteilung der Szenen richtig.

Nach dem Tor tauen auch die Heimfans auf und überraschen mit einigen durchaus kreativen Wechselgesängen den Lautrer Block. Der wiederum liefert während der ersten Hälfte einen soliden Auswärtssupport, auch wenn man in der laufenden Saison schon deutlich Besseres erlebt hat.

Spielerisch fällt den Roten Teufeln nach der Führung wenig ein, während Augsburg aus einer soliden Abwehr heraus besonders über den unheimlich präsenten Torghelle mächtig Betrieb macht. Lakic und Jendrisek, denen kämpferisch nichts vorzuwerfen ist, müssen immer wieder auf die Flügel ausweichen und fehlen dann im Zentrum. Lautern agiert insgesamt zu behäbig, viele Pässe erreichen ihre Adressaten nicht, auch weil die Laufwege selten stimmen. Nach einer knappen halben Stunde kann Lakic einen gut getretenen Dzaka-Freistoß über die Linie drücken, doch Schiedsrichter Wagner erkennt den Treffer nicht an. Pech für den Betze: Lakics leichtes Drücken gegen Uwe Möhrle hätten sicher nicht alle Referees geahndet. Wenig später ist dem Betze der Fußballgott ein weiteres Mal nicht gewogen: In der 34. Minute ist es ein weiteres Mal Lauterns bester Offensiver Sam, der mehrere Augsburger zu Statisten degradiert. Sein Flachschuss aus 22 Metern rollt zwar am Augsburger Keeper Sven Neuhaus vorbei, trifft aber den Innenpfosten. So geht es mit einem Rückstand in die Halbzeit.

Die Geschichte der zweiten Hälfte ist rasch erzählt: Der diesmal wirkungslose Simpson bleibt in der Kabine und wird durch Paljic ersetzt. Nach einem schönen „You'll never walk alone“ gelingt dem FCK nun noch weniger als vor der Pause, die Augsburger setzen gekonnt Nadelstiche: Immer wieder muss Robles in höchster Not retten. Hatte der US-Amerikaner noch gehörige Mitschuld am Gegentreffer, verhindert er jetzt mit mehreren bärenstarken Paraden eine höhere Führung der Heimmannschaft. Das Offensivspiel der Roten Teufel hingegen bleibt merkwürdig uninspiriert und unterkühlt, mit Marcel Ziemers Einwechslung in der 78. Minute zieht Sasic seine einzige verbliebene Offensivoption reichlich spät. Analog zu den sinkenden Temperaturen und zur immer schwächeren Darbietung auf dem Rasen verfallen große Teile der Fanblöcke in eine seltsame Starre. Während ein kleiner Teil des Lautrer Anhangs die gesamte zweite Hälfte hindurch einen durchaus nennenswerten Dauersupport lieferte, schien der Großteil der Mitgereisten gedanklich schon im warmen Bus.

Einzig in den Schlussminuten will noch einmal so etwas wie Dramatik aufkommen. Erst klärt Paljic nach einer Ecke auf der Linie (83.), dann vergibt Lakic freistehend die größte Gelegenheit zum Ausgleich. Nach guter Diagonalflanke von Sam steht der Kroate in der 87. Minute eine kleine Ewigkeit mutterseelenallein am Fünfer, zeigt sich jedoch nicht so kaltschnäuzig wie noch am Montag und köpft Neuhaus an. Kurz danach streift ein Bugera-Gewaltschuss vom Strafraumeck am langen Pfosten vorbei - an diesem Sonntag leider die einzig gelungene Aktion des Außenverteidigers. In der Nachspielzeit haben die Roten Teufel dann nichts mehr zuzusetzen. Beinahe wären die Schwaben sogar noch höher in Führung gegangen, als eine verunglückte Dick-Abwehr Zentimeter am Pfosten vorbeispringt. Nach dem Abpfiff kommen von der eigenen Leistung sichtlich enttäuschte FCK-Spieler brav zum Abklatschen, während die Augsburger ihre Mannschaft „auf den Knien“ sehen wollen.

Trotz mittlerweile vier Auswärtspleiten in Serie sei daran erinnert, dass der FCK in der vergangenen Spielzeit zum selben Zeitpunkt erst über zwölf Punkte verfügte. Bis die jetzt schon erreichten 26 Zähler auf dem Konto waren, musste unsere Mannschaft bis zum wenig ansprechenden 0:0 in Aue warten - das war am 28. Spieltag.

Da sowohl Mainz als auch Freiburg ihre Heimspiele nicht gewinnen konnten, bleibt Lautern im Rennen um die vorderen Plätze. Freilich wurde erneut eine gute Gelegenheit verpasst, von den Patzern der Konkurrenz zu profitieren. Für die Roten Teufel muss es nun am kommenden Freitag gegen die bis auf zwei Punkte herangerückten Aachener gelten, die hervorragende Heimbilanz auszubauen.

(Gastschreiber Christopher Große, Berliner und Exil-Teufel aus Augsburg, ist unter anderem Mitglied des Fanclubs "Berliner Bagaasch" und trotz der Entfernung regelmäßiger Besucher von FCK-Spielen.)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gastautor

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