Spielbericht: 1.FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt 1:0

1.FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt 1:0

Derbytime! Da es seit Jahren weder für Frankfurt noch für Lautern ein richtiges Derby in der 1.Bundesliga gibt wurde kurzerhand der direkte Vergleich zu einem solchen ernannt. Anfangs eher mangels Gegner, da ja Vereine wie Waldhof, Saarbrücken, Offenbach oder Karlsruhe in unteren Ligen rumkrebsen entwickelte sich mit den Jahren eine immer grössere Rivalität. Insbesondere von Seiten der Frankfurter wurde mit dem Aufkommen der Ultraszene der "Betze" zum neuen Hassgegner auserkoren. Bei jedem Spiel eine Choreographie auf den Rängen des jeweiligen Gastgebers und viele flotte Sprüche im Internet waren die Folge. Der vorläufige Schlusspunkt wurde im Hinspiel gesetzt, als die Frankfurter trotz Anti-FCK-Choreo mit 1:3 das Nachsehen hatten. Heute folgte der nächste Akt...
Der erste grosse Auftritt gehörte diesmal der Polizei, die aufgrund der vielen Sonderzugfahrer aus Frankfurt sowie des Potentials auf Lautrer Seite "etwas" Panik schob. So wurde für das Fussballspiel kurzerhand ein Alkoholverbot verhängt, mit Stadionverboten und Festnahmen gedroht sowie die Strassen bei der Ankunft der Hessen weiträumig abgeriegelt um eventuelle Ausschreitungen zu verhindern (was wohl glücklicherweise auch gelang). Im Stadion fanden sich dann unter den 40.500 Zuschauern satte 5.000-6.000 Hessen ein. Diese zeigten entgegen ihren großspurigen Ankündigungen dann zwar keine Glanzleistung, aber dies ist man von den Frankfurtern in Derbys ja schon gewohnt. Vielleicht gehört das Schweigen über weite Strecken der Spielzeit auch zur Mottofahrt "Alle in schwarz", zu der die Frankfurter heute kurioserweise zum zweiten Mal nach ihrem peinlichen Auftritt beim Hass-Pokalspiel in Offenbach aufriefen. Die passenden (Trauer-)Farben für einen Rückfall auf die Abstiegsplätze waren es jedenfalls.
Auf Seiten der Heimfans war erstmal etwas anderes, wichtigeres angesagt: Ottmar Walter, unser Weltmeister von 1954, wurde an diesem Samstag 80 Jahre alt, wofür der anwesende Jubilar natürlich entsprechend geehrt wurde, u.a. von FCK-Boss Rene Jäggi und Ministerpräsident Kurt Beck. Das schönste Geschenk vor dem Spiel machten ihm aber sicher die Fans aus der Westkurve um die "Generation Luzifer", die eine Choreographie über die ganze Kurve vorbereitet hatte. Zu den Klängen von "Happy Birthday" erstrahlten dann umrahmt von rot-weissen Zetteln auch zwei grosse Blockfahnen mit dem Konterfei von Ottmar Walter und einem roten Trikot mit der Aufschrift "80 Jahre". Leider gab es bei einer der Blockfahnen ein Missgeschick, so dass diese erst zu spät komplett hochgezogen werden konnte. Dennoch ein würdiges Geschenk für Kaiserslauterns besten Torschützen aller Zeiten, unter dem Motto "Ehre wem Ehre gebührt." Alles Gute, Ottmar!
15 Minuten später, zum Einlaufen der Mannschaften, gab es dann noch eine zweite Choreographie: Auf mehreren grossen Blockfahnen wurde in Filmstreifen-Form zunächst die Hinspiel-Choreo der Frankfurter gezeigt (Adler trägt FCK-Wappen in seinen Krallen), als zweites einen Roten Teufel, der den Adler am Hals packt und das Wappen zurückerobert und auf der letzten Blockfahne eben jenen Teufel auf einem Thron sitzend - frei nach dem heute einmal mehr bewiesenen Motto "Wir sind die Besten im Südwesten!" Das Motto dieser zweiten Choreo lautete "Unser Wappen in Euren Krallen - Das hätte Euch wohl so gefallen..."
Aufgrund der Blockfahnen und dem Sicherstellen zweier gelungener Choreographien beschloss die GL sich an diesem Tage ausnahmsweise mal wieder unten an den Zaun zu stellen, was stimmungsmässig leider total nach hinten losging. Zu keinem Zeitpunkt konnten die Lautrer Ultras die restliche Westkurve mitziehen, die sich leider von ihrer ganz schlechten Seite zeigte. Obwohl die Frankfurter Fans nur eine mittelmässige und für ihre eigenen (An)Sprüche Leistung sogar schlechte Support-Leistung zeigten war die Westkurve noch schlechter. Hierfür muss sich allerdings nicht die "Generation Luzifer" schämen, sondern fast der komplette Rest der Kurve, also sicher auch einige Leser dieser Zeilen. Der FCK hat ein enorm wichtiges Spiel im Abstiegskampf, dazu das letzte verbliebene Derby gegen das Frankfurter Pack, welches uns im Hinspiel mit seiner Choreographie verhöhnt hat - und die Westkurve hüllt sich in dezentes Schweigen anstatt den eigenen Verein nach vorne zu peitschen?? Dafür sollten sich alle "Taubstummen" in den Blöcken 6-11 schämen!! Zwar waren zwischendurch immer wieder einige Gesänge - auch in guter Lautstärke - zu vernehmen (zumeist in der 1.Halbzeit, später schonten dann auch die meisten GL-Leute ihre Stimme), insgesamt war es jedoch ein peinlicher Auftritt.
Ihren schwachen Fans auf den Rängen passten sich auch die 22 Akteure auf dem Rasen an, die 90 Minuten lang einen Grottenkick ablieferten. Kaum Torchancen auf beiden Seiten, wobei Schiedsrichter-Oberpfeife Franz-Xaver Wack aus Bayern dem FCK natürlich mal wieder einen klaren Elfmeter verweigerte. Auf der anderen Seite musste Tim Wiese, seit seinem Stinkefinger im Hinspiel besonderer Liebling der Eintracht-Fans, zwei bis drei Glanzparaden zeigen. Besonders schlimm wurde es dann in der unmittelbaren Schlussphase des Spiels, als weder Mannschaft noch Fans sich gegenseitig nach vorne pushen wollten. Die Lautrer trauten sich nicht den Ball mit der Brechstange nach vorne zu spielen und die Westkurve schaute sich dieses Trauerspiel stumm an, den Abstiegsplatz schon im Blickfeld. In der Nachspielzeit standen bereits alle Frankfurter Fans auf den Sitzen und feierten den vermeintlichen Punktgewinn, nachdem sie weite Teile der 2.Halbzeit ebenfalls schweigend verfolgten. Doch in der 92.Minute, mit dem allerletzten Angriff, wurde der Ball nochmal planlos nach vorne in Richtung Strafraum geschlagen... Kopfballverlängerung von Klose... irgendwie landete der Ball vor den Füssen von Stefan Malz, der bislang noch torlos für den FCK war... und Malz haut die Kugel ins Netz... Toooooor für den 1.FC Kaiserslautern!!! Die ausgeschütteten Glückshormone in der Westkurve und natürlich auch bei allen anderen FCK-Fans im Stadion waren förmlich spürbar, war dies doch wohl der bisher wichtigste Treffer in dieser Saison. Und das im Derby! Wildfremde Menschen umarmten sich, Bierduschen und tanzende Lautrer auf den Stehplätzen. Nur die Feier der Frankfurter Fans fand ein jähes Ende.
Wenige Sekunden später war dann Schluss, und anstatt auf einem Abstiegsplatz stehen die Roten Teufel nun auf Platz 14, während die Eintracht wieder ein Stück näher an die zweite Liga herangerückt ist. Das folgende "Wir bleiben drin und ihr steigt ab", der Klassiker aus der vergangenen Saison, schallte dann auch endlich in angemessener Lautstärke durchs Fritz-Walter-Stadion. "Ganz Lautern steht Kopf" stand auf dem Spruchband, das den Frankfurtern nach dem Tor inklusive umgedrehter FCK-Blockfahne präsentiert wurde. Und wirklich, diese eine Sekunde mit dem Tor von Stefan Malz machte den Unterschied zwischen "himmelhoch jauchzend" und "zu Tode betrübt" aus. Ganz Lautern stand Kopf!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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