Spielbericht: Schalke 04 - 1.FC Kaiserslautern 4:1

Schalke 04 - 1.FC Kaiserslautern 4:1

Vier gewinnt... Und der FCK verliert... Das übliche Auswärtsgesicht zeigten die Kicker des 1.FC Kaiserslautern auch beim Auswärtsspiel auf Schalke.
Schalke, das hiess für viele FCK-Anhänger mal wieder einer der unfreundlichsten Gästeblöcke der Liga: Hermetisch abgeriegelt vom restlichen Stadion, kaum Platz für Zaunfahnen und so gut wie alle Fanutensilien (Doppelhalter, Schwenkfahnen, ...) verboten. Als die "Generation Luzifer" dann zu Spielbeginn auch noch die Dreistigkeit besass ihre Zaunfahne an der unteren Plexiglasscheibe zu präsentieren marschierten gleich einige gepanzerte Polizisten in den Gästeblock und drohten den friedlichen Fans mit Festnahmen. Lächerlich!
Die Schalker Fans zeigten ihrerseits unzählige Fahnen und eine schöne Choreographie zum 100jährigen Jubiläum sowie gute Stimmung auf allen vier Tribünen, die zwischendurch jedoch auch immer wieder abflachte. Beeindruckend waren insbesondere die "Schalke - Null Vier"-Wechselrufe und die "Wer nicht hüpft ist Dortmunder"-Gesänge, bei denen jeweils alle Tribünen beteiligt waren.
Vom Spiel selbst gibt es nicht viel zu schreiben, der Spielverlauf kann in den Berichten der vergangenen Monate und Jahre von den Spielen gegen Berlin, Leverkusen, Wolfsburg, Rostock, Bayern, Bochum, Braunschweig, Bremen, Mönchengladbach, Teplice, Stuttgart, Freiburg, Frankfurt, Alaves oder Dortmund nachlesen werden. Ja, gegen alle diese Vereine kassierte die Gurkentruppe des FCK in den letzten Jahren vier oder mehr Gegentore. Und eben beim Spiel auf Schalke, wo man sang- und klanglos mit 1:4 unterlegen war und das Spiel erneut spätestens nach einer halben Stunde entschieden war, als die Ruhrpottler mit 3:0 führten (Tore: Reuter (ET), Sand, Vermant (FE)). Man könnte aber auch meinen, dass Trainer Jara das Spiel schon vorher verloren gegeben hatte, als er Nationalstürmer Miroslav Klose aus Angst vor dessen fünfter gelber Karte draussen liess anstatt auf Angriff und somit auf Klassenerhalt zu spielen. Zur Halbzeit wurden dann auch noch der ebenfalls gelbgefährdete Marian Hristov und der angeschlagene Vratislav Lokvenc ausgewechselt, damit einem Einsatz der drei Top-Torschützen (zusammen 25 der 38 FCK-Treffer) beim Abstiegsendspiel gegen Dortmund nichts im Wege steht. Die leeren, traurigen Gesichter der Fans im Gästeblock in der Halbzeitpause - einige waren den Tränen nahe - sprachen jedoch Bände. Scheinbar waren die Anhänger die einzigen, die das Spiel nicht schon im Voraus abgehakt hatten und zu kämpfen bereit waren.
Besonders peinlich für den FCK ist, dass man sich nicht mehr über Erfolge der eigenen Mannschaft freuen kann, sondern die Misserfolge der anderen Vereine der einzige Grund für Optimismus sind. So standen auch heute die Anzeigetafel und Kofferradio wieder mehr im Mittelpunkt als das Spiel der Roten Teufel, die diesen Namen in keinster Weise verdient haben. Freiburg, Gladbach und Hannover verabschiedeten sich aus dem Abstiegskampf, Eintracht Frankfurt meldete sich dafür mit einem Sieg zurück. Im Mittelpunkt stand allerdings das Spiel der Münchner Löwen gegen Berlin. Lange führten die "Sechzger" (was als einziges Ergebnis nicht auf der Anzeigetafel eingeblendet wurde) bevor Hertha BSC der Ausgleich gelang. In der 89.Minute stockte den FCK-Fans jedoch nochmal der Atem, als die Radiohörer im Block "Elfmeter für Sechzig" vermeldeten. Unendliche Sekunden vergingen, ehe der erleichternde Ausruf "Vorbei!" erklang und nach dem Hertha-Ausgleich zum zweiten Mal grosser Jubel und "Nie mehr zweite Liga"-Gesänge im Gästeblock herrschten. Zwischenzeitlich hatten Halil Altintop und erneut Ebbe Sand für den 4:1-Endstand in der Arena gesorgt.
Trotz der verhaltenen Freude - der Eindruck vom erneuten Debakel der eigenen Mannschaft war zu gross - standen bei vielen FCK-Fans Ärger und Wut auf die eigene Mannschaft im Vordergrund. Diese entlud sich dann ausserhalb des Stadions, als sich zahlreiche Schlachtenbummler mal wieder zu einer Busblockade eingefunden hatten. Die einzigen, die sich den entrüsteten Fans freiwillig stellten waren Vorstandsassisten Olaf Marschall und später noch Jürgen Bühler. Mehr als die üblichen, ratlosen Sprüche und einige Negativ-Bemerkungen über die Spieler gab es jedoch nicht zu hören. Als der Mannschaftsbus das Gelände dann ohne jeglichen Kontakt mit den Fans (nichtmal Blickkontakt war aufgrund der getönten Scheiben möglich) verlassen wollte war die Lage kurz vorm eskalieren, was Polizei und Ordnungsdienst mit teilweise rabiaten Methoden jedoch verhindern konnten. Zwei Sitzblockaden sowie wüste Beschimpfungen gegen die eigene Mannschaft bis hin zu Gesängen wie "Wenn Ihr absteigt, schlagen wir Euch tot" waren die Folge. Als sie merkten, dass die Fans sich doch nicht so einfach abspeisen liessen, stiegen doch noch einige wenige aus dem Bus aus (Klose, Hristov, Jara, ...) und diskutierten mit den Fans, während die wahren Söldner natürlich nicht diese Courage hatten. Einige Bemerkungen von Trainer Jara, der in den letzten Wochen sehr oft negativ auffällt und die Schuld scheinbar grundsätzlich bei anderen und nicht bei sich selbst sucht, setzten dem ganzen dann noch die Krone auf: "Wendet Euch an Jäggi und Bühler, die haben die Spieler geholt" oder "Auswärts sind wir nunmal nicht besser." Soll man solche Sprüche als Fan noch akzeptieren??
Bevor Reaktionen auf alle Vorkommnisse der Saison folgen stehen jedoch noch die wichtigsten 90 Minuten der selbigen an: Am kommenden Samstag geht es vor 48.000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion um Alles oder Nichts. Gegner ist die Dortmunder Borussia, die zum sicheren Einzug in den UEFA-Cup einen Sieg benötigt. Dem FCK genügt ein Unentschieden, da die beiden Konkurrenten Eintracht Frankfurt (in Hamburg) und 1860 München (in Gladbach) drei Punkte Rückstand auf Platz 15 haben. Trainer Jara hat aber glücklicherweise schon angekündigt "auf jeden Fall auf zu Sieg spielen, auf Unentschieden spielen kann man nicht." Die 90minütige Unterstützung durch das Publikum dürfte jedenfalls sicher sein, ebenso wie die gewaltige Explosion der Emotionen am Betzenberg, falls die vielzitierten Söldner den 1.FC Kaiserslautern doch noch in die zweite Liga führen sollten. Und auch im Falle des Klassenerhaltes dürften einige Spieler nicht gerade mit Applaus verabschiedet werden. Doch vorher stehen wie erwähnt die 90 wichtigsten Minuten seit Jahren. Eine Frage der Ehre!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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