Peinliche Niederlage im Rheinland-Pfalz-Derby
Riesig war die Nachfrage für Gästeblock-Karten beim zweiten Rheinland-Pfalz-Derby der Bundesligageschichte, doch leider standen dem 1.FC Kaiserslautern nur knapp 2.000 zur Verfügung. Mit denjenigen, die sich anderweitig Karten besorgt hatten, dürften insgesamt 2.500 bis 3.000 FCK-Fans im mit 20.300 Zuschauern restlos ausverkauften Mainzer Bruchwegstadion gewesen sein. Etwa 500 Anhänger, die per Sonderzug angereist waren, hatten bereits zuvor einen imposanten Bannermarsch vom Bahnhof zum Stadion gezeigt, wo sie sich dann durch einen einzigen Eingang zum Gästebereich zwängen mussten. Als das Spiel näher rückte mussten die Ordner jedoch irgendwann resignieren und die zwei Kontrollen - am Stadioneingang und am Gästeblock - etwas schneller durchführen als vorher vielleicht geplant.
Kurz vor Spielbeginn hatten dann endlich alle Fans ihren Platz gefunden und konnten sich über eine nette Begrüßung der ach so sympathischen Mainzer via Spruchband freuen: "Wir grüssen die größte Familie Deutschlands" - die oft zitierte und derzeit etwas zerstrittene "Familie FCK" war damit wohl nicht gemeint. Desweiteren präsentierten die Mainzer im Laufe des verregneten Nachmittags noch diverse Spruchbänder gegen einen lokalen Journalisten, der die "Ultraszene Mainz" anscheinend mit Hooligans gleichsetzt. Das dies absolut an den Haaren herbeigezogen ist, war vor und nach dem Spiel zu sehen, als sich den Lautrer Sonderzug-Fahrern kein einziger Mainzer Ultra zeigte. Zu Spielbeginn gab es dann die erwartete Choreographie, die neben der Resteverwertung einer früheren Aktion eine Blockfahne über die Hälfte der Hintertortribüne enthielt und unter dem Motto "Der Teufel in unserem Land wurde in die Provinz verbannt". Eine nette Aktion, die sich jedoch nicht mit denen der Lautrer aus dem Hinspiel messen kann und künstlerisch - ebenso wie fast alle gezeigten Spruchbänder - wohl von einem 7jährigen vorgezeichnet wurde. Im Gästeblock waren indes unnötigerweise fast alle optischen Hilfsmittel verboten, so daß der Support bis auf die sage und schreibe drei erlaubten Schwenkfahnen verbal erfolgen musste. Dies gelang jedoch speziell zu Spielbeginn recht gut, und die Gastgeber waren ob der erstmals erlebten Antipathie gegenüber den Mainzelmännchen wohl etwas überrascht. Die von den Medien vielgepriesene Stimmung in Mainz war jedenfalls nicht außergewöhnlich. Gut war die Aktivität auf Teilen der übrigen Tribünen, die Fankurve hingegen machte den Eindruck, als ob höchstens die Hälfte der dortigen Fans gewillt war, ihre Mannschaft zu unterstützen.
Ebenso wie auf den Rängen entwickelte sich zunächst auch auf dem Spielfeld ein offener Schlagabtausch, in dem die Null-Fünfer zunächst die besseren Karten hatten: In der 29.Minute konnte der Ex-Lautrer Jugendspieler und FCK-Fan Matthias Abel sein Eigentor aus dem Hinspiel wettmachen und freistehend die Führung für Mainz erzielen. Doch der erste Schock hielt nur wenige Minuten an, bis Ioannis Amanatidis nach Vorlage von Halil Altintop den extrem bejubelten Ausgleich erzielen konnte (35.). Der FCK war wieder da und ging mit dem Unentschieden in die Pause.
Nachdem die Mainzer Fans zu Beginn der 2.Halbzeit ein sinnfreies Transparent mit diversen Verunglimpfungen der "Generation Luzifer" gezeigt hatten, begann das Debakel: Nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff war es erneut Abel, der Lucien Mettomo zu einem Eigentor zwang - nicht nur deshalb zeigte Kameruner eine dermaßen lustlose und freche Leistung, dass er normalerweise nie wieder ein Spiel für die Roten Teufel absolvieren dürfte! Doch Mettomo war nicht der einzige Totalausfall, bis auf Keeper Thomas Ernst zeigten alle Spieler - Torschütze Amanatidis war bereits verletzt ausgewechselt - in den zweiten 45 Minuten eine Leistung, die diese Bezeichnung garnicht verdient. Eine absolute Frechheit gegenüber den eigenen Fans und ein Hohn angesichts der vorher mal wieder angekündigten Wiedergutmachung für das desaströse Heimspiel gegen die Bayern. Symptomatisch dafür war die Entstehung des 3:1: Die Lautrer Abwehr lässt die Mainzer Offensive ohne Gegenwehr kombinieren und als die Situation mehr zufällig denn gewollt doch noch geklärt werden kann, wird der Ball ziellos nach vorne gedroschen. Leider genau vor die Füße eines Mainzers, so dass nochmal genau dieselbe Szene folgt. Die Gastgeber dürfen munter kombinieren, übertölpeln die Lautrer Hintermannschaft und nutzen diesmal auch die Chance zur Zwei-Tore-Führung durch Noveski (57.). Das Spiel war nun so gut wie gelaufen und auch auf den Tribünen hatten die 05er nun die Oberhand, doch es sollte erst noch richtig bitter werden. Nur der Pfosten und Thomas Ernst retteten den 1.FC Kaiserslautern vor einem totalen Debakel, womit sich die übrigen zehn Spieler viele Feinde gemacht und erstmal alle Sympathien und jeglichen Kredit verspielt haben dürften. Da half auch der glückliche Anschlusstreffer zum 2:3 nichts mehr (87., Eigentor Noveski). Nach diesem Tor legten sich noch einige Spieler miteinander an, woraufhin auch im Gästeblock die Stimmung wieder kochte und das Fangnetz dran glauben musste. Insgesamt verlief das Derby, überwacht durch ein Großaufgebot der Polizei, jedoch ausgesprochen friedlich und ohne besondere Zwischenfälle. Nach dem Spiel warfen dann mehrere FCK-Spieler ihre Trikots in den Block und meinten damit ihre Leistungsverweigerung in diesem und zahlreichen anderen Saisonspielen wiedergutmachen zu können. Ob ihnen das mit dieser Aktion gelungen ist, wird sich im nächsten und letzten Heimspiel 2004/05 gegen Werder Bremen, und natürlich in der neuen Saison zeigen. Ein neuer Trainer, der sicher nicht der Wunschtrainer vieler FCK-Fans war, ist bereits verpflichtet und weitere neue Spieler werden kommen. Ob wirklich Besserung eintritt, oder die Mannschaft weiterhin eine seelenlose Söldnertruppe ohne Bezug zum Verein bleibt, wird sich zeigen. Es ist die dritte Chance der Vereinsführung um Rene Jäggi, und diese sollte endlich genutzt werden. Für Leistungen wie gegen Bayern oder in der 2.Halbzeit in Mainz braucht man jedenfalls keine Millionentruppe...
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas