Hohe Niederlage trotz spielerischer Verbesserung
Die Fans des 1. FC Kaiserslautern sind bewundernswert! Bei kaum einem anderen Verein in Deutschland würden so viele Anhänger ihrem Verein nach Jahren der Magerkost auf allen Ebenen so sehr die Treue halten, wie in Deutschlands kleinster Bundesligastadt. Knapp 3.000 begleiteten ihre Roten Teufel an diesem Samstag trotz sechs sieglosen Spielen in Folge nach Mönchengladbach, in den mit 46.000 Zuschauern besetzten Nordpark. Weder von eingebildeten Spielern, noch von hochnäsigen oder besserwisserischen Funktionären, noch von skandalgeilen Journalisten lassen sich diese Fans von dem abbringen, was sie alle miteinander verbindet - ihre Liebe zum Verein, die alle nur aufgrund des Geldes dort Tätigen überleben wird. Dies verdient großen Respekt und Anerkennung.
Ebenso wie in der heimischen Nordkurve wurden die Mannschaften beim Einlaufen mit einigen großen Schwenkfahnen und Doppelhaltern sowie einer Schalparade begrüßt, was ein auswärts ungewohnt gutes Bild abgab. Die Stimmung auf beiden Seiten war eher durchschnittlich, aufgrund der derzeitigen Situation beim FCK aber zunächst durchaus annehmbar. Ihren Teil dazu bei trug auch die Leistung der Mannschaft, die offensichtlich die Entlassung von Ciriaco Sforza rechtfertigen und die drohende Suche nach neuen Alibis vermeiden wollte. Ohne Antifußballer wie Mettomo (krank) oder Jancker (Ersatzbank) schien - mit einer Ausnahme - durchaus Potential in der aufgebotenen Elf zu stecken, die gegen die defensiv eingestellten Gladbacher gut ins Spiel fand. Auch der Gegentreffer durch den Ex-Lautrer Strasser (11.) warf die "Boys in red" zunächst nicht aus der Bahn, vielmehr folgte nur wenig später der Ausgleich durch Boubacar Sanogo, von dem erneut einige gute Szenen kamen (14.). In der 32. Minute trat dann die erwähnte Ausnahme in Person von Timo Wenzel in Erscheinung, der mit einem Eigentor für die erneute Führung der Gladbacher sorgte. Super, Timo! Dennoch spielten die Gäste weiter gut mit und hatten auch einige Chancen, bis Sekunden vor der Pause der Genickbruch in Form des 3:1 durch Kluge folgte.
In der 2. Halbzeit kam dann unter anderem das Talent Fabian Schönheim zu seinem ersten Bundesligaeinsatz, der auch durchaus positive Ansätze sichtbar werden ließ - insbesondere mit Blick auf die nach wie vor katastrophale Lautrer Abwehr mit 25 Gegentoren in 10 Spielen. Die Gladbacher hatten nur wenige Torchancen, nutzten sie aber ebenso wie die individuellen Fehler der Defensive eiskalt zu einem Kantersieg. Leider ging nach dem Zwei-Tore-Rückstand auch der Elan ein wenig verloren, dennoch kam der FCK auch in der 2. Halbzeit zu einigen guten Chancen und hätte weitere Tore verdient gehabt. Insbesondere Stefan Blank, der sich als einziger Spieler per Applaus bereits vor dem Anpfiff für die Anwesenheit der Fans bedankte, hatte Pech mit einem Pfostentreffer und einem nicht geahndeten Foul im Strafraum. Die Krönung leistete sich der in vielen Situationen überforderte Schiedsrichter Gagelmann aber etwa zehn Minuten vor Spielende, als er den Roten Teufeln den zweiten fälligen Elfmeter nach einem Handspiel von Fukal verweigerte. Handballverein Borussia?! Gegen den FCK ist's scheinbar erlaubt... In der Schlussminute folgte schließlich noch das 4:1 durch Hassfigur Neuville, der zuvor bei einem Eckball knapp 20 Euro in Form von Becherpfand von den FCK-Fans erntete (das Fangnetz vor dem Gästeblock verhinderte jedoch schlimmeres). Ansonsten flachte die Stimmung im zweiten Durchgang allerdings leider etwas ab, was bei diesem Ergebnis jedoch nicht verwunderlich ist. Viel verwunderlicher ist da schon ... siehe Einleitung.
Insgesamt ein zu hoch ausgefallener Sieg für die Fohlenelf, nichtsdestotrotz aber die x-te Niederlage mit vier oder mehr Gegentoren für den FCK in den vergangenen Jahren. Das Leistungsgefälle zwischen Offensive und Defensive ist erheblich und stellt sportlich nach wie vor das größte Problem auf dem Betzenberg dar. Hier ist Trainer Michael Henke gefordert, um den Spielern taktische Disziplin, kämpferische Leidenschaft und bessere Konzentration anzueignen. Ob dies gelingen wird? Für den Drittligisten Erfurt wird es am Dienstag in der 2. Runde des DFB-Pokals (19:30 Uhr) hoffentlich so oder so reichen, und in der Bundesliga muss endlich etwas passieren, damit die Befürchtung von Topstürmer Halil Altintop nicht wahr wird: "So steigen wir ab!"
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas