Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Hamburger SV 0:3

Ein ganz normaler Spielbericht

Viel zu schreiben, Schimpf und Schande, heftige Kritik an Spielern, Trainer und Vereinsführung... Aller Voraussicht nach wird es hierfür im weiteren Verlauf der Saison noch mehr als genug Gelegenheit geben. Daher soll statt einer solchen Energieverschwendung an dieser Stelle lieber "ein ganz normaler Spielbericht" folgen.

"Ganz normal" geworden sind in den letzten Jahren leider Heimniederlagen des 1. FC Kaiserslautern, wie die heutige gegen den Hamburger SV. Die Festung Betzenberg wurde schon oftmals tot geschrieben, auch wenn es immer wieder Strohfeuer gibt und die Hoffnung der Fans wohl nie sterben wird. Und irgendwann wird es mit dem FCK auch wieder aufwärts gehen. So wie mit dem Hamburger SV, der nach den mäßig erfolgreichen letzten Jahren in dieser Saison gut 2.500 von der Euphorie getragene Anhänger mit ins Fritz-Walter-Stadion brachte (insgesamt 34.775 Zuschauer). Diese zeigten zu Spielbeginn gar etwas im Gästeblock lange nicht mehr gesehenes, nämlich eine kleine Choreographie mit HSV-Blockfahne und einem Spruchband "Nur der HSV". Auf der Gegenseite gab es in der Westkurve neben zahlreichen Fahnen ebenfalls zwei Spruchbänder zu sehen, auf dem eindeutige Botschaften an die Mannschaft standen: "Auf geht's, Jungs" und "Wer kämpft, kann verlieren - Wer nicht kämpft, hat schon verloren!"

In der Tat zeigte die Mannschaft dann auch mehr Einsatz als in den letzten Spielen, auch absolvierten einige FCK-Spieler ein hohes Laufpensum - aber Kampf? "Kampf" ist mehr als nur rennen und etwas guter Wille. "Kampf" ist das, was den Betze früher nahezu unbezwingbar machte: Laufbereitschaft gehört dazu, aber auch (gelungene) Grätschen, Emotionen und auch mal eine Rudelbildung, dem Gegner weh tun ohne ihm gleich die Knochen zu brechen und eben der Funke, der bei den derzeitigen Voraussetzungen einfach von der Mannschaft auf das Publikum transportiert werden muss. Der Funke, der den Betzenberg zum Brennen bringt!

Da dieser Funke von der derzeitigen Mannschaft in den letzten Wochen nicht zu erwarten war und ist, bot das heutige Spiel eigentlich keine Überraschung. Es war viel mehr "ganz normal" und so wie man es - neutral betrachtet - erwarten musste. Der Bayern-Bezwinger HSV kam durch Tore von Van der Vaart (36., 83.) und Barbarez (50.) zu einem lockeren 3:0-Auswärtssieg, mit dem die Gastgeber noch gut bedient waren. Eine wirkliche Torchance hatten die erneut sehr defensiv aufgestellten Roten Teufel (vier Abwehrspieler, vier defensive Mittelfeldspieler und zwei Stürmer) im gesamten Spiel nicht, die zweifache "Chance auf eine Torchance" wurde in der 2. Halbzeit innerhalb von 10 Sekunden nahezu kläglich vergeben: Zunächst wartete Marcello Pletsch freistehend so lange, bis er einen Hamburger Abwehrspieler zwischen den Beinen hängen hatte, und gleich darauf erfuhr sogar Toptorjäger Halil Altintop die Höchststrafe, als er am Elfmeterpunkt stehend ein Luftloch trat anstatt den Ball im Tor zu versenken. Mehr bleibt zu diesem Spiel nicht zu sagen...

In Feierlaune waren natürlich die Fans des Tabellen-2. aus dem hohen Norden, die einen sehr guten Support ablieferten und die Herrschaft im Fritz-Walter-Stadion für sich proklamierten ("Hier regiert der HSV"). Dies scherte die heimischen Fans allerdings weniger als sonst, da die eigenen Probleme derzeit groß genug erscheinen. Vor dem Match schien trotz der Derbypleite und den weiteren Niederlagen eine gute Stimmung in der Luft zu liegen, gegen Spielende verließen dann sogar zahlreiche der treuen Ultras vorzeitig die Westkurve. Verpasst haben sie nichts, denn von den Spielern traute sich nach Abpfiff kaum einer in die Kurve, weder um sich für die trotz allem noch vorhandene Unterstützung zu bedanken, noch um sich die berechtigten Pfiffe abzuholen. Wenigstens ist am kommenden Wochenende Länderspielpause - Nächster Gegner: Borussia Dortmund am 15. Oktober 2005 auf dem Betzenberg. Hoffentlich mehr als nur ein "ganz normales" Heimspiel...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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