Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - MSV Duisburg 5:3

Heimauftakt nach Maß

Nach dem unglücklichen Saisonstart in Gelsenkirchen, wo der 1. FC Kaiserslautern nur knapp beim Meisterschaftsanwärter Schalke 04 verlor, stand an diesem sonnigen Augusttag das erste Heimspiel der Saison 2005/06 an. Zu Gast im mit offiziell 30.111 Zuschauern schwach besuchten Fritz-Walter-Stadion war der Aufsteiger MSV Duisburg, der seinerseits knapp 1.000 Schlachtenbummler samt einigen großen Schwenkfahnen mitbrachte. Die Fans in der Westkurve, hier sei insbesondere die "Generation Luzifer" genannt, hatten zum Heimspielauftakt kurzfristig eine Choreographie organisiert: Die Tribüne wurde zum Einlaufen der Mannschaften mit roten und weißen Zetteln geschmückt und dazu die Spruchbänder "Westkurve" und "Der Glanz versteckt unter Staub und Dreck" präsentiert. Eine Anspielung auf die Großbaustelle Betzenberg und ihr trotz allem heftig schlagendes Herz - eben die zur Zeit dachlose Westkurve. Des weiteren waren neben zahlreichen großen Schwenkfahnen auch mehrere Dutzend kleinere Fahnen zu sehen, welche per Sammelbestellung von der "Fan-Initiative Westkurve" organisiert wurden. Ein gelungenes optisches Heimdebüt, das Hoffnung auf mehr macht!

Ebenfalls Hoffnung versprühte heute die Mannschaft, die ihr mit großem Abstand bestes Heimspiel im Jahr 2005 abliefern sollte. FCK-Trainer Michael Henke schickte die selbe Startelf wie beim Saisonauftakt auf den Platz, und diese legte gleich los wie die Feuerwehr. Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, als Halil Altintop nach guter Vorarbeit von Ciriaco Sforza die 1:0-Führung für die Gastgeber erzielen konnte. Die bereits vor dem Spiel gute Stimmung - zumindest im Vergleich zu den Heimspielen in der vergangenen Rückrunde - erreichte ihren ersten Höhepunkt. Mit der Führung und dem Publikum im Rücken hatten die Roten Teufel nun auch das nötige Selbstvertrauen getankt und kamen zu weiteren Chancen - bis zur 21. Minute, in der wie aus heiterem Himmel der Ausgleich durch Möhrle fiel und erstmals in diesem Spiel die nach wie vor vorhandenen Abwehrprobleme beim FCK aufgezeigt wurden. Doch die Lautrer blieben am Drücker und ließen sich nicht aus dem Konzept bringen, nach weiteren guten Torgelegenheiten war es Hervé Lembi vorbehalten, mit einer seiner typisch-akrobatischen Aktionen das 2:1 zu erzielen (27.). Mit diesem Spielstand ging es dann auch in die Pause.

Die 2. Halbzeit begann ebenso, wie die gesamte erste verlief: Mit zahlreichen Chancen für den FCK, der schon viel höher hätte führen müssen. Nach 57 Minuten war es dann so weit, nach einem Eckball landete das Leder vor Altintop, der es aus 16 Metern direkt neben den Pfosten setzte und somit das 3:1 erzielte. Zwischenzeitlich hatte Sforza verletzungsbedingt das Spielfeld verlassen und auch die Stimmung in der Westkurve war etwas abgeflacht. Vorerst nicht mehr vorhanden war sie dann endgültig, als die FCK-Abwehr nach dem Ausscheiden des ehemaligen "Spiritus Rector" weiter auseinander fiel und die Duisburger innerhalb von fünf Minuten den Ausgleich erzielen konnten (Möhrle/62., Ahanfouf/66.). Die Duisburger Fans im Mini-Gästeblock hatten nun ebenfalls ihre beste Phase und zeigten insgesamt zwar keinen überragenden, aber dennoch einen guten Support. Doch auf dem Spielfeld zeigte sich nun der Unterschied zwischen dem FCK unter den Trainern Gerets, Jara oder Moser und dem FCK in den bisherigen zwei Spielen unter dem neuen Trainer Henke. Auch wenn nach wie vor viele Fehler produziert werden, die gegen eine treffsichere Spitzenmannschaft schnell zu einem Debakel führen könnten, machte es sowohl auf Schalke als auch gegen Duisburg wieder Spaß, die Roten Teufel spielen zu sehen. Nach zwei Spielen dürfte es zu früh sein, um die in den letzten Jahren vergraulten Anhänger schon wieder zurückgewonnen zu haben, doch ein kleiner Schritt wurde gemacht: Die Lautrer steckten nicht auf, setzten ihr druckvolles Offensivspiel fort und drängten mit aller Macht auf den Sieg. Symbolisch hierfür der Treffer zum 4:3 durch den eingewechselten Boubacar Sanogo, der insgesamt einen guten Eindruck machte und einen von ihm selbst an die Latte geköpften Eckball im Nachschuss entschlossen im Tor des Ex-Lautrers Georg Koch versenkte (68.). Doch damit nicht genug, in der 80. Minute sorgte erneut Altintop für die Vorentscheidung und erzielte mit seinem vierten Saisontor das 5:3. Zu diesem Zeitpunkt schwappten bereits mehrere Laolas sowie "Oh wie ist das schön"-Gesänge der freudentrunkenen Zuschauer durch das Fritz-Walter-Stadion.

Nach insgesamt acht Toren war dann erst einmal Schluß, wobei die Roten Teufel insgesamt zahlreiche "Hundertprozentige" vergaben und die Duisburger aus drei echten Chancen drei Tore machten. Überragender Mann auf dem Platz war - wie sollte es anders sein - Halil Altintop, der sein bestes Spiel im Trikot der Roten Teufel machte und dessen Vertragsverlängerung spätestens jetzt oberste Priorität und falls nötig auch ein kalkuliertes finanzielles Risiko genießen sollte. Gefeiert wurde neben der Mannschaft auch Trainer Henke, der aufgrund der vielen Fehler in Abwehr und Chancenverwertung zwar nicht rundum zufrieden war, aber dennoch einen sehr gelungenen Einstand auf dem Betzenberg feierte. Nun gilt es den guten Eindruck zu bestätigen: Die nächsten Gelegenheiten hierfür sind die Auswärtsspiele in Trier (DFB-Pokal) und beim Lieblingsgegner in Köln.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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