Neues vom Betzenberg

Ex-FCK-Vorstände: Friedrich attackiert Jäggi

Es ist lange her, gilt vielen Fans und Verantwortlichen aber immer noch als Wurzel allen Übels: Im Interview mit dem Kicker hat sich Jürgen „Atze“ Friedrich, der den 1. FC Kaiserslautern vor anderthalb Jahrzehnten vom Abgrund zur Meisterschaft und wieder zurück führte, heute rückblickend zum Ende seiner Funktionärszeit in der Pfalz geäußert.

Nach der Trennung von Meistertrainer Otto Rehhagel vor 15 Jahren konnte Friedrich den damaligen Abwärtstrend mit der Ernennung von Andreas Brehme („Ihm fehlte die Disziplin, das richtig durchzuziehen“) und Reinhard Stumpf („Er hatte vergessen, dass er nur ein Teil des Systems ist“) als Trainerteam nicht nachhaltig stoppen. Auch eigene Fehler gesteht Friedrich, der wegen „Steuerhinterziehung als Verantwortungsträger“ vorbestraft ist, ein: „Ich will nicht alles beschönigen. Wenn man Geschäfte mit Persönlichkeitsrechten macht, weiß man im Hinterstübchen schon, dass einer etwas bekommen könnte.“ Vor allem aber attackiert Friedrich, FCK-Vorstandsvorsitzender von 1998 bis 2002, im aktuellen Interview seinen Nachfolger René C. Jäggi, FCK-Vorstandsvorsitzender von 2002 bis 2006.

Jäggi? „Ein Faulpelz, ein Schaumschläger, ein Lügner“

An den turbulenten Sommer 2002 mit Trainerentlassung und Vorstandsrücktritt erinnert sich Friedrich wie folgt: „Wenige Tage danach war ich in München auf dem Geburtstag von Karl Hopfner. Da kamen Franz Beckenbauer, Horst R. Schmidt, Wilfried Straub, Herbert Hainer von Adidas und Helmut Markwort vom Focus auf mich zu. Sie sagten: Atze, du musst verhindern, dass dieser Mann dein Nachfolger wird.“

Gemeint war René C. Jäggi, oder wie Friedrich heute sagt: „Ein Faulpelz, ein Lügner, ein Schaumschläger. Franz sagte mir ins Gesicht: In zwei Jahren seid ihr platt. Der Mann hat recht gehabt.“

Im Sommer 2001 noch hatte der FCK einen Rekordumsatz von 123,8 Millionen D-Mark (12,7 Millionen Überschuss) erwirtschaftet, ein Jahr später wurde er von Jäggi für nahezu bankrott erklärt. Damals auch eine Folge der Kirch-Krise und des sportlichen Misserfolgs, gehen jedoch die Meinungen über den tatsächlichen Zustand des FCK, der am Ende zum Stadionverkauf und zum schleichenden Abstieg führte, bis heute auseinander. Der neue Vorstandsvorsitzende Jäggi krempelte den Verein komplett um, erstattete eine millionenschwere Selbstanzeige beim Finanzamt, verkaufte das vereinseigene Fritz-Walter-Stadion für rund 65 Millionen Euro und erklärte den FCK damit bis mindestens 2006 für „saniert“. Exakt in jenem WM-Jahr folgte dann der sportliche Abstieg in die zweite Liga, den zuvor auch schon FCK-Legende Hans-Peter Briegel prognostiziert hatte („Jäggi wird verbrannte Erde hinterlassen“).

Friedrich wirft Jäggi nun eine systematische Selbstschwächung des FCK vor: „Er hat akribisch, mit Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steueranwälten, ein Szenario konstruiert, das innerhalb von ein paar Wochen zu einer einvernehmlichen Steuernachzahlung von neun Millionen Euro führte. Und die wurden auch gleich gezahlt. Als ich ging, hatten wir fünf Millionen Barvermögen in der Kasse. Ohne Festgeld. Schlimm: Alle FCK-Verantwortungsträger haben es akzeptiert. Es kann doch nicht sein, dass man wissentlich so den eigenen Ruf ruiniert. Bis heute. (...) Bei der Steuergeschichte kam mit viel Ach und Weh eine Million zusammen. Sogar der Richter fragte, hätte man das nicht in einer Betriebsprüfung lösen können? Die Wurzel ist bis heute drin. Solange die nicht rausgerissen wird, hat der FCK Probleme.“

Das komplette Interview mit Jürgen Friedrich wurde in der Donnerstagausgabe des Kicker veröffentlicht.

Quelle: Der Betze brennt

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