Ehrmann: „Erschossen wird keiner!“
„Sieger zweifeln nicht« – Gerry Ehrmann ist Torwarttrainer aus Passion. Mit Wiese, Weidenfeller, Fromlowitz und Sippel hat er gleich vier großartige Pferde im Stall. Die FCK-Legende über Bleiwesten, Muckibuden und „Gerrys Flugschule«.
11 Freunde: Herr Ehrmann, am vergangen Wochenende standen in der ersten Liga nicht weniger als drei Torhüter im Kasten, die Ihre Torwartschule durchlaufen haben. Finden Sie eigentlich noch genug Zeit, sich alle Spiele „Ihrer« Jungs anzuschauen?
Gerald Ehrmann: Ja, das wird langsam eng, das stimmt. (lacht) Aber wir telefonieren regelmäßig. Ich fiebere immer noch mit den Jungs mit.
11 Freunde: Florian Fromlowitz bezeichnet Sie als „Mischung aus Vaterfigur und Freund«...
Ehrmann: Das kann ich nur unterstreichen. Die meisten kenne ich ja wie den Flo seit der D-Jugend, so wie zum Beispiel auch Roman Weidenfeller, Tobi Sippel und Kevin Trapp. Das ist natürlich dann ein ganz besonderes Verhältnis. Wir haben immer hart gearbeitet, aber die Jungs wussten auch: Selbst wenn sie mich mitten in der Nacht anrufen, bin ich für sie da.
11 Freunde: Kam das mal vor?
Ehrmann: Nein. (lacht) Das sind alles anständige Jungs.
11 Freunde: Bei der U-21-EM im Sommer kamen mit Fromlowitz und Tobias Sippel zwei von drei DFB-Torhütern aus „Gerrys Flugschule«. Mit Kevin Trapp steht ein weiteres Riesentalent aus der Ehrmann-Schule in den Startlöchern. Macht Sie das auch persönlich stolz?
Ehrmann: Es ist schon ein schönes Gefühl, den Jungs was für die Zukunft mitgegeben zu haben.
11 Freunde: Auch charakterlich?
Ehrmann: Fast noch wichtiger als das Training ist die Verhaltensweise auf dem Platz und die Frage: Wie verhalte ich mich in der jeweiligen Situation? Die fundamentalen Sachen wie Schnellkraft und Sprungkraft sind natürlich wichtig, aber die Wahrnehmung auf dem Platz ist viel wichtiger.
11 Freunde: Was wollen Sie Ihren Keepern konkret vermitteln?
Ehrmann: Das sind natürlich vor allem Erfahrungswerte. Ich habe ja fast dreißig Jahre lang selbst im Tor gestanden. Da gibt es nichts, was man nicht selbst schon erlebt hat. Wir sprechen oft über Fehler und Verhaltensweisen, auch von anderen Torhütern.
11 Freunde: Kann man sich während des Spiels überhaupt an die besprochenen Szenen erinnern, wenn man statt auf dem Trainingsplatz vor 40.000 Zuschauern im Tor steht?
Ehrmann: Wir besprechen die Dinge ja immer wieder, bis sie zum Automatismus werden. Man darf im Spiel nicht erst groß überlegen, das würde viel zu lange dauern. Wenn man aber immer wieder gewisse Dinge anspricht, ist das irgendwann programmiert und man ruft es automatisch ab. Dann ist man auch eine Idee schneller als der Gegner.
(...)Quelle und kompletter Text: 11 Freunde