Fahnen, Konfetti, Luftballons, Rauch: Das Fritz-Walter-Stadion kommt im Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Darmstadt 98 südamerikanisch daher. Das Intro ist eine Hommage an die eigentlichen Stars der Saison: die Fans auf dem Betze und ihre berühmte Kurve.
Nach dem 2:1-Erfolg gegen Darmstadt ist es amtlich: Der FCK ist die beste Heim-Mannschaft der zu Ende gehenden Zweitliga-Saison. Sportlich können sich die Partien der Roten Teufel auf dem Betzenberg also sehen lassen, stimmungstechnisch gilt das natürlich erst recht. Zum letzten Heimspiel der regulären Saison kommen 49.088 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion und sorgen so für einen durchschnittlichen Besuch von 46.348 in 17 Partien. Der Allzeit-Rekord von 46.392 aus der Bundesliga-Saison 2010/11 wird nur hauchdünn verpasst. Trotzdem ist das eine Marke, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar erschien.
Neben den überragenden Zuschauerzahlen setzen die Anhänger der Roten Teufel und insbesondere die organisierte Fanszene auch in optischer Hinsicht in dieser Spielzeit Maßstäbe. Nach den drei gigantischen Choreos gegen Düsseldorf, Nürnberg und Schalke haben die Ultras der Generation Luzifer eine weitere große Kurvenshow vorbereitet. Dazu prangt im Zentrum der Westkurve eine große Blockfahne mit dem bekannten Motiv "Westkurve Kaiserslautern". Um das Banner herum wird es geplant chaotisch und es kommen Fahnen, Luftballons, Folientafeln, Konfetti und mehrere Bengalos zum Einsatz. Ein farbenfrohes Wimmelbild, das Assoziationen weckt zu den Boca Juniors oder River Plate und untermalt mit donnernden "Lautern Allez"-Gesängen zum Einlaufen der Teams.
Auf spektakuläre Kurvenshows dieser Art darf man sich auch in der neuen Saison freuen. Viele FCK-Anhänger unterstützen die aufwendigen Aktionen, indem sie ihren Becherpfand als Spende zur Verfügung stellen. Beim Heimspiel gegen Darmstadt bedanken sich die Ultras dafür wie in den beiden Vorjahren mittels einer eigens produzierten Postkarte mit Choreo-Motiven aus der Saison, die im Gegenzug für eine Becherspende verteilt werden.
Den schnellen Schocker des frühen Gegentores lässt die Kurve nach dem Anpfiff schnell hinter sich. Stattdessen wird die sich um den Ausgleich bemühende Mannschaft immer wieder nach vorne gepeitscht. Und als Ragnar Ache praktisch mit dem Halbzeitpfiff das Spiel dreht, ist die Stimmung im weiten Rund blendend. Das ändert sich allerdings etwas im Verlauf der zweiten 45 Minuten, in denen das Gemurre angesichts der allzu passiven Spielweise immer deutlicher zu vernehmen ist. Die ganz am Ende schlampig ausgespielten Möglichkeiten zur Entscheidung haben dann auch deutlich zu hörende Pfiffe nicht nur gegen den Gegner zur Folge. Trotzdem wird die kleine Revanche für das Hinspiel-Debakel in Darmstadt nach dem Spiel natürlich gefeiert und es wird sich auch mittels einen kleinen Ansprache von Vorsänger Justin an die Spieler auf das Saisonfinale in Köln eingestimmt.
Wegen eines offenbar glimpflich ausgegangenen Sanitäter-Einsatzes im Block gibt es relativ kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit für einige Minuten keinen Support. Auch die Lilienfans schließen sich dem an. Außerdem reagiert die Fanszene per Spruchband noch auf die Vorkommnisse beim Derby in der letzten Woche in Karlsruhe, als die KSC-Ultras wegen eines Polizei-Einsatzes ihre geplante Choreo kurzfristig absagten: "Erst lügen, dann prügeln - Polizei Karlsruhe: Die einzige Schwachstelle seid ihr!"
Aus Darmstadt machen sich am Muttertag rund 4.500 Lilien-Fans auf die kurze Reise nach Kaiserslautern und begrüßen zunächst sehr freundlich ihren ehemaligen Aufstiegscoach und jetzigen FCK-Trainer Torsten Lieberknecht, wofür sich dieser nach dem Spiel ausdrücklich bedankt. Beflaggt ist der Zaun des Gästeblocks unter anderem mit einer großen "Südhessen"-Zaunfahne. Außerdem haben die Lilien ein gelungenes Intro in Form eines überdimensionierten Darmstadt-Trikots dabei, das zum Einlaufen der Mannschaften nach oben gezogen wird.
Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in Karlsruhe:
- Fotogalerie | 33. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern - Darmstadt 98
Quelle: Der Betze brennt