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Gegner-Check SVD: Hinten links ist die Achillesferse

Gegner-Check SVD: Hinten links ist die Achillesferse


Der FCK muss gewinnen, für Darmstadt geht's um nichts mehr. Klare Sache also? Genau das ist doch das Tückische an dieser Ausgangslage: Sie kann ein Team beflügeln, es aber auch verkrampfen lassen.

So lief's seit dem Hinspiel: Die Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern am 16. Spieltag war die zwölfte, nach der Florian Kohfeldt den jetzigen FCK-Coach Torsten Lieberknecht auf der Trainerbank von Darmstadt 98 beerbt hatte. Und die neunte in Folge, in der sein Team ungeschlagen blieb. Schon zweimal zuvor hatten die Lilien mit 5:1 gewonnen, gegen Köln und Fürth. Gegen die Lautrer gelang es ihnen sogar noch ein drittes Mal. Für die Betze-Buben wiederum endete damit eine Serie von sieben ungeschlagenen Spielen. Darmstadt schien mit Kohfeldt also auf einem guten Weg. Aber wo und bei wem hat sich in der Zweiten Liga dieser Spielzeit ein Trend schon mal dauerhaft bestätigt? Den Darmstädtern erging es nicht anders. Auf den Kantersieg gegen die Pfälzer folgte direkt ein 1:2 bei Aufsteiger Regensburg, und nach einem 2:2 in Düsseldorf zum Jahresauftakt folgten vier Niederlagen in Serie. Erst ein 2:0 gegen Schalke beendete den Negativlauf. Nach drei weiteren Siegen, drei Niederlagen und einem Remis in Berlin durfte nach einem 1:1 in Münster am 31. Spieltag der rechnerisch sichere Klassenerhalt gefeiert werden. Ja, doch, "gefeiert". Grundsätzlich rechnet sich der Anhang eines Bundesliga-Absteigers zwar mehr aus, aber den Darmstädtern war längst bewusst geworden, wie schwierig sich diese Spielzeit gestaltete - schließlich ist es so manchem Absteiger in den vergangenen Jahren noch schlechter ergangen. Nach dem feststehenden Klassenverbleib versicherte der Coach selbstverständlich, dass die Saison dennoch mit voller Konzentration zu Ende gespielt werde. Das 0:4 vergangenen Samstag gegen den Hamburger SV spricht da weniger für. Aber, Vorsicht vor allzu voreiligen Rückschlüssen angesichts des Endergebnisses: Die "Heiner" waren eigentlich gut in diese Partie gekommen, hatten mehrere gute Einschussmöglichkeiten, ehe der HSV den ersten Treffer markierte. Das hätte auch anders laufen können.

Das hat sich geändert: Florian Kohfeldt hält in seiner Grundordnung weiterhin an einer Viererkette fest - die ist in der Zweiten Liga beinahe schon unüblich geworden. Änderungen über die Runde ergaben sich in erster Linie aus dem Verletzungspech, das die Lilien stärker heimsuchte als sämtliche Konkurrenten. Ex-Kapitän Fabian Holland (34), Innenverteidiger Christoph Zimmermann (32), Rechtsverteidiger Matthias Bader (27), und der im defensiven Mittelfeld beheimatete Ex-Lautrer Paul Will (26) fielen und fallen dauerhaft aus. Notorische Startelf-Kandidaten wie Sechser Kai Klefisch (25), der offensive Mittelfeldspieler Philipp Förster (30) und der schon 14-mal erfolgreiche Torjäger Isac Lidberg (26) mussten vorübergehend passen. In der Winterpause stattete Sportchef Paul Fernie den nunmehr vereinslosen Ex-Mainzer und Ex-Herthaner Jean-Paul Boëtius (31) mit einem neuen Vertrag aus. So richtig gerockt hat der Wiederbelebte das Böllenfalltor aber noch nicht. Stamm-Innenverteidiger Aleksandar Vukotic (29) sah gegen Hamburg seine zehnte Gelbe Karte ist auf dem Betzenberg ebenso gesperrt wie Stamm-"Sechser" Andreas Müller (24) nach seinem fünften Karton.

Gewinner und Verlierer: Auch wenn die Saison insgesamt eher durchwachsen lief - das Offensivtriangel Lidberg, Killian Corredor (24) und Fraser Hornby (25) hat sich in den Fokus diverser Bundesliga-Scouts gespielt. 32 der 52 bislang erzielten Treffer gehen auf das Konto dieser Drei. Immer öfter von finanzstärkeren Klubs angebaggert wird auch Innenverteidiger Clemens Riedel (21), der trotz seiner Jugend bereits das Kapitänsamt ausübt. Gar nicht gut läuft die Saison für Sturmtalent Oscar Vilhelmsson (21), der nach langer Verletzungspause erst kürzlich wieder in den Kader zurückgekehrt ist. Und die betagte Ikone Tobias Kempe (35) sitzt seit Wochen nur noch auf der Bank. Sein Abschied im Sommer ist bereits besiegelt, nach insgesamt zehn Jahren im 98-Trikot.

Zahlenspiele: In der Rückrundentabelle rangieren die Darmstädter auf dem vorletzten Platz. Neun Punkte hinter dem FCK, der mit 24 Zählern immerhin noch Vierter ist - übrigens punktgleich mit dem Zweitplatzierten. Dennoch haben beide Teams in den vergangenen 15 Partien die gleiche Anzahl an Gegentreffern kassiert, 23 Stück nämlich. Die Roten Teufel haben aber vorne acht Buden mehr gemacht. Was insofern erstaunt, als dass die Lilien hinter Köln und Hamburg das Team stellen, das die meisten Torschüsse abgibt. Zudem spielen sie auffallend oft steil, 159 Vertikal-Pässe insgesamt haben die "Wyscout"-Analysten bereits gezählt, und von denen kamen 37,7 Prozent an. Mehr riskieren nur weiter vorne platzierte Teams, Lautern allerdings deutlich weniger, lediglich 124 bislang. Corredor ist nach dem Madgeburger Martijn Kaars und dem Elversberger Maurice Neubauer der Spieler, der die meisten Sprints anzieht. Dass Vukotic fehlt, wird vor allem Ragnar Ache mit Interesse lesen. Der Serbe gewinnt nämlich die meisten Kopfballduelle in der Liga. Und Gegentreffer per Kopf haben die Hessen erst vier kassiert, so wenige wie keine andere Mannschaft in dieser Liga. Zwei davon fielen aber zuletzt gegen den HSV. Und ohne Vukotic geht vielleicht erst recht was.

Fazit: Was gibt's zwei Runden vor Schluss angesichts dieser Tabellenkonstellation noch groß zu sagen? Der auf Platz 2 der Heimtabelle stehende FCK muss gewinnen. Für den Gegner geht's um nichts mehr. Ob das ein Vorteil ist, muss sich aber erst weisen. Gleiches gilt für den Umstand, dass die Lautrer erst am Sonntag ran müssen, wenn außer Hannover alle, die noch Zugriff auf die vorderen Plätze, bereits abgeliefert haben. Diese Konstellation kann beflügeln, sie kann ein Team aber auch verkrampfen lassen. Gegen Schalke (2:1) und in Karlsruhe (2:2) kam die Lieberknecht-Elf aber ganz gut damit klar. Der HSV bereitete vergangene Woche zwei seiner Treffer gegen Darmstadt über die rechte Seite vor. Auch zu der Ecke, die zum 2:0 führte, kam es nach einem Angriff den rechten Flügel. Hinten links könnte also die Achillesferse der Lilien sein. "Mit Ball waren wir in der Eröffnung zu langsam", hat Torsten Lieberknecht zuletzt in Karlsruhe festgestellt. Das gilt es ebenfalls abzustellen. Tempo machen, die Defensive des Gegners in Bewegung bringen, dann tun sich auch Lücken auf.

Quelle: Der Betze brennt

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- Sonntag, 13:30 Uhr: Kräfte bündeln gegen Darmstadt (Der Betze brennt)

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