Für den 1. FC Kaiserslautern geht es im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf darum, sich fürs Saisonfinale neu aufzustellen. Der Gegner musste dies im bisherigen Rundenverlauf schon mehrmals tun. Auf Aufstiegskurs bleiben wollen beide.
Das hat sich geändert: Als der FCK zum Hinspiel nach Düsseldorf kam, war die Fortuna Tabellenführer, schien das Relegations-Trauma des vergangenen Sommers und die anschließenden Abgänge der Leistungsträger Christos Tzolis, Yannik Engelhardt und Ao Tanaka bestens verkraftet zu haben. Die Lautrer dagegen hatten sich nach einem mauen Saisonstart in der Woche zuvor mit einem 3:0 gegen Paderborn erstmals ein wenig berappelt. Umso deutlicher ließ der 4:3-Coup aufhorchen, den die Pfälzer am Niederrhein landeten. Er brachte die Düsseldorfer auch über diesen Abend heraus aus dem Takt. Es folgten vier weitere Spiele ohne Sieg, darunter zwei Niederlagen. Am 15. Spieltag aber meldeten sie sich mit einem 5:0 gegen Eintracht Braunschweig zurück. Von den anschließenden zehn Partien ging nur noch eine verloren, die allerdings spektakulär: 2:5 zuhause gegen Magdeburg. Zuletzt aber setzte es erneut zwei Niederlagen, ein heftiges 1:4 gegen den Hamburger SV und ein noch schmerzhafteres 1:2 zuhause gegen die SpVgg Fürth. Vor der Länderspielpause sicherten sich die Jungs von Daniel Thioune jedoch wieder einen Dreier - gegen den Tabellenletzten Regensburg. Für das anspruchsvolle Düsseldorfer Publikum sah dieses 1:0 allerdings nicht überzeugend genug aus: Es quittierte den Auftritt mit Pfiffen. Doch wie kommentierte Kapitän Andre Hoffmann (32): "Ich werde eins nie tun - mich für einen Sieg entschuldigen." Tabellenletzter hin oder her, wie schwer die Regensburger zu bespielen sind, hat man nicht zuletzt auch "uffem Betze" gesehen. Aktuell ist die Fortuna Tabellen-8., was in dieser engen Liga nicht viel heißt. Mit einem Sieg am Samstag wären sie an ihrem Gastgeber, der auf Platz 4 steht, vorbei.
Das hat sich geändert: Daniel Thioune hat im Lauf der Runde immer öfter mit Dreier-Abwehrkette spielen lassen, auch in den jüngsten beiden Partien wieder. Das macht diese Variante für den Samstag zumindest wahrscheinlich. Begeisterte Analysten werden es als Erklärung eher langweilig finden, gesagt werden muss es dennoch: Hauptgrund für das Auf und Ab der Kicker von der Kö ist in dieser Saison das Verletzungspech, von dem sie permanent heimgesucht werden. Aktuell fehlen Sechser Giovanni Haag (24), Verteidiger Valgeir Lunddal (23), Offensivkraft Moritz-Broni Kwarteng (26) sowie die Flügelspieler Tim Rossmann (21) und Dennis Jastrzembski (25), vom Dauerpech der langjährigen Stammkraft Marcel Sobottka (30) ganz zu schweigen. Beim Test während der Länderspielpause gegen Heracles Almelo (0:0) verletzten sich auch noch der erfahrene Stürmer Vincent Vermeij (30) und Talent Karim Affo (18). Viel schlimmer geht's wirklich nimmer.
Gewinner und Verlierer: Den größten Sprung nach vorne hat wohl Ísak Jóhannesson (22) gemacht, der im zentralen Mittelfeld zum Dreh-und Angelpunkt seines Teams gereift ist und schon neun Treffer und sechs Vorlagen auf dem Konto hat. "Transfermarkt.de" beziffert seinen Marktwert gegenwärtig auf fünf Millionen Euro, das dürfte charmant untertrieben sein. Wer die aktuelle "Kicker"-Rangliste durchgeht, stößt nur auf Fortunen, die ihm schon lange bekannt sind. Keeper Florian Kastenmeier (27), Innenverteidiger Tim Oberdorf (28), Sechser Matthias Zimmermann (32) - dass sie zu den Besten der Liga gehören, ist nichts Neues. Nicht gelistet ist Abwehrspieler Jamil Siebert (22), weil er in der Hinrunde lange verletzt war. Seit Jahresbeginn aber ist er wieder zurück, fehlte nur zuletzt in Regensburg wegen Gelb-Sperre. Aktuell wird Siebert heftig aus Italien umworben. Keine Gnade bei den "Kicker"-Redakteuren fand Stürmer Dawid Kownacki (28), mit zehn Treffern und vier Assists immerhin der Topscorer neben Jóhannesson. Fünfmal getroffen hat bislang die Wolfsburger Leihgabe Dzenan Pejcinovic (20) aus Wolfsburg, Mitte Februar erzielte er beim 2:1-Sieg gegen Hertha BSC beide Treffer. Shinta Appelkamp (24) musste sich wegen diversen Verletzungen im Lauf der Runde oft hinten anstellen, durfte zuletzt aber wieder häufiger starten. Der aus Mainz verpflichtete Stürmer Danny Schmidt (22) indes kam bislang noch nicht über die Rolle des Einwechselspielers hinaus.
Zahlenspiele: Jóhannesson ist nicht nur das Herz des Teams, sondern auch die Lunge. Niemand in dieser Liga rennt so viel wie der Isländer, auf dem Betzenberg wird er als erster die 300-Gesamtkilometer-Marke überschreiten. Mit Kapitän Hoffmann haben die Fortunen auch den passsichersten Zweitliga-Spieler in ihren Reihen - 95,2 Prozent Passpräzision. Mit Jona Niemiec (23) auch einen der schnellsten - gemessene Höchstgeschwindigkeit: 36,35 km/h -, der aber kommt meist von der Bank. Keinen anderem Team sind in dieser Saison so viele Elfmeter zugesprochen worden wie den Düsseldorfern: acht. Sieben davon haben sie verwandelt. Mit 86,8 Prozent Präzision stellen sich nach dem HSV auch die passsicherste Truppe der Klasse, allerdings sind sie keine ausgesprochene Ballbesitzmannschaft: 50 Prozent im Schnitt sind ein Mittelwert, den gleichen weist der FCK auf. Der "Kicker" veröffentlichte zuletzt eine "Expected Points"-Tabelle, nach der die Roten Teufel rein von der Wahrscheinlichkeit her zehn Punkte weniger haben müssten, als sie tatsächlich auf dem Konto haben. Demnach wäre, wenn man den xGoals-Nerds glauben darf, bis Saisonende gegebenenfalls noch die berühmte "Regression zur Mitte" zu erwarten. Sprich: Der FCK müsste noch einige Punkte ziemlich unverdient verlieren. Romantiker werden dagegenhalten: Diese Zahlen belegen lediglich, dass die Anfang-Elf einfach mehr aus weniger macht. Beim Datenanbieter "Wyscout" fällt der Unterschied übrigens nicht ganz so krass aus: Da liegt zwischen den xPoints und tatsächlich geholten 43 Punkten lediglich ein Wert von 8,1. Allerdings hätten sich auch die Düsseldorfer demnach über Wert verkauft: 41 Punkte geholt, nach xPoints aber nur 34,7 verdient. Will sagen: Wer am Samstagabend im Stadion sitzt, sollte einfach nur das Spiel genießen - und nicht solche Zahlen in seinem Kopf herumspuken lassen.
Fazit: Nur ein Sieg aus den jüngsten fünf Spielen - wenn der FCK auf Aufstiegskurs bleiben will, muss er wieder öfter dreifach punkten. Und wenn die Düsseldorfer auf Aufstiegskurs bleiben wollen, müssen sie zeigen, dass das 1:0 gegen Regensburg die erneute Trendwende zum Positiven markierte. Die Vorzeichen für eine offenen Schlagabtausch sind also gegeben, zumal der Betzenberg ohnehin für sehenswerte Samstagabend-Unterhaltung steht. Allerdings ist es nicht sehr sinnvoll, auf solchen Meta-Ebenen zu fabulieren. Für die Männer in Rot wird entscheidend sein, dass Simon Simoni ein guter Start in die Restsaison glückt. Und ist Daisuke Yokota endlich wieder soweit, in die Startelf zurückzukehren - und sich wieder in der Form der Hinrunde zu präsentieren? Wo wird sich Marlon Ritter nach abgesessener Gelb-Sperre einordnen?Ein paar Fragezeichen gibt es also noch. Womöglich wird sich der FCK am Samstagabend ein Stück weit neu erfinden müssen. Zum Start ins Saisonfinale wäre das jedenfalls kein schlechter Zeitpunkt. Und erhöht die Spannung umso mehr.
Quelle: Der Betze brennt
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- Samstag, 20:30 Uhr: Unter Flutlicht gegen die Fortuna (Der Betze brennt)