Eine heftige Kollektivstrafe gegen die Ultras drückt die Stimmung beim Auswärtsspiel des FCK in Berlin. Dabei gibt es eigentlich auch in der Hauptstadt viel zu feiern für die Roten Teufel.
Was man bisher weiß: Um die Mittagszeit trifft die vier Busse große Reisegruppe aus Kaiserslautern auf einem Rastplatz in Thüringen auf eine kleinere Fanszene-Gruppe aus Aachen. Die Alemannia-Anhänger sind auf dem Weg zum Drittliga-Spiel in Aue. Nach Schätzungen der Polizei attackieren 30 bis 40 Lautrer die Aachener, es sei dabei zu Schalklau, Sachbeschädigung und bei zwei Personen zu Körperverletzung gekommen. Die vier Busse werden von der Polizei festgesetzt und einer Kontrolle unterzogen. So weit, so normal beim konkreten Verdacht auf eine Straftat, die - wenn sie sich wirklich so zugetragen haben sollte - ziemlich dämlich war. Dass diese Kontrolle der Personalien und der Busse dann aber auf sieben Stunden hinausgezögert und anschließend sämtlichen 219 FCK-Anhängern die zuvor zugesicherte Weiterreise nach Berlin verboten wird, lässt noch einige Fragen offen. Der FCK kündigt im Nachgang eine Aufarbeitung der Ereignisse auf, sobald mit allen Beteiligten gesprochen wurde und detailliertere Erkenntnisse vorliegen.
Mittlerweile hat auch die "Rot-Weiße Hilfe" aus Kaiserslautern eine Stellungnahme zum auf den Rastplatz-Vorfall folgenden Polizeieinsatz veröffentlicht: Stellungnahme der Fanhilfe Kaiserslautern.
An und im Olympiastadion spricht sich die Sache schnell rum und die restlichen der 6.000 mitgereisten FCK-Fans solidarisieren sich mit dem harten Kern der Stimmungsmacher, der dieses Mal fehlt. Keine einzige Zaunfahne wird von den Fanclubs im Gästeblock aufgehangen, in der relativ dunklen, nicht vom Flutlicht bestrahlten Westkurve lassen sich die Umrisse der Betze-Anhänger nur erahnen. Schwarze Masse statt bunter Kurve. Die Anwesenden mühen sich zwar, aber gute Stimmung vermag in der ersten Halbzeit nicht aufzukommen. "FCK"-Wechselgesänge oder "Ihr seid scheiße, wie der KSC" sind zu vernehmen. Teilweise sind sogar die Rufe der Spieler auf dem Rasen zu verstehen ("Ragy, links!"). Im zweiten Abschnitt wird es besser, auch, aber nicht nur durch den Führungs- und Siegtreffer von Luca Sirch bedingt (57.). "Hier regiert der FCK", schallt es jetzt aus der Kurve, der Oberrang kann einige Male mitgenommen werden. Leider muss aber im Gästeblock auch zweimal kurz von besonnenen Fans eingegriffen werden: Als ein oder zwei Einzelpersonen meinen, rassistische Parolen zu brüllen und Becher werfen zu müssen, geht es kurz zur Sache. Danach ist Ruhe in der rechten Ecke des Blocks.
Nach dem Schlusspfiff kapern die Betze-Fans zu einer Schalparade sogar die Stadionhymne der Frust schiebenden Gastgeber: "Nur nachhause geh'n wir nicht!" Die Mannschaft kommt vor die Kurve und bedankt sich sichtlich euphorisiert von einem hart erkämpften Arbeitssieg bei den anwesenden Fans. Mit der großen Lautrer Party vom DFB-Pokal-Erfolg vor fast genau einem Jahr an gleicher Stelle lässt sich dieser Abend zwar aus den genannten Gründen nicht vergleichen. Aber die Stadionbesucher und die Jungs auf dem Rasen haben einigermaßen das Beste draus gemacht. Der FCK ist jetzt mitten im Aufstiegskampf angekommen und bei den anstehenden Schlager-Spielen gegen Hannover und in Hamburg wird hoffentlich wieder mit allen Mann gemeinsam Gas gegeben.
Die Berliner Ostkurve solidarisiert sich ebenfalls mit den Ausgeschlossenen aus Kaiserslautern - darunter mindestens 180 Unbeteiligte, nur um es nochmal zu betonen - und zeigt zur zweiten Halbzeit ein Banner: "Kollektivstrafen abschaffen!" 47.443 Zuschauer insgesamt verfolgten das Heimspiel der stark kriselnden Hertha. Es war zwar das erste Mal, dass ein Samstagabendspiel im Olympiastadion weniger Besucher als 50.000 hatte. Aber darüber zu feixen, wäre Häme auf hohem Niveau: Im Fritz-Walter-Stadion waren diese Saison auch erst vier Mal mehr Zuschauer, unter anderem gegen Hertha in der Hinrunde.
Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in Berlin:
- Fotogalerie | 21. Spieltag: Hertha BSC - 1. FC Kaiserslautern
Quelle: Der Betze brennt