Zweites Auswärtsspiel für den 1. FC Kaiserslautern, und wieder geht's gegen einen Aufsteiger: Preußen Münster. Die müssen den Ausfall ihres Torjägers verkraften. Das schwächt natürlich, macht sie aber auch schwerer berechenbar.
Anspruch und Wirklichkeit: Erstmals seit 1991 spielt Preußen Münster wieder in der 2. Bundesliga - und einer der Architekten des Erfolgs ist bekanntlich der gebürtige Lautrer Sascha Hildmann, dem beim FCK nur eine kurze Trainerkarriere beschieden war. Nach zwei dramatischen Jahren in der Regionalliga West, in denen die Preußen jeweils knapp scheiterten, starteten sie im wahrsten Sinne des Wortes durch: 2022/23 Regionalliga-Meister mit 79 Punkten und einem Torverhältnis von 89:39, 2023 Tabellenzweiter der 3. Liga mit 67 Punkten und 68:49 Toren. Dem Durchmarsch zum Trotz sind die Verantwortlichen nicht abgehoben: "Wir wissen, dass wir infrastrukturell und finanziell noch nicht auf Zweitliga-Niveau sind", räumt Sportchef Ole Kittner im aktuellen "Kicker"-Sonderheft ein. Diese Problematik zeigte sich gerade bei einem vermurksten Ticket-Vorverkauf, zu dem die Preußen Anfang der Woche Stellung nahmen. Dass sie sportlich nicht mithalten können, ist bei den ersten beiden Liga-Auftritten hingegen nicht erkennbar gewesen: Beim 1:3 zum Saisonauftakt bei der SpVgg Fürth spielten die Adlerträger eine Fülle von Torchancen heraus. Auch beim anschließenden Heimdebüt, einem 0:0 gegen Hannover, war nach einer starken Leistung mehr drin. Eingespielt ist das Team auf jeden Fall: Der Aufstiegskader ist zusammengeblieben, sieht man mal vom Abgang des langjährigen Stammkeepers Max Schulze Niehues ab, der seine Karriere beendete. Allerdings verletzte sich Routinier Sebastian Mrowca (30) in der Vorbereitung schwer und fällt wohl die gesamte Vorrunde aus. Und zuletzt erlitt Torjäger Malik Batmaz (24), der im Sommer gerüchteweise auch mal in Lautern gehandelt wurde, einen Kreuzbandriss. Das sind Hammerschläge, die gerade einen Aufsteiger schwer treffen.
Die Neuen: Nach Mrowcas Ausfall verpflichteten die Preußen Jorrit Hendrix (29), einen weitgereisten Defensiv-Allrounder, der auch schon mal für Fortuna Düsseldorf aktiv war. Er hat Mrowcas Strategen-Rolle im hinteren Mittelfeld übernommen. Mit Etienne Amenyido (26) (zuletzt FC St. Pauli) und Charalambos Makridis (28) (VfL Osnabrück) kamen zwei zweitligaerprobte Stürmer, die nach Batmaz' Ausfall nun erst recht als Alternativen gefragt sind. Reichlich Erfahrung in der Klasse hat auch Joshua Mees (28) (Holstein Kiel) schon gesammelt, der auf den Flügeln zum Einsatz kommt, mit dem nun aber auch eine Variante mit "hängendem" Stürmer denkbar wäre. Ebenfalls vom Bundesliga-Aufsteiger kam der linke Defensivmann Mikkel Kirkeskov. Zudem zog Münster mit Innenverteidiger Torge Paetow (29) (SC Verl) und Linksverteidiger Luca Bolay (22) (Waldhof Mannheim) zwei Leistungsträger der 3. Liga mit hoch. Mit Morten Behrens (27) (Darmstadt 98) kam ein neuer Keeper. In den ersten beiden Saisonspielen allerdings setzte Hildmann auf den jungen Johannes Schenk als neue Nummer 1, der im Nachwuchs des FC Bayern groß wurde und nach einjähriger Leihe nun fest verpflichtet wurde.
Die Formation: Das Sturmduo mit Knipser Batmaz und Tempomacher Joel Grodowski (26) war in der Vergangenheit das große Plus der Münsteraner, und da beide am liebsten vorne an der Abseitslinie lauern, drängte sich ein 4-4-2 als Grundordnung förmlich auf. Mal sehen, wie es ohne Batmaz weitergeht. Im zentralen Mittelfeld gibt neben Hendrix der Deutsch-Italiener Luca Bazzoli (23) die Kampfsau, während der Niederländer mehr für den Aufbau zuständig ist. Als Gegenüber von Mees präsentiert sich auf der linken Seite mit Kapitän Marc Lorenz (36) ein schon betagtes Modell. Die Innenverteidigung bilden seit dem Saisonstart Lukas Frenkert (24) und Niko Koulis (25), als Rechtsverteidiger behauptet sich weiterhin Jano ter Horst. Wenigstens wieder im Kader steht der Ex-Lautrer Dominik Schad. An dessen Wadenbeinbruch, den er im Oktober 2020 auf dem Betzenberg im Spiel gegen Ingolstadt erlitt, erinnern sich viele FCK-Fans noch heute mit Grauen. Sein 1:0-Siegtreffer anno 2019 gegen den KSC ist da doch eine viel schönere Erinnerung, unter FCK-Trainer Hildmann seinerzeit übrigens. In Münster warf ihn vergangenes Jahr ein Innenbandriss zurück. Jetzt hat sich Schad erneut zurückgekämpft, zum Saisonauftakt in Fürth stand er 18 Minuten auf dem Platz.
Zahlenspiele: Sascha Hildmann weiß, dass das Studium von Statistiken zu den Hausaufgaben eines Trainers gehört, allerdings weiß er auch um deren Tücken. In der 3. Liga führten die Münsteraner die Rankings der meisten Torchancen, der meisten zu erwartenden Torchancen (xGoals) und der meisten herausgespielten Großchancen an. Nach zwei Spieltagen in der Zweiten Liga gehören sie ebenfalls zu den Topteams der Liga, was xGoals angeht (3,88), haben faktisch aber erst einen Treffer erzielt und die meisten Großchancen vergeben. Zum Vergleich: Der FCK liegt mit 3,58 xGoals - da war allerdings ein Tomiak-Elfmeter dabei - hinter den Preußen, hat aber schon vier Treffer erzielt. Hildmann ist überzeugt, dass der Offensivgeist seines Teams irgendwann belohnt wird: "Ich werde den Teufel tun, jetzt einen defensiven Stil zu pflegen, das will die Mannschaft auch nicht." Der Vergleich der erwartenden Gegentore (xGoals against) fällt wesentlicher knapper aus. Beide Teams haben bislang drei Treffer gefressen, es hätten aber auch mehr sein können. Die Betze-Buben weisen 3,16 xGoals against auf, die Westfalen 3,57. Am Samstag wird’s also drauf ankommen, wer's hinten besser macht.
Fazit: Der Ausfall von Torjäger Batmaz schwächt die Gastgeber natürlich. Gleichzeitig aber macht er sie unberechenbarer. Wer wird für ihn in die Startelf rücken? Amenyido wäre mehr Mittelstürmer als Makridis, der eher auf dem Flügel zuhause ist. Oder stellt Hildmann auf eine Formation mit nur einem Stürmer um? Das müsste keinesfalls zwangsläufig zu weniger Offensivpower führen. Umgekehrt wird es aber auch der Preußen-Coach schwer haben, seine Jungs auf die Roten Teufel einzustellen. Beim Pokalspiel in Ingolstadt hatte Coach Markus Anfang gegenüber der vorangegangenen Partie fünf Neue in die Startelf nominiert, von denen keiner enttäuschte. Darüberhinaus überraschte er mit so vielen Umstellungen und Neuordnungen, dass sich nur rätseln lässt, was ihm diesmal einfallen könnte. Fakt ist lediglich, dass aus der Ingolstädter Formation Almamy Touré fehlen wird, da er in der Liga noch gesperrt ist. Ansonsten können wir nur bescheidene Prognosen wagen. Etwa, dass Filip Kaloc, der in den ersten beiden Liga-Spielen gesetzt war, nicht zurückkehrt. Der Tscheche hatte in den neuen Anfang-Stil noch nicht so recht reingefunden, Tobias Raschl, Mitbewerber um die Achter-Position, trumpfte im Pokal stärker auf. Aber ob Jan Elvedi nochmal auf der Bank beginnt? Oder Daniel Hanslik? Und mit welchen Kniffen der Trainer diesmal überrascht? Diese Fragen werden sich erst am Samstag gegen 13:00 Uhr beantworten lassen.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Samstag, 13:00 Uhr: Die Qual der Wahl für Markus Anfang (Der Betze brennt)