Abstiegskampf, nächste Runde. Diesmal gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück. Der nach zwei Siegen in Folge mächtig Aufwind spürt. Allerdings fallen ihm zwei Stammkräfte aus. Ein zähes Ringen dürfte es dennoch werden.
So lief's seit dem Hinspiel: Wie im Hinspiel trifft der 1. FC Kaiserslautern auf den aktuellen Tabellenletzten, und wie im Hinspiel läuft dieser mit frisch gestärkter breiter Brust auf, weil er gerade den Hamburger SV besiegt hat. Und nicht nur das: Auch die Partie zuvor hat der VfL gewonnen, 1:0 gegen Hannover. Damit stellen die Niedersachen neben dem Karlsruher SC in Liga zwei das einzige Team, das zuletzt zweimal hintereinander gewonnen hat. Bis dahin allerdings lief es nicht allzu gut. Gegen den FCK hätte es am 8. Spieltag ums Haar mit dem zweiten Saisonsieg geklappt, den jedoch verhinderte Boris Tomiak mit seinem 2:2-Ausgleichstreffer in der Schlusssekunde. Zuvor hatte der Ex-Lautrer Lennart Grill im VfL-Tor zwei Elfmeter gehalten. Darauf folgten fünf Spiele, in denen die Lila-Weißen nur zwei Punkte holten. Nach einem 2:3 im Niedersachsen-Derby gegen Eintracht Braunschweig war Schluss für Aufstiegscoach Tobias Schweinsteiger. Ab dem 15. Spieltag übernahm der gebürtige Koblenzer Uwe Koschinat. Und der bekommt den Laden zusehends in den Griff, wie die jüngsten Ergebnisse zeigen. Von zuletzt sechs Partien verlor der VfL nur eine einzige. In einer "Koschinat-Tabelle", die nur Ergebnisse ab dem 15. Spieltag berücksichtigt, wäre Osnabrück übrigens 14., der FCK 17. Schon das allein sollte dem Team von Friedhelm Funkel als Warnung genügen.
Das hat sich geändert: Tobias Schweinsteiger hatte das Team in einer forschen 4-3-3-Formation zum Aufstieg geführt. Diese behielt er auch in der Zweiten Liga zunächst bei, erst gegen Ende seiner Amtszeit probierte er es mal mit Dreier-/Fünfer-Abwehrkette. Koschinat kehrte zur gewohnten Grundordnung zurück, lässt insgesamt aber zurückhaltender agieren. Unter seiner Regie spielte sein Team schon viermal zu null, das war in den 14 Partien zuvor nicht ein einziges Mal geglückt. In der Winterpause holten die Osnabrücker den Griechen Athanasios Androutsos aus Piräus, der als Rechtsverteidiger direkt einschlug, dann krankheitsbedingt ausfiel, gegen den HSV aber wieder 18 Minuten mitmischte - möglicherweise ist er in Lautern von Anfang an dabei. Aus Lautern liehen die Lila-Weißen bekanntlich Tyger Lobinger, der seither regelmäßig als Einwechselspieler zum Zug kommt, aber von Woche zu Woche weniger Minuten, zuletzt blieb er gar die komplette Spielzeit außen vor. Noch nicht weiter in Erscheinung getreten ist der dritte Winter-Neuzugang, der Ösi Thomas Goiginger, er verzeichnet lediglich zwei Einwechslungen. Seit dem 16. Spieltag hütet zudem wieder Aufstiegskeeper Philipp Kühn den Kasten - zum Leidwesen Lennart Grills.
Gewinner und Verlierer: Grill als Verlierer bezeichnen zu müssen, tut weh, da er in den 15 Spielen zu Saisonbeginn zum Teil überragende Leistungen zeigte, nicht zuletzt gegen seinen Ex-Klub. Ist angesichts der Umstände aber leider gerechtfertigt. Die erfahrenen Maximilian Thalhammer, Kwasi Wriedt, Charalampos Makridis und John Verhoek, die der VfL vergangenen Sommer holte, auf dass Routine zu mehr Stabilität verhelfe, hinken diesem Anspruch bislang hinterher. Dafür überraschten andere positiv: Mittelstürmer Erik Engelhardt etwa, der für den Tabellenletzten bereits sieben Treffer erzielte und mit seinen 25 Jahren noch längst seine Endausbaustufe erreicht hat. Er dürfte auch bei einem VfL-Abstieg mindestens zweitklassig bleiben, ebenso wie der 24-jährige Innenverteidiger Maxwell Gyamfi, ein starker Balleroberer - und der statistisch schnellste Abwehrspieler der Liga. Dass er nach seiner Gelb-Roten Karte in Hamburg am Sonntag ausfällt, ist sicher ein Vorteil für den FCK. Mit seinen erst 23 Jahren hat auch der kampfstarke Linksverteidiger Florian Kleinhansel noch Potenzial für mehr. Im besten Fußball-Alter und mit ordentlicher Zweitliga-Qualität präsentiert sich das zentrale Mittelfeldduo Lukas Kunze Dave Gnaase. Und was ist mit Michaël Cuisance, dem Mann, der trotz seiner erst 24 Jahre schon bei Bayern, in Gladbach, Marseille, Venedig und Genua unterwegs war und dessen Transfer nach Osnabrück im Sommer die ganze Liga aufhorchen ließ? Der Franzose ist Stammspieler, zählt als Achter meist zu den laufstärksten Lila-Weißen, war beim Sensationssieg in Hamburg der beste Mann, ist aber kein Superstar. Also weder Gewinner noch Verlierer. Und nach seiner fünften Gelben Karte auf dem Betze sowieso nicht dabei.
Zahlenspiele: Wie schon vor dem Spiel gegen Rostock gilt: Sich mit statistischen Mittelwerten zu befassen, ist nicht unbedingt angezeigt. Erst recht nicht gegen diesen Gegner, der sich stark im Aufwind befindet. Denn in so ziemlich allen Rubriken rangiert der Tabellenletzte im hinteren Drittel. Außer bei den "gewonnenen Zweikämpfen", da steht Osnabrück auf Platz 1. Gerade dieses Ranking aber korreliert am wenigstens von allen mit sportlichem Erfolg. Auch in der Ersten Liga führen es mit Mainz und Bochum zwei Teams aus dem unteren Tabellendrittel an. Alarmierender sind da schon Wyscouts xGoals-Werte. Diesen zufolge müsste der VfL rund acht Treffer mehr erzielt haben, als ihm tatsächlich gelungen sind. Und da scheint sich gerade was zu bessern: Gegen den HSV haben die Koschinat-Jungs dreimal aufs Tor geschossen - und zweimal getroffen. Die deutlich verbesserte Defensivleistung unter dem neuen Trainer haben wir oben schon dokumentiert. Und wie schon vor dem Vorrundenkick ergeht an dieser Stelle der Hinweis auf den ungemein schnellen Flügelstürmer Christian Conteh. Seine Spitzengeschwindigkeit von 36,23 km/h ist in dieser Liga bislang nur von seinem Teamkollegen Gyamfi übertroffen worden, der mal mit 36,58 km/h geblitzt worden ist.
Fazit: Um es noch einmal klar zu sagen: Beim 3:0 in Rostock sind die Roten Teufel längst nicht in dem Maße stark aufgetreten, wie sie zuvor beim 0:4 gegen den KSC enttäuscht haben. Da besteht durchaus noch eine Bringschuld zur Wiedergutmachung, vor eigenem Publikum sowieso. In Rostock halfen ein früher Ache-Treffer und ein Platzverweis gegen das Gegner-Team nach nicht einmal 40 Minuten. Bleiben solche Boosts diesmal aus, erwartet die Betze-Buben und ihren Anhang ein zäher Ringkampf. Zumal die Vorzeichen vollkommen andere sind. Die Lautrer werden längst nicht so oft wie an der Ostsee Umschaltsituationen nutzen können, sondern möglicherweise ständig gezwungen sein, eine bereits formierte Hintermannschaft zu bespielen. Dass sie dies unter Coach Friedhelm Funkel besser beherrschen als zuvor, haben sie noch nicht bewiesen. Immerhin wurde der zweite Treffer in Rostock mal in einer gelungenen Kombination zwischen Boris Tomiak, Ragnar Ache und Filip Kaloc durch die Mitte herausgespielt, das war vielleicht ein Fingerzeig. Auf der linken Abwehrseite wird Tymo Puchacz Hilfe von Vordermann Kenny Redondo benötigen, um den schnellen Conteh in den Griff zu bekommen.
Quelle: Der Betze brennt
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