Bei einer weiteren Niederlage droht dem 1. FC Kaiserslautern der Sturz auf einen Abstiegsrang. Mit Schalke 04 kommt nun ein Tabellennachbar, der sich mit einem Sieg überholen ließe. Zuletzt präsentierten sich die Knappen aber gefestigter als die Teufel.
So lief's seit dem Hinspiel: Lange Zeit gar nicht gut. Nach dem 3:0-Heimsieg geben den FCK, der auf eine 3:5-Auftaktniederlage beim Hamburger SV folgte, wähnte sich der Bundesliga-Absteiger schon wieder auf der Erfolgsspur, obwohl das klare Ergebnis alles andere als überzeugend herausgespielt worden war. Lautern verzeichnete selbst nach zwei Platzverweisen noch Torchancen zur Resultatsverbesserung. Wie sich zeigte, trog der Schein tatsächlich: Es folgten zwei Niederlagen gegen Braunschweig und Kiel, am 7. Spieltag eine weitere beim FC St. Pauli, dann war Schluss für Trainer Thomas Reis. Nachdem Interimscoach Matthias Kreutzer zwei weitere Niederlagen verantwortet hatte, kam Karel Geraerts, ein Belgier, der in seinem Heimatland den bis dato eher unauffälligen Klub Union Saint-Gilloise zu einem Spitzenteam geformt hatte. Auch der vermochte zunächst nur kurzzeitig, die Königsblauen von Relegationsrang 16 wegzuheben. Doch zum Jahresende deuteten sieben Punkte in drei Spielen an, dass er die für Zweitliga-Verhältnisse eigentlich stark besetzte Truppe langsam in den Griff bekommt. Dass die 0:2-Niederlage gegen den HSV zum Jahresauftakt einen nachhaltigen Rückschlag bewirkt hat, ist unwahrscheinlich. Der neue Sportchef Marc Wilmots bastelt derzeit noch an Wintertransfers. Die Rückkehr von Offensivspieler Darko Churlinov ist schon fix, sein sofortiger Einsatz in Lautern aber ungewiss.
Das hat sich geändert: Den Sieben-Punkte-Run im Dezember leitete Karel Geraerts mit einer neuen Grundordnung ein: Seit dem 4:0-Sieg über Osnabrück spielt Schalke mit Viererkette, Mittelfeldraute und zwei Spitzen. In der Innenverteidigung haben sich nun Marcin Kaminski und Tomas Kalas festgespielt. Kaminski wird auf dem Betzenberg aber eine Gelb-Sperre absitzen müssen, ihn ersetzt womöglich Timo Baumgartl, der in der Vorrunde mit kritischen Worten in einem TV-Interview Coach Reis anschoss und so womöglich einen Beitrag zu dessen Demontage leistete. Auf der Zehn ist nun Offensiv-Allrounder Kenan Karaman zuhause, seit Mitte der ersten Halbserie der zuverlässigste Scorer im Team. Sechs Treffer und vier Assists gehen mittlerweile auf sein Konto. Im Angriff behauptet nimmermüd Kapitän Simon Terrodde seinen Platz. Seit seinem zweiten Saisontor am zweiten Spieltag gegen Lautern hat der nunmehr 35-Jährige allerdings nur noch einmal getroffen.
Gewinner und Verlierer: Im Auf und Ab der ersten Halbserie war so ziemlich jeder Schalker mal Verlierer, mancher nur kurzzeitig, mancher ist es geblieben. Die Routiniers Dominick Drexler und Danny Latza etwa spielen kaum noch eine Rolle. Das so eindrucksvoll gestartete Supertalent Assan Quédraogo fällt seit Mitte der Hinrunde verletzt aus. Ein anderes Schalke-Juwel, Ibrahima Cissé, findet bei Geraerts keine Gnade und soll noch in der Winterpause verliehen werden. Die Mainzer Leihgabe Niklas Tauer wurde mangels Perspektiven bereits wieder an ihren Stammverein zurückgeschickt. Auch der Ex-Freiburger Lino Tempelmann kam unter dem neuen Trainer zuletzt nur noch von der Bank. Zum Hinrundenfinale ereilte dieses Schicksal sogar Thomas Ouwejan, der Linksverteidiger, dessen Flanken dem FCK im Hinspiel viel Kummer bereiteten. Gegen den HSV stand er wieder über die volle Spielzeit auf dem Platz. Nicht einmal für den Zwei-Millionen-Einkauf Ron Schallenberg lief es durchgehend rund. Wegen Adduktorenbeschwerden verpasste er den Aufschwung vor der Winterpause, gegen Hamburg zuletzt war er eine Halbzeit dabei. Auf dem Betzenberg ist Schallenberg ebenfalls wegen der fünften Gelben Karte gesperrt. Eine Verletzung bremste auch den Ex-Lautrer Marius Müller aus, der nach der Verletzung von Stammkeeper Ralf Fährmann zu Saisonbeginn überraschend zur Nummer 1 aufrückte und zum Teil exzellente Kritiken erhielt. Mittlerweile steht Fährmann wieder im Kasten, und Geraerts hat ihm unlängst nachdrücklich das Vertrauen ausgesprochen. Womit der 35-Jährige zu den wenigen aktuellen Gewinnern gehören dürfte, neben Karaman und dem erst 19-Jährigen Keke Topp. Der stand zuletzt zweimal hintereinander in der Startelf. Stammstürmer Bryan Lasme litt allerdings an einem Muskelfaserriss, kam gegen den HSV aber schon wieder als Einwechselspieler zum Einsatz. Möglich, dass er in Lautern beginnt.
Zahlenspiele: Die groteske Vierfach- und die Doppelchance kurz darauf beim 0:2 auf St. Pauli haben dem FCK einen ganz besonderen Spitzenplatz beschert. Er führt nun "Wyscouts" Expected Goals-Tabelle an. 38,02 Treffer hätten die Betze-Buben der Analyse-Software zufolge in dieser Saison bereits schießen müssen, 28 haben sie erzielt. Und Schalke? Verzeichnet erst 27,98 xGoals, hat faktisch aber schon 31 Mal getroffen. Jetzt könnte man sagen: Die Roten Teufel sind extrem ineffizient, die Königsblauen machen aus weniger mehr - am Freitag sieht’s mau aus für die Gastgeber. Oder aber: Glück und Pech gleichen sich im Lauf einer Saison aus - also wird's bei Lautern vorne schnackeln. Die Wahrheit liegt wie immer auf dem Platz. Und wie sieht's bei den erwarteten Gegentoren aus? Da sind beide erstaunlich viel schlechter, als das PC-Programm es sich ausbaldowert hat. Demnach hätte Schalke erst 32,65 Treffer kassieren dürfen, faktisch hat's aber schon 37 mal eingeschlagen. Der FCK verzeichnet erst 31,24 "xGoals against", tatsächlich aber haben Luthe oder Krahl schon 38 Mal hinter sich gegriffen. Viel geredet wird derzeit über Laufwerte. Da geben sich beide nicht viel. Was die "Laufdistanz insgesamt" und die "intensiven Läufe" angeht, rangieren beide im Liga-Vergleich im unteren Drittel, bei den Sprints immerhin in der oberen Tabellenhälfte. Wobei diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind: Wer nur hinterm Ball herrennt, muss erst recht viel laufen. Aktuelles Beispiel: Vor Wochenfrist gegen Hamburg marschierten die Schalker 7,4 Kilometer mehr als der Gegner - und verloren 0:2.
Fazit: Dimitrios Grammozis will flexibel sein, was seine Grundformationen angeht. Es geht gegen ein 4-4-2 mit Raute, das bedeutend nach allgemeiner Lehrmeinung: Hinten die Mitte dicht machen und vorne über die Flügel kommen. Also 4-1-4-1 oder, offensiver, 4-1-2-3. Offensive Flügelspieler hat der Trainer nun ja genug im Angebot, fragt sich nur, wer nach den jüngsten Darbietungen die Außenverteidiger-Positionen besetzen soll. Andererseits: Gegen zwei Stürmer lässt sich auch gut mit Dreierkette spielen. Also doch eine Rückkehr zum 3-4-3? Egal. Um Schönheitspreise geht's am Freitag eh nicht. Der FCK rangiert aktuell auf Rang 15, dahinter steht das Team von Eintracht Braunschweig, das seit dem Trainerwechsel im November mächtig im Kommen ist. Und der Gast aus Schalke liegt nur zwei Punkte entfernt in Schlagdistanz. Noch Fragen? Nach dem St. Pauli-Spiel hat Grammozis seinem Team vorgeworfen, es sei in den entscheidenden Situationen nicht "brutal" genug. Es wäre dringend an der Zeit, ihn Lügen zu strafen ... Wem das zu sehr nach Aufruf zur Unsportlichkeit klingt, der sei an die Worte Kalli Feldkamps erinnert. Der Meistertrainer erklärte einst in einem großartigen DBB-Interview, er möge keine Trainerkollegen, die vor einem wichtigen Spiel bei den Fans um Unterstützung betteln. Er habe seinen Jungs immer gesagt: Wenn Ihr Unterstützung von den Rängen wollt, holt sie euch. Fünf Minuten nach dem Anpfiff könnt Ihr sie schon haben. Dann mal los.
Quelle: Der Betze brennt
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