Uff e Wort. Die Rote Karte gegen Andreas Luthe war eine der Wendepunkte der Niederlage des 1. FC Kaiserslautern bei Schalke 04. Wir haben mit dem 36-Jährigen über Kritik im Netz, eigene Fehler und den Fußballgott gesprochen.
Andreas Luthe ist immer ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Der Keeper schaut gerne mal über den Tellerrand von 90 Minuten Fußballspiel hinaus, ist dabei stets freundlich und sachlich. Auf dem Platz aber ist er emotional. Und so macht es ihn kirre, wenn er nicht aktiv ins Spiel eingreifen kann, wie etwa vergangene Woche auf Schalke, oder in der letzten Saison in Heidenheim. In beiden Spielen war er mit Rot vom Platz geflogen. Und beide Male hatte er anschließend das gleiche Ritual, wie der 36-Jährige im DBB-Kurzinterview mit einem Schmunzeln verrät: "Im Mannschaftsbus wusste ich, dass ich Internet habe und habe mich dann dorthin zurückgezogen, um das Spiel noch zu verfolgen. Ich habe es auf Schalke wieder so gemacht, weil ich dachte, wir spielen am Ende wie in Heidenheim wieder unentschieden. Ich habe natürlich aber nicht damit gerechnet, dass wir dann noch ein Mann weniger werden. In den Katakomben der Arena hattest du kein Netz, wir konnten auch das Spiel nirgendwo im Stadion schauen. In dem Moment, als ich das Spiel anmache, fliegt Boris Tomiak dann vom Platz."
Drei Fragen und drei Antworten mit Andreas Luthe:
Der Betze brennt: Andreas Luthe, wie oft hast Du Dir in den vergangenen Tagen die Szene angeschaut, in der Du wegen der Notbremse gegen Thomas Ouwejan die Rote Karte siehst? Was hätte man in dieser Situation besser machen müssen?
Andreas Luthe (36): Ich habe mir die Szene nicht nochmal angeschaut. Aber ich glaube, man hat es an meiner Reaktion gesehen, dass ich einfach sauer war, dass wir in der Situation unnötigerweise so geschlafen haben, weil wir das Spiel unabhängig vom Rückstand echt im Griff hatten. Ich habe zu dem Zeitpunkt fest daran geglaubt, dass wir das Spiel nicht verlieren. Und dennoch verlierst du 0:3. Das ist schon echt heftig. Wir haben die Situation nicht mit elf Mann zu Ende gespielt. Wir hören auf zu spielen, weil wir glauben, dass die beiden, die im Abseits stehen, ins Spiel eingreifen. Aber das taten sie eben nicht. Ich bin immer ein Freund davon, die Szene zu Ende zu spielen, bis es halt nicht mehr geht. In dem Fall haben wir es nicht gemacht und das ist dann schon ärgerlich, weil uns das vielleicht den Punkt gekostet hat. Wir haben als Kollektiv sicher schon besser verteidigt, daher war es unnötig.
Der Betze brennt: Ihr habt zum Saisonstart zuhause gegen St. Pauli und auf Schalke gegen zwei starke Gegner gespielt und steht vor allem wegen ärgerlicher individueller Fehler am Ende mit null Punkten da. Was sind aus Deiner Sicht aktuell die größten Baustellen, an denen Ihr noch arbeiten müsst, und wie groß ist die Gefahr, einen kompletten Fehlstart hinzulegen?
Luthe: Wir hatten bisher - inklusive der Vorbereitung - kein Spiel, in dem wir 90 Minuten durchgehend konzentriert waren. Es haben immer so ein paar Kleinigkeiten gefehlt. Im vergangenen Jahr sind wir dann irgendwann in einen Flow gekommen, wo das anders war. Uns täte sicher auch mal eine 1:0-Führung gut, das kann ja in den nächsten Wochen passieren. Über die komplette Spielzeit voll da zu sein, keine leichtsinnigen Fehler zu machen, da gilt es weiter dran zu bleiben und daran zu arbeiten. Dann bist du mit der Mannschaft immer in der Lage, auch enge Spiele für Dich zu entscheiden. Die Gefahr einer Negativserie sehe ich eigentlich gar nicht. Ich hatte eher im vergangenen Jahr die Befürchtung, dass es dich irgendwann einholt, dass du regelmäßig Punkte und Siege holst, obwohl du nicht so gut spielst. Jetzt gerade denke ich vielmehr, wir spielen so gut, haben uns auf gewissen Positionen in der Breite brutal verstärkt, spielen einen besseren Ball als letztes Jahr, dass ich eigentlich nicht glaube, dass der Fußballgott so hart sein kann, dass er uns über Wochen keine Punkte holen lässt. Das erschließt sich mir nicht, wie das gehen soll. Wir hatten eben wirklich eine unglückliche Ansetzung der ersten beiden Spiele gegen zwei Top-Mannschaften. Sicher haben wir selbst zu viele Fehler gemacht, aber es sind eben auch noch genug Spiele zu spielen. Da bin ich recht optimistisch, auch wenn es gerade weh tut.
Der Betze brennt: Auf Schalke war die Unterstützung aus dem Gästeblock wieder gigantisch, die Kurve beweist immer wieder sehr viel Fingerspitzengefühl, muntert Euch auf und honoriert, wenn sie das Gefühlt hat, dass Ihr alles gebt. Im Internet sieht das stellenweise anders aus. Da musst neben dem Trainer auch Du Dich in den vergangenen Wochen harter Kritik, stellenweise auch Beschimpfungen stellen. Wie gehst Du damit persönlich um?
Luthe: Ich höre davon zum ersten Mal. In der Kabine ist es jedenfalls überhaupt kein Thema. Dort ließt keiner Internetkommentare. Für uns geht es darum, Woche für Woche Gas zu geben und an Inhalten zu arbeiten. Meinungen sind nicht wichtig, sondern Inhalte. Deswegen hat das für mich keine Relevanz.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Andreas Luthe nach Notbremse für zwei Liga-Spiele gesperrt (Der Betze brennt)