Der Karlsruher SC ist in etlichen Nerd-Statistiken Zweitbester, tatsächlich aber nur Tabellen-10. Im Hinspiel fanden die Badener kein Mittel gegen den "Schusterball". Drum bestellen Fans des 1. FC Kaiserslautern für Sonntag: "Nochmal das Gleiche, bitte."
So lief’s seit dem Hinspiel: Die 0:2-Niederlage, die der FCK am 16. Spieltag dem KSC im Fritz-Walter-Stadion beibrachte, war für die Badener damals die fünfte in Folge. Dementsprechend begannen die Alarmglocken zu schrillen, ein Zustand, der die gesamte Winterpause über andauerte. Im neuen Jahr jedoch befreite sich das Team von Trainer Christian Eichner geradezu explosionsartig von allen Abstiegssorgen. Zwischen dem 20. und dem 24. Spieltag gewann es gleich fünf Mal hintereinander, danach stand es fast durchgängig auf einem einstelligen Tabellenplatz und war zeitweise das beste Rückrundenteam hinter dem FC St. Pauli. Derzeit ist es immer noch das siebtbeste Team der Rückserie. Lautern ist übrigens immer noch 12., holte in den jüngsten zehn Partien aber nur sieben Zähler und punktete in diesem Zeitraum damit so schlecht wie kein anderer Zweitligist. Doch auch der KSC verzeichnete zuletzt drei Niederlagen in vier Spielen. Das 1:2 in Kiel vergangenes Wochenende brachte den Coach auf die Palme: "Das war nicht gut genug, um ein Spiel in der Zweiten Liga zu gewinnen." Seine Mannschaft hatte sich vorgenommen, die Störche mit einem Sieg in der Tabelle zu überflügeln. Die gleiche Chance bietet sich nun im Regionalderby gegen den FCK. Bei einem Erfolg mit zwei Toren Differenz wäre es geschafft. Noch stärker aber fiebern Verein und Umfeld der kommenden Saison entgegen: Da soll das neue Stadion endgültig fertig sein, und mit Lars Stindl hat kürzlich ein absoluter Klassespieler zugesagt, in seiner Heimat Karlsruhe mit seinen nunmehr 34 Lenzen seinen Altersruhesitz zu beziehen.
Das hat sich geändert: Die Meldung kam so überraschend, dass sich der KSC angesichts des Datums - es war der 1. April - in seiner Pressemitteilung veranlasst sah, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sich um keinen Aprilscherz handelte: Der Verein trennte sich von Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer. Nach sieben Jahren, in denen der langjährige KSC-Profi zunächst das Amt des Sportdirektors ausgeübt hatte. Zuvor war Kreuzer schon einmal von 2011 bis 2013 in dieser Funktion tätig. Die neuerliche Trennung erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Team gerade aus der Abstiegszone freigeschwommen hatte. Hintergrund sei eine "strategische Neuausrichtung", hieß es. Vor allem solle sich ändern, dass die Badener auf den Einnahmefeldern der TV-Gelder und der Transfererlöse unter dem Liga-Durchschnitt lägen. Nun ja, am ungerechten Verteilungsschlüssel der Fernsehgelder konnte und kann ein einzelner Sportmanager auch nichts ändern. An der Struktur des Kaders hingegen schon, und da fällt auf, dass die Topscorer Fabian Schleusener und Marvin Wanitzek bereits in einem Alter sind, in dem sich keine fetten Ablösen mehr erzielen lassen. Und die beiden Jungs mit dem höchsten Potenzial in Sachen Marktwertsteigerung, Paul Nebel und Mikkel Kaufmann, sind lediglich Leihspieler. Wer’s nun besser machen soll als Kreuzer, ist noch offen. Konstanz herrscht weiterhin auf der Trainerposition. Der eloquente Eichner tut bereits seit Februar 2020 Dienst. Er bevorzugt eine 4-4-2 Grundordnung mit Raute, die er gelegentlich variiert, dann wird auch mal mit Doppelsechs gespielt.
Gewinner und Verlierer: Stürmer Schleusener spielt die beste Saison seiner Karriere, zwölf Treffer und sechs Vorlagen sprechen für sich. Der 31-Jährige ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich auch in späten Jahren noch gut durchstarten lässt: Auf seinen vorangegangen Stationen in Nürnberg, Freiburg und Sandhausen hat er nicht annähernd so gut performt. Mikkel Kaufmann hat von seinen zehn Treffern acht in der Rückserie erzielt, auch da erübrigt sich jeder weitere Kommentar. Ebenso zu Marvin Wanitzek: zehn Saisontreffer, zwölf Assists, und das als Mittelfeldspieler. Das beeindruckt und gibt seinen Wert für die Mannschaft dennoch nicht vollständig wieder. Für viele ist Wanitzek der beste Achter der Liga. Gut entwickelt hat sich der Ösi Christoph Kobald, der sich in der Rückrunde als Stamm-Innenverteidiger neben dem erfahrenen Marcel Franke etabliert hat. Auf der linken Verteidigerposition präsentierte sich zuletzt der zwischenzeitlich vertragslose Ex-Mainzer Daniel Brosinski, den der KSC in der Winterpause unter Vertrag nahm. Weniger gut lief die Saison für den Südkoreaner Kyoung-rok Choi. Den langjährigen Aktivposten warfen immer wieder Verletzungen zurück. Der Schotte Daniel O’Shaughnessy kam aus diesem Grund noch gar nicht zum Einsatz.
Zahlen, Daten, Fakten: Von allen Zweitligaklubs spielt der Karlsruher SC die meisten Pässe ins Angriffsdrittel, holt die meisten Eckbälle heraus, schlägt die zweitmeisten Flanken, spielt die zweitmeisten langen Bälle, hat die zweitmeisten Ballberührungen (Quelle: Wyscout) und ist laut "Kicker" Drittbester in Sachen Chancenverwertung. Und warum steht ein Klub, der in so vielen Rankings oben steht, nicht auf einem Aufstiegsplatz? Tja, da kann der Statistik-Nerd nur die Achseln zucken. Womöglich, weil die Wahrheit am Ende eben doch auf dem Platz liegt und nirgendwo sonst. Für Dirk Schuster und seine Jungs wäre unbedingt noch zu beachten: Die Badener sind auch Zweitbester in Sachen Torerzielung von außerhalb des Strafraums, da haben sie schon elf Mal zugeschlagen. Nur Heidenheim ist besser.
Fazit: Nur 38 Prozent Ballbesitz, aber über 90 Minuten die qualitativ besseren Einschussgelegenheiten, mehr Torabschlüsse im gegnerischen Strafraum, sogar mehr Ecken rausgeholt - und natürlich 2:0 gewonnen. Das Hinspiel war ein Triumph dessen, was manche FCK-Anhänger mittlerweile "Schusterball" getauft haben. Als FCK-Anhänger lässt sich da eigentlich nur die Bestellung aufgeben: Nochmal das Gleiche, bitte. Doch so einfach wird’s am Sonntag nicht werden. Nach dem 1:2 gegen Bielefeld vergangenen Samstag war Schuster stinksauer, sprach sogar von einer "eigentlich unwürdigen" ersten Halbzeit seiner Jungs und kündigte eine "genaue Analyse" an. Ob mit dieser auch personelle Konsequenzen einher gehen? Die Frage ist, welche Möglichkeiten sich dem Trainer so kurz vor Rundenschluss noch bieten. Jungs wie Julian Niehues und Boris Tomiak, die eine Riesensaison gespielt haben, offenbarten zuletzt öfter Konzentrationsschwächen. Die Rückkehr von Kevin Kraus könnte zumindest einem von ihnen eine schöpferische Pause ermöglichen, doch ob der Routinier nach seiner Sprunggelenksverletzung in dieser Spielzeit nochmal eingesetzt werden kann, ist zur Stunde noch offen. Lars Bünning könnte eine Alternative sein, womöglich als linker Verteidiger in einer Dreierkette. Die böte sich an, da in den jüngsten beiden Partien in Nürnberg und gegen Bielefeld das Spiel der Roten Teufel besser lief, wenn auf sie umgestellt wurde. Und Dreierkette gegen einen Zweier-Sturm mit Raute dahinter, das macht ohnehin Sinn. Drei Mann hinten, die die langen Bälle auf Kaufmann und Schleusener abräumen, davor ein kampf- und laufstarkes Mittelfeld, das den ebenfalls torgefährlichen Nebel und Wanitzek keine Räume lässt. Womit sich glatt wieder die Frage stellt, ob Schuster dem weniger kampfstarken Philipp Klement … nein, lassen wir das. Darüber wird schon genug debattiert.
Quelle: Der Betze brennt
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- Sonntag, 13:30 Uhr: Derbyzeit im neuen Wildparkstadion (Der Betze brennt)