Uff e Wort mit Avdo Spahic: Viele Vereine wären froh, ihn als Nummer Eins zu haben. Beim 1. FC Kaiserslautern sitzt er dagegen dank starker Konkurrenz meist nur auf der Bank. Gegen Eintracht Braunschweig wird sich das ändern.
Als Avdo Spahic zuletzt das Tor im Fritz-Walter-Stadion hütete, da bebte der Betze noch verhalten. Nur 17.000 Zuschauer waren oben, aufgrund der Corona-Beschränkungen gab es keinen organisierten Support, aber immerhin einen 1:0-Sieg über Wehen Wiesbaden. Seine Einsätze in den Jahren zuvor waren sogar Geisterspiele. Dies wird sich gegen Braunschweig nun ändern, wenn er für den gesperrten Andreas Luthe zwischen den Pfosten stehen wird. Spahic erwarten eine volle Westkurve und über 30.000 Zuschauer. "Ich freue mich sehr auf Sonntag. Das wird für mich persönlich ein großes Erlebnis. Ich habe schon einmal mit Cottbus gegen Lautern vor einer vollen Westkurve gespielt, damals waren aber alle gegen mich", blickt der 25-Jährige dem Wochenende schmunzelnd und zugleich freudig entgegen. Ein Spiel, das durchaus in Gefahr hätte geraten können: "Ich habe die drei freien Tage sehr ruhig verbracht, weil ich ein bisschen krank war. Es war nichts Wildes, aber ich dachte mir, ich bleibe lieber zuhause und ruhe mich komplett aus. Jetzt bin ich wieder topfit und bereit für den Sonntag." Ob er dabei an seine Bilanz der vergangenen Saison anknüpfen will? Da blieb Spahic bei drei Pflichtspiel-Einsätzen ohne Gegentreffer. "Natürlich ist die weiße Weste als Torwart immer gut, aber man weiß nie genau, ob es klappt. Falls nicht, darf man auf keinen Fall den Kopf hängen lassen. Am Ende zählt nur, dass wir wieder Punkte mitnehmen und hoffentlich das Heimspiel auch gewinnen. Deswegen: Voller Fokus auf den Sieg", verrät der gebürtige Berliner mit bosnischen Wurzeln im DBB-Gespräch.
Drei Fragen und drei Antworten mit Avdo Spahic:
Der Betze brennt: Avdo Spahic, am vergangenen Spieltag in Heidenheim hast vor allem Du ein turbulentes Spiel erlebt. Nach 39. Minuten kamst Du für Andreas Luthe in die Partie, der wegen einer Notbremse gerade Rot gesehen hatte. Den anschließenden Freistoß musstest Du direkt aus dem Netz fischen. Wie hast Du diese Momente erlebt und wie verarbeitet man das mental? Kommen in so einer Situation, gerade wenn man zuvor lange nicht gespielt hatte, Selbstzweifel auf?
Avdo Spahic (25): Ich war mir in der Situation noch nicht direkt sicher, was jetzt passieren wird. Man weiß schließlich nie, wie der Schiedsrichter entscheidet. Von daher bin ich erst mal ruhig geblieben, auch wenn schon viele auf mich zugekommen sind und mir Mut gemacht und mich gefragt haben, ob ich bereit bin. Erst als der Schiedsrichter nach dem Videobeweis auf Rot entschieden hat, habe ich geschaut, dass ich mich schnell umziehe und ich startklar bin. Mit so einem Freistoß habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich habe eher gedacht, dass er vielleicht die Torwartecke anvisiert, von daher habe ich mir gedacht, die muss auf jeden Fall zu sein, wenn er da jetzt draufhaut. Ich dachte mir, wenn er ihn über die Mauer hebt, vielleicht komme ich noch dran, aber leider hat es nicht hingehauen. Aber Marnon Busch hat das auch wirklich weltklasse gemacht. Für mich war es in den ersten Minuten relativ schwer, muss ich zugeben. Aber ich bin dann in mich gegangen und habe mir gesagt, dass ich nicht zu lange darüber grübeln darf, sondern es abhaken muss. Ich dachte mir, irgendwie können wir das noch gerade biegen, wenn wir als Mannschaft komplett zusammenhalten. Das hat dann ja auch funktioniert, die Mannschaft hat gekämpft und in Unterzahl einen Punkt erkämpft. Damit können wir, denke ich, alle sehr zufrieden sein.
Der Betze brennt: In der Vergangenheit war es für Dich nicht immer einfach beim FCK. Du warst nach Deinem Wechsel aus Cottbus zunächst die Nummer Zwei hinter Lennart Grill, dann ein Jahr lang Stammkeeper, in der vergangenen Saison setzte Dir erst Marco Antwerpen Matheo Raab vor die Nase und der FCK verpflichtete nach dessen Abgang in diesem Sommer mit Andreas Luthe und Julian Krahl gleich zwei neue Torhüter. Trotzdem hört man Dich öffentlich nie jammern, im Gegenteil: Ihr Torhüter wirkt alle sehr harmonisch miteinander. Wie schwierig ist es für Dich wirklich, nicht regelmäßig im Tor zu stehen?
Spahic: Natürlich will jeder Spieler spielen. Aber mit solchen Situationen muss man professionell umgehen. Man kann sich doch vielmehr auch darüber freuen, wenn man so talentierte, starke Torwartkollegen hat. Ich sehe es eher von der Seite, dass ich von ihnen jeden Tag viel lernen kann. Ich versuche sowieso, so viel wie möglich zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und mich weiterzuentwickeln. Ich gebe immer Vollgas, aber das Wichtigste ist der Erfolg der Mannschaft. Das ist alles, was zählt. Das reicht mir. Wir Torhüter verstehen uns Gott sei Dank auch wirklich sehr gut. Auch mit den Jungs im vergangenen Jahr bin ich sehr gut klargekommen. Ich finde das extrem wichtig, denn die Zusammenarbeit macht noch viel mehr Spaß, wenn man zusammen lacht und sich gegenseitig pusht. Natürlich ist auch immer Konkurrenzkampf da, aber mir ist es wichtig, dass wir uns menschlich verstehen. Dann macht es nicht nur mehr Spaß, ich lerne auch mehr. Ich weiß, wenn ich ins Training komme, es sind coole Jungs da. Gott sei Dank ist das bei uns so.
Der Betze brennt: Trotzdem gab es in diesem Sommer auch Gerüchte, Du könntest den Verein verlassen. Unter anderem der MSV Duisburg soll sehr an Dir interessiert gewesen sein. War oder ist ein Wechsel für Dich eine Option, schließlich läuft Dein Vertrag im nächsten Sommer aus?
Spahic: Das waren Gerüchte, von denen ich aber nichts gewusst habe (lacht). Ich habe es auch nur gelesen und mich nicht weiter damit befasst. Ich bin zufrieden, wir sind aufgestiegen letzte Saison. Und auch wenn wir zwei sehr gute Torhüter geholt haben: Ich fühle mich hier sehr wohl, der Verein bedeutet mir sehr viel und ich hatte nie im Kopf, wegzuwollen. Mir geht es hier gut.
Quelle: Der Betze brennt