Neues vom Betzenberg

Gegner-Check SVS: Spektakel ist diesmal unwahrscheinlich

Gegner-Check SVS: Spektakel ist diesmal unwahrscheinlich


Partien beim SV Sandhausen sind meist gefühlte Heimspiele für den 1. FC Kaiserslautern. Die Punkte allerdings blieben meist bei den Gastgebern. Und diesmal? Stehen die Zeichen zunächst auf "Geduldsspiel".

Kein Torjäger? Kein Problem - noch: Neun Abgänge meldete der SVS im Sommer, von diesen war jedoch nur Pascal Testroet wirklich Stammkraft. Drum sind Verantwortliche und Umfeld zuversichtlich, dass sich das 15.000-Seelen-Städtchen auch im elften Jahr hintereinander in der 2. Bundesliga behaupten kann. Nur der FC St. Pauli ist länger am Stück dabei. Allerdings bereitet der Ersatz des Zehn-Tore-Stürmers Testroet die meisten Sorgen. Erst sieben Treffer hat das Team von Alois Schwartz bislang erzielt, lediglich Nürnberg, Regensburg und Braunschweig haben weniger auf dem Konto. Der fürs Sturmzentrum von Sparta Prag verpflichtete Tscheche Matej Pulkrab hat bislang noch nicht gezündet. Zuletzt ersetzte ihn Schwartz durch Ahmed Kutucu, der schon seit Januar von Istanbul Basaksehir ausgeliehen ist. Der bewegt sich vorne gut, hat aber auch erst eine Bude gemacht. Aber: Torjäger verloren hat der SVS schon öfter. In den vergangenen Jahren mussten unter anderem Kevin Behrens und Lucas Höler an Erstligisten abgegeben werden, den Klassenverbleib aber vermochte sich Sandhausen dennoch stets zu sichern. Auch wenn es zuletzt mehrfach knapp war.

Parallelen zum FCK? Auf den ersten Blick macht Schwartz, der als Trainer der Zweiten Mannschaft und mal kurz als Interimscoach der Profis auch eine Vergangenheit am Betzenberg hat, vieles ähnlich wie Lautern-Trainer Dirk Schuster. Zu Saisonbeginn wechselte er seine Startformation nur ungern, die ersten vier Partien begann er stets mit der gleichen Elf. Und grundsätzlich lässt er seine Jungs lieber zurückgezogen gegen den Ball agieren und auf Umschaltspiel setzen. Im Durchschnitt hatte die Sandhäuser Mannschaft bislang nur 39 Prozent Ballbesitz pro Partie, noch weniger als Lautern (43,55 Prozent). Trotz ähnlicher Spielanlage fällt der Ertrag beider Team aber recht unterschiedlich aus. Der FCK hat elf Punkte auf dem Konto und nach Paderborn und Karlsruhe die meisten Tore geschossen. Der SVS weist nur sechs Zähler auf und zuletzt setzte es drei Niederlagen hintereinander. Und in nahezu allen Spielberichten heißt es, dass aufgrund der disziplinierten, aber zurückhaltenden Spielweise des SVS zumindest phasenweise wenig bis gar nichts los war. Das lässt sich über die bisherigen Auftritte des FCK kaum sagen.

Die Familienmenschen: Viele reden davon, in Sandhausen ist es Wirklichkeit: das ruhige Umfeld. Der ehemalige HSV-Kicker Dennis Diekmeier kam 2019, wollte, wie er bei "11 Freunde" verriet, eigentlich nur ein Jahr bleiben, um sich wieder für die Bundesliga interessant zu machen. Ist aber immer noch da, weil er das beschauliche Leben in der Provinz schätzen gelernt hat. Zuletzt fehlte der Kapitän allerdings verletzt. Der Russe Alexandr Zhirov kickt nunmehr im sechsten Jahr am Hardtwald, ist unbestrittener Abwehrchef und war bei der jüngsten 0:1-Niederlage in Kiel auch der torgefährlichste Spieler seines Teams. Im Sommer vereinte Sportchef Mikayil Kabaca das Brüderpaar David und Christian Kinsombi, das in Wiesbaden und Mainz großgeworden ist, im Profi-Geschäft zuvor aber getrennte Wege gegangen war. Die beiden bildeten in den ersten fünf Partien das Flügelpärchen in Schwartz' 4-2-3-1. Der drei Jahre jüngere David war dabei der torgefährlichere Kinsombi (schon drei Treffer) und auf dem Feld auch die größere Spielerpersönlichkeit.

Das Chamäleon: In seiner kurzen Zeit am Betzenberg war es im Grunde schon zu sehen. Janik Bachmann mag 1,95 Meter groß sein, wurde wohl auch als "Kopfball-Abräumer vor der Abwehr" zum FCK, doch war dies eine Fehleinschätzung der damaligen Sportchefs Martin Bader und Boris Notzon. Der nunmehr 26-Jährige spielt lieber am Boden Fußball. Vergangene Saison funktionierte Schwartz ihn sogar zum Zehner um: "Ich hab ihn einfach mal ein, zwei Position nach vorne beordert, weil er sehr, sehr laufstark und umtriebig ist." Im Sommer stufte der "Kicker" Bachmann auf dieser Position sogar als herausragend ein. Beim letzten Saisonsieg gegen Düsseldorf markierte er den 1:0-Siegtreffer. Aber: Zuletzt in Kiel änderte Schwartz seine Grundordnung in ein 4-4-2 mit Raute. David Kinsombi spielte auf der Zehn, Bachmann halbrechts. Als zweiter Stürmer neben Kutucu agierte mit Alexander Esswein ein ehemaliger FCK-Junior. Der 32-Jährige genießt nun auch schon im dritten Jahr das ruhige Umfeld in Sandhausen, kam aber trotz reicher Erstliga-Erfahrung nie über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus.

Fazit: Auch wenn solche Prognosen bei Spielen mit FCK-Beteiligung gefährlich sind - ein Spektakel ist am Sonntag in Sandhausen eher nicht zu erwarten. Da beide Mannschaften nicht scharf auf Ballbesitz sind, wird's wohl ein Geduldspiel. Interessant wird sein, wie Schuster seine Doppelsechs formiert, wenn Bachmann wieder auf der Zehn auftaucht. Das Duo Marlon Ritter/Philipp Klement bringt nicht die Physis mit, um dem Hünen zu begegnen. Kehrt daher Julian Niehues zurück? Oder Hikmet Ciftci? Falls die Dreier-Abwehrkette aus der zweiten Hälfte gegen Magdeburg bestehen bleibt, könnte eine Idee sein, es umgekehrt zu machen wie FCM-Trainer Christian Titz zuletzt mit Julian Rieckmann. Bei SVS-Ballbesitz könnte einer der drei Innenverteidiger auspendeln und sich Bachmann annehmen. Gut geeignet für diese Rolle wäre Neuzugang Robin Bormuth.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Sonntag, 13:30 Uhr: Zeit für den ersten Sieg am Hardtwald (Der Betze brennt)

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