Uff e Wort: Er ist aus dem Mittelfeld des 1. FC Kaiserslautern nicht mehr wegzudenken. Doch das war nicht immer so. Im DBB-Interview spricht Marlon Ritter über seine Entwicklung beim FCK, einen Positionswechsel und den Umgang mit Kritik.
Als Marlon Ritter zur Saison 2020/21 von Paderborn nach Kaiserslautern wechselte, galt er als technisch hochbegabter Spieler, der beim SCP ein wichtiger Bestandteil des Kaders gewesen war, der von der 3. Liga in die Bundesliga durchmarschierte. Nun sollte er auch am Betzenberg eine Führungsrolle übernehmen. Doch statt Aufstiegskampf hieß es für Ritter und den FCK zunächst Existenzkampf. Beinahe wäre es hinuntergegangen in die Regionalliga. In dieser Zeit stand auch der heute 27-Jährige immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. "Ich schaue mir Bewertungen und Einschätzungen über mich eigentlich selten an. Ich kann denke ich selbst ganz gut einschätzen, ob ich gut gespielt habe oder schlecht. Klar liest man dann ab und zu doch die Schlagzeilen oder bekommt von Freunden ein paar Dinge geschickt - positiv wie negativ -, aber ich versuche, das so wenig wie möglich an mich ran zulassen. Meine eigene Einschätzung und die des Trainer-Teams muss da ausreichen", schildert Ritter selbst seinen Umgang mit diesem Thema. Heute wirkt das wie aus einer anderen Zeit, Marlon Ritter ist einer der Aufstiegshelden, gilt als absoluter Leistungsträger. Über diese Entwicklung haben wir mit ihm gesprochen.
Drei Fragen und drei Antworten mit Marlon Ritter:
Der Betze brennt: Marlon Ritter, der Saisonstart ist nicht nur für den FCK, sondern auch für Dich persönlich erfolgreich verlaufen. In Kiel ging dem 1:0-Führungstreffer von Daniel Hanslik Dein beeindruckender Sololauf voraus, von den Fans auf Der Betze brennt wurdest Du zum notenbesten Spieler gewählt. Wie hast Du die ersten beiden Spiele persönlich erlebt?
Marlon Ritter (27): Das freut mich natürlich. In Kiel haben wir die ersten 60 Minuten hinten sicher und solide gestanden. Ich finde, wir haben ein gutes Spiel gezeigt, im Laufe der Partie auch im Spiel mit dem Ball. Gegen Ende wurde es schwieriger, weil Holstein viel Druck gemacht hat, aber unter dem Strich können wir mit dem Punkt zufrieden sein, auch wenn wir in der ersten Halbzeit schon höher in Führung hätten gehen können. Jeden Punkt, den wir jetzt am Anfang sammeln, müssen wir am Ende nicht mehr holen. Wenn uns jemand vor der Saison gesagt hätte, dass wir gegen Hannover und Kiel mit vier Zählern starten - gegen zwei Mannschaften, die oben mitspielen wollen -, dann hätten wir das alle unterschrieben. Von daher können wir zufrieden sein, aber: Wir müssen noch viele Punkte holen, um unser großes Ziel zu erreichen.
Der Betze brennt: Du bist seit 2020 beim FCK und hattest hier so Deine Anlaufschwierigkeiten. Vor allem in Deiner ersten Saison lief es nicht rund, Du galtst in der vergangenen Sommerpause sogar als Streichkandidat. Dazu kamen immer wieder Gewichtsdiskussionen. Doch dann hat Dich der damalige FCK-Trainer Marco Antwerpen überraschend ins Mittelfeld auf die Sechs beordert. Seitdem gehörst Du zu den absoluten Leistungsträgern. Was machst Du seit letztem Jahr anders, dass es hier in Kaiserslautern auf einmal so gut läuft?
Ritter: Gute und schwierige Frage. Ich glaube, es lag auch ein bisschen an der gesamten Mannschaft. In meiner ersten Saison hier in Kaiserslautern sind wir direkt der Musik hinterhergelaufen, waren ganz unten und hatten bei den Heimspielen coronabedingt keine Fans zur Unterstützung. Das ist, glaube ich, jetzt auch ein großer Pluspunkt für uns, dass die Mannschaften, die hier an den Betze kommen, großen Respekt vor dem Publikum und der Atmosphäre hier haben. Letztes Jahr lief es dann irgendwann fast wie von alleine, da ist es dann auch für jeden Einzelnen - auch für mich - einfacher, gut auszusehen. Der Positionswechsel hat sicher auch seinen Teil dazu beigetragen. Theoretisch ist es egal, wo man spielt, aber auf der Sechs habe ich das Spiel mehr vor mir, ich kann vielleicht einen Tick mehr ins Spiel eingreifen und meine Mitspieler selbst anspielen und in Szene setzen. Das kommt mir schon ganz gut entgegen, denke ich.
Der Betze brennt: Mit Dirk Schuster erlebst Du schon den vierten Trainer, seit Du ein Roter Teufel bist. Was zeichnet ihn aus und könntest Du Dir vorstellen, über Deinen 2023 auslaufenden Vertrag hinaus in Kaiserslautern zu bleiben?
Ritter: Dirk Schuster ist ein Coach, der schon viel erlebt und einiges gesehen hat im Fußball. Er weiß, wie man eine Mannschaft einstellt, er weiß, was wir können und was wir nicht können. Das vermittelt er uns gut und bereitet uns optimal auf die Gegner vor. Ich glaube, er ist für uns als Mannschaft sehr wichtig. Wohl fühle ich mich hier auf jeden Fall. Daran, dass die meisten Leistungsträger hier geblieben sind, sieht man, dass man den Verein nicht wechseln muss, wenn man sich wohlfühlt und es auch sportlich gut läuft. Aber im Fußball weiß man natürlich nie. Mir gefällt es jedenfalls in Kaiserslautern und da mein Vertrag noch läuft, habe ich ja auch noch etwas Zeit.
Quelle: Der Betze brennt