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Gegner-Check Freiburg II: Sie wollen nur spielen

Gegner-Check Freiburg II: Sie wollen nur spielen


Ob der 1. FC Kaiserslautern als glasklarer Favorit zum SC Freiburg II fährt? Von wegen: Das Nach­wuchs­team des Bundesligisten stellt aktuell die am längsten ungeschlagene Mannschaft des deutschen Profifußballs - und das hat seine Gründe.

Seit acht Spielen schon sind die jungen Freiburger ungeschlagen. Nachdem Lauterns Serie von 13 Spielen ohne Niederlage am 1. März bei den Münchner Löwen endete, bildet diese gegenwärtig die Bestmarke in Fußball-Deutschland. Doch an der Dreisam stimmen nicht nur die Ergebnisse, die Jungspunde präsentieren sich auch spielstark.

Gerne mit Ball: Im Schnitt hat die Mannschaft von Thomas Stamm 54,5 Prozent Ballbesitz pro Spiel. Mit diesem Wert gehört sie laut Datenanbieter "wyscout" zu den Top Five der Liga. Das ist allerdings auch nicht so ungewöhnlich für die Zweite Mannschaft eines Erstligisten, schließlich sollen in dieser ja Talente in erster Linie technisch und taktisch weiterentwickelt werden. Drum zählt auch das Nachwuchsteam von Borussia Dortmund zu diesem Quintett, das vom 1. FC Magdeburg, dem VfL Osnabrück und - wer hätte das gedacht? - Viktoria Köln angeführt wird.

Gerne Eins gegen Eins: Folgerichtig suchen die spielstarken Freiburger auch gerne Dribblings. Gleich drei SC'ler stehen in der Top 30 der eifrigsten Individualisten: Noah Weißhaupt, Emilio Kehrer und Danielo Ontuzans. Weißhaupt rangiert hinter Luca Marseiler (Viktoria Köln) und Marco Pašali (Borussia Dortmund II) sogar auf Rang 3. Weißhaupt allerdings wurde in den vergangenen fünf Wochen regelmäßig in den Bundesliga-Kader von Christian Streich hochgezogen. Sicher ist deswegen aber noch lange nicht, dass er am Samstag nicht vielleicht doch wieder in der Zweiten aufläuft. Auch der BVB II schickte beim 0:0 im November das Dortmunder 15-Millionen-Talent Youssoufa Moukoko gegen den FCK ins Rennen - etwas überraschend, denn das hat er in dieser Drittliga-Saison bislang erst zwei Mal getan.

Vorsicht vor Vermeij: Der niederländische Sturmtank Vincent Vermeij, der vergangenen Sommer ein wenig überraschend vom MSV Duisburg zu Freiburg II wechselte - viele hatten ihm die 2. Bundesliga zugetraut - brauchte ein wenig, bis er sich im Breisgau wohlfühlte. Jetzt aber ist er voll da: Von seinen bislang acht Saisontreffern hat er drei in den jüngsten beiden Partien erzielt. Vergangenen Samstag stand Vermeij ebenfalls im Bundesliga-Kader der Freiburger - wohl aber nur, weil die Zweite Corona-bedingt spielfrei hatte. Am Samstag muss mit ihm gerechnet werden.

Die Passsicheren? Na ja ...: Im "wyscout"-Ranking der passsichersten Drittliga-Spieler finden sich unter den Top Five mit Benjamin Uphoff (93,02 Prozent Passquote) und Jordy Makengo (92,42 Prozent) gleich zwei Kicker aus dem Kader der Freiburger Zweiten. Dieses ist allerdings mit Vorsicht zu genießen: Für Ersatzkeeper Uphoff schlägt lediglich ein Einsatz zu Buche, Makengo sammelte erst zwei Mal Wettkampfpraxis, und auch am Samstag werden beide auf der Bank erwartet.

Punkten heißt nicht treffen: Auch wenn die Freiburger Serie zuletzt imponiert und Tabellenplatz 9 für einen Aufsteiger ein respektabler ist: Mit erst 30 Treffern stellt der SC Freiburg II die drittschlechteste Offensive der Liga, Lautern mit 46 Toren dagegen die fünftbeste. Interessant: Die xGoals - also die Werte der Einschusschancen, die sie erarbeiten - entsprechen bei beiden Teams etwa denen, die sie tatsächlich erzielen. Will sagen: Sie treffen gemäß der statistischen Wahrscheinlichkeit. Was wiederum bedeuten könnte: Wenn das auch am Samstag zutrifft, müsste der FCK gewinnen. Doch wenn Statistiken immer zutreffen würden, müssten alle Statistiker ja mittlerweile Wett-Millionäre sein, oder?

Jung ist forsch, aber auch clever? Mit 21,6 Jahren im Durchschnitt stellt Freiburg II das jüngste Team der Liga, der FCK mit 26,8 Jahren das sechstälteste. Was mehr wiegt - Jugend oder Erfahrung? An dieser Stelle darf’s mal was für Lautrer Selbstwertgefühl sein. "Wyscout" führt nicht nur Rankings zu Passgenauigkeit, entscheidenden Torvorlagen, langen Pässen et cetera - die Statistiker vergleichen auch die "smarten" Passgeber miteinander. Was "smarte" Pässe sind? "Kreative, durchdringende Zuspiele durch die gegnerischen Linien, die offensiv signifikante Vorteile verschaffen." Das können kurze, aber auch mittellange Pässe sein. Und in diesem Ranking führt einsam und allein wer? Der 35-Jährige Mike Wunderlich aus Kaiserslautern, dessen smarte Pässe mit einer Wahrscheinlichkeit von 70,83 Prozent auch ankommen. Platz zwei, mit 62,5 Prozent aber bereits deutlich abgeschlagen, behauptet der Mannheimer Marc Schnatterer, der bereits 36 Lenze zählt.

Wir sehen also einmal mehr: Erfahrung macht klug. Und wissen somit jetzt auch, was der FCK am Samstag in Freiburg ausspielen muss.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Samstag, 14:00 Uhr: Mit viel Fan-Power in den Breisgau (Der Betze brennt)

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