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Zweiter Winter-Neuzugang: Das ist Anas Ouahim

Zweiter Winter-Neuzugang: Das ist Anas Ouahim

Anas Ouahim (Mitte) setzt sich gegen zwei Gegenspieler durch; Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern hat die gesuchte zusätzliche Offensivkraft gefunden: Vom SV Sandhausen wechselt Anas Ouahim in die Pfalz. Der quirlige Mittelfeldspieler fühlt sich nicht nur auf dem Rasen zuhause und hat schon die Hilfe eines ganz speziellen "Coaches" in Anspruch genommen.

Immer wieder beklagen Trainer und ehemalige Spieler, der Fußball und die Ausbildung der Jugend entwickle sich zunehmend in einer falsche Richtung. Spieler vom Typ "Straßenfußballer" sterben immer mehr aus, heißt es da. Wenn es einen Gegenbeweis für diese These geben sollte, dann könnte man ihn wohl nach Anas Ouahim benennen. Der 23-jährige gebürtige Leverkusener mit marokkanischen Wurzeln wuchs im Stadtteil Schlebusch auf und machte dort als kleiner Junge die ersten Schussversuche gegen den Ball im heimischen Garten. Doch mit den Jahren trieb es Ouahim immer öfter auf den benachbarten Aschenplatz, wo er oft den ganzen Tag mit Freunden und Klassenkameraden spielte. "Es gab damals nichts anderes. Wir wollten einfach spielen, egal wie die Bodenverhältnisse waren", erzählte der damals noch 18-Jährige 2017 in einem Interview mit dem Videoportal "KicknGo". Nachdem er erste Erfahrungen beim TuS Rheindorf und diversen lokalen Auswahlteams gesammelt hatte, wurde er vom 1. FC Köln entdeckt und wechselte zur dortigen U16-Auswahl.

» Zum Video: Anas Ouahim über seinen Werdegang als "Straßenfußballer"

Der "ehrgeizige Anas": Vater als Trainer und prägende Figur

Bevor es für Ouahim zum 1. FC Köln ging, wurde er vom eigenen Vater trainiert. Das sei nicht immer schön gewesen, manchmal sogar tränenreich - insbesondere nach schlechten Spielen. Es habe ihn aber auch geprägt, ihn gelehrt, sich nie mit etwas zufrieden zu geben. "Es ist immer schwierig, sich selbst zu beschreiben. Was ich aber sagen kann, ist dass ich sehr ehrgeizig bin. Ich bin nie mit mir zufrieden, egal ob ich jetzt zwei, drei oder vier Tore im Training oder Spiel schieße. Ich bin einfach ein Gewinnertyp", beschrieb sich Ouahim seinerzeit beim VfL Osnabrück selbst.

Dort zog es ihn 2018 hin, nachdem er in Köln von der U16 bis zur U21-Mannschaft insgesamt 111 Spiele für den "Effzeh" gemacht hatte. 2017/2018 wurde dabei für den jungen Anas, der "Ännes" ausgesprochen wird, ein Traum war. Unter FC-Trainer Peter Stöger kam er im November 2017 erst zu seinem Bundesliga-Debüt gegen Hertha BSC und durfte knapp 14 Tage später sogar in der Europa League gegen Roter Stern Belgrad für 19 Minuten an den Ball. Am Ende der Saison stieg der FC allerdings aus der Bundesliga ab und Ouahim wechselte nach Osnabrück in die 3. Liga.

» Zum Video: Anas Ouahim über seinen "härtesten" Kritiker

In Osnabrück Stammspieler, in Sandhausen nicht an Biada vorbei

In Osnabrück hinterließ Ouahim direkt bleibenden Eindruck, wie auch sein damaliger Trainer und heutiger HSV-Coach Daniel Thioune berichtete. In seiner ersten Saison kam er auf 33 Drittliga-Einsätze und hatte damit maßgeblichen Anteil am Osnabrücker Aufstieg. Er erzielte zwei Tore selbst und bereitete fünf Treffer vor. Meistens agierte er dort im offensiven Mittelfeld, sozusagen als klassischer "Zehner". Allerdings spielte er auch schon sowohl auf der linken als auch vor allem der rechten Seite im Mittelfeld, ist also variabel einsetzbar - und damit genau der Spielertyp, den FCK-Trainer Jeff Saibene und Sportdirektor Boris Notzon jetzt nach eigener Aussage gesucht haben.

Auch nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga machte der Mittelfeldspieler noch 25 Spiele und steuerte drei Treffer sowie eine Torvorlage zum souveränen Klassenerhalt des Aufsteigers bei. Im Sommer 2020 wechselte er dann zum SV Sandhausen.Dabei zeigte sich, dass der Rechtsfuß durchaus technisch versiert ist, gerne Dinge spielerisch löst, anstatt den langen Ball in die Spitze zu spielen. Defizite zeigte er allerdings in Sachen Zweikampfstärke und Durchsetzungskraft. Und so kam er auf der Position des Zehners zunächst nicht am Ex-FCK-Spieler Julius Biada vorbei, sodass er meist als Achter oder auf dem Flügel eingesetzt wurde.

» Zum Video: Ex-Trainer Daniel Thioune über Anas Ouahim

Ein "Life-Coach" als Ausgleich: "Zettel-Anas" will wieder durchstarten

Jetzt also der Wechsel "zurück" in die 3. Liga zum FCK. Sandhausen verspricht sich laut Pressemitteilung vor allem Spielpraxis für seinen noch nicht durchgestarteten Ersatzmann, hat den Roten Teufeln aber auch eine Kaufoption gewährt. Auf dem Betzenberg will der ehrgeizige 23-Jährige, seinen Teil dazu beitragen, dass der FCK sich möglichst schnell aus dem Abstiegskampf befreit. Dabei hinterfragt sich der Mittelfeldspieler immer sehr genau selbst, bei der Besprechung gemeinsam mit dem Videoanalysten holt er schon mal seinen Notizblock heraus oder schreibt sich eifrig Zettel. Zu Jugendzeiten beim 1. FC Köln arbeitete er zudem mit einem "Life-Coach" zusammen, um sein Entwicklungspotential voll ausschöpfen zu können. "Ich konnte mit meinem vollen Kopf und meinen persönlichen Anliegen mit ihm in ein höchst vertrauensvolles Gespräch gehen und kam danach mit einem freien Kopf heraus. Das half mir auch auf dem Platz, weil man frei im Kopf sein muss, um seine volle Leistung abrufen zu können", blickt Ouahim zurück. Wer weiß, vielleicht kann er mit dieser Erfahrung auch seinen neuen Mannschaftskameraden weiterhelfen.

» Zum Video: Neuzugang Anas Ouahim über seinen Wechsel zum FCK

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Neuer Offensivspieler: Anas Ouahim wechselt zum FCK (Pressemeldung FCK)

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