Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus
von Markwart Herzog

Als die Querelen und Negativ-Schlagzeilen am Ende der letzten Saison langsam zurückgingen und sich das Umfeld etwas beruhigte, hörte man zum ersten Mal von einem neuen Buch über den 1. FC Kaiserslautern. Dieses sollte sich mit der Geschichte der Roten Teufel befassen, hauptsächlich in der Zeit des Nationalsozialismus – die Zeit der "Walter Elf". Auch das noch, nach all dem, was in den letzten Jahren geschehen ist und geschrieben wurde. Sollten nun womöglich auch noch die Namen der „Helden von Bern“ in den Schmutz gezogen werden?
"Der Betze unterm Hakenkreuz – Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus" lautet der Titel des Buches von Markwart Herzog, welches beim Verlag "Die Werkstatt" erschienen ist und am Freitag vor dem Spiel gegen den FC Augsburg im Fritz-Walter-Stadion vorgestellt wurde. Über sechs Jahre lang sprach der Autor mit Angehörigen und Hinterbliebenen, recherchierte in zahlreichen Archiven. Herausgekommen ist ein Werk, wie es in Deutschland bisher einzigartig ist: Es ist die umfassendste Untersuchung über die Geschichte eines Fußballvereins in der Zeit des Nationalsozialismus.
Das Buch bietet die Gelegenheit, über den Tellerrand Bundesliga hinauszuschauen und interessante Details über die Vergangenheit des FCK zu lesen. Man erfährt vieles über die unterschiedlichsten Personen im Verein und im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern, ihre Einstellung zum Nationalsozialismus und wie sie den Verein geprägt und verändert haben. So waren Atze Friedrich und Co. zum Beispiel nicht die ersten, die krumme Geschäfte um Spielergehälter zu betreiben pflegten.
Es werden Personen vorgestellt, die bisher nicht jedem FCK-Fan geläufig sein dürften, wie etwa Ludwig Müller. Dieser war in der Zeit des Nationalsozialismus Präsident des 1. FC Kaiserslautern und zeichnete sich hierbei besonders durch seine Menschlichkeit aus. Für Buchautor Herzog gilt Ludwig Müller daher als wichtigster FCK-Präsident, noch vor Norbert Thines.
Es wird gezeigt, wie der 1. FC Kaiserslautern auf die Nürnberger Gesetze reagierte, diese angewendet hat und wie der Verein mit den nationalsozialistischen Institutionen zusammengearbeitet hat. So wurde die bereits vor dem Kriegsende erfolgreiche Walter Elf kurzerhand für Propagandazwecke der Nationalsozialisten vereinnahmt. Es wird natürlich auch das Leben bekannter FCK-Größen und deren Familien beschrieben, beispielsweise die des Weltmeisters Werner Liebrich, dessen Vater als Kommunist ins Gefängnis musste.
Aber nicht nur die Zeit des Nationalsozialismus ist Thema in Markwart Herzogs Buch, es wird auch die Entstehung des 1. FC Kaiserslautern aufgezeigt. So wird geschildert, wie aus verschiedenen Fusionen von FC Palatia Kaiserlautern, FC Kaiserslautern 1900 und FC Bavaria 1902 Kaiserlautern letztendlich im Jahre 1931 der 1. FC Kaiserslautern entstanden ist.
Darüber hinaus wird auch erläutert, wie die „Roten Teufel“ zu ihrem Spitznamen gekommen sind. Dieser hat nicht nur mit der teuflischen Spielweise der Lautrer in den 50er Jahren zu tun, vielmehr zieht der Name seine Wurzeln aus einer Fliegereinheit aus dem zweiten Weltkrieg ("Rote Jäger"). In diese Einheit ließen Hermann Anton Graf und ein gewisser Sepp Herberger, seines Zeichens späterer Trainer der "Helden von Bern", Fußballtalente von der Front versetzen, um aus ihnen eine Fußballmannschaft zu bilden.
Das 352-seitige Buch "Der Betze unterm Hakenkreuz" ist jedem zu empfehlen, der sich für die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern interessiert. Neben dem bisher weitgehend unbekannten Blick in die Zeit des Nationalsozialismus ist auch die Entstehungsgeschichte des FCK in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts sehr lesenswert. Und nicht zuletzt ist eines klar hervorzuheben: Weder der 1. FC Kaiserslautern noch Fritz Walter haben sich in der schwierigen Zeit der Diktatur etwas zuschulden kommen lassen.
"Der Betze unterm Hakenkreuz - Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus" ist zum Preis von 24,90 Euro portofrei bei Amazon erhältlich.

bestimmt sehr interessant
Koblenzer hat geschrieben:Und wieder ein Geschenk zu Weinachten ...![]()
bestimmt sehr interessant
Auf jeden Fall, das Teil interessiert mich mehr als dieser WM Bildband.
Werde mir den Schmöker auch zulegen und erhoffe mir von dieser Investition weitere Erkenntnisse über den FCK in der wohl schwersten Zeit unserer geliebten Stadt.
Das Buch beschreibt nämlich eine Phase Kaiserslauterns, die den meisten Menschen unserer Zeit verborgen geblieben sein dürfte. Kaiserslautern als Gau-Meister...
Ich glaube desweiteren, dass jenachdem, wie offen das Buch die Verhältnisse der späten 30er und der frühen 40er anspricht, dieses literarische Werk in keinster Weise negativ für den FCK auszulegen sein wird. Eher beschämend fände ich es die negativen Seiten eines Clubs zu leugnen oder gar schön zu reden. Schöne Seiten wird es in dieser Zeit wohl auch nur sehr begrenzt gegeben haben.
svart hat geschrieben:...
Ich glaube desweiteren, dass jenachdem, wie offen das Buch die Verhältnisse der späten 30er und der frühen 40er anspricht, dieses literarische Werk in keinster Weise negativ für den FCK auszulegen sein wird. Eher beschämend fände ich es die negativen Seiten eines Clubs zu leugnen oder gar schön zu reden. Schöne Seiten wird es in dieser Zeit wohl auch nur sehr begrenzt gegeben haben.
So sehe ich das auch, es kann nichts schlechtes daran sein seine Vergangenheit offen und schonungslos aufzuarbeiten. Nichts in unserer Vergangenheit kann schlimmer gewesen sein als das wir unsere Vergangenheit heute verleugnen.
Ein sehr interessantes Buch. Sehr zu empfehlen.
Am 11.12.06 gibt es eine Vorlesung zu diesem Buch!
Pflichtlektüre,die ich mir auf jeden Fall zulegen werde!



Nachspiel 15.03.2009 · 17:30 Uhr · Deutschlandradio
Fußball unterm Hakenkreuz
Fans graben die Geschichte ihrer Vereine aus
Eine Sendung von Ronny Blaschke
Ähnlich wie deutsche Wirtschaftsunternehmen haben Fußballvereine ihre Rolle im Nationalsozialismus verschwiegen, verharmlost, verleugnet. In der Regel sind es engagierte Fans, die sich um die Vergangenheitsbewältigung ihrer Lieblingsklubs kümmern, ohne Unterstützung der Vereine, manchmal gegen deren Willen.
So war es zum Beispiel in Kaiserslautern, wo Markwart Herzog, Historiker und leidenschaftlicher FCK-Anhänger, privates Geld für seine Forschungen ausgeben musste. Lokalpolitiker und Klubvertreter hatten Angst, dass ihre Ikone Fritz Walter durch Dokumente aus dem "Dritten Reich" nachträglich belastet werden könnte. Die Furcht sollte sich als unbegründet herausstellen, inzwischen wird das Buch "Der Betze unterm Hakenkreuz" als Aufklärungsstück an Schulen genutzt. (...)
Weiterlesen: http://www.dradio.de/dkultur/programmti ... el/899802/
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