Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Thomas » 27.01.2015, 13:00


Bild
Foto: Imago/Pressefoto Baumann

Hall of Game: 1. FC Kaiserslautern – Borussia Mönchengladbach 3:2 (1997/98)
Festung Betzenberg!

von attacke pfalz

Eine seiner legendärsten Aufholjagden erlebte der Betzenberg zweifellos am 24. April 1998: Es ging um nicht weniger als die Deutsche Meisterschaft und der 1. FC Kaiserslautern lag kurz vor dem Halbzeitpfiff mit 0:2 gegen die fast schon als Absteiger feststehende Borussia Mönchengladbach hinten. Auf das, was dann folgte, blickt DBB-Gastautor attacke pfalz in seiner „Hall of Game“ zurück...

Die Saison 1997/98 hält sehr viele aufregende Fußballtage für FCK-Nostalgiker bereit. Doch gibt es wohl kein Spiel des Meisterstücks, von dem soviel abhing, wie von diesem legendären Flutlicht-Fight am 32. Spieltag. Beide Seiten hatten rein gar nichts zu verschenken: Für die Gladbacher, die traditionell gut bei uns aussahen und sowas wie der Angstgegner der Roten Teufel waren, ging es gegen den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte. Und für den FCK um die Verteidigung des minimalen Punktepolsters gegenüber dem FC Bayern auf Tabellenplatz 2. Dieses war in den Wochen zuvor von neun Punkten auf einen zusammengeschrumpft, so dass selbst ein Unentschieden zu einer Wachablösung durch die Bazis führen konnte.

Aus dem Süden kamen dieser Tage unentwegt Verbalattacken, die den teuflischen Husarenritt vom Zweitligist zum Deutschen Meister noch verhindern sollten. Aufgrund der Ergebnisse der Spieltage 28 bis 31, die dem FCK insgesamt nur drei Punkte einbrachten, spitzte sich die Situation tatsächlich mehr und mehr zu. Die Zweifel am Durchhaltevermögen der Pfälzer waren in ganz Fußballdeutschland spürbar und auch die FCK-Fans alterten in diesen Wochen um Jahre. Oft wankte unser Team im Saisonendspurt, fiel aber nie! Hart erkämpfte Punkte beim wohl ungerechtesten Unentschieden der Menschheitsgeschichte zu Hause gegen Dortmund (und einem bayrischen (Un)Parteiischen namens Wolfgang Stark) oder in Rostock, wo die Tabellenführung gefühlt minütlich zwischen Lautern und Bayern wechselte, ließen – zumindest für den neutralen Beobachter – keine Wünsche im Meisterschaftsrennen offen. Der Weg für einen großen Flutlichtfreitag auf dem Betzenberg, an dem die Roten Teufel in dieser Saison schon so viele Male vorgelegt hatten, war geebnet.

Die Borussia um Ex-FCK-Trainer Friedel Rausch und Spielmacher Stefan Effenberg zeigte sich von Beginn an mindestens auf Augenhöhe und schaffte es durch forsches Auftreten, den Tabellenführer zu überraschen. Folgerichtig gelang der „Elf vom Niederrhein“ die Führung durch Markus Hausweiler, der von einem „Nichtangriffspakt“ der FCK-Defensive profitierte (16.). Die Antwort der Betze-Buwe lautete Laufbereitschaft, gepaart mit kontrollierter Offensive. Marian Hristov köpfte knapp am Tor vorbei und Martin Wagner setzte einen, für ihn so typischen, Freistoß an die Latte. Trotzdem, Gladbach war über weite Strecken der ersten Halbzeit das bessere Team, welches durch Cleverness und Zielstrebigkeit zu überzeugen wusste. Durch einen Pass in die Tiefe wurde unsere Defensive dann auch, zum wiederholten Male, überlistet und der spätere Lautrer Jörgen Pettersson traf zum 0:2 (43.). Schockzustand bei allen FCK'lern! Sollte diese geile Saison doch noch zum Fiasko werden?!

Denn eines muss den jüngeren Lesern klar sein: Wäre die Meisterschaft noch verspielt worden, hätte dies – stimmungsmäßig – zu einer zweiten Abstiegssaison geführt. Der sensationelle Saisonverlauf des Aufsteigers hätte niemanden mehr interessiert, dazu war man dem Titel schon zu nahe und das Punktepolster schon zu groß. Aber dies ist alles Makulatur, denn unmittelbar nach dem zweiten Tiefpunkt schlug der FCK zurück! Entgegen aller Psychologie! Entgegen des Spielverlaufs! Entgegen des Saisonverlaufs! Entgegen eines saustarken Gegners! Entgegen der Stimmung im Stadion entfachte unsere Elf ein Feuerwerk der Willensstärke!

Die Brechstange wurde ausgepackt und führte umgehend zu tumultartigen Strafraumszenen, wie sie so typisch waren für diese Saison und diese Zeit. Hristov köpft an den Pfosten, Jürgen Rische und Andreas Buck springen knapp am Leder vorbei. Harry Koch setzt nach, wird aber von der aufopferungsvollen Fohlen-Abwehr geblockt. Schlag auf Schlag geht es ungebeugt weiter, Lautern marschiert... Herrliche Flanke von der rechten Schokoladenseite, Seitfallzieher Olaf Marschall, Uwe Kamps reißt noch die Fäuste hoch, Ciriaco Sforza und Wagner setzen unermüdlich nach, werden wieder abgeblockt, aus dem Gewühl kommt erneut „Ölaf“ Marschall zum Schuss: Toooor!Endlich! Erzwungen! Super Zeitpunkt (45.)!

In der Pause wechselt FCK-Trainer Otto Rehhagel den 20-jährigen Marco Reich ein, der in diesem Spiel die wohl wichtigste Aktion seiner Karriere haben sollte...

In der zweiten Halbzeit verstärkte der FCK, nun auf die Osttribüne zuspielend, den Druck weiter und schnürte Gladbach in dessen Hälfte förmlich ein. Es war ein für diese Zeit typisches Betze-Powerplay, das jedoch (zunächst) nicht zu großen Chancen führte. Natürlich wies der Spielstil unserer Elf seinerzeit Schwächen auf, doch eines konnte man in diesen Tagen immer bei den Spielern bewundern: Die klassischen Betze-Tugenden. Über den Kampf, die Kameradschaft, die Laufbereitschaft, die Arbeit zum Spiel! Klar, danach fand man auch viele spielerische Elemente: Die Schokoladenseite rechtsaußen mit Buck und Ratinho, Sforza der Ballverteiler, Kadlec der Aufbauspieler, Hristov und Wagner mit ihrer Klasse usw. Trotzdem war der entscheidende Meisterschaftsfaktor die Fähigkeit Otto Rehhagels, die Spieler immerfort dahingehend zu kitzeln, niemals aufzustecken. Er vermittelte ihnen eine Art Urvertrauen in die eigenen Stärken. Hinzu kam der Mythos, die Atmosphäre, für die wir Zuschauer im optimal ausgebauten Fritz-Walter-Stadion sorgten, und die sicher für einige Punkte verantwortlich zu machen ist. In den 1990er Jahren war unser Betze eine Festung, in der wir das Sagen hatten und sonst keiner! Gebrüll, Schlachtrufe, Gesang - in dieser Reihenfolge.

Eine Stunde lang rannten unsere Helden nun schon gegen diese starken Borussen an, die gut verteidigten und die weiterhin für schnelle Konter gut waren. Doch eines war damals sicher, mit Olaf Marschall muss man immer rechnen! Der Torriecher des zuvor oft verletzten Sachsen war einfach nicht zu verteidigen und ein Abstauber führte zum eminent wichtigen Ausgleich (61.). Das Stadion bebte, das Flutlicht strahlte, spätestens jetzt waren alle Anwesenden in der Hölle angekommen. Die Stimmung der letzten 30 Minuten ist schwer zu beschreiben. Am ehesten vergleichbar ist solch eine Schlacht der Emotionen vielleicht mit dem WM-Finale 2014. Jeder Angriff konnte den FCK nun zum fast sicheren Meister machen (wir hatten ja noch das Nachholspiel gegen Schlusslicht Bielefeld), jeder Gegenangriff aber auch zum Verlierer des Titelkampfes. Die Mannschaften holten alles aus sich heraus, man konnte „nimmi zugugge“. Beide Seiten wollten, doch sie kamen zu keinen nennenswerten Torraumszenen mehr.

Als die Uhr dann auf die 91. Minute hüpfte, kam auf der halblinken Außenbahn Marco Reich nochmal an den Ball. Nun zeigte der Youngster ein Dribbling, für das er – zumindest bei den FCK-Fans – bekannt war. Er schaute auf den Ball, lief auf seinen Gegenspieler zu, schaute auf, legte sich die Kugel schnell auf den starken rechten Fuß und flankte. Der Ball schien minutenlang in der Luft zu stehen, genau wie sein Abnehmer, der „Fußballgott“ Marschall persönlich. Der Mann mit dem Nasenpflaster schraubte sich in typischer Manier nach oben und köpfte das Leder mit einer Bogenlampe vom Elfmeterpunkt in die Maschen. Toooooooooooooooor! In der allerneunzigsten Minute! Otto rastet aus, die 38.000 rasten aus, die Spieler begraben, begleitetet von ohrenbetäubendem Jubel nicht nur aus der völlig überfüllten Westkurve, den Siegtorschützen unter sich. Unglaublich, einfach unglaublich! Dieses Spiel noch zu gewinnen ist das Meisterstück! Alle Anwesenden, ach was, alle FCK'ler der Welt spüren nun: Uns kriegt keiner mehr! Scheiß auf die Bayern! Wer solch ein Spiel dreht, der wird Deutscher Meister!

Auch das steht für den Zeitgeist, denn selbstverständlich waren wir noch nicht durch, die Krönung erfolgte erst acht Tage später. Doch das Gefühl, das uns dieser Abend bescherte, war wichtiger als schnöde Rechenspiele. Die Stimmung nach dem Abpfiff wird am besten durch Otto Rehhagels entfesselten Feierlauf nach dem Siegtor repräsentiert. Wenn man den Kontext nicht kennen würde, hätte man „König Otto“, der eine Woche später tatsächlich mit aufgesetzter Krone auf der Anzeigetafel prangt, aufgrund dieser Bilder in die Nervenheilanstalt einweisen müssen. Auf den Sitzplätzen geschah gleichzeitig ein Drama: Ein FCK-Fan erlitt in der turbulenten Nachspielzeit einen Herzinfarkt, an dem er wenig später verstarb.

Fünf Tage später führte ein offener Schlagabtausch in Bielefeld nur zu einem 2:2-Unentschieden. Rische rettete in einem nicht minder spannenden Spiel in der 87. Minute wenigstens einen Punkt, so dass am 2. Mai 1998 in der heimischen Bastion Betzenberg schon der Titel klar gemacht werden konnte. Großer Dank gilt diesbezüglich dem MSV Duisburg, der gegen den Tabellenzweiten aus München ein Unentschieden herausholte und der somit die einzige zu Hause errungene Meisterschaft des FCK (wir siegten problemlos mit 4:0 gegen den VfL Wolfsburg) ermöglichte. Wer dabei war, wird dieses Wochenende im Stadion und in der Stadt nie mehr vergessen. In Meistertrance versunken platzte Kaiserslautern aus allen Nähten.

Zum Abschluss dieser grandiosen Saison stellten die FCK-Fans ihre Reiselust nochmals unter Beweis und feierten in Hamburg mit 30.000 Fans die Übergabe der Meisterschale - somit sind wir der Verein, der auf Platz 1 und 2 der am meisten mitgereisten Fans in Deutschland steht. Die Wochen und Monate vom Frühling 1998 sind deutsche Fußballgeschichte, ein Märchen, ein Unikum. Etwas unwiederholbares war dem gallischen Dorf damals gelungen. Mit Stolz blicken wir auf diese Zeit zurück.

Die Helden des Gladbach-Spiels waren:

Reinke - Kadlec - Koch (46. Reich), Schjönberg - Wagner, Roos (46. Ballack), Sforza, Hristov, Buck (79. Kuka) - Rische, Marschall

Quelle: Der Betze brennt

Die Highlights des Spiels hat außerdem FCK-Fan Australautern in seinem grandiosen YouTube-Kanal zusammengefasst: https://www.youtube.com/watch?v=JXELzYk ... freload=10
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Mörserknecht » 27.01.2015, 13:13


Die gegnerischen Mannschaften mussten damals vor allem eines wissen:

Ein Spiel dauert 90 Minuten. Außer in Kaiserslautern.

Solche Spiele, bis zur letzten Minute Feuer unterm Dach - das war der Betze.
Gislason, wink emol!



Beitragvon Wyatt83 » 27.01.2015, 13:14


Sehr geiler Bericht der von einer denkwürdigen Zeit handelt.
Ich war dabei in dieser Saison und auch bei diesem Spiel und muss sagen so sehr es mir gerade eiskalt den Rücken runtergelaufen ist beim lesen der gut geschriebenen Zeilen,es kann noch nicht einmal ansatzweise das erklären was man während und kurz nach dem Ende des Spiels gefühlt hat....



Beitragvon jürgen.rische1998 » 27.01.2015, 13:19


Wie in Zeitlupe ist der Ball damals ins Netz gefallen und dann sind wir einfach nur noch wild durch den Block geflogen. Und für Gladbach wars der gefühlte Abstieg, die haben wir nach dem Spiel noch getröstet. Aber auch die haben es ja noch geschafft und sind drin geblieben. Ein genialer Abend und kaum in Worte zu fassen was da los war...
Am nächsten Tag einem Bayern "Fan" über den Weg zu laufen war einfach nur schön :D
Omnia vincit amor



Beitragvon ollirockschtar » 27.01.2015, 13:39


Eine geile Zeit. Hoffentlich darf ich sowas nochmal erleben :teufel2:
Nichts gegen die Bielefelder Alm und den Bökelberg, aber der Mount Everest des deutschen Fußballs steht in Kaiserslautern: der Betzenberg :teufel2:

FCK ein Leben lang



Beitragvon Tyosuabka » 27.01.2015, 13:40


Einfach legendär :love: Eins der einzigen Spiele wo ich öfters weg als hingeguckt hab mein Herz denkt heute noch mit schrecken an das Spiel zurück :daumen:



Beitragvon Kse1985 » 27.01.2015, 13:51


Sagt mal, gibts ne Möglichkeit das Spiel nochmal ganz zu schauen???
Ich habs damals gesehen, aber mit 13 nimmt man nicht so viel mit. Außerdem ist das 16 Jahre her.

Es müsste mal so ne TOP 10 Spiele auf DVD geben. Das würde gut ankommen.

3:2 gegen Gladbach
7:4 gegen Bayern
2:0 gegen Tottenham
3:1 gegen Barcelona
6:2 in Köln
3:0 gegen Köln
1:0 in Bayern
usw.
Das ist das die Saison 2017/2018 - SALTY GRAVE FCK

https://www.youtube.com/watch?v=iXTBv-PiQKs



Beitragvon Loki » 27.01.2015, 13:54


Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen. Es ist eines dieser Spiele, die man nie mehr vergisst, wo man genau weiß, wo man es gesehen hat etc... Mein absolutes Highlight, auch wenn es in der Saison viele tolle Spiele von uns gab. Ich hatte Freudentränen in den Augen und jedem war klar, das ist die Meisterschaft. Wahnsinn, dass Gladbach damals nach diesem Spiel noch die Klasse hielt, nach diesem Genickschlag, war damals auch jedem eigentlich klar, dass die das nach dem Spiel nicht mehr packen.
Ich denke gerne an diese Saison zurück, so eine Saison werden wir wohl leider nie mehr als FCK-Fan erleben.
O mamma mamma mamma, o mamma mamma mamma, sai perché mi batte il corazon? Ho visto Maradona, ho visto Maradona, eh, mammà, innamorato son"



Beitragvon Paul » 27.01.2015, 14:12


Völlig bescheuerte Zeiten damals, im positivsten Sinne.
Als Zivi viele Spiele live gesehen, aber an dem Abend nur vor einem stark verpixelten Fernsehr Fingernägel gekaut. Immerhin war der Kommentator nicht verschlüsselt (Premiere Pay TV).

Und dann fällt tatsächlich dieses 3:2 und man reißt quasi das Wohnzimmer ab.

Herrlich war das.

Wer damals den Betze erleben durfte, kann heute nur wehmütig sein über das überdimensionierte Stadion. So arg viel weniger Zuschauer sind es ja oft gar nicht mal.
Nur im Pälzer Bode hänn moi Haxe richdich Halt!
unzerstörbar - NUR der F C K



Beitragvon Chesterfield » 27.01.2015, 14:23


wir waren zu diesem Zeitpunkt in München auf Abschlussfahrt unserer Schulklasse. Wir haben uns das Spiel in der Jugendherberge im TV angeschaut und mein klassenkamerad Peter ist am nächsten Tag in München in den Sportcheck gerannt und hat sich ein Kaiserslautern Trikot gekauft.



Beitragvon Betzemichl » 27.01.2015, 15:13


Ich war auch im Stadion .. Es war einfach nur geil ... Selbst die Ostküste war lauter damals als die westkurve heute ... Trotzdem bin ich auch heute noch jedesmal stolz zu meinem Fck gehen zu können .. Egal welche Liga .. Auch das 3-2 gegen die Löwen diese Saison war doch toll ! Wir dürfen nie vergessen : WIR sind der Fck !!!!! Wir sind der Betze ! In dem Sinne : lässt uns gemeinsam um den Aufstieg kämpfen ! Irgendwann packen wir's wieder ! Jeder Zuschauer zählt !
Leute, geht nuff ins Stadion ... Nur so könnt ihr den Roten Teufeln helfen !!! :teufel2:



Beitragvon super-jogi » 27.01.2015, 15:28


Eins der wenigen Spiele in der Saison, bei dem ich nicht oben war.
Wenn ein Spiel die alten Betzetugenden verkörpert, dann das.
Ich krieg grad wieder ne Gänsehaut.
Das Leben ist wie eine Klobrille. Man macht so einiges durch !



Beitragvon fck'ler » 27.01.2015, 16:13


Hab das Spiel als 12jähriger in der völlig verrauchten und überfüllten kleinen Ortskneipe bei uns gesehen. Bin meinem Dad so dankbar, dass er mich immerhin dort hin mitgenommen hat auch wenn ich auf den Betze ("zu de Wilde in de Weschd") noch nicht mit durfte! Selbst mir kommt es noch vor als wär es gestern gewesen...

Heut zu Tage auch schwer vorstellbar, dass ein Vater sein 12 jähriges Kind um diese Uhrzeit mit in die verrauchte Kneipe nimmt :D 8-)



Beitragvon Westkurvenalex » 27.01.2015, 16:30


Ich weiß, dass bei dem 2:2 meine Brille kaputt gegangen ist (viel runter auf die Blockstufen und war nicht mehr gesehen) und ich nur noch verschwommen das 3:2 mitbekommen habe. Na ja, als ich dann nach dem Spiel die Reste meine Brille zusammengetragen habe dachte ich mir: das war es mir wert. Ok, als ich die Rechnung beim Optiker bekam war mir dann schon etwas anders zumute ;-).
Damals dachte ich noch, dass für Reich eine Goldene Zeit kommen wird.



Beitragvon since93 » 27.01.2015, 16:33


Es kribbelt immer noch... und immer wieder!

Nur der FCK!



Beitragvon Rommel » 27.01.2015, 18:13


Hinzu kam der Mythos, die Atmosphäre, für die wir Zuschauer im optimal ausgebauten Fritz-Walter-Stadion sorgten, und die sicher für einige Punkte verantwortlich zu machen ist. In den 1990er Jahren war unser Betze eine Festung, in der wir das Sagen hatten und sonst keiner! Gebrüll, Schlachtrufe, Gesang - in dieser Reihenfolge.

Ohne Worte!!!



Beitragvon Benutzernamen » 27.01.2015, 18:24


Sehr schöner Bericht, in dem Worte zu bewegten Bildern und wurden.

Habe das Spiel damals leider nicht sehen können, ob einer kirchlichen Verpflichtung im jungen Jugendalter. Smartphones gab es nicht. Selbst das Internet war noch nicht in der breiten Masse angekommen.

Aber als wir in einer tief im Odenwald vergrabenen Gaststätte kehrt machten, und der Wirt aus seinem Hinterzimmer mit tiefrotem Gesicht stürmte und mit Donnerhall und Faust gegen den Tisch schlagend "Schon wieder dieser scheiß Marschall" herumpolterte, war mir klar, es muss gut ausgegangen sein.

Mein Vater berichtete mir dann am nächsten Morgen, welche historische Stunde gschlagen war.

Und je dreckiger der heutige "moderne Fußball" ist. Und je gleichgültiger einem die Geschehnisse dieses - zu oft - nicht mehr wiedererkennbaren Verein macht.

Desto glücklicher ist man, diese nie wieder - nicht hier und auch nicht andernortens! - wiederkehrenden Ereignisse damals live miterlebt haben zu dürfen.

Denn ja, man kann sich davon etwas kaufen:

Positive Emotionen, die einem nie wieder entrissen werden können.

Für immer und ewig.

Bis auch der letzte Ur-Enkel die Schnauze voll hat von den Geschichten, vom Schnauzer und seinen Nasenpflastern. :love:



Beitragvon HunsrückDeiwi » 27.01.2015, 18:57


Herrlich...
Sollte man jedem Singsang und Ultraverfechter 10 Monate lang jeden Tag vor dem einschlafen vorspielen, dann würde auch das lästige Erklären, warum spielbezogene Stimmung geiler ist als langweiliger Singsang, aufhöhren. :D

Da gribbelts einem heute noch... :daumen:
[SKY] ... Stürmerfoul von Rodnei



Beitragvon deBuzz » 27.01.2015, 21:22


Jaja die Fohlen uffem Betze!!!! Ich dachte an diesem Abend BITTE BITTE NICHT wie 91!!!! Ich glaub ich war nicht der einzige dem diese Gedanken nach dem 0-1 durch den Kopf schossen. Nach dem 2-0 erstmal :o aaaaaaber, wer sellemols schunn uffem Betze war hott gewisst,do geht noch was ........ und Olaf Marschall FUSSBALLGOTT hat an diesem Abend gezeigt was Betze ist!!!
Ja ich war da an diesem Abend im 7er wie immer, aber ich hab schon mehr vergessen als andere erlebt haben. :teufel2:

Wer die 90er Jahre mit erlebt hat, ist klar im Vorteil :love:
My lovely Mister Singing Club



Beitragvon Rheinteufel2222 » 27.01.2015, 21:31


Geiles Spiel, für das wir aber, wie wir im Nachhinein wissen, leider einen sehr hohen Preis bezahlt haben, da durch die Meisterschaft 1998 bei Atze der Größenwahn ausgelöst wurde, der soviel Substantielles rund um den Verein zerstört hat, dass der erneute, dann leider aber dauerhafte sportliche, finanzielle und identitäre Niedergang eintrat, mit dem wir heute immer noch zu kämpfen haben.
- Frosch Walter -



Beitragvon allar » 27.01.2015, 21:34


Olaf Marschall Fussballgott.
Der wusste noch, wo das Tor steht.
Gute Entscheidungen resultieren aus Erfahrungen und Erfahrungen resultieren aus schlechten Entscheidungen.



Beitragvon Jule » 27.01.2015, 21:55


Ich war dabei damals. Hab 2 Meisterschaften und den Pokalsieg erlebt.
Was schöneres gibt´s net. :love:



Beitragvon Benutzernamen » 27.01.2015, 23:12


Rheinteufel2222 hat geschrieben:Geiles Spiel, für das wir aber, wie wir im Nachhinein wissen, leider einen sehr hohen Preis bezahlt haben, da durch die Meisterschaft 1998 bei Atze der Größenwahn ausgelöst wurde, der soviel Substantielles rund um den Verein zerstört hat, dass der erneute, dann leider aber dauerhafte sportliche, finanzielle und identitäre Niedergang eintrat, mit dem wir heute immer noch zu kämpfen haben.


Sowas lese ich immer wieder. Und es stimmt ja auch. Und dennoch würde ich es immer wieder genauso erleben wollen.

Die 90er Jahre waren das alles wert.

Ich will nicht mit Freiburg tauschen. Oder Hannover. Nicht einmal mit dem heutigen Gladbach. Wenn der Preis der Verzicht auf 98 wäre.

Keiner von denen wird jemals das erleben, was uns damals vergönnt war. Niemals.



Beitragvon Lonly Devil » 27.01.2015, 23:28


Benutzernamen hat geschrieben: ... ...

Keiner von denen wird jemals das erleben, was uns damals vergönnt war. Niemals.

Stimmt.
Aber im Nachhinein musste ein sehr hoher Preis dafür gezahlt werden.
Eigentlich bezahlt der Verein dafür immer noch.
Die 90er im allgemeinen, dazu noch der Husarenritt von 98, waren eine intensive und verrückte Zeit.
Die auch ich nicht missen möchte.

Eine Frage beschleicht mich nicht gerade selten.

Soll ich die Fans, die jene Zeit nicht erlebt haben, bedauern oder beneiden ?
Denn sie wissen nicht wirklich, was zerstört wurde und verloren ging.

Nein ! Auch ich möchte diese Zeit, von damals, nicht missen !
Auch wenn sie einen hohen Preis eingefordert hat.
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon #Julian » 27.01.2015, 23:32


Danke an den verschlüsselten Kanal von Premiere im Free-TV...Waren das noch Zeiten.




Zurück zu Vereinshistorie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste