Naja, das habe ich halt anders wahrgenommen. Vor allem in dem von dir genannten Post. Ist ja klar, sonst hätte ich es ja auch nicht geschrieben.Man sollte dann eben einfach mal in der Lage sein, eine andere Meinung stehen zu lassen, ohne das gleich auf sich zu beziehen. Ich habe dich an keiner Stelle mit irgendjemanden über einen Kamm gezogen, schon gar nicht in dem Post, in dem Du schreibst: "Und genau solche Aussagen ärgern mich".
Du adressierst deinen Beitrag halt konkret an mich, und haust direkt im zweiten Absatz raus, dass die Kritik größtenteils unkonstruktiv war und wir fast den Trainer rasiert hätten (sinngemäß wiedergegeben, ich kann deine Beträge irgendwie nicht zitieren…). Das hat(te) für mich schon was von „direkt mal wieder in einen Pott geschmissen“. Und dann finde ich noch ein verstümmeltes Zitat von mir „versteckt“ inmitten von dummen Krawall-Kommentaren… Da wird es schon etwas schwer (für mich), das nicht auf sich zu beziehen.
Vielleicht auch einfach mal wieder ne Kommunikation der Kategorie „wäre face to face nicht passiert.“
Inhaltlich ist vieles gesagt, ich glaube allerdings tatsächlich, dass wir gar nicht mal so weit auseinander sind. Wenn ich von „Kurswechsel“ schreibe, meine ich gar nicht so sehr das Ziel, das Anfang mittelfristig mit der Mannschaft verfolgt, sondern den Weg, es zu erreichen.
Meine Interpretation von Außen…
(…und ich kann an der Stelle nochmal sagen, dass ich sehr weit außen bin. Ich bin 350 km von Berg entfernt, habe so gut wie nie die Gelegenheit, im Stadion zu sein, und das einzige Mal, dass ich nah an einem der aktuell handelnden Akteure war, war, als ich Thomas Hengen zu seinem Aachener Zeiten mal im Fitnessstudio gesehen habe.

…meine Interpretation von Außen ist also, dass Anfang von Beginn an versucht hat, „seine“ taktische und spielerische Idee umzusetzen. Dass dabei alle Systeme fluide sind, ist ja klar, es ist ja nicht mehr 1987. Aber zu Saisonbeginn haben wir schon bevorzugt aus der Grundformation „Viererkette“ heraus agiert, und da hatte ich teilweise das Gefühl, dass das mit einigen Experimenten einherging, Spieler positionsfremd einzusetzen, vor allem im defensiven Mittelfeld (Ich war nie ein Freund von Tomiak auf der 6, und Gyamerah hatte da m.E. auch nix zu suchen…). Nach dem vogelwilden Bolzplatz-Spiel gegen Hertha, bei dem ich als Trainer Amok gelaufen wäre, hat Anfang für mich dann etwas zu verkrampft versucht, das Team in kontrollierenden Ballbesitz-Fußball zu drängen, obwohl die Automatismen dafür noch gar nicht standen. In Folge dessen haben wir uns - gipfelnd im Spiel gegen Elversberg - den Ball hinten in den eigenen Reihen hin und hergeschoben, ohne dass es funktionierende Abläufe gab, daraus ins offensive Umschaltspiel zu kommen (eine Baustelle, die ich heute noch sehe, aber mit viel mehr Sicherheit und klarer positiver Tendenz). So haben wir uns immer wieder in hanebüchene Bedrängnis bis hin zum dribbelnden Krahl im eigenen Fünfer gebracht. Das wirkte auf mich ein wenig wie mit der Brechstange erzwungen, und das meine ich mit „hat die Mannschaft überfordert“.
Der „Kurswechsel“ war für mich, dass wir ab dem Paderborn-Spiel mit der Dreier-/Fünferkette auf eine Grundformation umgestiegen sind, die besser zu den Spielern passte (anstatt Spieler fürs gewünschte System passend machen zu wollen), und wir uns nun dem Ziel „ballorientierter Offensivfussball“ (nenne ich jetzt einfach mal so) viel behutsamer annähern, und dabei auch in Kauf nehmen, dass wir auch schonmal Spiele dreckig und unschön holen, oder Phasen haben, wo wir einfach tief stehen und die Dinger lang nach vorne hauen. Das ist dann wohl das, was hier dann gern als Rückkehr zum Schusterball deklariert wird - und du hast recht: Das sehe ich völlig anders. Die Systemumstellungen innerhalb der Spiele sind für mich seitdem auch viel klarer nachvollziehbar und sinnvoller. Dass Anfang diesen Schritt gemacht hat, rechne ich ihm hoch an. Plakativ könnte man sagen, dass wir dafür in der letzten Saison einen Trainerwechsel von Grammozis zu Funkel benötigt haben. Ich rechne übrigens heimlich damit, dass wir gegen Schalke das erste Mal wieder mit Viererkette starten, das fände ich sogar recht interessant.
Und ja, ich hatte nach Elversberg Sorge, dass Anfang mit dem Kopf durch die Wand will. Und dass Hengen zu dem Zeitpunkt seine öffentliche Kritik ausschließlich gegen die Mannschaft richtet, fand ich unpassend. Von mir aus hätte er auch gern gar nix sagen können. Ich habe es bestenfalls so interpretiert, dass er ein mit so einem „knalligen“ Interview ein wenig Druck auf sich ziehen wollte, um Anfang nach außen hin den Rücken frei zu halten. Aber dass wir auf dieser Position halt auch einen Sturkopf sitzen haben, der „seinem“ Trainer schon allein aus Eigeninteresse den Rücken frei halten muss, ist auch nicht 100% von der Hand zu weisen.
Das Horror-Szenario bei mir - und ich glaube, nicht exklusiv - ist (oder war) halt, dass Anfang zu stur sein könnte, von seinem Kurs mal abzuweichen, wenn es nötig ist, und Hengen dann zu stur ist, das sehen zu wollen oder korrigierend einzugreifen. Das reißt dann übrigens den größeren Kontext an, aus dem mein verstümmeltes „Krawall-Zitat“ stammt.
Soviel dazu. Ich freu mich, dass wir doch noch bei einem halbwegs konstruktiven Austausch gelandet sind - ist zumindest mein Gefühl. Mit „Fussballstammisch“-Atmosphäre kann ich sehr gut leben. In diesem Sinne:

…und beste Grüße aus Aachen
Dennis*
*…um mal die Asynchronität aufzuheben, dass ich dich mit Namen ansprechen kann, und du mich nur mit nem blöden Nickname. Wenn man sich schon aufs Maul haut, dann wenigstens auf Augenhöhe.
