Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Gerrit1993 » 21.07.2023, 09:58


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Interview des Monats: FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen (Teil 1/2)
"... jetzt wollen wir noch etwas für die Spitze tun"

Der 1. FC Kaiserslautern steht kurz vor dem Start der neuen Zweitliga-Saison. Wir haben Geschäftsführer Thomas Hengen zum Exklusiv-Interview getroffen und mit ihm über den Stand der Kaderplanung und die finanzielle Situation des Klubs gesprochen.

Der Betze brennt: Thomas Hengen, Innenverteidiger, linker Verteidiger, zentraler Mittelfeldspieler, Stürmer - für die vier Positionen, auf denen Sie vor einigen Wochen Handlungsbedarf gesehen hatten, haben Sie mittlerweile jeweils einen Spieler verpflichtet. Dann können Sie jetzt wahrscheinlich in den Sommerurlaub fahren, oder?

Thomas Hengen (48): (schmunzelt) Einen Teil unserer Hausaufgaben haben wir gemacht, das ist richtig. Wir sind in der Breite stärker geworden, jetzt wollen wir noch etwas für die Spitze tun. Aber wir haben noch Zeit. Diesmal sogar bis zum 1. September statt wie sonst bis zum 31. August.

"Wir wollen mal mit Vierer-, mal mit Dreierkette spielen"

Der Betze brennt: Das klingt jetzt, als ob Sie Ihre restlichen Patronen erst mal im Gürtel lassen, um ein Sprachbild Ihres Trainers Dirk Schuster zu benutzen. Also abwarten, was sich während der Vorbereitungszeit und an den ersten Spieltagen der Bundesligisten so tut. Ob da vielleicht noch einer aufs Abstellgleis gerät, der für den FCK interessant werden könnte.

Hengen: Nicht unbedingt. Wenn einer unserer Wunschspieler auf den Markt kommt, werden wir sicher nicht bis zum 1. September warten. Im Moment aber bewegt sich nicht viel.

Der Betze brennt: Das mit dem Sommerurlaub war natürlich auch nur als Scherz gemeint. Denn Sie haben nominell zwar Tobias Raschl für die Zentrale und Richmond Tachie für die Sturmreihe verpflichtet, aber auf diesen beiden Feld-Positionen sowie dahinter soll sich trotzdem noch was tun: Ein Stürmer, der eine starke Torquote mitbringt, ein klassischer Sechser, der nach hinten abräumt und zugleich auch nach vorne spielen kann, und ein weiterer Innenverteidiger mit Stärken in der Spieleröffnung sollen es nach wie vor sein?

Hengen: Das sind zumindest Gedanken. Wir wollen flexibel bleiben. Wir wollen mal mit Vierer-, mal mit Dreierkette spielen, um den Gegner vor Aufgaben zu stellen. Und um mit Dreierkette zu spielen, bräuchtest du fünf Innenverteidiger im Kader, um noch einen für die Bank zu haben, falls mal einer ausfällt. Das alles aber muss in unseren finanziellen Rahmen passen. Wenn’s nicht klappt, müssen wir interne Lösungen finden.

Der Betze brennt: Eindeutiges Stammplatz-Potenzial sollten aber alle haben, die für diese genannten Positionen noch kommen, oder?

Hengen: Natürlich wollen wir die Spieler, die wir holen, alle auch auf den Platz schicken können. Aber die, die sich hier bereits was erarbeitet haben, sind auch noch da. In erster Linie wollen wir einen Konkurrenzkampf, bei dem jeder noch ein paar Prozent mehr aus sich herausholt.

Der Betze brennt: Die, die Sie bislang geholt haben, sind alle zwischen 24 und 26 Jahren alt. Wollten Sie die Altersstruktur in diesem Bereich stärken, weil einige Leistungsträger Ihrer Mannschaft mittlerweile schon 30 Lenze und mehr zählen?

Hengen: Das war nicht die oberste Priorität, aber es war durchaus auch eine Überlegung, ja. Erfahrung ist gut, aber wir müssen auch die Zukunft im Blick haben. Bei dem einen oder anderen Spieler, den wir geholt haben, gab es zuletzt eine kleine Delle in der Entwicklung. Den wollen wir jetzt wieder dahin kriegen, wo er mal war. Oder wo er mal hinkommen kann.

Der Betze brennt:
Dass der noch unter Vertrag, aber momentan nicht im Mannschaftstraining stehende Hikmet Ciftci nochmal zurückkehrt, ist wohl auszuschließen…

Hengen: Ja, diese Entscheidung ist schon im Winter gefallen. Es ist auch sein Wunsch, sich zu verändern. Wir hatten ihn mit Kaufoption in die Türkei ausgeliehen, die aber wurde nicht gezogen, weil er nicht so viele Einsätze hatte. Jetzt müssen wir eine Lösung finden.

"Es droht keine unmittelbare Gefahr, Leistungsträger zu verlieren"

Der Betze brennt: Angelos Stavridis wurde für die neue Saison in die Regionalliga nach Homburg ausgeliehen. Andere Nachwuchstalente wie Aaron Basenach und Neal Gibs müssen derzeit immer mal Runden drehen, weil sich in den Trainingsspielen kein Platz für sie findet.

Hengen: Auch bei Ihnen kann es Sinn machen, sie auszuleihen und ihnen so mehr Spielpraxis zu verschaffen. Der Sprung zum Profikader ist ja auch nicht gerade klein. Um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen, müssten sie regelmäßig spielen, nach Möglichkeit auf einem höheren Niveau als zuletzt in der Oberliga.

Der Betze brennt: Wie groß schätzen Sie die Gefahr ein, dass bis zum Ende der Transferperiode noch ein Leistungsträger weggekauft wird?

Hengen: Alle Spieler haben noch Vertrag, von daher droht keine unmittelbare Gefahr. Und wenn es Ausstiegsklauseln gäbe, wären sie mittlerweile verstrichen. Dementsprechend müsste ein Spieler schon auf uns zukommen, damit was in Bewegung kommt. Im Moment aber ist nichts im Busch. Ihr wisst es jedoch selbst: Am Ende des Tages regelt der Markt den Preis.

Der Betze brennt: Kommen wir zu den Finanzen. Ihr wart gerade in den USA auf Reisen, habt viele Eindrücke gesammelt, neue Freunde gewonnen, gute Trainingsbedingungen vorgefunden und interessante Testspiele gemacht. Aber haben sich da auch Einnahmepotenziale erschlossen, sei es neue Fans, die nun Trikots oder Merchandising-Artikel ordern, oder neue Geldgeber auf den FCK aufmerksam gemacht?

Hengen: Wir sind zwar ein Profiverein, sollten aber nicht bei allem, was wir tun, nur an den Profit denken, sondern auch an die Wachstumsmöglichkeiten. Klar: Wenn Vereine wie Liverpool oder Manchester nach Übersee jetten, generieren die dort auch Einnahmen. Ein Zweitligist wie wir aber nicht. Wir hatten von der DFL die Anfrage, ob wir diese Reise unternehmen wollen. Sie war toll organisiert, wir haben unsere Kosten halbwegs gedeckt bekommen, eine andere Fußballkultur kennengelernt, was für unser Image getan, gespürt, wir sind wieder interessanter geworden, als wir es vor Kurzem noch waren. Und verletzt hat sich auch niemand. Ein rundum gelungener Trip also.

Der Betze brennt: Internationalisierung war auch ein Thema bei der Diskussion in der DFL um einen neuen Private-Equity-Investor, der für die Vereine der Ersten und Zweite Liga neue Absatzmärkten erschließen und zukünftige Einnahmen in Milliardenhöhe vorfinanzieren sollte.

Hengen: Das sollte man jetzt nicht miteinander vermengen. Ja, da ging es um neue Optionen, TV-Gelder zu generieren. Der Vorschlag, der auf dem Tisch lag, wurde abgelehnt. Aber die Dinge sind weiterhin in der Entwicklung.

Der Betze brennt: Nach unseren Informationen haben auch Sie im Namen des FCK mit Nein gestimmt, so wie bekanntlich die Mehrheit der 36 Erst- und Zweitliga-Klubs. Sie wären aber für einen neuen Anlauf mit besserer Vorbereitung offen, deuteten Sie anschließend im Interview des SWR an.

Hengen: Wir haben dazu eine klare Position bezogen. Es war aber eine geheime Abstimmung vereinbart und daran halte ich mich auch jetzt noch und äußere mich nicht zu meinem Votum.

"Jedes Jahr in der Liga lässt uns in der TV-Tabelle klettern"

Der Betze brennt: Stichwort TV-Gelder. Nach ersten Hochrechnungen erhält der FCK für die kommende Saison rund 1,6 Millionen Euro mehr als in der vorangegangenen Saison. Die sind einerseits natürlich im Wettbewerbsvergleich zu sehen: Die Tabellennachbarn der Roten Teufel erhalten fast alle mehr. Andererseits klettert der FCK nach nur einem Jahr direkt um vier oder fünf Plätze im Ranking nach oben. Wie zufrieden sind Sie denn mit der Entwicklung in diesem Bereich?

Hengen:Ich denke, wir müssen zufrieden sein. Entscheidend für die Höhe der Ausschüttung ist ja die Fünf-Jahres-Wertung. Und da wir zuletzt vier Jahre 3. Liga gespielt haben, konnte für uns nicht viel mehr drin sein im Topf. Jedes Jahr, in dem wir Mitglied der DFL sind, lässt uns in der TV-Tabelle klettern.

Der Betze brennt: 2016 hatten diverse sogenannte Traditionsvereine die "Initiative Marktwert" gegründet, die sich dafür stark machte, TV-Gelder künftig mehr nach dem tatsächlichen Publikumsinteresse statt nach Tabellenrängen zu verteilen. Von einer solchen Ausrichtung könnte auch der FCK besser profitieren - und wäre sie nicht auch gerechter?

Hengen: Was ist schon gerecht? Allen Recht machen kannst du es ja eh nicht. Ja, es wäre auch für uns schön, wenn Einschaltquoten, Zuschauerinteresse et cetera mehr Gewicht bei der TV-Geld-Verteilung bekämen. Aber wir betreiben nunmal Leistungssport. Wenn ein kleiner Verein mit einer kleinen Fanbase einen guten Job macht und oben in der Tabelle steht, warum soll der weniger verdienen als die anderen? Meiner Meinung sollte die sportliche Bewertung immer an erster Stelle stehen, aber der Punkt Publikumsinteresse sollte zusätzlich einfließen. Eine 1a-Lösung, mit der alle zufrieden sind, wird es eh nicht geben.

Der Betze brennt: Ab kommendem Jahr werden die nächsten TV-Verträge bis zum Ende des Jahrzehnts neu ausgehandelt. Werden Sie sich dafür starkmachen, das tatsächliche Publikumsinteresse an einem Verein wenigstens etwas zu stärker gewichten?

Hengen: Wir haben vier Jahre 3. Liga und eine Planinsolvenz hinter uns. Da tue ich mich ein wenig schwer damit, Forderungen zu stellen. Da sollten wir den Ball flach halten.

Morgen im zweiten Teil des großen DBB-Interviews: Thomas Hengen über sein aktuelles Budget, die neuen Personalien auf der Geschäftsstelle, den FCK-Nachwuchs sowie die Diskussionen um Sektorentrennung und Polizeikonzept.

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Thomas Hilmes, Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Teil 2 des Interviews: "Müssen unseren Anspruch auf dem Platz dokumentieren" (Der Betze brennt)


Ergänzung, 22.07.2023:

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Interview des Monats: FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen (Teil 2/2)
"Müssen unseren Anspruch auf dem Platz dokumentieren"

Teil 2 unseres großen Sommerpausen-Interviews: Thomas Hengen spricht über das Budget des 1. FC Kaiserslautern, die Entwicklung im Nachwuchsbereich sowie die Diskussionen um Sektorentrennung und Polizeikonzept.

Der Betze brennt: Thomas Hengen, zum Lizenzspieleretat für die Saison 2023/24 werden Sie wohl wie üblich keine konkreten Zahlen nennen wollen. Ihre Vorgänger haben aber immer mal Formulierungen gebraucht wie "Wir haben einen Top Five-Etat" oder "Wir stehen ganz am Ende des Rankings". Können Sie sich vielleicht in dieser ungefähren Richtung äußern?

Thomas Hengen (48): Ich denke, unser Etat bewegt sich eher im unteren Liga-Durchschnitt.

"Wir haben gut gewirtschaftet, aber schwimmen nicht im Geld"

Der Betze brennt: Durch den Anstieg im TV-Ranking, vor allem aber durch die phänomenalen Zuschauerzahlen, die, soweit wir wissen, mehr als 50 Prozent über der Kalkulation lagen, konnte der FCK sich in der ersten Saison nach dem Aufstieg ein gutes finanzielles Polster erarbeiten. Die Ticketpreise wurde erhöht, dennoch wurden auch jetzt schon wieder mehr Dauerkarten verkauft. Zudem sollen Sie Ihr Budget in der vergangenen Saison, gar nicht bis aufs Letzte ausgereizt haben. Ist es richtig, dass der FCK die kommende Zweitliga-Saison 2023/24 finanziell ganz aus eigener Kraft durchfinanzieren konnte - sprich: dass dafür keine weiteren Anteilsverkäufe oder Kapitalerhöhungen getätigt werden mussten? Steht der FCK jetzt wieder auf eigenen Beinen?

Hengen: Die Formulierung "auf eigenen Beinen stehen" wäre vielleicht etwas übertrieben. Ja, wir haben gut gewirtschaftet und unser Budget nicht ganz aufgebraucht. Aber deswegen schwimmen wir nicht im Geld. Ihr müsst auch die Stadionkosten sehen. Wir zahlen zwar eine niedrigere Pacht (derzeit 2,4 Millionen Euro pro Saison; Anm. d. Red.), als wir beispielsweise in der Ersten Liga zahlen würden, aber wir zahlen ungefähr nochmal die gleiche Summe an Betriebskosten, Instandhaltung und Reparaturen. On top kommen dann nochmal Modernisierungen. Das ist bei keinem anderen Verein der Liga so. Und Ihr dürft nicht nur auf die Einnahmen gucken: Strom-, Energie- und Personalkosten sind ebenfalls gestiegen. Wir werden noch mindestens zwei bis drei Jahre klettern müssen, um nicht mehr defizitär zu sein. Aber nur, wenn es keine so hohe Inflation mehr gibt und keine Krisen wie den Ukraine-Krieg. Parallel wollen wir uns ja auch sportlich weiterentwickeln. Da werden wir irgendwann auch in Vorleistung gehen müssen. Da aber müssen wir erst einmal hin.

Der Betze brennt: In den vergangenen Monaten wurde auch die interne Organisationsstruktur überarbeitet und neues Personal eingestellt. Fühlen Sie sich nun nachhaltig entlastet?

Hengen: Na klar, ich arbeite jetzt nur noch halbtags (lacht). Nein, man muss eben sehen: Nach vier Jahren Sparkurs in der 3. Liga waren alle Beschäftigten am Anschlag. Irgendwann wollten wir auch mal wieder zu normalen Arbeitszeiten zurückkehren. Gleichzeitig wollten wir professionellere Strukturen schaffen. Wir haben den Scouting-Bereich breiter aufgestellt und die Analyse vergrößert. In der Geschäftsstelle galt es auch ein paar Abgänge zu ersetzen. Der Arbeitsmarkt ist im Moment auch nicht einfach, aber wir haben sehr gute Leute bekommen. Zurzeit gilt es, die enorme Nachfrage nach Eintrittskarten zu bedienen. Die Westkurve ist alleine mit Dauerkarten bereits ausverkauft, diese Tickets hätten wir glatt noch ein zweites Mal wegbekommen, komplett. Wahnsinn.

Der Betze brennt: Mit Enis Hajri steht im Organigramm nun ein vor allem für den sportlichen Bereich zuständiger Technischer Direktor direkt unter ihnen, mit Saskia Bugera eine Kaufmännische Direktorin. Auf einen zweiten Geschäftsführer an ihrer Seite wurde nach dem Ausscheiden von Soeren Oliver Voigt dagegen verzichtet. Ein Schelm könnte da glatt meinen, da hat einer seine Machtposition als alleiniger Geschäftsführer zementiert?

Hengen: Es geht nicht um Macht, sondern um die Struktur, die dem Verein am besten tut. Ich bin damals in die Position des alleinigen Geschäftsführers mehr oder weniger reingerutscht, weil Soeren Oliver Voigt krank wurde. Wir haben nach Lösungen gesucht. Und gemeinsam mit dem Beirat die aktuelle Struktur, die so für den Verein am Besten ist, verabschiedet. Ob das dauerhaft so bleibt, werden wir sehen. Wir haben auch den Kommunikationsbereich neu aufgestellt, denn auch der wird immer komplexer. Und sensibler, mittlerweile muss man genau aufpassen, was in welcher Form nach draußen geht. Auch für Social Media haben wir jetzt einen eigenen Spezialisten, einen sogenannten Content Manager.

"Es geht nicht um Macht, sondern die beste Struktur für den FCK"

Der Betze brennt: Mit Ex-Fußballprofi Daniel Engelbrecht wurde zudem eine personelle Verstärkung für den Scoutingbereich geholt.

Hengen: Mit Enis Hajri, Olaf Marschall und Luca Sickinger haben wir dafür jetzt vier Leute. Doppelt so viele, wie es waren, als ich anfing. Hört sich nach viel an, ist aber keinesfalls viel. Darum fahren manchmal auch Personen aus unserem Staff los und gucken. Oder ich. Und wir wollen jetzt auch öfter mal im Ausland scouten.

Der Betze brennt: Ein großes Diskussionsthema in der Fangemeinde war die Sektorentrennung auf der Saisonzielgeraden, also die Schließung der Stadionumläufe, wodurch man sich im Stadion nun nicht mehr frei zwischen Fanhalle, Museum, Verkaufsständen, Fanshop und so weiter bewegen kann. Ein Grund dafür war die Überfüllung der Westkurve bei einzelnen Spielen wie etwa gegen den HSV. Sind sie da mittlerweile zu Lösungen gekommen?

Hengen: Wir hatten zwei Sitzungen mit Fangruppierungen, bei denen wir erstmal festgehalten haben, dass Sicherheit nun mal oberste Priorität hat. Sicher kann man sagen, die Probleme mit überfüllten Stehplätzen hat es doch früher schon auch gegeben, aber da waren die Messlatten und die Regularien nicht so streng wie heute. Von den Fans kamen in den Sitzungen aber auch verschiedene gute Vorschläge und Gedanken. Wir werden in der kommenden Saison weiter Erfahrungen sammeln. Bei ausverkauften Häusern wird es schwer werden, auf die Sektorentrennung zu verzichten, bei weniger vollen Häusern werden wir die Möglichkeiten begutachten. Wir werden uns dazu rechtzeitig vor dem ersten Heimspiel nochmal genauer äußern.

(Gestern Abend hat der FCK bekanntgegeben: Die Sektorentrennung bleibt vorläufig bestehen; Anm. d. Red.)

"Es stellt sich die Frage, ob eine extreme Fantrennung immer nötig ist"

Der Betze brennt: Irritiert reagiert haben die Fans auch auf ein Interview mit Ralf Klein, dem Einsatzleiter der Lautrer Polizei, der erklärte, am bestehenden Sicherheitskonzept rund um FCK-Heimspiele festzuhalten, weil es sich bewährt habe. Tatsächlich verpassten mehrfach Fans nach Abendspielen wie gegen den HSV ihren letzten Zug, weil der Elf-Freunde-Kreisel gesperrt war und sie keinen Weg zum Bahnhof fanden. Nach dem letzten Spieltag gegen Düsseldorf kam es dann zum großen Knall, allerdings nicht zwischen rivalisierenden Fans, sondern zwischen Polizisten und FCK-Anhängern. Hinzu kommen die hohen Kosten für diese übertrieben scheinenden Polizeieinsätze, während auswärts bei Spielen wie in Hamburg, Düsseldorf oder Hannover alles viel entspannter ablief. Auch zu dieser Thematik waren Gespräche in der Sommerpause angekündigt Haben Sie bei sowas als Verein überhaupt die Möglichkeit, entscheidenden Einfluss zu nehmen?

Hengen: Es gibt immer die Möglichkeit, mit den zuständigen Leuten zu reden. Ich habe ja auch schon in England gearbeitet, da ist es durchaus üblich, die Gästefans länger im Block zu behalten und erst den eigenen Fans den Abgang zu ermöglichen. Die Sonderzüge für die Gästefans würden ja warten. Es stellt sich auch die Frage, ob eine extreme Fantrennung bei Spielen, die keine Hochrisikospiele sind, überhaupt nötig ist. Wir haben hier zeitnah auch nochmal einen persönlichen Termin bei der Polizei, um in den Dialog zu gehen und neue Lösungsansätze zu erarbeiten.

Der Betze brennt: Nächster Themenkomplex: Nachwuchsarbeit. Haben Sie sich schon mit der aktuellen Studie der RPTU Kaiserslautern-Landau vertraut gemacht? Da kommt das NLZ-System des DFB gar nicht gut weg.

Hengen: Es gibt viele Studien, und was man da rein interpretiert, ist immer subjektiv. Man kann nicht einfach sagen, in den NLZs wird schlecht ausgebildet. Da gibt es so viele Faktoren mehr, die entscheiden, wie sich ein junger Spieler entwickelt. Berater, Eltern, die Pubertät. Und generell, da muss man eben auch sagen, geht’s uns hier ja auch sehr gut. In armen Ländern sehen junge Menschen im Fußball eben die Chance, unten rauszukommen. Nehmen Sie Marokko bei der jüngsten WM, hatten die wirklich eine bessere Mannschaft als Deutschland? Ich glaube nicht, aber die Marokkaner gingen mit einer anderen Einstellung ans Werk. Klar kann man Details in der Ausbildung immer mal hinterfragen, ob man etwa nicht mehr Individualität fördert. Der DFB will jetzt eine reine NLZ-Liga einrichten, ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das der richtige Ansatz ist. Profi-Fußball ist und bleibt Leistungssport, und wenn ich Profi werden will, muss ich früh auf Freizeit verzichten, mehr trainieren, mehr investieren als andere. Das ist in anderen Sportarten nicht anders. Muss ich überhaupt in einem NLZ oder in einem Internat gewesen sein, um Profi werden zu können? Schauen Sie sich beispielsweise Boris Tomiak an, der ist diesen Weg nicht gegangen und ist heute Stammspieler bei uns.

Der Betze brennt: U17 und U19 kicken jetzt nach einem Jahr Pause wieder Junioren-Bundesliga. Wäre es nicht wichtiges Signal, wenn sich mal wieder einer aus dem eigenen Nachwuchs bei den Profis etabliert? Seit Pick, Sickinger, Grill kam da nichts mehr.

Hengen: Wir haben immer mal Jungs ins Training zu den Profis hochgezogen. Und wir sind auf allen Ebenen gut vernetzt. In unserer U21 wollen wir kommenden Saison immer auch mal U19 -Spieler auflaufen lassen, um die bei Senioren austesten. Aber wir müssen realistisch bleiben. Das ist alles nichts gegen einen Stresstest vor 40.000 Zuschauern, auch im Kopf schon soweit zu sein. Wir müssen die jungen Spieler entsprechend vorbereiten. Machst du ein gutes Testspiel, dann hast du direkt fünf Anrufe von Beratern auf der Mailbox. Auch das macht was mit den Jungs, mit dem Umfeld, mit den Eltern.

"Schalke, Hamburg, Hertha: Da muss man einfach Bock haben"

Der Betze brennt: Hatten Sie es denn zu Ihrer Zeit als FCK-Junior besser?

Hengen: Wir waren jedenfalls nicht so vielen externen Einflüssen ausgesetzt wie die Jungs heute. Andererseits: Zu meiner Zeit hat der FCK drei Jahre hintereinander unter Trainer Ernst Diehl um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft mitgespielt, einmal sind wir auch Meister geworden. Und wie viele aus dieser Mannschaft sind erfolgreiche Profis geworden? Kaum jemand. Das zeigt, dass der Sprung von der Jugend in den Profibereich schon damals nicht einfach war.

Der Betze brennt: Die letzte Frage wäre normalerweise die nach dem Saisonziel. Die wollen wir uns diesmal lieber sparen. Und stattdessen mal fragen: Glauben Sie, in absehbarer Zeit mal in eine Position kommen, in der Sie den Aufstieg als Saisonziel ausgeben?

Hengen: Ich lebe nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft, sondern in der Gegenwart. Daher kann ich mit solchen Luftblasen nicht arbeiten. Wer eine Planinsolvenz und vier Jahre 3. Liga erlebt hat, der kann sich auf eine Saison wie die kommende doch nur freuen. Auf Gegner wie Schalke, Hertha, Hamburg, Düsseldorf und, und, und. Da muss man doch einfach Bock drauf haben. Aufsteigen wollen, schätze ich mal ungefähr zehn Mannschaften. Wir müssen unseren Anspruch auf dem Platz dokumentieren. Mit Worten hat das noch nie funktioniert.

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Thomas Hilmes, Eric Scherer



Beitragvon JG » 21.07.2023, 12:55


Interessant wäre bei dem Thema Sektorentrennung und Polizeikonzept auch mal eine Begründung für die Nichtöffnung des Blocks 19 auf der Osttribüne in Erfahrung zu bringen.
Und bitte nicht mit der Aussage Pesonaleinsparung aufwarten. Denn wenn es nur darum geht, kann der FCK ja die 3er und 4er Blöcke erstmal geschlossen halten und die Ordner an die 1er und 2er Blöcke stellen.



Beitragvon PeterausSaarbrücken » 21.07.2023, 13:43


TH verhält sich vorbildlich. Er weis wo wir waren und hält den Ball flach. Bescheidenheit ist eine Zirde. Danke



Beitragvon Technorunner » 22.07.2023, 09:24


Hengen: Wir haben vier Jahre 3. Liga und eine Planinsolvenz hinter uns. Da tue ich mich ein wenig schwer damit, Forderungen zu stellen. Da sollten wir den Ball flach halten.

Thomas Hengen ist ein bodenständiger Realist. Er hat sich immer unter Kontrolle und benutzt für seine Arbeit ausschließlich seinen klaren Verstand. Er tut dem Verein sehr gut.
Hessen Kassel



Beitragvon MarcoReichGott » 22.07.2023, 10:11


Na, das sind doch mal recht interessante Aussage zur finanziellen Lage, nachdem wir hier ja doch immer mal wieder um mutmaßen waren wie es denn nun gerade bei uns aussieht.



Beitragvon Jacob » 22.07.2023, 11:05


Der ein oder andere Punkt ist ganz interessant, aber im Kern merkt man halt, dass Hengen auch Medien-Profi ist:
Er bleibt immer eher im Ungefähren, gerade was Zahlen und Transfers angeht. Ich glaube nicht, dass er jemals etwas aus Versehen ausplaudert.
Aber das qualifiziert ihn eben auch für seinen Job.

Ich wäre so gerne mal in den Gesprächen im Hintergrund im Scouting oder mit Spielern dabei. Einfach mal hinter die Fassade sehen, was da so abgeht.
Das kannst du dir als Laie wahrscheinlich gar nicht vorstellen.
Ich unterschreib auch eine Verschwiegenheitserklärung. :teufel2:



Beitragvon MarianHristov » 22.07.2023, 14:06


Es wirklich schön, dass so ein reflektierter und vernünftiger Mensch wie Herr Hengen die sportlichen Geschicke des FCK gestalten darf. Das gibt auf jeden Fall ein gutes Gefühl für die Zukunft.
Interessant finde ich die Aussagen zur aktuellen und zukünftigen Finanzsituation. Es zeigt einmal mehr, dass es diese Saison mit weitem Abstand am wichtigsten ist, so schnell wie möglich die 40 Punkte zu sichern. Bitte diese Saison erst die 40 Punkte erreichen, bevor wieder das Kopfkino angeht. Das ist dasselbe wie im Bildungsbereich, ich mache mir zum Beispiel zuerst darüber Gedanken wie ich den Berufsschulabschluss, Bachelor oder das 1. Staatsexamen erreiche, bevor ich mir über den Meister, Master oder das 2. Staatsexamen gedanken machen darf.
Da ich von der Mannschaft, dem Trainer, dem Manager und dem ganzen Verein überzeugt bin, hoffe ich, dass diese 40-Punkte-Marke so schnell wie möglich erreicht wird.

Deshalb auf zum SIEG!!



Beitragvon Iller-Teufel » 22.07.2023, 23:11


Ich hoffe, dass viele Fans das Interview lesen. Dann erübrigen sich in Zukunft viele der Kommentare wie Der Verein X hat den Spieler Y gekauft. Warum kaufen wir den nicht.
Wenn wir alleine auf die Fernsehgeldtabelle schauen wissen wir alle, auch diese Saison geht es nur um 40 Punkte. Alles andere ist Kokolores. Wie schon Rathino zu sagen pflegte.
:doppelhalter: Pfälzer geben niemals auf. :doppelhalter:
Für den guten Fan gilt:
- Mache nie ein Spieler zum Sündenbock (auch nicht auf DBB)
- Pfeife nie die Mannschaft aus
- Verlasse nicht vor dem Schlusspfiff das Stadion
- Heiserkeit ist der Muskelkater des Fans



Beitragvon Ke07111978 » 23.07.2023, 09:19


In dem Interview werden zwei Dinge bestätigt, die man als interessierter Beobachter schon lange wissen konnte:

1. Die Stadionthematik im Rahmen der Planinsolvenz nicht mit zu lösen war ein Kardinalfahler, der uns noch lange weiterverfolgen wird. Insbesondere wenn man eine organische Sanierung anstrebt. Der Instandhaltungsstau ist immens und aufgrund der Regelungen im Pachtvertrag größtenteils durch den Verein/die KGaA getragen werden.

2. Die Diskussionen in der Rückrunde über Verstärkungen / der nicht ausgeschöpfte Etat und die bisherige Transferpolitik bestätigen die Entscheidung (zunächst) auf weiteres externes Kapital zu verzichten. Ergo bleibt der Etat gleich, während er bei anderen Vereinen wächst. Relativ betrachtet ist man damit noch wettbewerbsfähig - aber eben deutlich weniger, wie wenn weiterhin Mittel der Investoren zur Vergütung stehen würden.

Ich finde diese Entscheidung gut und vor allem sehr sehr mutig, denn sie birgt einiges an Risiko und ist vor allem nicht alternativlos. Eine Gemengelage die schnell für erheblichen Druck sorgen kann. Ich hoffe das / bin gespannt ob, die ganzen demütigen und bodenständigen sich daran erinnern können, wenn die Ergebnisse entsprechend sind. Pauli (Sinani), Paderborn (Max Kruse), Hannover (Halstenberg), Karlsruhe (Stindl) - um mal einige zu nennen, da ist viel Qualität zugeführt worden. Andere Mannschaften wie Magdeburg, Kiel oder Düsseldorf werden weitere deutliche spielerische Schritte gegangen sein. Das wird eine Saison in der auch wir mit unseren organischen Mitteln bestehen müssen. Lasset die Spiele beginnen.



Beitragvon SEAN » 23.07.2023, 11:52


Je später die neuen Spieler kommen, um länger dauert es meistens, bis sie im Team angekommen sind. Trotzdem finde ich es richtig, keine "Schnellschüsse" abzugeben. Am 01.09. ist ja nicht schluss mit Neuverpflichtungen, es gibt ja noch die Vertragslosen. Und da sind einige richtig interessante Spieler dabei.......... Da könnte man immer noch handeln, wenn es mit den Spielern nicht klappt, die ganz vorne auf der Liste stehen.
Scheint die Sonne so warm, trag ich Papier unterm Arm,
scheint die Sonne so heiß, setz ich mich hin und.........



Beitragvon BetzeDubbe » 23.07.2023, 12:14


Hengen ist absoluter Medienprofi.
Das merkt man auch in Interviews für Youtube/Fernsehen.
Jedoch fällt auch auf, wieviel Erfahrungen er in den letzten 3-4 Jahren mit dem FCK gemacht hat und wie sehr ihn das auch geprägt hat.
Es gibt einem einfach ein gutes Gefühl, dass er so einen kompetenten Eindruck macht, die Struktur und Zahlen des Vereins kennt und auch einen Ausblick gibt, wohin die Reise in 3-5 Jahren gehen könnte, wenn es weiterhin sportlich positiv für den Verein läuft. Dazu engagiert er sich noch in versch. Bereichen, wie Scouting usw. wenn Not am Mann ist. Genau das erwarte ich von einem guten Geschäftsführer.

Hoffen wir einfach, dass es in den nächsten Jahren keine großen Krisen abseits des Fussballs gibt und der FCK sich kontinuierlich etwas steigert/klettert bzw. sich nicht verschlechtert. Das wäre doch ein Träumchen.

Ich wünsche allen Verantwortlichen Geduld und Spucke, Eifer und Engagement und auch ein glückliches Händchen. :)



Beitragvon luzifer86 » 23.07.2023, 13:58


@Ken:
Gibt es überhaupt eine realistische Möglichkeit, die Stadionthematik in absehbarer Zeit im Sinne des Clubs zu lösen?

Wir könnte solch eine realisierbare Lösung deiner Meinung nach aussehen?

Danke vorab für eine Antwort! :daumen:



Beitragvon Alex76 » 23.07.2023, 21:53


Die Vorfreude ist groß. Mehr als 24.000 Dauerkarten wurden verkauft. Schalke, Hertha und der HSV versprechen große Kulissen zuhause, gar mit dem Zusatz ausverkauft! Auswärts wird die Nachfrage bei den drei Spielen jeweils an der Marke von 10.000 Zuschauern kratzen.

Dazu kommen Spiele gegen Traditionsvereine wie FC St. Pauli, 1. FC Nürnberg, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf, Karlsruher SC, Hansa Rostock, Eintracht Braunschweig, FC Magdeburg, SpVgg Greuther Fürth, Holstein Kiel, SC Paderborn 07 und VfL Osnabrück. Je nach Platzierung könnten Zuschauerzahlen von 32.000 bis 40.000 im Fritz-Walter-Stadion erreicht werden.

Zudem warten mit der SV Elversberg und dem SV Wehen Wiesbaden spannende aber auch unangenehme Gegner, die eben erst einmal geschlagen werden müssen. Aus den Erfahrungen mit dem SV Sandhausen gilt es daher so früh wie möglich sich auf die Liga einzustellen:
Schaust hier:
Die SV Elversberg und ihr Durchmarsch von der Regionalliga bis in die Zweite Bundesliga
https://www.youtube.com/watch?v=-6wg1CgSQ4I

Sportlich betrachtet ist das Team weitestgehend zusammengeblieben mit kleinen Ergänzungen. Einige Spieler haben in der letzten Saison noch nicht das völlige Potential abgerufen, so dass die Kaderqualität leicht höher einzustufen ist und ein guter Mittelfeldplatz realistisch sein könnte.

Wichtig wird der mannschaftliche Zusammenhalt, die kämpferische Leidenschaft und die Spielfreude sein, um in der Liga zu punkten.



Beitragvon GerryTarzan1979 » 24.07.2023, 09:19


Es hört sich alles gut an. Klar ist Hengen ein Medienprofi und viele Aussagen bleiben dann doch eher allgemein oder vage. Aber er hat seinen Anteil daran, dass es im Moment so ruhig abläuft und somit auch besser gearbeitet werden kann. Bin auch voll des Lobes.

Dennoch kommt es drauf an, wie er oder auch wir bei Misserfolg reagieren. Wir schwimmen sein einiger Zeit auf einer Erfolgswelle. (auch wenn die Rückrunde ein paar Dellen hatte).
Aber wie sieht es aus, wenn wir mal nicht punkten? Sehen wir Hengen dann weiter positiv, geben wir ihm (und seiner "Mannschaft") die Chance den Turnaround zu bewältigen. Ich weiss, das ist alles spekulativ, da noch nicht passiert, aber vielleicht kommt irgendwann mal dieser Punkt. Und ich weiss, wie nervöslich wir Fans dann reagieren können. :wink:

Aber so weit muss es ja nicht kommen und ich erfreue mich immer noch an der aktuellen Situation. Die 4 Jahre 3. Liga hängen mir immer noch in den Kleidern und ich bin dankbar über jedes neue Jahr 2. Liga, auch wenn das mittelfristige Ziel der Aufstieg sein sollte (?). man kann das nie planen (siehe HSV), erzwingen ist auch der falsche Weg, aber man kann weiter so seriös wirtschaften und ich bin mir sicher, dass gute Arbeit auch belohnt wird.

Nur... es gibt noch viele andere Mannschaften die auch hoch wollen und es gibt nur 2,5 Plätze da oben... (und 2,5 für nach unten...)
"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man kriegt."
aus "Forrest Gump" :winken:

-> STOP WAR! STOP PUTIN!



Beitragvon leichte_feder » 24.07.2023, 09:59


Ke07111978 hat geschrieben:
1. Die Stadionthematik im Rahmen der Planinsolvenz nicht mit zu lösen war ein Kardinalfahler, der uns noch lange weiterverfolgen wird. Insbesondere wenn man eine organische Sanierung anstrebt. Der Instandhaltungsstau ist immens und aufgrund der Regelungen im Pachtvertrag größtenteils durch den Verein/die KGaA getragen werden.


Auch wenn ich dir in vielen Teilen Recht gebe - die Stadionthematik war bei der Planinsolvenz NICHT zu lösen!
Da ging es um die Ãœberschuldung der KGaA.
Beim Stadion geht es um die Betreibergesellschaft.
2 ganz unterschiedliche Dinge.
Die Pacht für das Jahr wurde berücksichtigt - aber eben nur die Pacht.

Ich versteh allerdings auch nicht warum die Betreibergesellschaft in der Niedrigzinsphase kein Forward-Darlehen aufgenommen hat, um das unsägliche Konstrukt der damaligen Finanzierung ab zu lösen.
In den 70ern konnte ich mir nicht vorstellen, daß
1. die Mauer fällt und
2. der 1.FCK jemals wieder Deutscher Meister oder Pokalsieger wird.

Geschichte kann sich wiederholen? Wir arbeiten dran...:teufel2:



Beitragvon ExilDeiwl » 24.07.2023, 12:58


Wie willst Du ein Darlehen ablösen, das noch Laufzeit hat und nicht kündbar ist? Doch nur, wenn beide Seiten ein Interesse daran hätten. Das Interesse bei der Bank dürfte allerdings gegen Null gehen. Denn der aktuelle Vertrag sichert ihr höchst attraktive Konditionen zu - über Jahre. Die wären doch bescheuert, wenn sie das freiwillig aufgeben würden.

Und anders als bei Privatpersonen, die ihren Dahrlehensvertrag nach 10 Jahren mit 6 Monaten Vorlaufzeit kündigen können, wenn ihnen danach ist, hast Du dieses Recht als Gewerbetreibender (oder hier: als öffentliche Einrichtung) schlichtweg nicht. Und ein Forward-Darlehen mit welcher zeitlichen Perspektive? Zeithorizont bis zum Ende der Vertragslaufzeit für das Idioten-Darlehen (so bezeichne ich das Konstrukt jetzt mal etwas flapsig, in dem die Stadt Kl gefangen ist)? Nich zu weit hin. Und bis dahin laufen die Zinsen weiter. Würde also nur dabei helfen, den Kredit dann tilgen zu können (indem die Stadt KL sich mit dem Forward-Darlehen erneut verschuldet).

Also ich glaube nicht, dass das für die JETZIGE Situation helfen würde. Aber man möge mich da gerne überzeugen.

Die Stadionfrage hätte man mur lösen können, wenn der e.V. mit in die Insolvenz gegangen wäre und die Stadt KL das Stadion im Zuge der finanziellen Sanierung an den FCK übertragen hätte. Entscheidung: Stadion zurück an den FCK - oder der Verein stirbt komplett und damit auch die Einnahmequelle, mit der die Stadt ihre Zinszahlungen (teil-)finanziert. Das wäre nicht ohne Risiko gewesen und das Risiko wollten die Verantwortlichen damals nicht eingehen. Wer will schon die Abmeldung des FCK e.V. auf dem Gewissen haben… dDie Planinsolvenz der KGaA war schon nicht ohne… Im Nachhinein und mit etwas Abstand habemichndafür mehr Verständnis als noch vor zwei Jahren. Damals habe ich es als Fehler erachtet, dass man diesen Weg nicht versucht hat…
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Beitragvon MarcoReichGott » 24.07.2023, 13:14


Ich find vor allem, dass grundsätzlich der Weg ja bislang recht gut funktioniert hat. Ich hatte damals auch Panik, dass wir in der 3. Liga stecken bleiben und dann dort mit einem unbezahlbarem Stadion hocken, einem e.V mit zu hohen Schulden und einer Anteils-Situation, wo ein "Ankerinvestor" schon blockiert ist.

Aber stattdessen haben wir im zweiten Jahr nach der Insolvenz dann doch den Aufstieg geschafft, die Mitgliederzahlen des e.V. gehen durch die Decke das Stadion ist so voll wie es sonst zu Zweitliga-Zeiten nie war und sich der Verlust entsprechend sogar in Grenzen hält.

Die großen strukturellen Probleme sind damit natürlich noch nicht gelöst und vor allem ein möglicher Wiederabstieg hängt wie ein Damoklesschwert solange weiterhin über uns. Aber es könnte eben auch deutlich schlechter alles aussehen...und gerade der Wilhem'sche Konfrontationsweg hatte zwar durchaus große Chancen, aber auch genauso große Risiken.



Beitragvon Devil's Answer » 24.07.2023, 13:26


ExilDeiwl hat geschrieben:Die Stadionfrage hätte man mur lösen können, wenn . . .


Die Stadionfrage wird so lange ungelöst bleiben, so lange sich das Land RLP nicht zu seiner Verantwortung bekennt. Käänisch Kurd hat massiv darauf hingewirkt, dass KL ein WM-Stadion bekommt. Diese unsinnige - um nicht zu sagen selten dämliche - Kreditkonstruktion hat der 1.FCK nicht zu verantworten. Aber er muss seitdem dafür bluten.

Ein halbwegs fairer Kompromiss wäre aus meiner Sicht, wenn das Land wenigstens am Ende der Laufzeit die Tilgung des Kredits übernehmen würde. Dann könnten sich der Verein bzw. die KGaA und die Stadt auf den Rest konzentrieren. Und das ist für beide Belastung genug.
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Beitragvon ExilDeiwl » 24.07.2023, 14:04


Ja, vollkommen richtig, ohne das Land geht es nicht. Aber das wird man wohl eher vergessen können, dass die auch nur einen Cent übernehmen, nachdem sie das der Stadt KL „übergeholfen“ haben. Aber nachdem man nicht versucht hatte, im Rahmen der Insolvenz die Stadionfrage mit zu lösen, gibt es aktuell halt gar keinen Anreiz, hier die politische Diskussion auch nur ansatzweise zu starten, noch dazu, wo ja KL glaube ich auch vom Schuldenschnitt der Kommunen profitiert hat. Das Land wird auch weiterhin schön mahnend den Stinkefinger erhoben halten…
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Beitragvon Ke07111978 » 24.07.2023, 20:05


Ich will diese Diskussion hier gar nicht mehr aufmachen. Das wurde ja schon x-mal durchgekaut. Die Entscheidung das FWS im Rahmen der Planinsolvenz nicht mit einzubeziehen wurde getroffen - und es war klar, dass dies signifikante Folgen haben wird. Deshalb macht es wenig Sinn jetzt permanent drauf hinzuweisen, dass man die hohen Kosten hat. Ist halt so. Ist irreversibel und ist/wird teuer.

Die Zuschauerzahlen sind schön - müssen sie aber auch sein, denn wie Thomas Hengen ja selbst beschreibt kostet das Stadion in der aktuellen Konstellation eben auch mächtig Geld.

Das gleiche gilt für die Mietgliederzahlen des eV: Schön das sie hoch gehen (vielen Dank an Gero an der Stelle - Bombenjob) - müssen sie aber auch, sonst kommen wir nie von unseren Schulden runter.

Wie gesagt: ich unterstütze den Weg organischer Konsolidierung voll und ganz und hoffe, dass wir tatsächlich die Ruhe behalten ihn auch durchzuziehen.




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