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Bildquelle und weitere Fotos: http://www.Fankongress.de
Im Blickpunkt: Fankongress 2014 in Berlin
„Schön, dass Sie wieder da sind“
In Berlin fand am Wochenende der Fankongress 2014 statt, an dem 650 Anhänger von 80 Vereinen aus ganz Deutschland teilnahmen. Auch DFB, DFL und Polizei diskutierten mit - für „Der Betze brennt“ berichtet Toco.
Samstag, der 18. Januar. Tag 1 des Fankongresses 2014. Etwa um 16:45 Uhr zieht sich Bernd Heinen (NASS, Nationaler Ausschuss Sport und Sicherheit) kurz vom Podium zurück. Bis dahin diskutieren im vollen Saal Fanvertreter, Wissenschaftler, Fanprojektleiter und der Sicherheitsbeauftragte des DFB angeregt und kontrovers über das zerrüttete Verhältnis zwischen Polizei und aktiven Fans. Nach einer halben Stunde sind die jeweiligen Positionen abgesteckt. Auf Seiten vieler Stadiongänger hat das Vorgehen der Polizei jegliches Vertrauen in die Staatsmacht geraubt. Diese wiederum beruft sich auf die staatlichen Regeln, denen sie folgt und bemängelt die fehlende Dialogbereitschaft der aktiven Fans. Das Wort hat Prof. Dr. Thomas Feltes (Kriminologe, Bochum), als Heinen zurückkommt, und er begrüßt diesen flapsig mit „Schön, dass Sie wieder da sind“ zurück in der Diskussion. Lacher im Publikum. Der Polizist will das nicht auf sich sitzen lassen und reagiert aufgeregt. Er habe telefonieren müssen, weil Fußballfans aus Köln, Dortmund und Schalke sich prügelten, nun ein Anhänger im Koma liege und vermutlich nicht überleben werde.
Nervöse Unruhe im Saal. Die Sitznachbarin, der Sitznachbar oder man selbst zückt das Smartphone und geht der Sache nach. Es dauert eine gute Viertelstunde, bis das Podium wieder die volle Aufmerksamkeit hat. Wenn der Fankongress 2014 an einem Punkt hätte scheitern können: Das wäre der passende Moment gewesen. Es ging aber weiter.
Sicheres Fankongresserlebnis über Vereinsgrenzen hinweg
13 Monate nach 12:12 und 24 Monate nach dem letzten Fankongress an gleicher Stelle finden sich dieses mal 650 teilnehmende Fans aus 80 Vereinen, 40 Referenten und 50 Pressevertreter im Kosmos an der Karl-Marx-Allee in Berlin ein. „Fanfreundliches Stadionerlebnis: Wie Fans den Fußball wollen“ lautet das Motto. Weiterhin gilt: In den Farben getrennt, in der Sache vereint. Auf den Podien und im Publikum sitzen Menschen nebeneinander, die im Stadion teilweise auch non-verbale Feindschaften pflegen. Doch hier tauscht man sich aus, diskutiert lebhaft, aber auch konstruktiv. Die Atmosphäre ist friedlich. Das DFL-Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ hat Spuren hinterlassen. Anders als 2012, als man auch mal den Blick in Fankulturen jenseits der Landesgrenze wagte, kreist die Veranstaltung dieses mal um das Stadionerlebnis in Deutschland.
Video: http://www.youtube.com/watch?v=0MY0uONrr7s
Nachdem Helmut Spahn, inzwischen Executive Director ICSS und früher Sicherheitsbeauftragter beim DFB, ein paar Worte zur Begrüßung an die Fans richtet, verteilen sich die Gruppen in fünf Räumen. Fünf Themenstränge gilt es zu bearbeiten. Im Themenstrang 1 „Der Ausrichter: Der Verein & seine Mitglieder“, moderiert von Jochen Grotepaß (Perspektive FCK), geht es zu Beginn um „50+1“ und die Werte im Fußball. Zwar sagten je ein Vertreter eines Vereins und der DFL offiziell ab, letztere in Verbindung mit einem Gesprächsangebot, doch DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig mischt sich unter das Publikum und bringt sich aktiv in die lebhafte Diskussion ein. Eine glaubwürdige Bestätigung seines Gesprächsangebots. Darüber hinaus bekräftigt Rettig, dass man daran arbeite, die Schlupflöcher von 50+1 zu beseitigen. Nach der Mittagspause geht es um die Mitbestimmung im Fußballverein. Hier dreht sich vieles um Vereinssatzungen. Ein Thema, dass selten die verdiente Aufmerksamkeit erhält. So lange der Verein oder Kind nicht in den Brunnen gefallen sind, haben viele Vereinsmitglieder dank der Satzung die Möglichkeit, Einfluss auf Verantwortliche oder deren Vorgehen zu nehmen. Als Beispiel ist hier etwa der von den Mitgliedern initiierte Satzungsausschuss beim FCK zu nennen.
Parallel beleuchtet man im Themenstrang 2 „das Stadion als Zuhause“. Das „Heimspiel“ behandelt den Dialog zwischen Offiziellen und Fans und kommt zu dem Ergebnis, dass dieser notwendig sei. Im „Auswärtsspiel“ dreht sich die Diskussion um das gescheiterte St. Pauli-Modell. Aus dieser Erfahrung heraus fordern die Anwesenden, die Einschränkungen für Gästefans zu beenden und die Freigabe aller Fanutensilien zu empfehlen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Hilfe zur Selbsthilfe thematisiert und verspricht Themenstrang 3. Zunächst geht es um die Medienarbeit - um die öffentlichen Debatten rund um die Fußballfans nicht bloß über sich ergehen zu lassen, sondern mitzuprägen. Hilfestellung liefert die deutsche Übersetzung des Medienguides der Football Supporters Europe (FSE), die die Teilnehmer mitnehmen können und derzum kostenlosen Download bereitsteht. Die AG Fananwälte stellt im zweiten Teil die rechtlichen Möglichkeiten für Fans vor. Nicht nur das systematische Beschneiden von Grundrechten bei Fans, auch das Thema Stadionverbote zwingt Fans zu rechtlichen Auseinandersetzungen, vor denen man sich nicht scheuen sollte. Hier gilt es, nicht locker zu lassen. Der Rechtsweg verbaut manchmal Fußballfans zwar den Spaß am Spiel, er ermöglicht ihn von Fall zu Fall aber auch.
Zwei weitere Vertreter der zahlreich anwesenden FCK-Fans (insgesamt waren 21 vor Ort) wirken aktiv im Themenstrang 4 zum Thema Fanarbeit und Fanprojekt mit. Niklas von der Frenetic Youth erklärt, wo die Probleme beim Fanprojekt in Kaiserslautern lagen und wie mehrere Gruppen einen Neustart mit neuen Mitarbeitern erreichten. Es braucht Zeit und viel individuelle Arbeit vor Ort, um von Seiten der Fanprojekte eine Unterstützung der Fanszene zu erhalten und eine moderierende Funktion einnehmen zu können. Hier fordert man, dass dies dauerhaft möglich sein muss. Hilfreich könnte auch, analog zu der Handhabung in Familien, ein Zeugnisverweigerungsrecht für die Sozialarbeiter sein. So könnte auch ein Gerichtsverfahren die auf Vertrauen basierende Zusammenarbeit nicht sabotieren. Bei der kritischen Auseinandersetzung zur Zukunft der Fanvertretung beteiligt sich FCK-Fanvertreter Sebastian Scheffler (Perspektive FCK). Auch basierend auf den Erfahrungen in Dresden, Mainz und Gelsenkirchen unterstreicht man, dass Fankultur kein Konsumgut sei, sondern mitgestaltet werden muss.
Abseits oder am Rand des Profiligen spielen zahlreiche Traditionsvereine im Fußball mit. Nicht nur die zweiten Mannschaften sorgen dabei für Irritationen, sondern auch hausgemachte Probleme. Der Themenstrang 5 thematisiert diese „Probleme im Schatten der 'Großen'“. Sehr zum Gefallen der Fans beteiligt sich Andreas Rettig auch bei der Frage „Warum sich viele Vereine zwischen Insolvenz und Bedeutungslosigkeit entscheiden müssen“ und schnell wird klar, dass Reform- und Handlungsbedarf besteht. Dissenz besteht allerdings bei Richtung und Ansatz der Reformen.
Erschwerter Dialog zwischen Fans und Polizei
Am Nachmittag folgt die bereits erwähnte Diskussion „Fußballfans und Polizei“ im großen Plenum. 90 Minuten Dialog, wo doch eigentlich ein Dialog unrealistisch ist. Erschwerend kommt hinzu, dass auf dem Podium etablierte Polizeikräfte mitreden. Die erlebnisorientierte Fraktion der Menschen in Grün, die jüngst in Kaiserslautern nicht zwischen Fan und Fanbetreuung unterscheiden konnte oder wollte, ist nicht zugegen. Immerhin zeigt sich der Direktor beim Polizeipräsidenten Hans-Ulrich Hauck, zuständig für das Olympiastadion, betroffen über die Behandlung der BVB-Fans rund um das Pokalfinale 2013 von Seiten der Polizei und signalisiert nicht nur Bereitschaft zum Gespräch, sondern auch zur Nachbereitung dieser oder anderer Vorkommnisse. Viele Fußballfans nehmen das wohlwollend zur Kenntnis. Doch aufgrund der jüngeren Vergangenheit betrachtet man es als Notwendigkeit eine Vermittlerebene durch Fanbeauftragte und Fanprojekte zu etablieren, bis ein Dialog wieder möglich wird.
Zu Beginn des zweiten Tages gehen die Veranstalter auf die Vorkommnisse in Köln ein und distanzieren sich von einer Gruppe von Fans, an die man nicht mehr herankommt. Wie leider zu erwarten war, überlagert die mediale Berichterstattung zum gewalttätigen Konflikt einiger weniger seitdem die Meldungen zum friedlichen Fankongress, den deutlich mehr Beteiligte mitgestalten. Das prangert auch Andreas Rettig in seinem Grußwort an, der sich eine ausführlichere Berichterstattung zum Kongress wünscht und die Organisatoren und Fans zu dieser Veranstaltung beglückwünscht. Er stellt die finanzielle Förderung für Projekte, die sich gegen Rechts engagieren, in Aussicht und beschließt seine Rede mit einer deutlichen Positionierung gegen Nazis. Um dieses Thema dreht sich auch die finale Diskussion „Auf den Rängen: Hier bestimmen wir“. Darin fehlt es allerdings an Kontroverse. Lange debattiert man einträchtig rund um die Selbstregulierung in den Kurven. Der antirassistische Grundkonsens, der dem Fankongress innewohnt, führte allerdings dazu, dass manche Szenen der kompletten Veranstaltung fernbleiben. Das Konfliktpotential mit einem Vertreter der sich selbst als unpolitisch positionierenden Gladbacher Kurve hält sich in Grenzen, da dieser die Arbeit gegen Homophobie, Rassismus und Diskriminierung als Folge eines gesunden Menschenverstands versteht. Fanforscher Gerd Dembowski belässt es bei Andeutungen, dass die Vorkommnisse in Aachen, Duisburg oder Braunschweig, wenn die Selbstregulierung ad absurdum geführt wird, nur den Vorgeschmack geben für unangenehme Entwicklungen in den nächsten Jahren. Als Fazit bleibt, dass auch in den Kurven die Selbstregulierung ohne eine Hilfe von außen nicht funktioniert.
Nach einer Mittagspause erfolgt dann die Abschlusspräsentation, in der die Verantwortlichen der Themenstränge eine Zusammenfassung präsentieren und diese mit einer Feststellung beschließen. Hier sind zwar nur noch etwa ein Drittel der Fans zugegen. Doch die Ergebnisse und Folgerungen der zwei Tage sind auch so schon auf dem Weg in die jeweilige Vereine. Möglicherweise wird es wieder zwei Jahre dauern, bis die unterschiedlichen Szenen erneut zum Fankongress zusammenkommen und es wieder heißt: „Schön, dass Sie wieder da sind.“ Bis dahin gilt es, vor Ort und in den übergreifenden Organisationen (Unsere Kurve, Pro Fans oder auch BAFF) am „fanfreundlichen Stadionerlebnis“ zu arbeiten. Wenn wir uns das aus der Hand nehmen lassen, wäre das Thema Fankultur wohl erledigt.
Video: http://www.youtube.com/watch?v=Su9YXbxGlzM
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Offizielle Internetpräsenz zum Fankongress 2014
- Pressemitteilung: 700 Fans diskutierten über die Zukunft des Fußballs
- Bundesweiter Pressespiegel zum Fankongress
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)
Danke für den ausführlichen Bericht.
Leider zeigt aber die Verlinkung auf die Vorfälle rund um das Union Spiel die offensichtliche Eindimensionalität der geführten Diskusion (das ist mein persönlicher Eindruck)!
Leider zeigt aber die Verlinkung auf die Vorfälle rund um das Union Spiel die offensichtliche Eindimensionalität der geführten Diskusion (das ist mein persönlicher Eindruck)!

Es ist doch wohl eher der Geilheit auf Randalebilder der Medien zu verdanken, das dieses Thema so in den Vordergrund gestellt wird.
Genauso aktuell ist - mit der geplanten Ausgliederung des HSV Profifußballs - da Thema 50+1, das JochenG moderierte.
Ich finde es immer wieder erschreckend wie schnell alle Fußballfans aus den Kurven in den Topf "gewaltbereite" Hools geworfen werden. Auch aus dem eigenen Lager.
Genauso aktuell ist - mit der geplanten Ausgliederung des HSV Profifußballs - da Thema 50+1, das JochenG moderierte.
Ich finde es immer wieder erschreckend wie schnell alle Fußballfans aus den Kurven in den Topf "gewaltbereite" Hools geworfen werden. Auch aus dem eigenen Lager.
Zuletzt geändert von Mac41 am 21.01.2014, 13:47, insgesamt 1-mal geändert.
Hasta la Victoria - siempre!
Solange sowas vorfällt wird sich nix ändern!
http://www.rp-online.de/sport/fussball/zweiteliga/fc-schalke-04-gegen-1fc-koeln-fan-schwebte-nach-ausschreitungen-in-lebensgefahr-aid-1.3972629
http://www.rp-online.de/sport/fussball/zweiteliga/fc-schalke-04-gegen-1fc-koeln-fan-schwebte-nach-ausschreitungen-in-lebensgefahr-aid-1.3972629
Es gab schon immer Gewalt und es wird sie immer geben! Das ist sehr schlimm, ist aber in allen Schichten und in sämtlichen Lebensbereichen so - also leider auch beim Fußball.
Was einzelne Idioten, den Fußball als Plattform nutzen, damit zu tun haben, dass tausende jedes Wochenende unter Generalverdacht gestellt werden, das verstehe ich nicht.
Wir leben in einem Rechtsstaat, jeder, der etwas verbotenes tut, soll dafür bestraft werden. Dafür gibt es Verfolgungsbehörden wie Polizei und Staatsanwaltschaft und Gerichte. In allen Lebenslange gilt die Unschuldsvermutung - solange nichts bewiesen ist, gilt man als unschuldig. Solange jemand nichts getan hat, gilt er als unschuldig (wer einmal einen Stalker hatte und gegen diesen vorgehen wollte, weiß, was ich meine).
Nur bei den Fußballfans, da ist das anders. Da werden ganze Gruppen unter Generalverdacht gestellt, Persönlichkeitsrechte eingeschränkt und Strafen ausgesprochen, obwohl die Ermittlungen noch nicht einmal begonnen haben, geschweige denn ein Verfahren abgeschlossen ist.
Und wenn dann noch die Fälle bekannt werden, in denen Polizisten völlig überzogen mit Pfefferspray sprühen, Schlagstöcke einsetzen oder auf am Boden liegende Fans einprügeln und man davon weder etwas im Polizeibericht noch in der Presse liest, geschweige denn dass Verfahren gegen die Polizisten eingeleitet werden - dann frage ich mich, wie man der "Jugend von heute" klar machen soll, dass die Polizei eigentlich etwas Gutes ist (was sie aus meiner Sicht auch ist, nur nicht beim Fußball) und dass man Konflikte nicht mit Gewalt lösen soll...
Was einzelne Idioten, den Fußball als Plattform nutzen, damit zu tun haben, dass tausende jedes Wochenende unter Generalverdacht gestellt werden, das verstehe ich nicht.
Wir leben in einem Rechtsstaat, jeder, der etwas verbotenes tut, soll dafür bestraft werden. Dafür gibt es Verfolgungsbehörden wie Polizei und Staatsanwaltschaft und Gerichte. In allen Lebenslange gilt die Unschuldsvermutung - solange nichts bewiesen ist, gilt man als unschuldig. Solange jemand nichts getan hat, gilt er als unschuldig (wer einmal einen Stalker hatte und gegen diesen vorgehen wollte, weiß, was ich meine).
Nur bei den Fußballfans, da ist das anders. Da werden ganze Gruppen unter Generalverdacht gestellt, Persönlichkeitsrechte eingeschränkt und Strafen ausgesprochen, obwohl die Ermittlungen noch nicht einmal begonnen haben, geschweige denn ein Verfahren abgeschlossen ist.
Und wenn dann noch die Fälle bekannt werden, in denen Polizisten völlig überzogen mit Pfefferspray sprühen, Schlagstöcke einsetzen oder auf am Boden liegende Fans einprügeln und man davon weder etwas im Polizeibericht noch in der Presse liest, geschweige denn dass Verfahren gegen die Polizisten eingeleitet werden - dann frage ich mich, wie man der "Jugend von heute" klar machen soll, dass die Polizei eigentlich etwas Gutes ist (was sie aus meiner Sicht auch ist, nur nicht beim Fußball) und dass man Konflikte nicht mit Gewalt lösen soll...
Schade, dass der gute Bericht vom Fankongress mit dem Mist der in Köln abgelaufen ist in einen Topf geworfen wird.
Andreas Rettig hat in einem Interview gegenüber 11 Freunde ziemlich deutlich erklärt, was er von der medialen Berichterstattung am Samstag und Sonntag hielt. Ebenso wie auch bei seiner Rede am Sonntag vormittag.
Und ein klein wenig darf man sich auch mal freuen, wenn aus seinem Munde so etwas zu lesen ist:
Das ganze Interview findet sich hier: http://www.11freunde.de/interview/dfl-c ... eln?page=1
Andreas Rettig hat in einem Interview gegenüber 11 Freunde ziemlich deutlich erklärt, was er von der medialen Berichterstattung am Samstag und Sonntag hielt. Ebenso wie auch bei seiner Rede am Sonntag vormittag.
Und ein klein wenig darf man sich auch mal freuen, wenn aus seinem Munde so etwas zu lesen ist:


Das Programm des Kongresses war vielfältig. Welche Veranstaltung ist bei Ihnen besonders hängengeblieben?

Ich fand die Gespräche zum Thema »50+1« bemerkenswert. Da wurde kontrovers diskutiert, auf allerhöchstem Niveau. Das hat mich beeindruckt und mich in meiner Meinung bestätigt, dass hier durchweg engagierte und kluge Köpfe am Werk waren. Beim Thema »50+1« wollte ich noch einmal verdeutlichen, dass DFL und Fanszene grundsätzlich einer Meinung sind. Wir haben uns in dieser Frage sogar verklagen lassen und setzen alles daran, dass diese Regel bleibt. Ich glaube, das war vielen bislang nicht ganz klar.

Das ganze Interview findet sich hier: http://www.11freunde.de/interview/dfl-c ... eln?page=1

Und trotzdem: Was sollen die Ordnungskräfte gegen sich in der Masse versteckende Quertreiber unternehmen? So lange die Chaoten von den anderen "Fans" gedeckt werden, bleibt nichts weiter übrig, als erst einmal alle zu kontrollieren usw... Ja, dass ist eine Art Generalverdacht... Gibt es derzeit Alternativen dazu? Und wenn ja, wie sollen diese aussehen? Ich denke eher, wenn man die Zügel lockerer oder ganz weg lässt, dann wird es auf den Tribünen sowie vor und nach dem Spiel nicht friedlicher, sondern die neue Freiheit würde genüsslich ausgenutzt!
Wen ein paar ausführlichere Gedanken meinerseits interessieren: http://t.co/pv2NSICVnc
Wen ein paar ausführlichere Gedanken meinerseits interessieren: http://t.co/pv2NSICVnc

Eigentlich lese ich solche Blogs sehr gerne.
Hier kommen aber wohl leider alle Stammtischparolen zu diesem Thema vor, die es je gegeben hat. Etwas Objektivität oder zumindest mal versuchen zu analysieren, was die "Chaoten" antreibt würde dem Eintrag mehr Würze geben.
Meine Meinung.
Gewalt in unserer Gesellschaft ist omnipräsent.
Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass es beim größten Volkssport hin und wieder zu Gewalt kommt. Nicht nur von den so häufig gescholtenen Ultras. Auf der An- und Abreise knallt es regelmäßig, in jeder Stadt, unabhängig davon, welcher Couleur von Fan. Das ist übrigens keine Modeerscheinung. Wer in den 80er Jahren schon ins Stadion marschierte, dürften Namen wie Die Blutwiese, Hamburger Hill oder Wedau Grab ein Begriff sein.
Ich verherrliche die Gewalt nicht, aber häufig tut man so, als wäre es etwas Neues in der Gesellschaft und im Fußball.
"Chaoten", die ein Fankongress ins Leben rufen.
"Chaoten", die regelmäßig für karitative Zwecke spenden.
"Chaoten", die in Sachen Pyro eine einvernehmliche Lösung finden wollten.
"Chaoten", die damals 12:12 ins Leben gerufen haben. Übrigens mit einer vereinsübergreifenden Kooperation verfeindeter Kurven. Wie die Stimmung ohne diese "Chaoten" aussehen würde, hat man 2012 gesehen/gehört.
Die "Chaoten-Liste" lässt sich weiterführen. Mir ist es zu bequem, Menschen -womöglich ohne Hintergrundwissen- als Verbrecher, Taliban oder eben Chaoten abzustempeln.
Wie man arbiträr Stadionverbote verteilt, durfte ich gestern wieder erfahren. Ein 11-jähriger wurde mit einem SV belegt, da er beim CL-Spiel S04-PAOK in der Meute stand. Zurzeit ist deshalb reichlich Post unterwegs. Begründungen lauten: Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung, Widerstand, Landfriedensbruch. Zum Teil gehen die Briefe an DK-Inhaber, die bei diesem Spiel mehrere Blöcke vom Geschehen weg standen. Oder Käufer einer Tageskarte, die diese weitergegeben haben und nun von der Polizei Post bekommen. Landfriedensbruch: Wie hätte sich jemand noch aus der Gruppe, von der zweifellos Straftaten ausgingen, entfernen können?
Widerstand: Der beginnt anscheinend schon dann, wenn man einen schwingenden Knüppel abwehrt, oder zu spät Platzmacht für die Plizei, in einem vollbesetzten Block.
Ist das alles noch gerechtfertigt?
Ist es dann noch verwunderlich, wenn nach solchen Vorkommnissen einige erst recht über die Stränge schlagen. Thema Solidarisierungseffekt!
Wer kontrolliert eigentlich die Polizei?
Okay nu is aber gut. Ab in die Kneipe.
Schönes Wochenende in die Pfalz.
Hier kommen aber wohl leider alle Stammtischparolen zu diesem Thema vor, die es je gegeben hat. Etwas Objektivität oder zumindest mal versuchen zu analysieren, was die "Chaoten" antreibt würde dem Eintrag mehr Würze geben.
Meine Meinung.
Gewalt in unserer Gesellschaft ist omnipräsent.
Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass es beim größten Volkssport hin und wieder zu Gewalt kommt. Nicht nur von den so häufig gescholtenen Ultras. Auf der An- und Abreise knallt es regelmäßig, in jeder Stadt, unabhängig davon, welcher Couleur von Fan. Das ist übrigens keine Modeerscheinung. Wer in den 80er Jahren schon ins Stadion marschierte, dürften Namen wie Die Blutwiese, Hamburger Hill oder Wedau Grab ein Begriff sein.
Ich verherrliche die Gewalt nicht, aber häufig tut man so, als wäre es etwas Neues in der Gesellschaft und im Fußball.
"Chaoten", die ein Fankongress ins Leben rufen.
"Chaoten", die regelmäßig für karitative Zwecke spenden.
"Chaoten", die in Sachen Pyro eine einvernehmliche Lösung finden wollten.
"Chaoten", die damals 12:12 ins Leben gerufen haben. Übrigens mit einer vereinsübergreifenden Kooperation verfeindeter Kurven. Wie die Stimmung ohne diese "Chaoten" aussehen würde, hat man 2012 gesehen/gehört.
Die "Chaoten-Liste" lässt sich weiterführen. Mir ist es zu bequem, Menschen -womöglich ohne Hintergrundwissen- als Verbrecher, Taliban oder eben Chaoten abzustempeln.
Wie man arbiträr Stadionverbote verteilt, durfte ich gestern wieder erfahren. Ein 11-jähriger wurde mit einem SV belegt, da er beim CL-Spiel S04-PAOK in der Meute stand. Zurzeit ist deshalb reichlich Post unterwegs. Begründungen lauten: Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung, Widerstand, Landfriedensbruch. Zum Teil gehen die Briefe an DK-Inhaber, die bei diesem Spiel mehrere Blöcke vom Geschehen weg standen. Oder Käufer einer Tageskarte, die diese weitergegeben haben und nun von der Polizei Post bekommen. Landfriedensbruch: Wie hätte sich jemand noch aus der Gruppe, von der zweifellos Straftaten ausgingen, entfernen können?
Widerstand: Der beginnt anscheinend schon dann, wenn man einen schwingenden Knüppel abwehrt, oder zu spät Platzmacht für die Plizei, in einem vollbesetzten Block.
Ist das alles noch gerechtfertigt?
Ist es dann noch verwunderlich, wenn nach solchen Vorkommnissen einige erst recht über die Stränge schlagen. Thema Solidarisierungseffekt!
Wer kontrolliert eigentlich die Polizei?
Okay nu is aber gut. Ab in die Kneipe.

Schönes Wochenende in die Pfalz.
"Der Skandal fängt an, wenn die Polizei ihm ein Ende bereitet." - Karl Kraus
Nachbetrachtung:
Kritischer Moment im Stadion
Es ist noch keine zwei Wochen her, als sich in Berlin eine Sternstunde der Fankultur ereignete. Mehr als 700 Fans von 80 deutschen Fußballklubs diskutierten ein Wochenende lang über sich und ihren Platz in der Welt. Was hängen blieb, war die Botschaft: Sie wollen diese Welt aktiv mitgestalten. Sie wollen, dass der Fußball bunt und stimmungsvoll bleibt, dass er sich nicht vollends der Kommerzialisierung ausliefert, dass er Gewalt und Rassismus keine Chance gibt.
...
Die Fußballfans als solche gibt es natürlich nicht. In den Stadien halten sich vermutlich genau so viele Anständige, aber auch genau so viele Halbseidene und Hirnrissige auf wie draußen im richtigen Leben. Deshalb ist es auch so absurd, zu glauben, man könnte die Welt verbessern, wenn man die Kurven befriedete. Es geht nur umgekehrt.
...
Nun scheint sich aber eine Teilgruppe aus Ultras herauszubilden, die gezielt Gewalt provoziert, sich gewissermaßen klassisch hooliganistisch verhält.
Diese Gruppe zieht wiederum die längst verschwunden geglaubten Alt-Hools um die 40 Jahre an, und mit ihnen gewinnen auch rechtsradikale Strömungen wieder an Einfluss. Alles Schlechte aus zwei Generationen scheint sich hier zu verbinden.
Der Fußball wird nie in einer heilen Welt stattfinden. Für ihn geht es jetzt darum, die akuten Probleme schonungslos zu benennen und gleichzeitig die vernünftigen Kräfte zu stärken. Damit die nächste Generation der Stadiongänger sich nicht der falschen Seite anschließt.
Kompletter Artikel bei der SZ
Kritischer Moment im Stadion
Es ist noch keine zwei Wochen her, als sich in Berlin eine Sternstunde der Fankultur ereignete. Mehr als 700 Fans von 80 deutschen Fußballklubs diskutierten ein Wochenende lang über sich und ihren Platz in der Welt. Was hängen blieb, war die Botschaft: Sie wollen diese Welt aktiv mitgestalten. Sie wollen, dass der Fußball bunt und stimmungsvoll bleibt, dass er sich nicht vollends der Kommerzialisierung ausliefert, dass er Gewalt und Rassismus keine Chance gibt.
...
Die Fußballfans als solche gibt es natürlich nicht. In den Stadien halten sich vermutlich genau so viele Anständige, aber auch genau so viele Halbseidene und Hirnrissige auf wie draußen im richtigen Leben. Deshalb ist es auch so absurd, zu glauben, man könnte die Welt verbessern, wenn man die Kurven befriedete. Es geht nur umgekehrt.
...
Nun scheint sich aber eine Teilgruppe aus Ultras herauszubilden, die gezielt Gewalt provoziert, sich gewissermaßen klassisch hooliganistisch verhält.
Diese Gruppe zieht wiederum die längst verschwunden geglaubten Alt-Hools um die 40 Jahre an, und mit ihnen gewinnen auch rechtsradikale Strömungen wieder an Einfluss. Alles Schlechte aus zwei Generationen scheint sich hier zu verbinden.
Der Fußball wird nie in einer heilen Welt stattfinden. Für ihn geht es jetzt darum, die akuten Probleme schonungslos zu benennen und gleichzeitig die vernünftigen Kräfte zu stärken. Damit die nächste Generation der Stadiongänger sich nicht der falschen Seite anschließt.
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