Alles rund um die Stimmung auf "Deutschlands höchstem Fußballberg", bei Auswärtsspielen und in anderen Stadien.

Beitragvon BernddasBrot2 » 10.12.2012, 16:14


Sicherlich kennen viel noch die Stimmung aus den Stadien von der Insel, bevor sie der Konsum zu Tempelstätten der Begegnung unter Freunden gemacht hat.
Was erst passiert, wenn ganze Fangruppen aus den Stadien verbannt sind, kann hier im Bericht aus 11 Freunde nachgelesen werden.
Das schlimme daran ist, erst nach zwanzig Jahren steigen die dort dahinter, was man aus ihrem Sport gemacht hat.

Arsenal-Fans protestieren gegen astronomische Preise
Oh, Johnnies!


Für viele Fans sind Premier-League-Tickets schon seit langem unbezahlbar. Nun mehren sich kritische Stimmen in England. Beim FC Arsenal protestiert die »Black Scarf«-Bewegung gegen die Preispolitik der Vereinsbosse und die zunehmende Kommerzialisierung des Klubs.

In Fankreisen des FC Arsenal kursiert seit einiger Zeit ein amüsanter E-Mail-Dialog. Er hat vor einigen Wochen stattgefunden und beginnt mit einer Nachricht aus der Arsenal-Ticketabteilung: »Sehr geehrter Herr xy, der Arsenal Football Club freut sich, Ihnen oder Ihrer Firma ein hervorragendes Angebot zu machen.« Danach folgt eine Liste mit Ticketpreisen für Logen und exklusive Suiten. Der Verein bietet zum Beispiel zwölf Dauerkarten in der Box 90 für einen Paketpreis von 81.627,50 Pfund oder der zehn Plätze in Box 43 für 71,585 Pfund an. Wem das zu teuer ist: Es gibt auch Einzeltickets für diese Boxen, sie kosten 5775 Pfund.

Der Empfänger dieser E-Mail ist ein Arsenal-Anhänger, der nie um dieses Angebot gebeten hat, aber vom Klub aus irgendeinem Grund als potenzieller Luxus-Kunde eingestuft wurde. Er antwortet flapsig: »Oh, ja, wie sieht's denn mit 25 Plätzen aus?« Der Mitarbeiter des Ticket-Services wittert das große Geschäft: »Rufen Sie mich doch bitte an. Wir haben auch noch andere Angebote!«

Der Fan ruft nicht an. Im Gegenteil, er verstrickt den Mitarbeiter in einen absurden E-Mail-Dialog, der nach einigem Hin und Her damit endet, dass der Fan zugibt, kein Geld für ein solches Angebot zu haben, aber anbietet, für eine Dauerkarte bei eventuellen Malerarbeiten an der Stadionfassade mitzuhelfen. »So wie damals in Highbury«, schreibt er. Spätestens hier merkt der Service-Mitarbeiter, dass der Anhänger ihn zum Narren gehalten hat. Der Fan beendet den Dialog mit diesen Worten: »Senden Sie mir nie wieder Emails, in denen Sie mir ach so fantastische Benefits anbieten, wenn ich Fan vom FC Arsenal werde. Ich sage Ihnen was: Ich bin Fan seit 40 Jahren. Ich bin durch ganz Europa gereist, um diesen Klub zu sehen, aber ich werde heute keinen Penny mehr zahlen, um vom Klub angelogen und abgezogen zu werden.«

Eine Antwort hat er danach nicht mehr erhalten. (...)

Weiter: http://www.11freunde.de/artikel/arsenal ... che-preise
Zuletzt geändert von Thomas am 10.12.2012, 16:27, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Textauszug eingefügt (siehe Forumsregeln).
... und wenn du glaubst es könnte nicht schlimmer werden, lass mal TH machen, der zeigt DIR wie es noch schlimmer werden wird.



Beitragvon paulgeht » 11.12.2012, 02:12


Ja, vielleicht sind das ganz zarte Pflänzchen die dort beginnen zu wachsen. Auch in England wird man festgestellt haben, dass selbst bei so hohen Ticketpreisen einzelne - ich nutze jetzt den gängigen Duktus - gewaltbereite Fans nicht auszuschließen sind. Rassistische Beleidigungen und der Münzwurf auf Ferdinand während des Manchester-Derbys stehen da in einer ganzen Reihe solcher Vorfälle.

Spätestens mit der öffentlichen Abbitte von Politik, Medien und Polizei, die das Bild der Vorfälle rund um die Hillsborough-Katastrophe zurecht rücken und aufzeigen, dass eben kein gewaltbereiter Mob über 90 Menschenleben auf dem Gewissen hat, schaffen vielleicht eine neue Sicht auf die Dinge? Was dort mit dem Taylor-Report unter der Thatcher Regierung losgetreten wurde, sieht man heute. Und es bleibt die berechtigte Frage, ob die gesamte Entwicklung, vor allem in den Folgejahren, nicht doch nur unter dem Deckmantel der Sicherheit passierte (Parallelen dürfen erkannt werden).

Auch in England wird irgendwann vielleicht auffallen, dass sich Klubs als seelenlose Hüllen prostituieren, deren Vereinsfarben und -wappen wechsel- und austauschbar sind, je nach Geschmack des asiatischen, arabischen oder US-amerikanischen Investors (in Cardiff soll(te) ja angeblich bald der rote Drache, statt des blauen Vogels im Wappen fliegen, weil es in Asien besser ankommt).

Auch in England wird man irgendwann vielleicht merken, dass, wenn auch eine geringe Zahl von Fußballbegeisterten Wochenende für Wochenende mit billigen Chartermaschinen in die deutschen Fußballstadien fliegen und möglicherweise wird man irgendwann in England feststellen, dass die wahren Fußballfans, die nicht mehr bereit sind (auch weil sie es nicht mehr können) jeden Preis für ein Ticket zu zahlen, in den Pubs sitzen when saturday comes, oder sich ganz abgewendet haben und ihr Glück im Amateurfußball finden. Die Frage ist, ob das die, die die Entscheidungsgewalt haben, stört.

Wenn sich jetzt immer mehr Fangruppen, die sich abwendeten, langsam quasi vor den Stadien lautstark protestieren, kann das nur hilfreich sein. Zu hoffen bleibt, dass es immer mehr werden.

Auch, dass der englische Fußball in absehbarer Zeit vor einem ernsten Problem stehen wird, weil junge Talente fehlen und/oder gegen die hochbezahlten und teuer eingekauften ausländischen Stars keine echte Einsatzchance bekommen, wird vielleicht das Umdenken fördern.

Die Zeiten in denen ein mehr oder minder begabtes Talent mit Namen Beckham sich auch noch großartig selbst verkaufen und inszenieren konnte, sind wohl erstmal vorbei. Jetzt stellt er sich in Unterwäsche ja in jedem dritten Werbespot zur Schau - auch eine Art der Prostitution.

Und wenn wir hier dann noch aufhören, den englischen Fußball immer wieder zu verklären und zu dem machen wollen, was er längst nicht mehr ist, dann wird man in der Premier League vielleicht irgendwann merken, dass man an einem Wendepunkt angekommen ist. Und vielleicht überdenkt man dann doch nochmal bei aller Schadenfreude über das verloren Heimfinale der Bayern, ob das nicht doch Werbung in falscher Sache war und an diesem Abend die falsche Mannschaft und der falsche (nicht im taktischen Sinne) Fußball gewonnen hat.

Zuviel Träumerei? Wer weiß, vielleicht spielen bei uns auf dem Berg bald auch keine Roten Teufel mehr, sondern blaue Bären... weil es bei der russischen Oberschicht so gut ankommt.
Zuletzt geändert von paulgeht am 11.12.2012, 10:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon VandeCholtiz » 11.12.2012, 10:26


Der viel gelobte und bewunderte englische Fussball ist der Tod der Fankultur. Sitzplätze, Verbot von Fahnen und Bannern, Überteuerte Preise, keine Stimmung in den Stadien (seit Jahren nimmt diese ab!)

Das ist der Fussball, den die DFL haben will. Sitzplätze, jeder sitz brav im Stadion rum, die Tickets beginnen ab 50€ aufwärts. Man will mit dem Produkt Fussball so viel Geld wie möglich rausholen. Was interessiert ein Tradtionsverein? Was interessieren die Fans? Es geht nur um den Erfolg und der ist halt meistens nur mit Geld möglich. Wenn ich bedenke, wir zahlen pro Stehplatz 10 € und schaue dann mal nach Gelsenkirchen wo man 25 € mittlerweile zahlt (Gästestehplatz).

In Spanien ist es so extrem, dass die Stadien nicht mehr ausverkauft sind, da keiner für ein Ticket 70 € zahlen kann/will.
Schorle und Bier



Beitragvon boccajunior » 11.12.2012, 13:23


Was soll man sich aufregen in der 3. Liga sieht man doch schon wo es hingeht nur noch die zweite Garde der großen Klubs die eigentlich niemand sehen will und daher keine Fans. Wenn jetzt noch die Stehplätze wegfallen und die Preise explodieren haben nur noch Bayern, Dortmund und die Schalker ne volle Hütte. Alle anderen krebsen dann halt mit 10 Tsd+x rum. Von Liga 2 will ich dann gar nicht anfangen aber FSV Frankfurt gegen Jahn Regensburg schauen sich dann auch nur noch 2 Tsd. verrückte an.
Signatur schenk ich mir



Beitragvon paulgeht » 11.12.2012, 13:44


weil es so passend zum Thema ist, hier ein Auszug:

"In England haben die Fans das Feiern verlernt"

Aus Protest gegen zu wenig Mitspracherecht und zu hohe Ticketpreise haben Fans von Manchester United einen eigenen Verein gegründet, den FC United Of Manchester. Vorsitzender Andrew Walsh ist sich sicher: Eifert die Bundesliga der Premier League nach, stirbt die deutsche Fankultur.

Neidisch schauen die englischen Fußball-Anhänger auf die Fans der Bundesliga, auf diese hüpfenden und grölenden Menschenmassen, auf ihre Choreografien, die sich über ganze Stadionblöcke erstrecken. Mancher tritt sogar regelmäßig die Reise nach Deutschland an, um endlich wieder richtige Stadionatmosphäre zu erleben. Doch zuletzt machte sich bei den Engländern Verwunderung breit: Wo waren die schreienden Anhänger, wo das bunte Meer aus Schals, Bannern und Händen?

[...]

"Wir waren überrascht, was da in Deutschland los ist. Eine beeindruckende Aktion der Fans", sagt Andrew Walsh, Vorsitzender des englischen Siebtligisten FC United of Manchester. "Dass sich Anhänger derart Aufmerksamkeit verschaffen können: Davon kann man im englischen Profifußballl nur noch träumen."

In der Premier League sind die von den deutschen Fans befürchteten Szenarien seit über zwei Jahrzehnten real. Als Reaktion auf die Hillsborough-Katastrophe, bei der 1989 auf grauenvolle Weise 96 Fußball-Fans ums Leben gekommen waren, hatte die britische Regierung die Stehplätze in den Stadien abgeschafft und stattdessen teure, personalisierte Sitzplatz-Tickets eingeführt. Zudem schrieb der damalige Liga-Verband seinen Vereinen Alkohol- und Pyrotechnikverbote vor.

[...]


Link: http://www.spiegel.de/sport/fussball/fc ... 71909.html
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Beitragvon VandeCholtiz » 11.12.2012, 14:34


paulgeht hat geschrieben:weil es so passend zum Thema ist, hier ein Auszug:

"In England haben die Fans das Feiern verlernt"

Aus Protest gegen zu wenig Mitspracherecht und zu hohe Ticketpreise haben Fans von Manchester United einen eigenen Verein gegründet, den FC United Of Manchester. Vorsitzender Andrew Walsh ist sich sicher: Eifert die Bundesliga der Premier League nach, stirbt die deutsche Fankultur.

Neidisch schauen die englischen Fußball-Anhänger auf die Fans der Bundesliga, auf diese hüpfenden und grölenden Menschenmassen, auf ihre Choreografien, die sich über ganze Stadionblöcke erstrecken. Mancher tritt sogar regelmäßig die Reise nach Deutschland an, um endlich wieder richtige Stadionatmosphäre zu erleben. Doch zuletzt machte sich bei den Engländern Verwunderung breit: Wo waren die schreienden Anhänger, wo das bunte Meer aus Schals, Bannern und Händen?

[...]

"Wir waren überrascht, was da in Deutschland los ist. Eine beeindruckende Aktion der Fans", sagt Andrew Walsh, Vorsitzender des englischen Siebtligisten FC United of Manchester. "Dass sich Anhänger derart Aufmerksamkeit verschaffen können: Davon kann man im englischen Profifußballl nur noch träumen."

In der Premier League sind die von den deutschen Fans befürchteten Szenarien seit über zwei Jahrzehnten real. Als Reaktion auf die Hillsborough-Katastrophe, bei der 1989 auf grauenvolle Weise 96 Fußball-Fans ums Leben gekommen waren, hatte die britische Regierung die Stehplätze in den Stadien abgeschafft und stattdessen teure, personalisierte Sitzplatz-Tickets eingeführt. Zudem schrieb der damalige Liga-Verband seinen Vereinen Alkohol- und Pyrotechnikverbote vor.

[...]


Link: http://www.spiegel.de/sport/fussball/fc ... 71909.html


Guter Bericht. Die englischen Fans beneiden uns um unsere Stadionatmosphäre. Ich habe ehrlich gesagt auf englische Verhältnisse keine Lust. Deshalb ist es so verdammt wichtig, dass morgen das total in die Hose geht :!: :!:
Schorle und Bier



Beitragvon Stimpy001 » 11.12.2012, 14:39


Danke Paul fürs einstellen, sehr guter Artikel.
Leider wird ihn hier wohl kein verantwortlicher lesen oder verstehen.
Auch wenn ich Hesse bin, so weiß ich wo guter Fussball gespielt und gelebt wird.

Wenn Du dich im dunkeln vor den Spiegel stellst und dreimal hintereinander "bunter Blumenstrauß" sagst, dann kannst du es ganz leise in Duisburg lachen hören!

Gegen Alleinherrscher wie Becca



Beitragvon paulgeht » 11.12.2012, 21:59


Ich kann die Einwände der Hillsborough-Gruppenvorsitzenden nicht ganz verstehen. Gerade jetzt. Was aber vergessen wird: In England stehen die meisten doch trotzdem in den Stadien, oder nicht?

Stehplätze in England: Fan-Verband hofft auf Pilot-Projekt

In Deutschland schlägt die Diskussion über Sicherheit derzeit hohe Wellen. Als ultimatives Schreckgespenst wird hin und wieder ein Stehplatzverbot ins Gespräch gebracht, das auch ein Großteil der Klubverantwortlichen bislang jedoch tunlichst vermeiden will. In England sind Stehplätze in Folge der Katastrophe von Hillsborough 1989 per Gesetz aus den Stadien verbannt. Es formen sich jedoch Initiativen, die eine Wiedereinführung erreichen wollen.

Wie die BBC am Dienstag berichtet, versucht eine Fan-Organisation, die Politik für ein Pilot-Projekt zu gewinnen, bei dem ein erster Versuch der Wiedereinführung in kleinem Rahmen durchgeführt werden soll. Die Football Supporters' Federation (FSF) ist sich sicher, dass das Projekt zeigen würde, dass Fußball inzwischen auch im Stehen auf sichere Art und Weise verfolgt werden kann. Nach der Tragödie von Hillsborough 1989, als 96 Anhänger des FC Liverpool ums Leben kamen, wurden Stehplätze in Folge des sogenannten Taylor-Reports aus den Arenen der beiden oberen Profiligen verbannt. Seit 1994 muss in der Premier League gesessen werden.

Der Beginn einer Entwicklung, die für viele zum schleichenden Niedergang der Fankultur in englischen Stadien geführt hat. Neidisch schauen Fans aus dem Mutterland des Fußballs deshalb mitunter nach Deutschland. Neue Stadien, in denen Stehen erlaubt ist, tolle Atmosphäre, erschwingliche - im Vergleich mit dem englischen Profi-Fußball nahezu spottbillige - Ticketpreise:

[...]

"Seit der Einführung der reinen Sitzplatzstadien hat sich die Fan-Erfahrung beträchtlich verbessert. Ein vielschichtigeres Publikum besucht Premier-League-Spiele, darunter mehr Frauen und Kinder." Auch Polizei und Sicherheitskräfte hätten eindeutig bestätigt, dass die Situation in den Stadien nun besser zu steuern sei.

Was für ein sensibles Thema die Stehplätze auf der Insel sind, zeigt auch die Reaktion der Vorsitzenden der "Hillsborough Family Support Group", die weiterhin für die Rechte der Hinterbliebenen der Katastrophe von 1989 kämpft. "Es gibt 96 Gründe, warum es nicht erlaubt sein sollte. Stehen sollte niemals wieder zurückkehren", erklärte Margaret Aspinall, deren Sohn in Hillsborough ums Leben kam: "Ich fühle mich beleidigt, dass diese Kampagne Zuwächs erhält, während Menschen weiterhin um Gerechtigkeit für Hillsborough kämpfen."


Link: http://www.kicker.de/news/fussball/intl ... ojekt.html
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Beitragvon satisfactory » 21.01.2013, 19:18


Passt hier zwar nur bedingt rein, aber war gerade etwas überrascht zu lesen, dass es in England eine Ultragruppierung gibt.

Lesenswert:

http://www.turus.net/sport/7115-crystal-palace-vs-bolton-wanderers-ultras-in-england-es-gibt-sie-doch.html


Filmchen:
http://www.youtube.com/watch?v=7HeJe8GC024
"Der Skandal fängt an, wenn die Polizei ihm ein Ende bereitet." - Karl Kraus




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