Die Aufstiegschancen des FCK sind trotz des 2:1-Sieges über Darmstadt nur noch theoretischer Natur. Dafür schließen die Roten Teufel die Saison als beste Heimmannschaft ab. Nach diesem Spiel allerdings ist das nur schwer zu glauben.
Eigentlich soll es in einer solchen Analyse nur ums Spiel gehen. Nicht ums Ausdiskutieren der fast nur noch theoretischen Möglichkeiten, die den 1. FC Kaiserslautern am 34. Spieltag noch Platz 3 erklimmen lassen könnten. Und auch nicht, wie schon so oft in dieser Saison, um das VAR-Gedöns, das diesmal insbesondere nach zwei Szenen längere Spielunterbrechungen verursachte: Die in der 14. Minute, die zum Elfmeter und zum 1:1 durch Marlon Ritter führte. Und die in der 32. Minute, als ein Darmstädter Treffer wegen Abseits wieder zurückgenommen wurde.
Auch wenn die endgültigen Entscheidungen diesmal beide zugunsten des FCK fielen, sollte fairerweise dennoch festgestellt werden: Beide Male hätte in die eine, aber auch in die andere Richtung geurteilt werden können. Diese Einschätzung wird durch die sich hinziehenden Beratungen eines Kölner Kellergerichts weder gerechter noch ungerechter. Vermiest aber vor allem den Zuschauern im Stadion das Live-Erlebnis Fußball.
Sieben Minuten Nachspielzeit? Ache sagt Danke
Diesmal sorgten die Verzögerungen bereits in der ersten Hälfte für sieben Minuten Nachspielzeit. Und die nutzte Ragnar Ache, um quasi mit dem Pausenpfiff das 2:1 für die Seinen zu erzielen. Vorausgegangen war ein weiter Abschlag von Darmstadt-98-Schlussmann Marcel Schuhen, den Filip Kaloc deswegen recht locker retournieren konnte, weil der leibhaftig anwesende Schiedsrichter dem ebenfalls ballnah postierten Fraser Hornby die Sicht versperrte. Hanslik legte Ache anschließend passgenau auf den Schussversuch.
Das hat jetzt auch nicht wirklich was mit Spielanalyse zu tun, aber: Kuriositäten wie diese setzten nun einmal die Höhepunkte in diesem Spiel. Zu nennen wäre da vor allem noch Julian Krahls Bock, der bereits in der 3. Minute zum Führungstreffer der Gäste führte. Wie schon in der Vorwoche in Karlsruhe versuchte sich der FCK-Keeper an einem haarsträubenden Aufbaupass durch die Mitte, der beim Gegner landete. Diesmal brachte er Killian Corredor in Position, dessen Schuss aus 16 Metern Krahl danach zwar parierte, gegen Luca Marseilers Abstauber aber war er machtlos. Später wäre dem Torsteher ums Haar noch ein weiterer Fehler dieser Art unterlaufen. Vor allem die Hypertoniker unter den FCK-Fans werden ihn verflucht haben.
Langweilig? Die Trainer finden ihre eigene Sprache
Ansonsten aber durften die 49.088 Zuschauer hauptsächlich sich selbst feiern, denn die Atmosphäre auf dem Betzenberg war einmal mehr einzigartig. Der Unterhaltungswert der Partie dagegen war bescheiden. Wofür die beiden Trainer Florian Kohfeldt und Torsten Lieberknecht hinterher wirklich gekonnte diplomatische Sprachregelungen fanden: Beide lobten den Einsatzwillen ihrer Jungs und konstatierten, lediglich "inhaltlich" nicht immer so zufrieden gewesen zu sein. So kann man es natürlich auch sagen.
"Inhaltlich" wäre aus FCK-Sicht festzuhalten, dass Lieberknecht seine Startelf gegenüber der Vorwoche nur auf einer Position verändert hatte. Für Frank Ronstadt kam Jean Zimmer, der die rechte Außenbahn beackerte. Die Entscheidung hatte womöglich mit Trainingseindrücken zu tun, wie Lauterns Trainer sie ohnehin am liebsten anführt.
Vielleicht aber auch mit der Tatsache, dass Zimmer "mehr Verteidiger" ist als Ronstadt und in Kohfeldts 4-2-3-1-Formation links offensiv stets ein Spieler aufläuft, der "mehr Stürmer" ist als das, was die vorangegangenen Gegner Karlsruhe und Schalke da aufboten. Zimmer holte unter anderem den Elfer raus, der zum 1:0 führte, leitete später mit einer Blutgrätsche ins Leere aber auch zu unbedarft einen Konter des Gegners ein.
Mehr Flanken ja, aber keine, die ankamen
Vorne setzte der Coach wieder aufs Triangel Ache-Hanslik-Yokota, wobei über weite Strecken der ersten Hälfte Hanslik zurückgezogener agierte als der Japaner, der Position des zweiten Stürmers einnahm - und mit einem schönen Schlenzer aus halbrechter Strafraumposition, der nur knapp am langen Pfosten vorbeistrich, für eines der wenigen fußballerischen Highlights auf FCK-Seite sorgte.
Ansonsten war zwar zu erkennen, dass die Roten Teufel sich mühten, mehr Flanken aus dem Spiel heraus auf Kopfballmonster Ache zu schlagen. Die technische Ausführung aber zähle zu den "inhaltlichen" Dingen, die Lieberknecht ansprach. Denn diese Flanken fielen meist hinter Ache hinunter. Vor allem Redondo, der in der ersten Hälfte die linke Seite bearbeitete, kann das eigentlich besser.
Wechsel in der Pause: MR7 raus, Viererkette rein
In der Pause ließ der Trainer Ritter in der Kabine, weil er ihn als Gelb-Rot-gefährdet ansah. Er brachte Florian Kleinhansl, zog Luca Sirch neben Kaloc ins Mittelfeld und ließ seine Elf nun im gleichen 4-2-3-1 auftreten wie sein Gegenüber. Das führte für eine ganze Weile zu einer fast vollkommenen Erstarrung des Spiels. Von dem die Darmstädter augenscheinlich mehr hatten, doch sie hatten auch einem Rückstand hinterher zu rennen. Wirklich gefährlich aber waren die Lilien fast nur nach ruhenden Bällen.
Mit dem Kopf weggefegt wurden diese in erster Linie von Jannis Heuer. Der Innenverteidiger mutierte so nicht nur zu Lauterns Bestem, hinterher profilierte er sich zudem als treffender Analyst: "Ich glaube, dass wir häufig das Problem hatten, dass wir den langen Ball vorne nicht festmachen konnten. Einerseits weil die Bälle unpräzise waren, aber auch, weil wir die Zweikämpfe verloren haben. Wir hatten dann auch Lücken im Zentrum und so hat Darmstadt Oberwasser bekommen. Am Ende ist hinten aber nichts angebrannt." Besser kann man es nicht sagen.
Turnaround ist geschafft, trotzdem bleibt nur Mini-Chance
Dass vorne kaum noch Bälle behauptet werden konnten, lag auch daran, dass nach 66 Minuten Faride Alidou für Yokota kam. Und der zeigte, freundlich ausgedrückt, dass er noch längst nicht in dieses Team integriert ist. Dazu, dass "am Ende hinten nichts anbrannte", leistete Sirch seinen Beitrag, indem er sich in der Schlussphase doch wieder ganz hinten einreihte, so dass seine Elf dieses 2:1 über die Zeit zittern konnte.
Ach wenn es "inhaltlich" am Ende einiges zu bemängeln gibt: Ergebnistechnisch hat der FCK den Turnaround geschafft, der mit dem Trainerwechsel angestrebt wurde. Sieben Punkte aus drei Spielen nach zuvor nach drei Niederlagen in Folge wahren eine Aufstiegschance, die freilich nur noch theoretisch vorhanden ist. Selbst wenn das Spiel in Karlsruhe ebenfalls gewonnen worden wäre, wären die Roten Teufel, wenngleich nicht ganz so krass, am letzten Spieltag von Ergebnissen auf anderen Plätzen abhängig. Die "Mission Aufstieg" in nur vier noch ausstehenden Spielen zu schaffen war von vorneherein optimistischer dargestellt worden, als sie tatsächlich war - und, ja, irgendwo ja auch noch ist.
"Lieberknecht-Fußball"? Gibt's erst nächste Saison
Und wie "Lieberknecht-Fußball" am Betzenberg aussehen wird, dazu lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nichts sagen. Denn um einen solchen entwickeln, hatte der Trainer noch gar keine Zeit. Insofern muss es aktuell noch nicht übertrieben werden mit "inhaltlicher" Kritik.
Drum halten wir uns auch mit den Grafiken kurz. Die Timeline der "expected Goals" sieht Lautern vorne. Dafür sorgt aber hauptsächlich Ritters Elfmeter.
Die Positions- und Passgrafik des FCK: Sirch, zeitweise vorgezogen, war wieder mal Dreh- und Angelpunkt.
Zum Vergleich die Passmap der Lilien: ziemlich linkslastig.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer
Weitere Links zum Thema:
- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage