2:2 im Pfalz-Baden-Derby. Ein Remis, aber kein schiedlich-friedliches. Nutzt KSC weniger als FCK, war hart umkämpft. Treffer fielen immer dann, wenn der Gegner eigentlich besser im Spiel war. Eben typisch für diese Zweite Liga.
Es hatte ja wirklich gut angefangen für den 1. FC Kaiserslautern. Nach zehn Minuten hatten die Roten Teufel bereits zwei Tor-Aktionen zu verzeichnen. Erst konnte KSC-Keeper Max Weiß ein 17-Meter-Geschoss Daniel Hansliks nicht festhalten. Den Abpraller schnappte sich Ragnar Ache, doch war der Winkel zu spitz, als dass er ihn verwerten konnte. Kurz darauf landete ein Eckball vor den Füßen Filip Kalocs, der das Leder am Kasten des Karlsruher SC vorbeilöffelte.
Was dabei besonders Hoffnung machte: In diesen Szenen schien sich anzudeuten, dass die Gastgeber doch einen Tick nervöser in diese Partie gestartet waren. Es ging ja auch um einiges. Der Sieger hätte einen gewaltigen Sprung Richtung Aufstiegsplätze gemacht. Aber wie es halt so geht im Fußball und erst recht in der Zweiten Liga dieser Spielzeit: Solche Eindrücke können sich in nur wenigen Sekunden komplett verflüchtigen.
Lautern startet gut, aber KSC trifft
10. Minute: Karlsruhes David Herold tritt die erste Ecke, der 1,75 Meter große Louey Ben Farhat kommt vollkommen frei zum Kopfball. FCK-Keeper Julian Krahl klärt mit irrem Reflex, aber seine Mitspieler bekommen das Leder nicht aus der Gefahrenzone. Am Fünfmeterraum sichert Marvin Wanitzek die Kugel erneut, flankt, Ben Farhat darf nochmal köpfen - und diesmal ist der Ball im Tor.
Und nun? Entwickelt sich ein Spiel, das augenscheinlich einigermaßen ausgeglichen anmutet, in dem die Aktionen der Badener aber klarer strukturiert wirken. Die Pfälzer offenbaren weiterhin besorgniserregende Schwächen nach ruhenden Bällen. Leon Jensen köpft eine Freistoß-Flanke Wanitzeks knapp am Tor vorbei, Nicolai Rapp darf später das gleiche tun, Krahl kann ein Hinterhaltsgeschoss von Dzenis Burnic nur wegfausten. Ob der VAR den möglichen Treffer wegen einer vorangegangenen Abseitsstellung Herolds kassiert hätte? Wer weiß das schon.
KSC wird stärker, aber Lautern trifft
Die Lautrer hingegen treten so auf, wie es ihr Trainer Torsten Lieberknecht später in der Pressekonferenz beschrieb: "Mit Ball waren wir in der Eröffnung insgesamt zu langsam, um mal mehr Tiefe und vor allem Tempo reinzubekommen." Da hilft es auch nicht, dass man sich ein leichtes Plus an Ballbesitz erarbeitet.
Doch was muss in diesem zwingend unlogischen Liga-Alltag als nächstes folgen, wenn der Gegner im Grunde besser im Spiel ist? Richtig: Der Treffer fällt auf der anderen Seite. Jan Elvedi murmelt eine Ecke von Marlon Ritter über die Torlinie.
Lieberknecht hatte übrigens die gleiche Startelf wie zu seinem Debüt gegen Schalke (2:1) aufgeboten, verschob diese allerdings ein wenig. Ritter spielte, wie in unserem Gegner-Check unter der Woche vermutet, weiter zurückgezogen. Daisuke Yokota schob sich dafür noch weiter nach vorne. Zeitweise war der Japaner war sogar zweite Spitze neben Ache, dafür ließ sich Hanslik zurückfallen. Eine variable Dreier-Offensive also, wie sie auch Markus Anfang schon praktizierte.
Mein lieber Knecht: Linksfuß rechts, Rechtsfuß links
Überraschend dagegen: Lieberknecht ließ seine Außenbahnspieler in der ersten Hälfte "seitenverkehrt" auftreten. Frank Ronstadt beackerte die Seitenlinie links, Kenny Redondo rechts. Welche Überlegung da dahintergesteckt haben könnte? Wir vermuten mal, der Coach sah in Linksfuß Redondo den besseren Gegenspieler für Rechtsfuß Wanitzek, der von der linken Seite oft in die Mitte zieht. Guter Gedanke eigentlich, allerdings: Dass Wanitzek einmal mehr Karlsruhes überragender Offensivakteur war, ließ sich dadurch nicht verhindern.
Nach der Pause wechselten Redondo und Ronstadt wieder auf ihre angestammten Positionen. Und Keeper Krahl bescherte dem Lautrer Anhang gleich mal einen Herzinfarkt-Moment, in dem er einen viel zu fahrigen Aufbaupass auf Sechser Kaloc im Zentrum spielen wollte. In diesen funkte Wanitzek hinein. Der passte auf Ben Farhat, und der scheiterte aus halblinker Position an Krahl, der somit eindrucksvoll demonstriert hatte, warum er im Tor spielt und nicht im Feld.
Erst hat Ache die Chance, dann trifft Jung
Nach 54 Minuten dann eine Szene, mit der die Betze-Buben den Kick auf ihre Seite ziehen könnten. Yokotas ihr Dai dreht sich frei, marschiert durchs Mittelfeld, passt nach rechts auf Hanslik. Der flankt direkt und flach auf Ache, und der haut den schwer anzunehmenden Ball leider nur über die Latte.
Und was folgt nun, da der FCK endlich ins Spiel zu kommen scheint? Richtig: Der KSC trifft erneut. 57. Minute: Yokota bedrängt nach einem zu kurz abgewehrten Angriff Wanitzek nicht energisch genug, der köpft in die Mitte, Redondo ist ebenfalls nicht bei der Sache, Badens Oldie Sebastian Jung prügelt den Ball durch Krahls Beine hindurch ins Netz.
Seine Mannschaft habe nicht das Optimum herausgeholt, bestätigte Torsten Lieberknecht hinterher. Aber auch: "Die Jungs sind mental stark, das haben sie schon gegen Schalke bewiesen, als wir nach drei Niederlagen in Serie gewaltig Druck auf dem Kessel hatten." Und eben diese mentale Stärke zeigen sie nun einmal mehr.
Hanslik eröffnet den offenen Schlagabtausch
64. Minute: Jannis Heuer chippt die Kugel aus dem linken Halbfeld in die Sturmmitte, Hanslik steigt hoch und bugsiert sie mit einer lehrbuchmäßigen Kopfdrehung ins Netz. Das sieht so spielerisch leicht aus, dass man sich unweigerlich fragt: Warum klappt das nicht öfter so?
Es folgte eine Schlussphase, für die die beliebte Phrase vom "offenen Schlagabtausch" endlich mal mit Recht benutzt werden darf. Fast eine halbe Stunde lang ging's im Wildpark rauf und runter, Hypertoniker hatten hoffentlich ihre Blutdruckpillen griffbereit. Denn da beharkten sich zwei Teams nach Kräften, leidenschaftlich und mit hoher Intensität, aber auch jederzeit anfällig für den Fehler, der auf die Verliererstraße führt.
Fairerweise muss gesagt werden: Die klareren Tor-Aktionen in diesem Infight hatten die Gastgeber. Wanitzek und der eingewechselte Marcel Beifus kamen frei vor Krahl zum Schuss, brachten das Spielgerät aber nicht im Tor unter.
Frische Impulse von der Bank? Nicht beim FCK
Bei Lautern hingegen klappte es einmal mehr nicht mit den berühmten Impulsen, die zu vorgerückter Stunde von der Bank kommen sollten. Erst kamen Tobias Raschl und Aaron Opoku für Ritter und Hanslik, später Leon Robinson und Mika Haas für Yokota und Ronstadt. Einen "Boost" bewirkte keiner dieser Wechsel, eher das Gegenteil. Raschl musste sogar Sekunden vor Schluss nochmal Almamy Toure Platz machen. Da aber vermuten wir nicht die berühmte "Höchststrafe", als die solche Fälle meist empfunden werden. Sondern einfach nur, dass der Trainer vor dem finalen Eckball des Gegners nochmal einen kopfballstarken anstelle eines kleineren Spielers in die Schlacht werfen voll, um nicht noch mit dem Schlusspfiff den Abschluss zu riskieren.
Unterm Strich minimiert dieses Remis im Aufstiegsrennen die Chancen des KSC stärker als die des FCK. Im Grunde aber gilt für beide: Das nächste Spiel gewinnen - und dann mal gucken, wie die anderen gespielt haben. Entschieden ist noch nichts. Torsten Lieberknecht ist nach wie vor überzeugt, dass es für den FCK am 34. Spieltag in Köln zu einem Endspiel kommt. Wäre ja nicht das erste Mal.
xG-Timeline bestätigt: KSC hatte die besseren Chancen
Zu den Grafiken: Die xG-Timeline bestätigt unseren subjektiven Eindruck. Die Chancen der Karlsruher waren insgesamt von besserer Qualität. "Bundesliga.de" verkündet mit 3,68 : 1,99 sogar ein noch klareres xG-Ergebnis.
Die Passmap des FCK: Sieht ein bisschen sehr geknäult aus, liegt aber wohl daran, dass viel geswitcht wurde. Wenn einer mal links, mal rechts spielt, so wie Redondo (Nr. 11) und Ronstadt (26), bildet die Software seinen Spot am Ende in der Mitte ab.
Die Passmap der Karlsruher: Das sieht wesentlich breiter aus. Dank der Schienenspieler Jung (Nr. 2) und Herold (20), die ihre Positionen permanent hielten. Und Jensen (6) gibt als Dreh- und Angelpunkt einen vorbildlichen Sechser ab.
Zum Abschluss die Übersicht über die Passkombinationen. Dass die drei Abwehrspieler den meisten Ballbesitz hatten, ist nichts Ungewöhnliches. Interessanter ist, wie viele Bälle Kaloc auf den sich rechts oder mittig vor ihm anbietenden Yokota spielte. Das ist doch schon mal gut. Nicht so gut: Wie wenig Ache von außen bekam. Wieder mal.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer
Weitere Links zum Thema:
- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage